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WÜRZBURG
Grafeneckart: Die letzte Plane ist gefallen
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:43 Uhr

Strahlendes Weiß statt schmutziges Braun: Die mit großem Aufwand restaurierte Fassade des Grafeneckart kommt bei den Würzburgern gut an. „Ich habe bisher noch kein Wort der Kritik gehört“, sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt am Samstag beim Bürgerfest mit der symbolischen Enthüllung der Gerichtslinde auf der Südseite der Fassade.

Wo heute der Vierröhrenbrunnen steht, wurde früher unter einer Linde Gericht gehalten, an die das Gemälde auf der Rathausfassade erinnert.

Auf dem früher braunen Farbton war der Baum nicht mehr gut zu sehen, jetzt sind die verblassten Farben aufgefrischt und die Gerichtslinde ist auf der in gebrochenem Weiß gehaltenen Wand über dem Südeingang zum Ratskeller wieder bestens zu erkennen.

Davon konnten sich am Samstag bei strahlendem Sonnenschein zahlreiche Würzburger persönlich überzeugen, als gegen 14.30 Uhr die letzte Plane fiel.

Umfrage bestätigt Farbe

Eine Umfrage unter den Zuschauern bestätigte die Worte des OB: „Ich mag die neue Fassade total gerne. Sie ist erfrischend neu und passt mit zum Dom“, sagte Konstantin Sturm, einer der jüngeren Würzburger im Publikum.

Etwas zurückhaltender äußerte sich Marianne Eberlein: „Es ist anders, aber es ist ok.“ Wilfried Weis war zunächst skeptisch: „Aber inzwischen gefällt mir die Fassade sehr gut, es sieht frisch aus.“

Auch der frühere Stadtrat Reinhart Stumpf war am Samstag vor Ort: „Mich überzeugt, dass sich der Grafeneckart jetzt von Sakralbauten unterscheidet“, sagte er.

Der Grafeneckart ist aber nicht nur eines der bedeutendsten und ältesten Gebäude der Stadt, er ist aus kunsthistorischer Sicht „ein ebenso seltenes wie herausragendes Zeugnis der weltlichen Architektur des Hochmittelalters in Deutschland“, betonte OB Schuchardt, der nach der Enthüllung der Linde zur Feier des Tages auch noch ein Fass Freibier für die Zuschauer anstach.

Der im 12. Jahrhundert erbaute Grafeneckart sei „das Symbol bürgerlicher Freiheit in unserer Stadt“, so Schuchardt weiter: „Er verkörpert die große Tradition bürgerschaftlichen Engagements. Der Grafeneckart steht für selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger, die ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen.“

Stadtbaurat Christian Baumgart erläuterte dem Publikum die 21 Monate dauernde und rund 1,6 Millionen Euro teure Untersuchung und Sanierung des 55 Meter hohen Turms an der Südostecke des Rathauskomplexes.

Auch der Baureferent hat bisher ausschließlich positive Stimmen über die Neugestaltung gehört – alles andere als selbstverständlich in einer Stadt, in der jede bauliche Veränderung in der Öffentlichkeit für gewöhnlich sehr kritisch begleitet wird.

Baumgart zitierte eine ältere Würzburgerin, die mit ihm über die neue Fassade gesprochen hat: „Jetzt sieht es endlich wieder wie ein Teil eines Rathauses aus und nicht mehr nur wie ein schmutzig-grauer Turm.“

Historische Führungen

Hans Steidle bot am Samstag historische Führungen durch das Rathaus an und hatte auch einiges zur Fassade zu sagen: „Es ist keine ganz authentische Rekonstruktion. Aber das Rathaus ist in drei oder vier Bauphasen entstanden, und die weiße Fassade ist die letzte Gestaltung aus dem Barock, die wir eindeutig nachweisen konnten“, so der Stadtheimatpfleger: „Der Grafeneckart wirkt dadurch eleganter als vorher.“

Zufrieden mit der neuen Farbgebung sind auch Georg Götz und Klaus Düchtel vom Mainfranken-Kreis. „Es ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht unpassend. Die Farbe wird sicher auch noch ein wenig nachdunkeln“, sagte Götz.

Ein kleines Wort der Kritik kam dann doch noch: Die goldene Uhr auf der Westseite des Grafeneckart-Turms ist gerade bei Sonnenschein auf dem strahlend weißen Untergrund deutlich schlechter zu erkennen als vorher auf der brauen Wand. „Man kann jetzt die Uhrzeit jetzt nicht mehr ablesen“, sagte Klaus Düchtel.

 
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