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Würzburg
Wegen Söder: Würzburger CSU-Stadträtin Wolfinger verlässt Fraktion und Partei
Seit 2014 saß Sabine Wolfinger für die CSU im Würzburger Stadtrat, jetzt kehrt sie Fraktion und Partei den Rücken. Welche Reaktionen es gibt und was die Auswirkungen im Stadtrat sind.
Sabine Wolfinger verlässt die CSU und die Würzburger CSU-Stadtratsfraktion.
Foto: Cronauer | Sabine Wolfinger verlässt die CSU und die Würzburger CSU-Stadtratsfraktion.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:30 Uhr

Kurz vor Jahresende hat es die Würzburger CSU mit einer unerfreulichen Personalie zu tun. Wie am Dienstag bekannt wurde, verlässt die CSU-Stadträtin Sabine Wolfinger sowohl die Fraktion im Rathaus als auch die Partei. Ihre Entscheidung habe Wolfinger ihm am Dienstag übermittelt, teilte CSU-Fraktionschef Wolfgang Roth gegenüber der Redaktion mit. 

Wolfinger habe ihren Austritt mit der Corona-Politik von Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder begründet. "Ich bedauere diese Entscheidung sehr", sagte Roth. Er sei zugleich "menschlich enttäuscht", weil Wolfinger von der Würzburger CSU und der Stadtratsfraktion immer wieder sowohl politische als auch private Unterstützung erfahren habe.

Die Würzburger CSU-Kreisvorsitzende Christine Bötsch äußerte ebenfalls Bedauern und betonte zugleich, dass sie Wolfingers Kritik an Söders Politik nicht teile. Ähnlich äußerte sich OB Christian Schuchardt (CDU): "Ich kann ihre Begründung nicht nachvollziehen."

Wolfinger: Vermisse Weitblick und Handwerkszeug

Gegenüber der Redaktion bestätigte Sabine Wolfinger ihren Entschluss zum Austritt aus Partei und Fraktion zum 31. Dezember und ebenso ihre Beweggründe. "Was Herr Söder mit seiner Corona-Politik mit dem Mittelstand, mit dem Einzelhandel und überhaupt mit den Selbstständigen gemacht hat, das war oft sehr willkürlich und hat mich sehr betroffen gemacht." Insbesondere im zweiten Jahr der Pandemie vermisse sie bei Söders Politik "Weitblick und Handwerkszeug". Wolfinger war als Inhaberin eines Spielwarengeschäftes selbst von Lockdown-Maßnahmen betroffen

In der CSU, deren Mitglied sie seit rund 15 Jahren sei, habe sie sich immer sehr engagiert und die Politik der Partei "über weite Strecken mitgetragen". Seit etwa einem dreiviertel Jahr habe sie jedoch bei sich einen "innerlichen Entfremdungsprozess" festgestellt.

Im Stadtrat, dem sie seit 2014 angehört, wird die 55-Jährige bleiben, künftig dann als fraktionsloses Mitglied. Gemeinsam mit dem ebenfalls fraktionslosen Stadtrat Wolfgang Baumann (ZfW) will sie eine Ausschussgemeinschaft eingehen. Damit können dann sowohl Baumann als Wolfinger ganz regulär Stadtratsausschüssen angehören. Wolfgang Baumann, der bisher nur über Ausschuss-Sitze der Linken in einigen Gremien vertreten ist, bestätigte das geplante Vorgehen. "Ich sehe das als Zweckbündnis", sagte er gegenüber der Redaktion.

Wechsel zu anderer Fraktion oder Partei ist nicht geplant

Auch mittelfristig wolle sie sich keiner anderen Fraktion oder Partei zuwenden, sagte Sabine Wolfinger. "Das strebe ich nicht an. Ich möchte unabhängig mein Mandat wahrnehmen und meine Arbeit fortsetzen." Gleichwohl deutet sich eine gewisse Nähe zur FDP an, deren Mitglied Wolfinger vor ihrem Wechsel zur CSU schon einmal gewesen war. Bei den Liberalen wird sie demnächst ihr Rathaus-Postfach als Stadträtin haben, und auch inhaltlich gibt es wohl Überschneidungen, zum Beispiel in der Verkehrspolitik. Ihre Ansichten dazu habe sie "modifiziert", so Wolfinger.

