Ein gewaltiger Kran ist in der Schönthal-, Ecke Neubaustraße aufgebaut. Ein Arbeitsteam fährt mit dem Korb des Kranes an der Fassade entlang bis in schwindelnde Höhen. Robert Emmerich, Sprecher der Universität Würzburg, gibt Auskunft: „Am Turm der Neubaukirche wird bis Freitag, 4. September, eine 'steingenaue' Schadenskartierung durchgeführt.“ Seit Monaten schützt in diesem Bereich ein Kunststoffdach die Fußgänger.
Emmerich erläutert die Vorgeschichte für den aktuellen Einsatz. Der Wiederaufbau des Turms nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde im Jahr 1985 abgeschlossen. Inzwischen nagten über mehrere Jahrzehnte hinweg Wind, Wetter und Frost an den Sandsteinfassaden. Umfangreichere Unterhaltsarbeiten wurden seit 1985 nicht ausgeführt. Die letzte Befahrung des Turms im Juni 2014 diente der Überprüfung der Verkehrssicherheit, lose Teile wurden entfernt. Die Bauexperten der Universität wollten einen Überblick über den allgemeinen Bauzustand haben.
Außerdem wurden dabei Fotopläne erstellt, sagt Emmerich. Und in diesen Fotoplänen werden jetzt, Stein für Stein, die Schäden kartiert, die sich bei der aktuell laufenden Aktion zeigen. Die zwei Restauratoren eines Bamberger Ingenieurbüros suchen nach offenen Fugen, abblätterndem Sandstein und losen Gesimsteilen. Auch Materialproben werden entnommen, damit sich im Labor unter anderem Wasseraufnahme und Schadsalze im Gestein bestimmen lassen.
Die Untersuchung dient dazu, ein detailliertes Maßnahmenkonzept und eine Kostenberechnung für die Sanierung des Turms zu erarbeiten, sagt Emmerich. Die Kartierung erfolgt an der Westfassade, weil sie durch die Witterung am stärksten beeinträchtigt ist. Diese Erkenntnisse werden dann auf den ganzen Turm „hochgerechnet“. Mit der eingesetzten Arbeitsbühne mit etwa 64 Meter Höhe werden die Balkonbrüstung der Glockenspielebene (49 Meter) und die wesentlichen Teile des darüber liegenden Oktogons erreicht. Kuppel und Turmspitze wurden bereits 2014 untersucht.