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Würzburg
Weihnachten hinter Gittern: So erlebt ein Gefangener der JVA Würzburg das zweite Fest im Knast
Wie wird Weihnachten im Gefängnis gefeiert und werden dort auch Geschenke verteilt? Ein Gefangener berichtet, wie er das zweite Weihnachtsfest in der JVA Würzburg verbringt.
Weihnachten hinter Gittern. Ein Einblick in die JVA am Friedrich-Bergius-Ring in Würzburg. Vereinzelt hängt Weihnachtsschmuck an der Decke als Versuch, etwas weihnachtliche Stimmung im Gefängnis zu verbreiten.
Foto: Benjamin Brückner | Weihnachten hinter Gittern. Ein Einblick in die JVA am Friedrich-Bergius-Ring in Würzburg. Vereinzelt hängt Weihnachtsschmuck an der Decke als Versuch, etwas weihnachtliche Stimmung im Gefängnis zu verbreiten.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 26.12.2023 02:50 Uhr

Normalerweise würde Peter A. an den Festtagen seinen Weihnachtsanzug aus dem Schrank holen und sich gemeinsam mit seinem Vater im Partnerlook vor den Fernseher setzen. Zusammen würden sie dann Weihnachtfilme schauen, "am liebsten 'Kevin allein zu Haus', den mag ich am meisten" und die besinnliche Zeit genießen. In diesem Jahr bleibt ihm nur das Bild, das an einer Pinnwand in seinem Zimmer hängt, als Erinnerung an die Familientradition.

Denn Peter A. sitzt seit 19 Monaten im Gefängnis, erst in der Justizvollzugsanstalt Bayreuth, im Mai dieses Jahres wurde er in die JVA Würzburg überstellt. Seinen echten Namen möchte er nicht nennen. Im Gefängnis sehen die Weihnachtstage ganz anders aus als in Freiheit, sagt er. "Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Geselligkeit – das fällt hier weg." Das vergangene Weihnachtsfest in Bayreuth beschreibt der Anfang 20-Jährige als "trist, monoton und unspektakulär". Lediglich viel Freizeit habe er über die Feiertage gehabt, denn dann würde auch das Arbeiten in den Gefängnissen wegfallen.

Besuch auch in Weihnachtszeit möglich, Geschenke verboten

Über die Feiertage bis zum 8. Januar bleiben die Arbeitsstätten in der JVA Würzburg geschlossen, dann herrscht Betriebspause. Der Ablauf in dieser Zeit unterscheide sich deutlich vom regulären Betrieb im restlichen Jahr, erklärt Ullrich Mann, Leiter der Justizvollzugsanstalten Würzburg und Schweinfurt. Auf den Stationen gehe es ruhiger zu und die Gefangenen würden mehr Zeit in ihren Hafträumen verbringen.

Statt 6 Uhr beginnt der Gefängnisalltag zur Weihnachtszeit erst eine Stunde später. Auf das Frühstück folgen dann verschiedene Freizeitangebote, die von ehrenamtlichem Personal sowie Beamtinnen und Beamten auf den Stationen individuell organisiert werden. Gemeinsames Plätzchenbacken, Kartenspielabende oder Turniere im Bankdrücken. 

Klaus Müller (links) und Ullrich Mann erklären, wie Weihnachten hinter Gitter gefeiert wird.
Foto: Benjamin Brückner | Klaus Müller (links) und Ullrich Mann erklären, wie Weihnachten hinter Gitter gefeiert wird.

Auf Letzteres freut sich Peter A. besonders. Noch mehr aber auf den Besuch seiner Eltern. "Sie kommen mich um die Weihnachtszeit besuchen", freut sich der Anfang 20-Jährige.  Plätzchen oder Geschenke dürfen sie ihm aber nicht mitbringen. Das ist im Gefängnis verboten, wie Klaus Müller, Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes erklärt.

Und auch sonst gelten strenge Weihnachtsregeln in der JVA. Beispielsweise ist das festliche Schmücken der eigenen Zelle nicht erlaubt. Auch ein Weihnachtsbaum findet man in der Zelle nirgends – auch nicht aus Papier. "Da muss man vorsichtig sein, weil da nichts drin versteckt sein darf", erklärt Müller. Außerhalb der Hafträume auf den Stationen herrsche etwas mehr Feststimmung. Vereinzelt würden Weihnachtsbäume oder Deko aufgestellt. "Das entscheidet aber jede Station für sich und ist nicht allgemein auf alle übertragbar", sagt Mann.

Professionelle Distanz zwischen Personal und Häftlingen trotz Feiertage

So richtige Weihnachtsstimmung komme aber im Gefängnis dennoch nicht auf. Einerseits seien viele Insassinnen und Insassen nicht christlich geprägt und würden daher gar kein Weihnachten feiern, erklärt Mann. Andererseits würden manche die Festzeit auch "einfach verdrängen, weil da Emotionen hochkommen und einige diese nicht zulassen möchten." Spätestens beim jährlichen Gottesdienst, der immer ein paar Tage vor dem eigentlichen Weihnachtsfest stattfindet, würden dann doch bei einigen die Tränen in die Augen schießen.

