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Würzburg
Was hält Würzburg von der Europawahl ab 16 Jahren? 10 Menschen sagen ihre Meinung
Im November wurde beschlossen, dass das Wahlalter bei den Europawahlen ab sofort auf 16 heruntergesetzt wird. Was zehn Menschen aus Würzburg davon halten.
Sollen künftig auch 16-Jährige bei der Europawahl wählen dürfen? Zehn Würzburgerinnen und Würzburger geben ihre Einschätzung ab.
Foto: Silvia Gralla | Sollen künftig auch 16-Jährige bei der Europawahl wählen dürfen? Zehn Würzburgerinnen und Würzburger geben ihre Einschätzung ab.
Antonia Röhrer
 und  Silvia Gralla
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:56 Uhr

Im Bundestag wurde beschlossen, dass das Wahlrecht für die Europawahl von 18 auf 16 Jahre gesenkt wird. Das bisherige Alter ab 18 Jahren habe viele Menschen vom aktiven Wahlrecht ausgeschlossen, "die an zahlreichen Stellen in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen und sich in den politischen Prozess einbringen können und wollen", heißt es in dem Gesetzestext. In einigen Bundesländern dürfen 16-Jährige bereits bei Landtagswahlen und Kommunalwahlen abstimmen. In Bayern nicht. Was sagen zehn Würzburgerinnen und Würzburger dazu?

Joscha Obrusnik (19), Schüler aus Gerbrunn

Joscha Obrusnik, 19 Jahre.
Foto: Silvia Gralla | Joscha Obrusnik, 19 Jahre.

"Meiner Meinung nach sollte das Wahlalter nicht herabgesetzt werden, weil man mit 16 noch nicht so ein gutes Gespür für Politik hat. Man ist gerade durch die Eltern leicht beeinflussbar. Ich denke auch, dass viele 16-Jährige die Wahlen nicht ernst nehmen und vielleicht sogar aus Spaß Rechts- oder Linksextrem wählen."

Dr. Barbara Uleer (47), Zahnärztin aus Würzburg

Dr. Barbara Uleer, 47 Jahre.
Foto: Silvia Gralla | Dr. Barbara Uleer, 47 Jahre.

"Ich halte es für nicht ganz so gut, da man doch im Laufe der Jahre noch etwas Lebenserfahrung sammelt um manche Dinge vielleicht ein bisschen differenzierter zu beurteilen. Wenn man schon Mal ins Berufsleben eingestiegen ist, weiß man, dass man manche Dinge doch nicht mehr so idealistisch betrachten kann, wie man das noch in der Jugend tat. Ich wäre mit 16 zwar zur Wahl gegangen, wäre aber auch noch von meinem Umfeld beeinflusst gewesen. Meine politische Meinung hat sich im Laufe der Jahre doch noch teilweise geändert."

Michael Frank (40), Sozialpädagoge aus Würzburg

Michael Frank, 40 Jahre.
Foto: Silvia Gralla | Michael Frank, 40 Jahre.

"Ich finde es gut, dass die Wahl ab 16 ist und finde auch, dass die schulische Vorbereitung auf Themen wie Wahl und gesellschaftliche Beteiligung differenzierter sein müsste. Jugendliche mit 16 Jahren tragen schon viel Verantwortung, sei es schulisch, in Vereinstätigkeiten oder in den sozialen Medien. Dementsprechend finde ich auch, dass sie gesamtgesellschaftlich, in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Bildung mehr gehört werden müssen. Meiner Meinung nach sollten alle Wahlen ab 16 sein, auch da die Jugendlichen gerade Themen wie der Klimawandel verstärkt betrifft."

Christl Holzinger (72), Rentnerin aus Würzburg

Christl Holzinger, 72 Jahre.
Foto: Silvia Gralla | Christl Holzinger, 72 Jahre.

"16 finde ich viel zu jung. Da ist die Meinung noch ganz jugendlich und viel zu kindisch. Die Erwartungen von Kindern sind ganz anders, als die von Erwachsenen. Ich persönlich hätte es mir mit 16 auch noch nicht zugetraut, wählen zu gehen. Man ist in dem Alter auch viel weniger in die Politik involviert."