"Es stehen Entscheidungen und Herausforderungen im nächsten Jahr an, zum Beispiel dieser ganze Themenkomplex 'Besser leben im Bischofshut', da teile ich die Ansicht vom Herrn Spatz sehr." FDP-Stadtrat Spatz unterstützt ebenso wie die anderen Mitglieder der FDP/Bürgerforum-Fraktion die Pläne für eine neue Verkehrspolitik, zu deren Umsetzung sich im Oktober eine neue Rathaus-Koalition gebildet hatte. 

Würzburger CSU verliert Sitz in vielen Ausschüssen

Eine über das Postfach hinausgehende organisatorische Zusammenarbeit mit Wolfinger ist laut Joachim Spatz aber kein Thema. "Frau Wolfinger legt großen Wert darauf, unabhängig zu sein. Diesen Wunsch hat sie dezidiert geäußert, und das sollte man auch akzeptieren." Eine inhaltliche Zusammenarbeit sei "eine andere Geschichte", sagte Spatz auf Anfrage. "Das kann man ja machen."

Für die CSU-Fraktion, die bisher mit 14 Mitgliedern im Stadtrat vertreten war, bedeutet der Austritt Wolfingers nicht nur eine geringere Fraktionsstärke. Zugleich verliert die Fraktion deswegen je einen Sitz in vielen Ausschüssen. Die Sitze wird dann die neue Ausschussgemeinschaft Wolfinger/Baumann wahrnehmen. 

 
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  • FlyByNight
    Ein wenig wundere ich mich über den Idealismus vieler Kommentatorinnen, den sie Politik*ern*innen unterstellen.

    Denken wir an schier unendliche parteiübergreifende "Affairen" , sogar auf den Rücken der Corona Pandemie, so lassen sich auch auf regionaler politischer Ebene Vorteile von Politikerinnen erkennen. Und sei es nur durch lukrative Grundstücksgeschäfte.
    Dass dies so ist, ist doch ein alter Hut.

    "Politik: die Führung öffentlicher Angelegenheiten zu privatem Vorteil."

    Ambrose Gwinnett Bierce

    (1842 - 1914), genannt Bitter Pierce, US-amerikanischer Journalist und Satiriker
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  • Zeder
    Frau Wolfinger ist einfach nur zu ungeduldig. In zwei Wochen macht Söder wieder den Drehhofer und alles ist wieder anders …
    Erst spaltet die Impfpflicht, jetzt vereint sie … Je nach Stimmungslage und politischer Opportunität..
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  • vascodagama
    Bravo. Eine Frau mit Rückgrat....
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  • germue
    Interessant wäre ja zu erfahren, welche private Unterstützung Frau Wolfinger immer wieder von der Würzburger CSU und der Stadtratsfraktion erfahren hat.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Der Satz hat mich nur insofern stutzig gemacht weil er aussagt, dass ihr geholfen wurden weil sie Parteimitglied ist und nicht auf freundschaftlicher Basis. Das heißt, das Wohlwollen von einigen CSU Stadtratsmitglieder hat nichts mit der Sympathie einer Person zu tun sondern von der Parteizugehörigkeit.
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  • reutjo
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  • stahl01@t-online.de
    Vielleicht wechselt sie zur nächsten Partei - in die FDP wird sie wohl nicht mehr gehen.
    CSU ist auch durch.
    Zum Thema Einzelhandel - Spiewarengeschäft. Leider haben viele Geschäfte es noch immer nicht verstanden - dass man an einer Internetseite mit aktuellen Daten und der Möglichkeit sich dort zu informieren nicht vorbei kommt.
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  • deweka
    Onlinepräsentation hilft ein wenig.

    Ein Shop ist für Viele ohne Unterstützung zu aufwendig.

    So lange aber Ausbeutung und Steuerhinterziehung durch große Plattformen möglich ist haben einheimische Anbieter sowieso keine Chance.

