zurück
Würzburg
Klimawandel und die Folgen: Davor haben 8 Menschen in Würzburg die größte Angst
Hitzewellen, Überflutungen, extreme Trockenheit: Immer mehr Auswirkungen der Erderwärmung sind in Unterfranken zu spüren. Was bereitet Passanten jetzt am meisten Sorgen?
Die Folgen des Klimawandels sind immer stärker auch in Unterfranken spürbar. Wir haben auf der Straße in Würzburg nachgefragt, wovor die Menschen am meisten Angst haben.
Foto: Silvia Gralla | Die Folgen des Klimawandels sind immer stärker auch in Unterfranken spürbar. Wir haben auf der Straße in Würzburg nachgefragt, wovor die Menschen am meisten Angst haben.
Michael Endres
 und  Silvia Gralla
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:57 Uhr

Immer mehr und immer stärkere Auswirkungen des Klimawandels werden auch in Unterfranken deutlich. Die Rekorde und Extreme nehmen zu. Starkregen und Überflutungen, lange Dürreperioden, immer heißere Tage über lange Zeit: Die Veränderung bekommen die Menschen in der Region immer stärker zu spüren.

Wie groß sind die Sorgen vor der Zukunft? Welche Folgen des Klimawandels machen am meisten Angst? Eine Umfrage unter Passanten und Passantinnen in Würzburg.

1. Joshua Popp: "Meine größte Angst ist die Vorstellung von steigenden Meeren"

Joshua Popp, 26 Jahre, Doktorand an der Universität Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Joshua Popp, 26 Jahre, Doktorand an der Universität Würzburg.

"Meine größte Angst ist die Vorstellung von steigenden Meeren, das finde ich wahnsinnig gruselig. Und natürlich Naturkatastrophen. Ich habe einfach ein ungutes Gefühl, vor allem wenn man weiß, dass sich nichts tut. Zumindest von den Leuten, die etwas zu sagen haben, kommt relativ wenig. Die Leute, die sich irgendwo festkleben, werden dann belächelt, aber tendenziell sind das genau die Leute, die man gerade braucht. Von der Politik würde ich mir wünschen, dass das, was gesagt wird, auch wirklich umgesetzt wird. Das sind halt immer nur irgendwelche leeren Phrasen. Das ist einfach wahnsinnig frustrierend."

2. Emily Hokamp: "Ich habe Angst, dass die nachfolgenden Generationen nicht so leben können wie wir"

Emily Hokamp, 20 Jahre, Lehramtsstudentin für Englisch und Geschichte aus Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Emily Hokamp, 20 Jahre, Lehramtsstudentin für Englisch und Geschichte aus Würzburg.

"Ich habe Angst, dass die nachfolgenden Generationen nicht so leben können, wie wir das gerade können. Vor allem solche Sachen wie Skifahren. Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, lag hüfthoch Schnee. Das gibt es jetzt überhaupt nicht mehr. Wie sehr sich das Leben wandelt, nur weil sich das Klima verändert! Ich finde es von der Politik schade, dass das, was das Klima betrifft, teilweise ein bisschen ins Lächerliche gezogen wird. Was aber gerade die 'Letzte Generation' macht, finde ich auch nicht ganz richtig. Protestieren und demonstrieren finde ich gut, das sollte man auch machen. Aber die Herangehensweise, wie die das versuchen, indem sie mehr oder weniger Sachbeschädigung betreiben, finde ich nicht korrekt."

3. Ursula Schreiner: "Unsere Kinder und Kindeskinder müssen das alles ausbaden"

Ursula Schreiner, 63 Jahre, in Altersteilzeit aus Zellingen (Lkr. Main-Spessart).
Foto: Silvia Gralla | Ursula Schreiner, 63 Jahre, in Altersteilzeit aus Zellingen (Lkr. Main-Spessart).

