Würzburgs Altoberbürgermeister Jürgen Weber kannte Barbara Stamm über ein halbes Jahrhundert lang, war zeitweilig ihr Parteifreund und zeitweilig auch ihr Konkurrent: 1990 traten Weber für die Würzburger Liste und Stamm für die CSU gegeneinander bei der OB-Wahl an, obwohl Weber bis kurz zuvor selbst noch in der CSU gewesen war. Der 77-Jährige, von 1990 bis 2002 OB von Würzburg, erinnert sich im Gespräch an Barbara Stamm.
Jürgen Weber: Ich musste daran denken, dass ich sie vor 14 Tagen noch in einer Stiftungsratssitzung erlebt habe, wo sie bis zum Schluss ausgehalten hat, obwohl sie Schmerzen hatte. Wir hätten Barbara Stamm noch lange gebraucht, sie war in ihren Funktionen überall mit Herzblut dabei. Ich sehe niemanden, der auch nur annähernd das übernehmen könnte, was sie geleistet hat. Man wird sie vermissen.
Weber: Ich habe sie von der ersten Stunde an begleitet, als sie die ersten politischen Schritte gemacht hat. Wir saßen ja damals zusammen am Katzentisch im Stadtrat.
Weber: Das war nach der Kommunalwahl 1972. Damals ist der Stadtrat ausgeweitet worden, von 42 auf 50 Sitze. Der Sitzungssaal hatte aber nur 42 Plätze. Für die acht Neuen, darunter waren wir, hat man die Tischreihen auseinandergezogen und dazwischen einen Tisch gestellt. Dort hatten wir zu sitzen.
Weber: Schon damals ging es ihr immer darum: Wo ist Not? Wo ist etwas notwendig? So wurde mit ihr der erste kommunale Kindergarten auf den Weg gebracht, das hatte ihr am Herzen gelegen. Das erste Würzburger Erziehungsgeld, das erste Spielhaus – überall war sie mit dem Herzen dabei.
Weber: In den vielen Verbänden, in denen sie tätig war, hat sie sich immer mit voller Kraft eingesetzt. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie jemals gesagt hätte: 'Nein ich kann nicht' oder 'Ich will nicht.' Sie war praktisch überall. Ich erinnere mich an die Rumänienhilfe, damals, als Ceausescu weg war: Da ist sie selbst runtergefahren, hat sich vor Ort ein Bild gemacht. Und ihr ist in ihrem Leben nichts geschenkt worden. Sie hat sich die Hochachtung, die sie erfahren hat, völlig selbst verdient. Sie hat sich durchgesetzt, durchgebissen und durchgekämpft.
Weber: Belastet war vor allem das Verhältnis im Umfeld, nicht so sehr zwischen uns beiden. Barbara hat die Frage des Verzeihens mit der Frage des Mich-Verstehens verbunden.
Weber: Sie war so gesellig. Die größte Freude, die man ihr machen konnte, auch in schwierigen Zeiten, war eine gemeinsame Runde Schafkopf. Und sie hat furchtbar gern getanzt. Sie hat eine so große Lebensfreude gehabt!