Frank Bußmann (46), Rechtsanwalt aus Würzburg

Frank Bußmann, 46 Jahre.
Foto: Silvia Gralla | Frank Bußmann, 46 Jahre.

"Ich halte das objektiv für zu früh. Man kann nicht einerseits mehr Verantwortung haben wollen aber andererseits weniger Pflichten tragen. 18 Jahre hat sich als ein gutes Alter bewährt. Davor sind das zu viele Bauchentscheidungen. Es wird auch von Parteien versucht, junge Menschen zu einem bestimmten politischen Ziel zu lotsen, das aber unreflektiert übernommen wird. Ich habe das Gefühl, dass unsere Generation mehr Freude daran hatte, sich zu engagieren, sei es in der Kirche, im Sportverein oder privat. Dieses Gefühl würde der heutigen Gesellschaft ganz gut tun."

Anna Koch (20), Studentin aus Würzburg

Anna Koch, 20 Jahre.
Foto: Silvia Gralla | Anna Koch, 20 Jahre.

"Ich finde die Senkung des Wahlalters gut, gerade da Umweltthemen die jüngeren Leute betreffen. Dementsprechend sollten sie auch ein Mitspracherecht haben. Außerdem finde ich das Wahlalter aufgrund des demografischen Wandels nicht verhältnismäßig und dass jüngere Leute über ihre Zukunft nicht wirklich mitbestimmen dürfen. Ich verstehe aber auch wenn Leute dagegen sind, da manche 16- Jährige wahrscheinlich einfach die Meinung von ihren Eltern vertreten. Ich persönlich wäre auch mit 16 schon zur Wahl gegangen."

Michael Heindl (56), Fabrikarbeiter aus Hammelburg

Michael Heindl, 56 Jahre.
Foto: Silvia Gralla | Michael Heindl, 56 Jahre.

"Ich halte davon gar nichts. Die jungen Leute haben keine Perspektive und werden am einfachsten beeinflusst. Dadurch sind genau die Grünen, die jetzt an der Macht sind, das auch weiterhin. Die jungen Leute wissen noch gar nicht, um was es eigentlich geht. Wenn man sie anguckt, werden die doch nur von Social Media zusammengeballert. Was wir früher erlebt haben, kennen die gar nicht mehr. Wir wussten damals noch was wir werden wollen, die Jugend heute möchte nur noch nichts machen und Geld dafür bekommen."

Leonie Kirchner (22), Studentin von Politik und Gesellschaft aus Würzburg

Leonie Kirchner, 22 Jahre.
Foto: Silvia Gralla | Leonie Kirchner, 22 Jahre.

"Einerseits kann ich nachvollziehen, dass man das Wahlalter runtersetzen möchte, weil einfach die Bevölkerung immer älter wird und man dadurch die Wahlschichtung etwas ausgleichen würde. Was das richtige Alter ist, ist schwer abzuschätzen und hängt von der Bildung ab. An sich bin ich für das Herabsenken, da sich dadurch auch junge Menschen mehr für Politik interessieren. Ich selbst studiere auch Politik und Gesellschaft. Es sollte aber mit Bildungsmaßnahmen am Verständnis und Interesse für Wahlen und Politik gearbeitet werden. Zumindest das Interesse an Politik der Jugend würde sich aber vielleicht durch ein gesenktes Wahlalter verstärken."

Yichen Bai (23), Student aus Würzburg

Yichen Bai, 23 Jahre.
Foto: Silvia Gralla | Yichen Bai, 23 Jahre.

"Wahrscheinlich ist meine Meinung zu konservativ. Meiner Meinung nach sollte die Altersbegrenzung höher sein. Das europäische Wahlsystem und auch das deutsche Wahlsystem sind sehr komplex. Selbst ich, als Student von Political and Social Studies, blicke da noch nicht ganz durch. Junge Personen haben oft unseriöse Quellen wie Social Media und viele wahrscheinlich keine ausgereifte persönliche Meinung dazu und werden leichter beeinflusst."