Auf den einzelnen Stationen der JVA Würzburg haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Weihnachtsdekoration aufgestellt.
Foto: Benjamin Brückner | Auf den einzelnen Stationen der JVA Würzburg haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Weihnachtsdekoration aufgestellt.

Auch Peter A. wird wohl an dem Gottesdienst teilnehmen. Die Weihnachtszeit in der JVA werde für ihn auch beim zweiten Mal nicht leichter, sagt er. Aber einen Trost hat er: Von seiner Zelle aus kann er auf den großen Weihnachtsbaum im Innenhof des Gefängnisses schauen. "Das ist wirklich sehr schön." Und noch etwas hilft ihm über die Weihnachtszeit hinweg: Das nächste Fest wird er wieder Zuhause bei seiner Familie verbringen können.

Für das Personal der JVA Würzburg ändert sich zur Weihnachtszeit im Umgang mit den Sträflingen allerdings nichts. Trotz der besinnlichen Zeit, sitzen die rund 600 Gefangenen in der JVA Würzburg, um eine Strafe abzusitzen. Das heißt: Anders als in Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen, kümmere sich das Personal zur Weihnachtszeit nicht gesondert darum, den Häftlingen eine möglichst schöne Zeit zu bereiten. Wie an allen anderen Tagen im Jahr auch, gehe es vielmehr darum, eine professionelle Distanz zu bewahren, erklärt Müller.

Auch das Personal ist über Weihnachten im Gefängnis

"Nicht jeder vom Personal stellt sich hin und spielt auf der Blockflöte Weihnachtslieder vor", ergänzt Mann. Auf der anderen Seite seien die Beschäftigten aber auch nicht "total abgebrüht" und hätten die Einstellung, dass die Insassen Weihnachten nicht verdient hätten.

Eine kleine Besonderheit gibt es Weihnachten dann aber doch für alle Insassinnen und Insassen: "Am ersten Weihnachtsfeiertag gibt es bei uns Hähnchenkeule mit Blaukraut und Kloß", erklärt Mann. Am zweiten Weihnachtsfeiertag gäbe es dann Rinderbraten mit Gemüse und Nudeln.

Von den 280 Bediensteten der JVA Würzburg, verbringt ein Großteil auch die Weihnachtsfeiertage in der Haftanstalt. "Auch die erleben die Feiertage dann ohne die Familie und Angehörige", macht der JVA Leiter deutlich. Daher sei es ihm wichtig, ihre Arbeit zu würdigen. Deshalb wird einmal im Jahr eine große Weihnachtsfeier für sie organisiert, bei der abseits der Gefängnismauern zusammen gesessen und geplaudert wird.

 
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  • Helga Scherendorn
    da gibt es im Ausland andere Gefängnisse, da darf dann mal zu Recht gejammert werden!
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  • Matthias Braun
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Ich sehe es auch so - man muss schon einiges auf dem Kerbholz haben, um in der JVA zu landen (außer natürlich der Herr Deeg, der natürlich zu Unrecht über die Feiertage hinter schwedischen Gardinen saß), deshalb ist Mitleid mit den Insassen wohl nicht unbedingt angebracht. Und auch eine Weihnachtsamnesie daher nicht nötig. Auch mir tun da eher die Mitarbeitenden leid, die genau wie Pflegekräfte, Polizisten und so viele andere an den Feiertagen ihren Dienst tun und nicht unbeschwert mit ihren Lieben feiern können.
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  • Martin Deeg
    Ihr anbiederndes "Mitleid" will ich weder als "Häftling" (10 Monate zu Unrecht) noch als Polizeibeamter (15 Jahre) oder als Pflegekraft (8 Jahre)!

    Am Rande: Haft bedeutet nicht immer "Strafhaft" - es gibt auch die sogenannte "Untersuchungshaft".
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  • Harald Bach
    Ach, ich würde allen Gefangenen der JVA über die Weihnachtsfeiertage Freigang gewähren und hoffen, dass sie freiwillig zurück kommen ….. Ironie aus!
    Kein Mitleid mit den Insassen…… um bei uns in D eine Haftstrafe ohne Bewährung zu bekommen, muss man schon mächtig viel ausgefressen haben.
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  • Harald Bach
    Ach, ich würde allen Gefangenen der JVA über die Weihnachtsfeiertage Freigang gewähren und hoffen, dass sie freiwillig zurück kommen ….. Ironie aus!
    Kein Mitleid mit den Insassen…… um bei uns in D eine Haftstrafe ohne Bewährung zu bekommen, muss man schon mächtig viel ausgefressen haben.
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  • Martin Deeg
    Sie sollten nicht alles nachplappern, was die BILD-Zeitung behauptet.

