zurück
Würzburg
Rücktritt: Würzburger Stadträtin Wolfinger gibt VdK-Vorsitz ab
Sie hatte mit VdK-Mitteln für ihren eigenen Stadtratswahlkampf geworben, jetzt zieht sich CSU-Stadträtin Sabine Wolfinger als VdK-Ortsvorsitzende zurück und nennt Gründe.
Tritt von ihrer Funktion als VdK-Ortsverbandsvorsitzende Dürrbachtal zurück: die Würzburger CSU-Stadträtin Sabine Wolfinger. 
Foto: Patrick Wötzel | Tritt von ihrer Funktion als VdK-Ortsverbandsvorsitzende Dürrbachtal zurück: die Würzburger CSU-Stadträtin Sabine Wolfinger. 
Jonas Schneider
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:05 Uhr

Überraschende Wende: Die Würzburger Stadträtin Sabine Wolfinger (CSU) tritt als Ortsvorsitzende des Sozialverbands der Kriegsbeschädigten (VdK) im Dürrbachtal zurück. Ausschlaggebend seien "die öffentlichen Anfeindungen" gewesen, denen sie "als Kommunalpolitikerin in den sozialen Netzwerken ausgesetzt war". Das schreibt Wolfinger in einer Stellungnahme an diese Redaktion. Ihren Stadtratssitz will sie aber nicht aufgeben.

CSU-Visitenkarte war VdK-Einladungsschreiben beigelegt

Vor drei Wochen hatte diese Redaktion erstmals darüber berichtet, dass auf Plakaten der CSU-Stadtmitte I als Verantwortliche im Sinne des Presserechts neben Wolfinger auch der VdK angegeben war. Später wurde bekannt, dass Wolfinger in ihrer VdK-Funktion auch Einladungsschreiben an Mitglieder des Sozialverbands ihre CSU-Visitenkarte beigelegt und über die VdK-Facebook-Seite zu ihrem CSU-Bürgerstammtisch eingeladen hatte. Daraufhin wurden Rücktrittsforderungen laut.

Zu einem 'Ratschnachmittag' hatte Sabine Wolfinger die Mitglieder des VdK-Ortsverbands Dürrbachtal eingeladen. Ihre Visitenkarte mit CSU-Logo legte sie bei.
Foto: Thomas Obermeier | Zu einem "Ratschnachmittag" hatte Sabine Wolfinger die Mitglieder des VdK-Ortsverbands Dürrbachtal eingeladen. Ihre Visitenkarte mit CSU-Logo legte sie bei.

"Ich habe nicht gedacht, dass das Beilegen meiner Visitenkarte als Stadträtin als Parteienwerbung wahrgenommen würde. Ich habe dies genauso verstanden, wie wenn ich zum Beispiel eine Visitenkarte meines früheren Spielzeuggeschäftes oder aktuellen Arbeitgebers beigelegt hätte, dass dies keine geschäftliche Werbung sei", schreibt Wolfinger in ihrer Stellungnahme.

Wolfinger unterschrieb am Dienstag ihren Rücktritt

Der Vorsitzende des Kreisverbandes Würzburg Helmuth Gerbig sieht dies anders: Das sei klar Parteiwerbung gewesen. "Wir haben sie mit den Vorwürfen konfrontiert. Um weiteren Schaden vom VdK zu nehmen, unterschrieb sie den Rücktritt als Ortsvorsitzende", sagt Gerbig gegenüber der Redaktion.

Wolfinger indes räumt in ihrer Stellungnahme ein, dass sie "in der Sache gedankenlos war –bezogen auf die Grenzziehung zwischen beiden Ehrenämtern". Allerdings habe sie sich keine Vorwürfe zu machen.

Linken-Stadtrat und OB-Kandidat Sebastian Roth, sowie Vertreter der Grünen Jugend fordern Wolfingers Rücktritt. Für Wolfinger in die Bresche sprangen auf Facebook die stellvertretende CSU-Fraktionschefin Judith Jörg und – am vergangenen Wochenende – Eva-Maria Bast, die Lebensgefährtin von OB Christian Schuchardt

Solidarisierten sich mit Sabine Wolfinger (rechts): Judith Jörg (links), stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, und OB-Lebensgefährtin Eva-Maria Bast (Mitte). Das Foto entstand im Juli dieses Jahres bei der Gründung des Vereins 'Würzburg zeigt Herz'. 
Foto: Herbert Kriener | Solidarisierten sich mit Sabine Wolfinger (rechts): Judith Jörg (links), stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, und OB-Lebensgefährtin Eva-Maria Bast (Mitte).