"Meine größte Sorge ist, dass unsere Kinder und Kindeskinder das alles ausbaden müssen, was jetzt die ganzen Jahrzehnte über verbrochen worden ist. Meine größte Angst ist, dass sie ganz schlechte Perspektiven auf diesem Planeten haben, wenn es so weitergeht. Die Überhitzung der Städte, die Hitzewellen im Sommer - unser heimisches Gemüse wird nicht mehr angebaut werden können. Man muss alles umstellen und umbauen – das ist ein Mammutprojekt. Es müsste alles schon laufen, alles schon angegangen sein. Aber es geht alles ziemlich zäh, das macht mir schon ein bisschen Angst. Jeder einzelne muss gucken, was man für sich tun kann. Wir als Deutschland werden das allein nicht stemmen. Es muss global passieren. Wir sind zwar Vorreiter und das müssen wir auch sein, weil wir, die westlichen Länder, eine Vorbildfunktion haben. Aber wir müssen die anderen mitnehmen."

4. Alois Palmetshofer: "Meine größte Sorge ist, dass die Konsequenzen nicht abschätzbar sind"

Alois Palmetshofer, 58 Jahre, Karrierekoordinator an der Universität Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Alois Palmetshofer, 58 Jahre, Karrierekoordinator an der Universität Würzburg.

"Meine größte Sorge ist, dass die Konsequenzen nicht abschätzbar sind. Allerdings habe ich auch die Hoffnung, dass der Klimawandel, so wie jeder biologische Prozess, sich auch einigermaßen selbst reguliert und nicht alles so schwarz-weiß zu sehen ist, wie es jetzt gerne betrachtet wird. Unmittelbar persönliche Ängste habe ich nur mäßig. Ich sehe die Probleme, die auftauchen. Aber ich gehe davon aus, dass ein gewisses Maß an Vernunft da ist und man nach wie vor gegensteuern kann. Ich denke, dass auch die Natur an sich einen gewissen Beitrag leistet und die Dynamik der Prozesse ein Selbstkorrektiv haben wird. Von der Politik würde ich mir wünschen, sehr klar und deutlich – vielleicht noch plakativer – darauf hinzuweisen, was da auf dem Spiel steht. Dass wir tatsächlich mit Katastrophen umgehen werden müssen - so wie mit der Pandemie."

5. Yakira Simmons: "Meine größte Angst ist, dass sich nichts ändert"

Yakira Simmons, 23 Jahre, Studentin aus Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Yakira Simmons, 23 Jahre, Studentin aus Würzburg.

"Meine größte Angst ist, dass sich nichts ändert und dass meine Familie, die ich vielleicht mal haben werde, noch stärker vom Klimawandel betroffen sein wird. Die schwersten Auswirkungen werde ich selbst nicht mehr so mitbekommen, dass ich da noch so eine große Angst entwickeln werde. Meine größte Sorge ist, dass es nur noch schlimmer und wärmer wird, mehr Tiere sterben und alles den Bach runtergeht. Politisch könnte man mehr Sanktionen einführen und mehr durchgreifen. Wir brauchen mehr Politik dahingehend. Wir haben eigentlich keine Einschränkungen und können immer noch machen, was wir wollen. Die Leute machen das ja auch. Einschränkungen brauchen wir auf jeden Fall im Flugverkehr, bei den Dingen, die die größten CO2-Schäden verursachen und den größten Ausstoß haben. Der Öffentliche Nahverkehr sollte ausgebaut werden, dass die Leute nicht mehr so darauf angewiesen sind, Auto zufahren."

6. Dieter Neuser: "Wichtig ist der soziale Aspekt, es können Verwerfungen entstehen"

Dieter Neuser, 71 Jahre, Rentner aus Sommerhausen (Lkr. Würzburg).
Foto: Silvia Gralla | Dieter Neuser, 71 Jahre, Rentner aus Sommerhausen (Lkr. Würzburg).

