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Würzburg
Was sich hinter dem höchsten Gerüst der Stadt verbirgt
 Würzburgs höchster Kirchturm wird eingerüstet. Das Gerüst an der Neubaukirche ist für den Bauherrn Universität eine besondere Herausforderung. Warum es notwendig ist.
Die Neubaukirche in Würzburg während des Aufbaus des Gerüsts. Auf unserem Luftbild von Anfang der Woche ist die Konstruktion fast fertig.  
Foto: Berthold Diem | Die Neubaukirche in Würzburg während des Aufbaus des Gerüsts. Auf unserem Luftbild von Anfang der Woche ist die Konstruktion fast fertig.  
Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:59 Uhr

Es hat 27 Etagen, ist über 60 Meter hoch und 450 Tonnen schwer. Der Turm der Neubaukirche verschwindet hinter diesem gewaltigen Gerüst fast komplett, am Ende bleibt nur noch die aufgesetzte, offene Laterne auf der Spitze frei. Der Grund dafür: Die Sandsteinfassade des von Antonio Petrini  von 1679 bis 1703 gebauten Turms muss dringend saniert werden.

Der Aufbau des Gerüsts begann im Juni.
Foto: Jürgen Sterzbach | Der Aufbau des Gerüsts begann im Juni.

Offene Fugen und lose Steine entdeckt

Bereits Ende 2014 hatten Spezialisten den allgemeinen Zustand der Außenwände untersucht. Dabei stellten sie fest, dass sich mehrere Stücke vom markanten Turm gelöst hatten, nachdem Wind und Wetter der Fassade über Jahrzehnte zugesetzt hatten. Denn seit die Neubaukirche 1985 als Aula und Festsaal der Würzburger Universität wieder eröffnet worden war, wurden keine umfangreichen Erhaltungsmaßnahmen mehr durchgeführt.

"Erst als wir einen Sockel vom Portal abgetragen hatten, passte der Autokran durch." 
Antina Hemmerlein vom Staatlichen Bauamt

Im August 2015 suchten Restauratoren nach offenen Fugen, porösem Stein und losen Teilen und führten eine genaue Schadenskartierung durch. Zugleich schützte ein Gerüst die Passanten entlang Neubaustraße und Schönthalstraße vor herabfallenden Stücken. Das alte Gerüst wurde abgebaut und seit Anfang Juni diesen Jahres wächst das neue in die Höhe.

18 Meter lang und vier Tonnen schwer: Stahlträger im Dach des Turms

Mehrere Monate lang plante ein Statiker das Aufbau. Die Herausforderung: "Das Gerüst trägt sich aufgrund der Höhe nicht selbst, sondern sein Gewicht muss auch auf das Gebäude abgelastet werden", sagt Jan Knippel, Leiter des Bereichs Universitätsbau am Staatlichen Bauamt. Stahlträger wurden deshalb durch das Dach gelegt und verankert, der längste misst 18 Meter und wiegt vier Tonnen. Auf ihnen lagert nun in einer Höhe von 40 Metern das Rundgerüst.

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Ein anderes Problem: Der große Autokran, der die Stahlträger von der Straße über das Dach in den Innenhof der Alten Universität heben sollte, ging er nicht durch das Renaissanceportal in der Domerschulstraße. "Erst als wir einen Sockel vom Portal abgetragen hatten, passte der Autokran durch", sagt Antina Hemmerlein, im Bauamt zuständig für die Liegenschaften der Universität, zur Millimeterarbeit.

Im Staatlichen Bauamt hängen die Pläne zur Sanierung. Der Turm der Neubaukirche ist detailgetreu abgebildet.
Foto: Jürgen Sterzbach | Im Staatlichen Bauamt hängen die Pläne zur Sanierung. Der Turm der Neubaukirche ist detailgetreu abgebildet.

Auch die mit Giebeln, Gebälken und Pilastern stark gegliederte Westseite erschwerte den Gerüstaufbau. "Die Außenwand ist nicht gerade, sondern macht Sprünge und hat mehrere Simse. Darauf musste der Gerüstplaner reagieren", erklärt Knippel. Schließlich soll der Abstand zwischen Fassade und Gerüst so gering wie möglich sein.

Nach ganz oben führt nur die Leiter

Mit dem Aufbau waren seit Anfang Juni mindestens vier Arbeiter durchgehend beschäftigt. Ganz oben umschließt das Gerüst dann die achteckige Kuppel, das Oktagon. "Das Schieferdach wird diesmal auch untersucht. Denn so hoch hinauf kamen wir noch nie", sagt Hemmerlein. Die letzten Etagen sind aber nur über Leitern zu erreichen, der Aufzug endet in 50 Metern Höhe.

Der Lastenaufzug befördert Personen und Material nach oben. Die letzten Etagen sind jedoch nur über Leitern zu erreichen.
Foto: Thomas Obermeier | Der Lastenaufzug befördert Personen und Material nach oben. Die letzten Etagen sind jedoch nur über Leitern zu erreichen.

Ende September soll die Konstruktion fertig sein. Anschließend wird die Fassade schonend gereinigt. "Dabei werden lose Teile abfallen", erklärt Hemmerlein. Rund drei Monate dauert alleine dieser Abschnitt, erst dann beginnt die eigentliche Sanierung. Die Ausschreibung dazu läuft auf Grundlage der bislang festgestellten Schäden. Darauf basieren auch die geschätzten Kosten von rund 2,3 Millionen Euro.

Steinsanierung beginnt Anfang 2020

Gebaut wurde der Turm aus rotem Mainsandstein. Zwar müsse die Ausschreibung neutral sein, doch könne sie bestimmte Eigenschaften vorgeben, sagt Projektleiterin Heike Wolter vom Planungsbüro ProDenkmal. Auch optisch müsse der Stein natürlich zum Gebäude passen. "Es ist wahrscheinlich, dass wieder ein lokaler Sandstein verwendet wird."

ProDenkmal arbeitet eigenen Angaben zufolge seit mehr als 25 Jahren in der Denkmalpflege. Unter anderem planten sie die Restaurierung der Kaiserburg in Nürnberg und des Pergamonmuseums in Berlin, in Würzburg die Instandsetzung vom Grafeneckart und die Rekonstruktion des Kiliansbrunnens.

Bald hängen wieder große Plakate

Dabei erhielt der älteste Teil des Würzburger Rathauses einen weißen Anstrich. So eine Veränderung dürfen die Würzburger an der Neubaukirche nicht erwarten. "Es geht nicht darum, danach eine strahlende Fassade zu haben oder neue Dinge hinzuzufügen", sagt Knippel. Wesentlich sei der Erhalt der Substanz, so dass sie nicht weiter verfällt."

An den Anblick des bloßen Gerüstes müssen sie die Passanten aber auch nicht gewöhnen. Wie schon beim vorherigen Gerüst lässt die Universität im Herbst mehrere farbige Planen zur Geschichte der Universität und ihres Gründers Julius Echter anbringen.

Im August war der Turm noch nicht vollständig eingerüstet. 
Foto: Thomas Obermeier | Im August war der Turm noch nicht vollständig eingerüstet. 
 
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Kommentare
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  • sepele
    Warum wird die Restaurierung nicht genutzt um den Turm öffentlich zugänglich zu machen?
    Mir fehlt in Würzburg ein Kirchturm, der als Aussichtsplattform in der Stadt bestiegen werden kann.
    Die Weinberge sind toll, aber nicht das selbe wie mitten in der Stadt auf einem Turm zu stehen. Würde auch den Tourismus unterstützen.
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