Barbara Lohoff (59), Dolmetscherin und Gästeführerin aus Rimpar

Barbara Lohoff, 59 Jahre.
Foto: Silvia Gralla | Barbara Lohoff, 59 Jahre.

"Meine Meinung ist zweigeteilt. Mir fällt auf, dass die junge Generation heute politischer ist und zum Beispiel mit Fridays for Future auch Verantwortung übernimmt. Ich finde trotzdem 16 sehr jung, nicht jeder ist in dem Alter so reif. Als ich 16 war, war ich noch ein Kind, ich merke aber auch, dass viele Jugendlichen reifer sind als ich damals. Im Ergebnis bin ich eher dagegen."

 
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  • Faultier
    Ich hätte eine bessere Idee, wie man den jüngeren Menschen mehr Gewicht bei den Wahlen geben könnte: Ein Familienwahlrecht. Eltern können pro Kind eine weitere Stimme abgeben, bis die Kinder 18 sind und selbst wählen können. Dadurch würde die Politik gezwungen, Familien, bzw. Kinder und Jugendliche stärker zu berücksichtigen.
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  • klafie
    vom bild her wundere ich mich auch das überwiegend schon die "reifere Gesellschaft" befragt wurde. Generell habe ich auch nichts gegen das Wahlrecht mit 16. Dann bitte aber auch das Erwachsenenalter auf 16 heruntersetzen, denn dann würden unsere Kids auch mehr Pflichten und Rechte haben, die sie erfüllen sollten, nicht nur ein Kreuzchen bei der Wahl.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    an welche Pflichten haben Sie gedacht?
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  • Arcus
    Warum sollen 16 jährige nicht wählen dürfen? Die haben zumindest noch über die Schule Zugang zu einigermaßen objektiven Informationen. Die vielen Erwachsenen, die ihre Informationen im wesentlichen von der B….Zeitung und fragwürdigen facbookquellen beziehen, bereiten mir da viel größere Sorgen. Und wie wollen wir dann mit den Alten umgehen? Werden die dann, wenn sie nur noch in der Vergangenheit leben, auch vom Wählen ausgeschlossen? Darüber hinaus sollten Eltern für ihre Kinder, solange die nicht wählen dürfen, die Stimme abgeben dürfen. denn wie gesagt, den alten weisen Männern entziehen wir ja auch nicht die Stimmen, obwohl die häufig für eine Politik eintreten, die nicht zukunftsfähig ist.
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  • Eos123456
    Instinktiv richtig sprechen Sie von "weisen" alten Männern.
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  • Arcus
    Die weißen , weisen Männer sind meist dunkelschwarz.
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  • kej0018@aol.com
    Mit 16 wählen und mit 20 nach Jugenstrafrecht abgeurteilt?
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  • kleinhenz_philipp@web.de
    Der Fabrikarbeiter pauschalisiert aber kräftig. Aus den Äußerungen kann man schließen, dass er sich auch recht einfach (vermutlich von der "Zeitung" mit vier Buchstaben) beeinflussen lässt.
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  • Eos123456
    Es ist zum Fremdschämen und sagt sehr viel über den Betreffenden aus, wenn sich jemand hochnäsig über einen Herrn äußert, der einer ehrlichen und anständigen Arbeit in der Industrie nachgeht.

    Ich würde mir wünschen, dass in unseren Parlamenten mehr Menschen vertreten wären, die wissen was ehrliche Arbeit, gesunder Menschenverstand und gesellschaftlicher Anstand sind.

