
Freud und Leid liegen für die knapp 3000 fränkischen Zuckerrübenbauern in diesem Jahr nah beieinander. Während gerade eine leicht überdurchschnittliche Ernte eingefahren wird und das Preisniveau auf den internationalen Märkten auskömmliche Erlöse verspricht, breiten sich Krankheiten und Schädlinge immer schneller aus. Auf der Jahreshauptversammlung des Verbands Fränkischer Zuckerrübenbauer (VFZ) machte Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG, den Rübenbauern dennoch Hoffnung. Gerade in einer nachhaltigen Landwirtschaft habe die Zuckerrübe in Franken weiterhin eine Zukunft, meint er.
"Wir stehen nach drei unterdurchschnittlichen Jahren endlich wieder vor einer guten Ernte", sagt VFZ-Vorsitzender Stefan Streng. Dazu hat das feuchte Sommerhalbjahr maßgeblich beigetragen, aber auch eine Notfallzulassung, die der Verband für den Einsatz von Neonicotinoiden erwirken konnte. Das Insektizid wird zur Behandlung des Rübensaatguts eingesetzt, um Blattläuse abzuwehren, die eine Virenerkrankung hervorrufen. In Teilen Badens und Frankens hat die sogenannte viröse Vergilbung im Vorjahr bereits Schäden hinterlassen.
Neonicotinoide gefährden aber auch Bienen und andere Insekten und dürfen deshalb in der EU nur noch in streng begrenzten Ausnahmen eingesetzt werden. Deshalb haben Naturschützer und Imker die Notfallzulassung für die fränkischen Rübenbauern scharf kritisiert. Der VFZ wiederum argumentiert damit, dass der Wirkstoff lediglich zur Saatgutbehandlung verwendet wird und nicht in direkten Kontakt zu Fluginsekten kommt.
Der Einsatz auf dem Rübenacker wird deshalb vom Bienen-Fachzentrum an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim wissenschaftlich begleitet, so VFZ-Geschäftsführer Klaus Ziegler. Gleichzeitig setzen die Rübenanbauer auf die Züchtung resistenter Sorten, die stecke allerdings trotz erster Erfolge noch in den Anfängen, so Stefan Streng: "Wir sind uns bewusst, dass Neonicotinoide nur eine Brückenlösung sind, aber wir haben den zweiten Pfeiler dieser Brücke noch nicht."
Gleichzeitig macht mit dem SBR-Syndrom eine weitere Rübenkrankheit von sich reden. Sie wird von Bakterien ausgelöst, die von der Schilf-Grasflügelzikade übertragen werden und die Leitungsbahnen der Pflanze verstopfen, so dass der in den Blättern gebildete Zucker nicht mehr in den Rüben eingelagert werden kann. Vor allem in den Gunstlagen des Ochsenfurter Gaus hat sich die Krankheit ausgebreitet, zum Glück erst im Spätsommer. Neben der Grundlagenforschung setzt der VFZ auch hier auf neue Sorten, so Streng.

Unter dem Strich ist Simon Vogel von der Rübenabteilung des Ochsenfurter Südzucker-Werks zufrieden mit den Ertragsaussichten. Bei überdurchschnittlicher Masse von rund 95 Tonnen pro Hektar und unterdurchschnittlichen Zuckergehalten liege die Prognose für den Netto-Zuckerertrag mindestens sieben Prozent über dem mehrjährigen Mittel. "Ich bin zuversichtlich, dass ein sonniger Oktober noch einiges hinwachsen lässt", so Vogel.
Nach einer mehrjährigen Niedrigpreisphase sind inzwischen auch die Aussichten auf der Erlösseite wieder rosiger. Nach Tiefstständen knapp über 300 Euro pro Tonne im Frühjahr 2019 ist die EU-Notierung für Weißzucker im Sommer 2021 auf rund 400 Euro gestiegen. Die Auszahlungen an die Landwirte richten sich nach den Vermarktungserlösen der Südzucker AG. Deshalb hat die Einschätzung von Südzucker-Vorstand Thomas Kirchberg besonderes Gewicht: "Wir sehen gute Vermarktungschancen, aber wir wissen auch, dass der Markt sehr schwankend ist", so Kirchberg.
Nach mehreren Verlustjahren im Kernsegment Zucker rechnet der Konzern deshalb im laufenden Geschäftsjahr erstmals wieder mit einem, wenn auch kleinen positiven Ergebnis. Gleichzeitig arbeite Südzucker an einer weiteren Diversifizierung des Produktportfolios, so Kirchberg, etwa in Richtung Futtermittel, pflanzlicher Proteine und Zuckerersatzstoffen. "Beim Zucker kriegen wir die Kurve und drum herum gibt es viele neue Ideen", so Kirchberg.
Zu einem sachlichen und wissenschaftlich begleiteten Dialog mit Kritikern der Landwirtschaft rief der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft DLG, Hubertus Paetow, auf. Der Landwirt aus Mecklenburg-Vorpommern, selbst Rübenbauer, war Mitglied in der von Bundeskanzlerin Angela Merke einberufenen Kommission zur Landwirtschaft der Zukunft, in der Vertreter aus Landwirtschaft, Naturschutz und Wissenschaft einvernehmlich einen Leitfaden für die künftige Agrarpolitik erarbeitet haben.
Gerade im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Artenschutz tritt Paetow für eine ergebnisorientierte Gesetzgebung und Förderpraxis ein. "Es zählt am Ende nicht, wie viele Blühstreifen wir anlegen, sondern wie sich der Bestand von Insekten tatsächlich verändert", so Paetow. Die Zuckerrübe bringe für eine nachhaltige Landwirtschaft viele Vorteile mit, meint der DLG-Präsident. Sie brauche wenig Dünger, sei in der Lage, dem Boden Nitratstickstoff auch aus tieferen Schichten zu entziehen und trage in Verbindung mit dem Anbau von Zwischenfrüchten zum Humusaufbau bei. Allerdings setze der Rübenanbau einen fairen wirtschaftlichen Rahmen voraus. "Der deutsche Rübenzucker bleibt wettbewerbsfähig, wenn zumindest im europäischen Kontext gleiche Produktionsbedingungen herrschen", so Paetow.
Zuckerrüben waren zu damaligen Zeiten ein absolutes Luxusgut.
Heute wünschen Sie sich in Ihrem dekadenten Umfeld den Urwald zurück - hegen und pflegen Sie diesen sodann bitte aber auch!!! Mit aller Liebe und Aufopferungsbereitschaft, die eine solche hehre Aufgabe Ihnen wahrlich gebietet...
Zucker macht krank, Alkohol macht Krank, Rauchen macht krank, Autofahren und Fliegen machen krank oder töten gleich.
Agrarlobby, Autolobby, Energielobby, Versicherungslobby.
Es geht immer so weiter nichts ändert sich.
Jeder kann für sich was ändern wenn er will und nicht alles auf die Politik schieben.
Fakt ist: Zucker, in dem Ausmaß wie er heute produziert wird, braucht niemand. Im Gegenteil, Zucker macht krank.
Warum die Rübe mit immer mehr, eigentlich verbotener Chemie, angebaut werden darf, erschließt sich mir nicht. Der Einfluss der Agrarindustrie auf die Politik scheint groß zu sein.
Nein, wir brauchen in Franken weder den Zuckerrübenanbau noch eine Zuckerfabrik.