Ein symbolträchtiges dazu. Das runderneuerte Denkmal steht für das prachtvolle alte Würzburg, das im Flammenmeer des 16. März 1945 weitgehend untergegangen ist.
Nicht verschwunden sind die Narben des Verlustes, wie die vielen Diskussionen um Neubauten in der Stadt zeigen.
Um den Erhalt des Brunnens, der im Gegensatz zum benachbarten Bahnhof den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden hat, wurde vergleichsweise wenig diskutiert, trotz des immensen Untersuchungs- und Sanierungsaufwandes von rund 1,4 Millionen Euro.
Sicherlich gab es Kritiker. So schrieb Ulrich Pfannschmidt, Sprecher des Treffpunkts Architektur, der Kiliansbrunnen sei einfach „ein großer Brunnen von geringer künstlerischer Kraft“.
Ihm gefalle sogar das abstrakte rot-gelbe Provisorium besser, das mit den Umrissen des 10,50 Meter hohen Originals zwei Jahre als Platzhalter vor dem Bahnhof stand.
Doch auch Forderungen nach einem neuen Kunstwerk an dieser Stelle sowie der Vorschlag, den maroden Brunnen durch einen kostengünstigeren Abdruck zu ersetzen, stießen auf keine nennenswerte Resonanz.
Die Fraktion der Bewahrer mit Stadtrat Willi Dürrnagel und dem Verschönerungsverein (VVW) hatte das „bedeutende Geschichts- und Kunstdenkmal“, so VVW-Vorsitzender Stefan Kummer, ohnehin auf seiner Seite.
Doch es dauerte relativ lange, bis man im Rathaus und im Stadtrat in die Gänge kam – massiv erst in den vergangenen zwei Jahren. Schuld daran:
Die Finanzierung der kostspieligen Sanierung. Zuvor war im Gespräch, dass der Arcaden-Investor mfi die Brunnensanierung bezahlt. Doch noch vor dem Bürgerentscheid gegen die Arcaden lehnte der Stadtrat das potenzielle „Geschenk mit Gschmäckle“ ab.
Spätestens in den neunziger Jahren...
...zeichnete sich ab, dass eine umfangreiche wie teure Sanierung fällig ist.
Durch Umwelteinflüsse, aber auch durch „unsachgemäßes Restaurieren 1979“, so das Landesamtes für Denkmalpflege, war der Brunnen geschädigt.
Vor allem der Marmor der großen Brunnenschale war stark verkrustet, die große Brunnenschale hatte Risse, weil sich der Brunnen zur Seite neigte. Metallstützen sollten weitere Schäden verhindern, sollen diese aber noch vergrößert haben, weil sie falsch angebracht waren, wie sich später herausstellte.
Ein Hauptmanko lieferte der Brunnen selbst. Der helle Carrara-Marmor ist in hiesigen Gefilden für den Einsatz im Freien nur bedingt tauglich, neigt durch Wassereinfluss zur so genannten „Verzuckerung“.
Diese Entwicklung soll beim restaurierten Brunnen eine Wachsschicht, die in regelmäßigen Abständen erneuert werden muss, verhindern.
Zudem sind die Brunnenschalen mit Edelstahlwannen ausgelegt. Für mehr Standhaftigkeit als bisher sorgt ein Stahlkorsett, das auf der völlig neuen Brunnenstube steht, ein Metall-Teller hält die acht Marmorteile der großen Brunnenschale, die Hälfte davon sind Originale.
Rund ein Viertel des gesamten Brunnens ist neu, der dennoch seinen Status als Denkmal behält.
Das ist wichtig für die Finanzierung der 1,2 Millionen teuren Sanierung, bei der der Entschädigungsfonds und Bayerische Landesstiftung 540 000 Euro beisteuern sollen, die Sparkassenstiftung 150 000, der Bezirk 25 000.
Denn Rest müssen Stadt und Bürger übernehmen, wobei man im Rathaus auf die gebefreudigen Würzburger setzen kann.
An Privatspenden sind bislang 233 000 Euro zusammengekommen, zu denen der Verschönerungsverein mit über 100 000 Euro und ein anonymer Spender mit 50 000 Euro den Löwenanteil beisteuern.
Die 83 000 Euro Kleinspenden, zu denen 11 000 Euro der Kirche zählen, kamen nicht zuletzt durch Aktionen wie Brunnenlauf, Verkauf süßer Spenderherzen, Bocksbeutel oder Brunnenpuzzles zusammen.
„Diese einzigartige Spendenbereitschaft der Würzburger ist nicht nur ein Zeichen der Verbundenheit zur Heimatstadt, sondern auch ein Zeichen der Gemeinschaft und des gemeinsamen Interesses, Würzburg voranzubringen“, sagt Oberbürgermeister Georg Rosenthal.
Ohne diesen Beitrag gäbe es keinen neuen alten Brunnen. 187 000 Euro sind in der gemeinsamen Stadt-Bürger-Rechnung noch offen.
Den Brunnen nicht missen möchte Stadtheimatpfleger Hans Steidle, weil das „unverwechselbare Identifikationsobjekt“ ein „Abschieds- und Willkommensgruß auf dem Bahnhofsvorplatz“ ist.
Generalvikar Karl Hillenbrand schätzt den Brunnen, „weil er Reisenden, die in Würzburg ankommen, etwas von der geschichtlichen Prägung dieser Stadt durch den heiligen Kilian und die Kirche vermittelt“.
Lehrer Peter Nossol bringt es stellvertretend für viele Würzburger auf den Punkt: „Der Kiliansbrunnen gehört zum Bahnhof einfach dazu.“