    Allein hinterzogene MwSt. ist in einigen Fällen mehr als die Gewinnspanne.
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  • Zugut
    Frau Wolfinger scheint es mit ihrem Mandat nicht so ernst zu nehmen. Als CSU Frau gewählt, sollte sie bitte nun abtreten und sich gern wieder zur Wahl stellen als XY, Partei der Gescheckerten oder sonst was, aber so? Weiss sie, wofür sie steht? Mal FDP, mal CSU und dann Austritt wegen MP Söder? Weil sie ihren Laden wie viele andere nicht öffnen konnte (mit viel Coronahilfen war das durchaus erträglich!). Mit Verlaub, das ist geistige Kleinkrämerei.
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  • Ich kenne die geschäftliche Situation von Frau Wolfinger (Soloselbständige o Mitarbeiter beschäftigt) nicht. Aber viele Kleinunternehmer haben vor Weihnachten unerfreuliche Post bekommen, mit der sie aufgefordert werden die Coronahilfen zurückzuzahlen.
    Soviel zur Scholz Coronahilfen-Bazooka und schneller unbürokratischer Soforthilfe.
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  • Souldream
    Wie viele Kleinhändler kennen Sie denn persönlich und haben Sie auch deren Briefe gelesen das Sie angeblich wissen was da drin steht? Ich nehme mal man das beruht alles nur auf hören sagen, wissen tun Sie es nämlich nicht.
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  • evi.schmitt@gmx.de
    Unterirdisches Niveau!
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  • Mainheini
    Söder ist weit weg, ihn kann man als Grund heranziehen, den juckt eine kleine Stadträtin nicht. Oder geht sie vielleicht, weil sie mit dem Kollegen Roth nicht mehr klarkommt?
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  • rasputin32
    Frau Wolfinger verließ vor Jahren die FDP " weil das Soziale und das Mitmenschliche bei der FDP zu kurz komme.
    Bei der CSU habe sie das wiedergefunden."
    So ändern sich Parteien oder Menschen.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    @rasputin32:
    und aus den von ihnen genannten Gründen hat die CSU sehr wohl gewusst auf wem sie sich einlässt! Wer einstmals treue Parteigänger einer anderen Partei aufnimmt läuft Gefahr, dass ihm das gleiche passiert! Natürlich kann ein Austritt immer passieren aber es soll Menschen geben, die haben die komplette Parteienlandschaft schon durch mit ihrer Mitgliedschaft. Dazu fällt mir allerdings auch nichts mehr ein.
    Eine Partei zu wählen und sie durch Werbung zu unterstützen ist die eine Sache, eine andere ist tatsächlich Mitglied zu werden inkl. Mitgliedsbeiträgen, Mitarbeit etc.
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  • FairPlay
    Frau wolfinger sollte sich für Würzburg einsetzen, stattdessen stellt sie ihre eigenen Interessen in den Vordergrund.
    Als Grund gibt sie an mit der Politik von Söder nicht einverstanden zu sein.
    Sie hat viele Stimmen erhalten, weil sie der CSU auf der Liste angehörte.
    Frau wolfinger sind sie konsequent und verzichten Sie auf ihr Mandat, welches sie wegen der Parteizugehörigkeit bezüglich der CSU erhalten haben.
    So stehlen sie der CSU ein Mandat.
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  • info@aekv-wuerzburg.de
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  • letsgo101
    Frau Wolfinger hat ihre Stimmen bei der Stadtratswahl wohl bekommen weil Sie Mitglied der CSU war. In dieser Partei hat auch alles funktioniert bis man selbst vom Lockdown betroffen war. Ab hier war die CSU und Ministerpräsident Söder dann nicht mehr wert dieser Partei anzugehören. Es steht Ihr ja frei solche Entscheidungen zu treffen, doch sollte Sie dann auch so fair sein Ihr Stadtratsmandat abzulegen ! Aber beleidigte Politiker versuchen dann der vorherigen Partei noch möglichst viel Schaden anzurichten. Solche Leute würden meine Stimme nicht bekommen !
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  • evi.schmitt@gmx.de
    Entschuldigung - Söder's Bavarian Markus Maximo Leader Politik hat zum Niedergang des Mittelstandes geführt. Und da soll Frau Wolfinger, die ein Geschäft führt, nicht "ihre Interessen" vertreten?
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  • bertgs
    Tja, aufgehört, da "Wolfinger als Inhaberin eines Spielwarengeschäftes selbst von Lockdown-Maßnahmen betroffen war" bedeutet, dass sie ihre persönlichen finanziellen Einbußen als wichtiger wie die Gesundheit und das Leben der Allgemeinheit betrachtet. Das ist ihr gutes Recht. Aber das hier in der Öffentlichkeit breit zu treten ist ein Armutszeugnis. Es ist kein Fehlverhalten des Herrn Söder, der seine Aufgabe die Bürger zu schützen ernst nimmt, sondern Ärger über die sicher schmerzhaften finanziellen Einbußen der Dame.
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