Lebensgefährtin des OB solidarisiert sich mit Wolfinger

In einem längeren Beitrag sprach Bast, die sich laut eigener Aussage, Sabine Wolfinger in Freundschaft verbunden fühlt, von einer "teilweise boshaften Hetzjagd". Jeder mache mal Fehler. Wolfinger sei eine "Macherin und unglaublich aktiv".  Es sei "aberwitzig, Sabine, ausgerechnet ihr, einen Vorsatz, eine Vorteilsnahme oder eine Absicht zu unterstellen". Dass Wolfinger ihre Visitenkarten beigelegt hatte, sei "natürlich nicht richtig" gewesen, so Bast auf ihrer Facebook-Seite.

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert

Streit um Vorwurf der illegalen Parteinfinanzierung

 Auch Judith Jörg reagierte auf Facebook. Sie antwortete auf einen Kommentar von Sebastian Hansen (Die Grünen) unter einem Facebook-Beitrag dieser Redaktion. Hansen sprach von "wahrscheinlich vorliegender illegaler Parteienfinanzierung". Dazu Jörg: "Wenn Sie den Artikel richtig gelesen hätten, wüssten Sie, dass die Plakate entweder vom Ortsverband oder Frau Wolfinger selbst finanziert worden sind".

CSU-Visitenkarten den Einladungen des VdK beizulegen, habe "unstreitig einen gewissen Beigeschmack", erklärt auf Nachfrage Kyrill Schwarz, Professor an der Juristischen Fakultät der Universität Würzburg. Anders als für Beamte gelte für ehrenamtliche Gemeinderatsmitglieder aber keine gesetzliche Neutralitätspflicht. Ein Rechtsverstoß in diesem Fall scheide somit aus.

"Mit Blick auf den Vorwurf der verdeckten Parteienfinanzierung kommt es in der Tat darauf an, wer die Plakate bezahlt hat", so Schwarz. Das Parteiengesetz gestatte eine Annahme von Spenden, die allerdings im Rechenschaftsbericht der Partei erwähnt werden müssen. "Letzten Endes wird es also entscheidend darauf ankommen, ob der VdK hier eine Parteiveranstaltung finanziert hat", so  Schwarz. In ihrer Stellungnahme schreibt Wolfinger, sie "konnte gegenüber dem VdK dokumentieren, dass kein einziges Plakat durch den VdK bezahlt wurde". 