    Sehr gerne dürften das auch Fabrikarbeiter*innen sein.
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Wenn an vielen anderen Stellen die VOLL-Jährigkeit ihren Sinn hat, dann sollte es beim Wählen - generell - auch bei 18 Jahren bleiben.
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  • letsgo101
    Ich habe das schon einmal begründet. Das ist wieder ein Thema bei dem sich die Meinungen auseinander begeben. Was mir zu Denken gibt ist, das wenn Jugendliche befragt werden die wenigsten wissen wer z. B. Kanzler bzw. Minister ist. Außerdem gibt es auch einige die nicht Wissen wo die Bundeshauptstadt bzw. der Regierungssitz ist. Mit so wenig Kenntnis und Desinteresse ist es natürlich eine berechtigte Frage ob man die Wahlberechtigung auf ein Alter von 16 Jahren absenken soll. Man muß sich ja dann fragen wie deren Wahlentscheidung zu Stande kommt. Wird dann nach Aussehen gewählt, oder wer am lautesten Werbung macht ? Als ich im Jugendalter war durfte man erst ab 21 Jahren an die Wahlurne, erst viel später hat man den Jugendlichen ab 18 Jahren zugestanden zur Wahl zu gehen. Doch im Gegensatz zu Heute hatten wir in der Schule "Sozialkunde" in denen z.B. das Wahlrecht und auch die Formen und der Aufbau der Regierung geschult wurde !
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  • martin55
    Im Strafrecht wird die Reife geprüft der Jugendlichen berücksichtigt und für die Wahl sind sie reif.
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  • lorekb@gmail.com
    Ich finde es sehr schade, dass bei der Diskussion um die Senkung des Wahlalters die Jugendverbände und insbesondere die Jugendringe nicht zu Wort kamen bislang. Diese haben klare Positionen und können hier mit inhaltlichen Fakten für ihre Position argumentieren. Zudem führt beispielsweise der Stadtjugendring regelmäßig eine U18-Wahl durch...
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  • Eos123456
    Anfang der 70-er Jahre hat ein engagierter Lehrer an unserem Gymnasium mit alten Bundeswahlstimmzetteln eine Wahl "nachgespielt".

    Wir Wirtschaft/Recht-Leistungskursler haben gaudihalber und aus einer diffusen Protesthaltung gegen das von uns als verstaubt empfundene etablierte System überwiegend Extremisten gewählt. Wenn unsere "Wahlentscheidungen" damals symptomatisch für das gesamte Bundesgebiet gewesen wären, hätte es wohl eine große Koalition aus DKP und NPD gegeben. grinsen

    Ganz so extrem wird es heute zwar nicht mehr werden, aber die Möglichkeit, dass viele 16-jährige sich von emotionalen oder unausgereiften politischen Überlegungen leiten lassen ist hoch.

    Im Westen werden viele Jungwähler wohl den Grünen ihre Stimmen geben, aber im Osten liegt derzeit bei den jungen Stimmberechtigten eine ziemlich rechte Partei ganz vorne in der Gunst.

    In Sachsen-Anhalt kam die AfD bei den U-24-Wählern auf ein Viertel der Stimmen; in der Gruppe der 25 bis 34-Jährigen sogar auf 28 Prozent.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Nicht den Teufel an die Wand malen. So schlecht wählen Jugendlich unter 18 nicht. Einzig die CDU muss sich Gedanken machen.
    https://wahlen.u18.org/wahlergebnisse/bundestagswahl-2021

    Und auch spezifisch in Sachsen-Anhalt nicht in Panik verfallen.
    "16,4 Prozent der Teilnehmenden haben ihr Kreuz bei der CDU gemacht, die SPD erhielt 16 Prozent der Stimmen, wie der Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt mitteilte. Dahinter folgten Die Linke (11,8 Prozent) und die FDP (11,2 Prozent). Für die Grünen stimmten 10,9 Prozent der Jugendlichen, die AfD kam auf 10,8 Prozent."
    https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wahlen/bundestagswahl/u-achtzehn-wahl-cdu-vor-spd-100.html
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  • oechler
    Wem oder was dient diese Wahl überhaupt? Aus meiner Sicht ist es eine Schein-Legimitation für angebliche Volksvertreter die lediglich übergeordneten Lobbys dienen und deren Zielvorhaben durchsetzen, der Wille der Wähler wird hierbei sowieso nicht berücksichtigt! Hier besteht sicher eine Menge Recherchepotenzial!
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Sie haben aber eine schlechte Meinung von den westlichen Demokratien. Welche Alternative schlagen Sie den vor?
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