    Es reicht einmal Fahren ohne Fahrschein, wenn Sie die Geldstrafe hieraus nicht bezahlen können, sitzen Sie mehrere Monate in einer JVA.
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  • Harald Bach
    Der gute Mann erlebt seine 2. Weihnachten in der JVA . Wegen Fahrens ohne Fahrschein ???? DER is gut. 🤣🤣
    Sie sollten nicht jede Meinung kommentieren, die nicht Ihrer eigenen entspricht. 😉
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  • Martin Deeg
    Ja, Harald, ein Mindestmaß an Abstraktionsfähigkeit habe ich allerdings auch bei Ihnen vorausgesetzt....
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  • Roland Rösch
    Ist doch egal umsonst Sitz keiner ein, höchsten wenn man kostenlos überwintern möchte Heizung.TV.Strom .Wasser .Vollpension alles umsonst.
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  • Matthias Braun
    Umsonst ist der Knast im Normalfall nicht. Gefangene sind verpflichtet in der Regel zu arbeiten im Gefängnis und leisten dadurch einen Beittag.
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  • Martin Deeg
    In dem Zusammenhang darf man ruhig auch erwähnen, dass sich Bayern als einziges Bundesland nicht an der sog. Weihnachtsamnestie beteiligt, bei der bundesweit Menschen, die wegen Diebstahl, Körperverletzung, "Erschleichen von Leistungen" / Schwarzfahren etc. eingesperrt sind, einige Tage oder wenige Wochen vor offiziellem "Haftende" freikommen.

    Dafür hat Bayern es geschafft, dass Tausende (!) Menschen bundesweit unnötig länger im Gefängnis bleiben müssen, mit erheblichen Kosten verbunden, weil sie eine Gesetzesreform verbummeln:

    ..."Eigentlich sollte die Reform bundesweit zum 1. Oktober in Kraft treten. Der Bundestag hat den Stichtag aber nun nachträglich um vier Monate verschoben. Auf den 1. Februar 2024.
    Der Grund: Der Freistaat Bayern hat eingewandt, man schaffe es nicht, die Justiz-IT so schnell umzustellen. Schnell, das hieße in diesem Fall: von Juni bis Oktober. Allzu komplex wirkt die Aufgabe dabei eigentlich nicht."...

    Quelle: Süddeutsche Zeitung, 29.08.2023
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  • Peter Koch
    Ich habe in Sachen JVA nur mit den Leuten Mitleid die dort an den Feiertagen arbeiten müssen anstelle bei ihrer Familie sein zu können.
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  • Martin Deeg
    Bei mir ist es genau umgekehrt.

    Liegt vermutlich daran, dass ich selbst schon Weihnachten inhaftiert war, "zu Unrecht" übrigens, aber egal....
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  • Roland Albert
    Zu Unrecht und dann egal, diese und Ihre anderen Ablassungen muss man nicht immer teilen oder verstehen.
    Gefängnis ist heute Urlaub mit Vollpension und Wellness, nur das die Türen nicht so aufgehen wie gewünscht.
    Jeder der verurteilt ist, hat es sich selbst zuzuschreiben.
    Mein Mitgefühl gilt auch eher dem Personal, das sich mit diesen Verurteilten auseinandersetzen darf und das nicht nur zu Weihnachten, sondern 365 Tage im Jahr.
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  • Martin Deeg
    Das "egal" bezog sich darauf, dass es hier (!) darauf nicht ankommt.

    Ich weiß nicht wie alt Sie sind - aber warum gehen Sie zwingend davon aus, dass Sie niemals selbst im Gefängnis landen könnten?

    In den Justizvollzugsanstalten etc. gibt es jede Menge Menschen, die auch glaubten, mit diesem Thema würden Sie nie konfrontiert, das betreffe ja nur irgendwelche "anderen"....

    Und noch ein Tip: echtes Mitgefühl hat man oder eben nicht - man muss sich da nicht so selbst zur moralischen Instanz erheben und Fantasiewelten schaffen, in denen es die "Guten" und die "Bösen" gibt. Ihr Kommentar sagt ausschließlich etwas über Sie selbst aus.
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  • Roland Albert
    manche lassen sich nichts zu schulden kommen, andere sind unbelehrbar. Deswegen gehe ich für mein Gewissen davon aus, dass ich niemals einfahren werde.
    Untersuchungshaft, Erzwingungshaft, Strafhaft. Alles hat seinen Grund. Auch wenn für manche Personen jeweils andere für die eigenen Unzulänglichkeiten verantwortlich sind.
    Erziehungsdefizit kann man das nennen, oder nichts dazugelernt.
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  • Martin Deeg
    Die Namen Manfred Genditzki, Gustl Mollath, Horst Arnold, Norbert Kuß bitte mal googeln, für den Anfang….
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