VdK-Kreisverband begrüßt Rücktrittsentscheidung

VdK-Kreisvorsitzender Gerbig bestätigt das. Er begrüße die Entscheidung Wolfingers zurückzutreten. Nach einem Gespräch habe sie sich einsichtig gezeigt, ihre Fehler eingestanden und die Konsequenzen daraus gezogen, so Gerbig.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Jonas Schneider
Allgemeine (nicht fachgebundene) Universitäten
Beamte
CSU
Christian Schuchardt
Facebook
Judith Roth-Jörg
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Kommunalpolitiker
Parteienfinanzierung
Parteiengesetz
Professoren
Sabine Wolfinger
Sebastian Roth
Sozialverbände
Stadträte und Gemeinderäte
Werbung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Veraltete Benutzerkennung
    mal ganz ehrlich. der VdK ist ein Verband der sich für die Schwachen und Schwächsten in der Gesellschaft einsetzt. Leider gehört da die CSU/CSU schon lange nicht mehr dazu. Ich bin auch Mitglied im VdK. Aus meiner Sicht müssen an der Spitze des VdK Menschen, die die Interessen der Mitglieder ehrlich vertreten können, stehen.
    VdK und CSU passen, abgesehen von den verwicklungen von Parteiamt und Verbandsamt, einfach nicht zusammen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. T.
    Es leben die selbsternannten Gralshüter der Moral! Klagt alle so lange an, bis das Ehrenamt endgültig abgeschafft ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Eine Visitenkarte. Ehrlich jetzt? Für den mündigen Bürger ist die Zugehörigkeit zu einer Partei eine Information ... keine Werbung. Was zum Henker erwartet dieses Volk? Heilige? Es ist nicht zu fassen. Wieso muss ich an Hyänen denken, wenn ich lese, wie nachgetreten wird, wo die Dame doch schon am Noden liegt? Sehr unappetitlich. Sehr unwürdig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    @Kunde0815, natürlich ist das Beifügen einer Visitenkarte eine Form der Werbung, na und! Ich bin alles andere als ein Freund der CDU, aber neutral betrachtet, hat Frau Wolfinger nichts verwerfliches getan. In den USA ist dies Standard, hier wird in jeder nur erdenklichen Art und Weise Parteienwerbung betrieben. Ist ein gut bezahlter Vortrag eines Politikers etwa keine Parteienwerbung? Wir betreiben wie in sehr vielen anderen Dingen eine Doppelmoral, aber dies scheint eine deutsche Tugend zu sein. Und ausgerechnet Linke und Grüne spielen die Moralpolizei, aber das war schon immer so, da wo es am meisten stinkt, da kommen die lautesten Töne hervor.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • C. A.
    Wo bleiben nun diejenigen die hier Parteienfinanzierung usw vorgeworfen haben?
    Herr Hansen (Die Grünen), Herr Roth (Die Linken)?
    Weshalb kommt man auf so eine kuriose Idee?
    Wie sagte meine Oma schon: „denke niemals schlechter über einen anderen, als du selber bist!“
    Ich denke da ist auf alle Fälle aus dem Linken/Grünen-Lager eine deutliche Entschuldigung fällig
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. S.
    Wofür stand denn die Abkürzung VdK? "Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands e. V." Was ist am VdK sozial, wenn er nicht mal mit so einer Lappalie fertig wird und seine Oberen den Rücktritt von Wolfinger begrüßen? Statt zu helfen, wird extra eingedroschen und eine Frau beschädigt, die sich wirklich einsetzt.
    Frau Wolfinger, Sie brauchen den VdK nicht, aber der VdK bräuchte Sie oder Leute wie Sie. Bleiben Sie standhaft, im März 3 Kreuzchen dafür.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @Mainheini
    > Was ist am VdK sozial, wenn er nicht mal mit
    > so einer Lappalie fertig wird und seine Oberen
    > den Rücktritt von Wolfinger begrüßen?
    Dann ist der VdK Bayern e.V. bzw. seine die Satzung asozial?
    § 2 Wesen des Verbandes
    (1) Der Verband ist eine soziale und sozialpolitische Organisation auf gemeinnütziger Grundlage. Er ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig und neutral.
    (Quelle: https://www.vdk.de/bayern/downloadmime/166/Satzung_2015_Barrierefrei.pdf)
    Insofern düpieren Frau Jörg und Frau Bast VdK-Mitglieder, die sich darüber beschwert haben - Weil Sie die Satzung nicht kennen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    … jetzt fehlt noch der Rücktritt Derer, die in dem Zusammenhang bewusst haltlose Spekulationen ohne jede gesicherte Information verbreitet haben (wie z.B. die falsche Behauptung, dass Gelder veruntreut wurden und illegale Handlungen vorliegen). Herr Roth (Linke), Herr Hansen (Grüne) – folgen Sie mal den Ansprüchen, die Sie selbst aufgestellt haben!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. S.
    Die hier stellenweise zum Ausdruck gebrachte Selbstgerechtigkeit einiger Zeitgenossen ist kaum zu überbieten. - Wir brauchen in Würzburg einen zusätzlichen, kommunalen Feiertag: Allerscheinheiligen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    ...und der hat die Farben rot und grün 😉
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    Korrektur: "doppelrot"!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. G.
    @johannes
    Es wurden keine Behauptungen aufgestellt, sondern Fragen gestellt. Das ist in diesem Zusammenhang berechtigt. Frau Wolfinger mag in ihrem Ehrenamt eine Macherin und unglaublich aktiv gewesen sein. Vielleicht ist sie auch ein Verlust für den VdK.
    Jeder der ein Ehrenamt begleitet sollte aber wissen wo die Grenzen sind. Frau Wolfinger ist kein „Dummerchen“. Da hat es gewaltig an „Feingefühl“ gefehlt. „Jeder macht mal Fehler“, ist unpassend. Ebenso, dass eingeräumt wird, dass das „gedankenlos“ war und „ Allerdings habe sie sich keine Vorwürfe zu machen“.

    Es war kein einmaliger Vorfall. Ich vermute da eine gewisse Selbstgefälligkeit, Anmaßung und Arroganz. Der Rücktritt ist angemessen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. B.
    Ich würde auch sagen VDK Vorsitzende bleiben und den Stadtratsitz abgeben.
    Aber da sieht man wieder die Machtgeilheit und Profilneurose mancher Mitmenschen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. R.
    Was bringt mehr ? Ehrenamt aus Überzeugung oder die Gier nach Macht?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. v.
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. T.
    Eigentlich hätte vielleicht auch Herr La Rosa nach dem Vorfall auf dem Behindertenparkplatz, auf dem er parkte und sich mit einer Frau anlegte gehen müssen, das hat definitiv gegen die Grundsätze des vdk verstoßen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    .... daran denke mer scho beim "banaschiere"......
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. G.
    Sie hätte auch gleich ihr Stadtratsmandat zurückgeben sollen!!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher nicht freigegeben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten