Verwaiste Hotellobbys und leere Betten:Würzburger Hotels kämpfen derzeit mit den Folgen der Corona-Pandemie. Laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt ist die Zahl der Übernachtungen trotz der lockeren Beschränkungen über die Sommermonate weiterhin rückläufig.
"Vor allem die touristischen Übernachtungen fehlen", berichtet Christian Seynstahl, Referent der Regionalentwicklung der IHK Würzburg-Schweinfurt. Allein in Würzburg sei die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Inland im Vergleich zum Jahr 2019 um 75 Prozent eingebrochen. "Bei Besuchern aus dem Ausland sogar um 90 Prozent", sagt Seynstahl.
Für die gesamte Region Mainfranken weise die amtliche Statistik rund 1,2 Millionen Übernachtungen in der ersten Jahreshälfte auf. "Im Vergleich zu den Halbjahreszahlen für das Vor-Corona-Jahr 2019 entspricht dies einem Rückgang um 59 Prozent", so Seynstahl weiter. Zwar bleiben Übernachtungsgäste durchschnittlich vier Tage länger in der Region als vor Ausbruch der Corona-Pandemie, jedoch könnte das die generell gesunkene Auslastung der Betten bei weitem nicht ausgleichen.
Gute Stimmung bei Hotels auf dem Land
"Wir haben einen der besten Augustmonate der vergangenen Jahre", sagt Daniela Michel, Direktorin des Best Western Hotel Polisina in Ochsenfurt. Sie ist froh, dass ihr Geschäft momentan wieder läuft, denn Michel hielt ihr Hotel, wie viele andere Hoteliers, über die Pandemie sieben Monate lang geschlossen. Während der Juni und Juli noch eher verhalten gewesen seien, was die Übernachtungen betrifft, müsse man derzeit sogar Gästen absagen. "Wir haben 400 Übernachtungen mehr als geplant in diesem Monat", sagt Michel.
Auch für den September sehe es derzeit noch gut aus. "Im Herbst werden viele Tagungen gehalten. Derzeit sind auch alle Tagungsräume belegt." Dennoch bereiten ihr die steigenden Infektionszahlen Sorge. "Was die kommenden Monate angeht, herrscht eine dauerhafte Ungewissheit." Niemand könne mit Gewissheit sagen, wie sich die Lage entwickelt.
Lukas Strohofen ist Inhaber des Hotels und Restaurants Ritter Jörg in Sommerhausen. Er hat sich erst vor zwei Jahren selbstständig mit dem Hotel gemacht. Einen Großteil dieser Zeit hat er im Lockdown verbracht. "Zwischenzeitlich hatte ich länger geschlossen als geöffnet, seitdem ich dieses Hotel betreibe." Er freut sich daher besonders, dass er wieder Gäste bei sich empfangen darf.
"Vor allem am Wochenende kommen viele Gäste mit dem Fahrrad vorbei und suchen eine Bleibe außerhalb von Würzburg." Strohofers Eindruck: Viele Gäste fühlen sich draußen auf dem Land wohler, hinsichtlich Menschenmassen und einer vermeintlich geringeren Ansteckungsgefahr.
Stadthotellerie schwer getroffen
Auch Sabine Unckell vom Hotel Würzburger Hof ist der Meinung, dass es Stadthotels in der Pandemie härter getroffen hat. Für sie waren die vergangenen Monate eine Berg- und Talfahrt. Ihr Hotel hätte ohne die Überbrückungshilfen des Staates die Krise nicht überstanden. Dennoch plagen sie weiterhin existenzielle Ängste, "weil man nicht sicher ist, wie es denn weiter geht." Trotzdem: "Ich muss aber auch mal ein Lob für unseren Staat aussprechen, trotz der oft wenig verständlichen Bestimmungen, hat er uns am Leben erhalten und Versprechen halten können."
Unckell betreibt neben ihrem Hotel in Würzburg ein zweites in Nürnberg. Ihr Resümee: "Je größer die Stadt, umso schwieriger ist das Geschäft." In den Metropolen seien Messen, Tagungen, Kongresse ausgefallen und die Zimmerpreise daher im Keller. In kleineren Städten mit kulturellem Angebot, wie in Würzburg, würden Touristen bei ihr das Defizit ausgleichen, so Unckell. Sie blickt mit Sorge auf die nächsten Monate und hofft, dass sie ihre Hotels nicht wieder schließen müsse. Unckell ist sich sicher: "Bei den Vorbereitungen, die durch alle Hoteliers getroffen wurden, sind unsere Gäste sicher."
"Im Moment profitieren die Landhotels eher als die Stadthotels", erklärt Anette Hollerbach, stellvertretende Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA). Stadthotels, die meist auf Tagungen und Reisebüros ausgerichtet seien, haben es derzeit schwer. "Dieser Sektor ist komplett eingebrochen."
Bahnstreiks, ausgefallene Festivals und Kulturveranstaltungen oder der Umbau des Mainfrankentheaters, hindern die Menschen daran in die Stadt zu gehen, meint Hollerbach. Aber auch darüber hinaus habe sich "Urlaubs- und Freizeitverhalten der Menschen in den letzten drei Jahren verändert." Es ziehe immer mehr Touristen raus aufs Land, weshalb dort derzeit Hochkonjunktur in der Hotellerie und Gastronomie herrsche.
"Wir wissen aber auch, dass Videokonferenzen kein Dauerzustand sind." Sie glaubt, dass Geschäftsreisende wieder kommen und in die Tagungshotels zurückkehren werden. Von der Politik wünscht sich die stellvertretende Kreisvorsitzende, dass Hotels unter Auflagen für Touristen und Geschäftsreisende offen bleiben. "Wenn sich jeder an die Hygienevorschriften hält, klappt es auch nachweislich."