"Beim Klimawandel ist für mich der soziale Aspekt wichtig - die Verwerfungen, die dadurch entstehen können. Auf der anderen Seite bin ich nach wie vor zuversichtlich, dass auch zukünftige Generationen schlau genug sind, um mit den Problemen, die entstehen werden, umzugehen. Panikmache ist nicht angebracht, das finde ich kontraproduktiv. Man sollte es aber ernst nehmen und eine Konsequenz daraus ziehen. Wenn ich in die Stadt fahre zum Einkaufen, kann ich viele Dinge miterledigen und muss nicht fünfmal hin und her fahren, gerade wenn man von außerhalb kommt. Ich würde mir ein Nahverkehrsangebot wünschen, das akzeptabel und praktikabel ist. Von Sommerhausen komme ich eigentlich nur mit dem Auto her. Da ist viel versäumt worden, in der Vergangenheit."

7. Ina Rothaug: "Man schaut in so eine ungewisse Zukunft"

Ina Rothaug, 21 Jahre, Lehramtsstudentin aus Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Ina Rothaug, 21 Jahre, Lehramtsstudentin aus Würzburg.

"Klar macht die Klimaveränderung auf jeden Fall Angst. Man schaut in so eine ungewisse Zukunft. Man muss es irgendwie auf sich zukommen lassen, aber ich wünsche mir als junger Mensch auch, dass die Politik etwas unternimmt. Wenn Deutschland nur alleine was tut, bringt das halt nichts, da muss die ganze Welt mitziehen. Sicher kann man seinen Beitrag dazu leisten, aber vielleicht auch versuchen, die anderen Länder sensibilisieren, dass sie auch etwas dazu beitragen."

8. Cedric Schiele: "Die Angst ist, was passiert, wenn die Kipppunkte erreicht sind"

Cedric Schiele, 23 Jahre, Sonderpädagogik- und Pädagogik-Student aus Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Cedric Schiele, 23 Jahre, Sonderpädagogik- und Pädagogik-Student aus Würzburg.

"In letzter Zeit ist meine Angst auf jeden Fall größer geworden, weil man täglich mitbekommt, welche Auswirkungen der Klimawandel auf der Welt hat. Es gibt viele Ängste. In der Zukunft ist alles offen. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir die Kipppunkte noch verhindern können. Da ist die Angst, was passiert, wenn die Kipppunkte erreicht sind, wenn es nicht mehr herstellbar ist, was wir vernichtet haben. Und was daraus folgt. Wird es Kriege geben aufgrund fehlender Ressourcen oder anderer Sachen? Von der Politik würde ich mir auf jeden Fall mehr Engagement wünschen. Man hat in der letzten Zeit mitbekommen, wie schnell dann doch Gelder und andere Ressourcen bereitgestellt werden können. Gerade wenn man sieht, dass hundert Milliarden Euro für die Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden - dass sollte vielleicht doch das Klima-Thema ein bisschen ernster genommen und nicht nur belächelt werden."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Michael Endres
Silvia Gralla
Angst
Bundeswehr
Dürren
Hitzewellen
Hochwasser und Überschwemmung
Klimaveränderung
Stadt Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Eos123456
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in Ihren Kommentar ein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Ich hab Angst davor, dass die CSU jetzt nicht nur gewaltfreie Demonstranten einsperrt um von ihrem Versagen im Klimaschutz abzulenken, sondern bald auch gegen Klimaflüchtlinge hetzt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Albatros
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Meinungsvertreter
    Angst macht eher, dass viele noch glauben, dass die Klimakatastrophe sie nicht betrifft, erst in weiter Zukunft zu einer echten Bedrohung wird und sich dann schon irgendeine Lösung finden wird. Wir sind schon mitten drin in den Auswirkungen. Schon interessant, wie die Menschen die hiesigen und globale Auswirkungen nicht wahrnehmen oder eher verdrängen. Ahrtal, Hitzesommer, Wassermangel, war da was?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten