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Ochsenfurt
Ochsenfurt: Warum Zuckerrüben heuer groß sind und noch süßer werden sollen
Die Zuckerrübenernte und der Start der Kampagne in der Zuckerfabrik stehen bevor. Die Aussichten sind einigermaßen rosig. Ob sich das auch auf die Erlöse der Bauern auswirkt?
Die Zuckerrüben, wie hier auf einem Feld bei Rittershausen, sind heuer so groß und gesund wie selten. 
Foto: Gerhard Meißner | Die Zuckerrüben, wie hier auf einem Feld bei Rittershausen, sind heuer so groß und gesund wie selten. 
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Der Blick über die Zuckerrübenfelder im Landkreis Würzburg macht es deutlich: Selten in den letzten Jahren waren die Rüben so gut gewachsen, wie heuer. Der regenreiche Sommer trägt dafür die Hauptverantwortung, sagt Simon Vogel von der Rübenabteilung des Ochsenfurter Südzucker-Werks. "Den Leuten hat der nasse Sommer nicht gefallen, aber die Rübe mag es." In der Ochsenfurter Zuckerfabrik steht man nun in den Startlöchern für den Beginn der Rübenkampagne am 24. September. Sie beginnt in diesem Jahr unter besonderen Vorzeichen, die meisten davon sind aus Sicht der Rübenanbauer, positiv. Die kommenden Wochen werden darüber entscheiden, ob es ein gutes, oder gar ein sehr gutes Rübenjahr werden kann. 

"Es war perfektes Wachswetter", sagt Vogel. Trockenperioden, in denen sich die Rüben buchstäblich schlafen legen und dabei auch die Zuckerbildung einstellen, blieben aus. Das Ergebnis ist eine um bis zu 80 Prozent höhere Blattmasse, wie die jüngste Proberodung ergeben habe. Solche Proberodungen führt die Rübenabteilung seit Anfang August regelmäßig durch, um die Erntemengen möglichst präzise prognostizieren zu können. Sie liefert wichtige Parameter - vom Bedarf an Hilfsstoffen für die Verarbeitung bis hin zur Anmietung von Lagern.

"Den Leuten hat der nasse Sommer nicht gefallen, aber die Rübe mag es."
Simon Vogel, Rübenabteilung Zuckerfabrik

21 Standorte, verteilt über das gesamte fränkische Anbaugebiet, werden dabei beprobt. Bei der Proberodung am 20. August lag der gemittelte Rübenertrag bei 75,2 Tonnen pro Hektar, das sind 15 Prozent mehr als der Durchschnitt der fünf Vorjahre. In Spitzenlagen des Ochsenfurter Gaus und des Würzburger Nordens wurden sogar über 90 Tonnen erreicht. Am meisten haben die Standorte profitiert, die in trockenen Jahren besonders leiden. "Die Gebiete, die sonst benachteiligt sind, werden einen ordentlichen Ertragssprung machen", sagt Simon Vogel voraus. 

Weniger Zucker in der Rübe

Die kontinuierlichen Niederschläge in den vergangenen Monaten haben aber auch eine Schattenseite. Durch den Mangel an Sonne konnte weniger Zucker in den Rübenblättern gebildet werden. Um 14 Prozent liegt der Zuckergehalt der Rübe deshalb aktuell hinter dem Vergleichszeitraum der Vorjahre. "Eine Momentaufnahme", sagt Vogel, denn die Hoffnungen stützen sich auf einen sonnigen Herbst, in dem die Rüben dank der gesunden Blattmasse noch ordentlich Zucker anreichern könnten. "Das ist das Schöne in Franken, dass die Rüben auch im Herbst immer noch zulegen", so Vogel weiter.

Dass die Ernte dann nicht generell später beginnt, hat praktische Gründe. Winterfröste erschweren die Lagerung der Rüben und ihre Verarbeitung. Außerdem ist die Kapazität der Fabrik auf 15 000 Tonnen pro Tag beschränkt. "Der Kampagnenbeginn ist immer ein Kompromiss, um noch möglichst viel Zuwachs mitzunehmen und trotzdem rechtzeitig fertig zu werden", sagt Simon Vogel deshalb. Diesmal rechnet die Südzucker AG damit, dass die Kampagne bis in die zweite Januarhälfte dauern wird. 

Weniger Schädlinge durch strenge Winterfröste

Strenge Winter wie der vorangegangene haben aber auch Vorteile. Viele Schädlinge, die milde Winter überdauern können, seien vor allem durch die Spätfröste zugrunde gegangen. Allen voran die gefürchteten Blattläuse. Sie richten zwar wenig direkte Schäden an, sind aber für die Übertragung von Viren verantwortlich, die die sogenannte Vergilbungskrankheit auslösen. Sie hat zur Folge, dass die Rübenblätter bereits im Frühsommer vergilben und ihre Zuckerproduktion einstellen.

In drei Wochen wird es wieder dampfen über der Ochsenfurter Zuckerfabrik, wie hier auf einem Archivbild.
Foto: Gerhard Meißner | In drei Wochen wird es wieder dampfen über der Ochsenfurter Zuckerfabrik, wie hier auf einem Archivbild.

Bis vor kurzem wurden die Saatkörner deshalb mit Beizmitteln behandelt, die Neonicotinoide enthalten. Weil diese auch für Bienen und andere Nutzinsekten gefährlich sind, wurden die Mittel EU-weit verboten. Nach einer drastischen Ausbreitung des Befalls im vergangenen Jahr haben die Verbände für das fränkische Anbaugebiet eine Notfallzulassung erwirkt, die den Einsatz unter bestimmten Auflagen weiterhin erlaubt.

Die Verbände rechtfertigen die Zulassung damit, dass das Mittel nicht versprüht, sondern mit dem Saatkorn in den Boden eingebracht wird, und Rüben nicht zur Blüte kommen und deshalb auch keine Bestäuber anziehen. Trotzdem kritisierten Imker und Naturschutzverbände die Notfallzulassung harsch.

Alternativen zum Einsatz von Neonicotinoiden gesucht

Mit Hochdruck werde deshalb seit Jahren an Alternativen zum Neonicotinoid-Einsatz gearbeitet, so Simon Vogel. "Der vielversprechendste Ansatz ist die Züchtung resistenter Sorten", sagt er, doch das sei langwierig. Bislang sei es lediglich gelungen, eine neue Sorte zu züchten, die gegen einen von vier relevanten Virenstämmen widerstandsfähig ist, gleichzeitig aber deutlich weniger Ertrag bringt.

Positiv ist hingegen die Entwicklung des Zuckerpreises an den internationalen Märkten. An der maßgeblichen Londoner Agrarbörse ist der Preis für Weißzucker in den vergangenen Wochen auf über 400 Euro pro Tonne angestiegen, das sind rund 40 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

"Die Daten sprechen für einen Preisanstieg, den wir uns ebenso wünschen würden wie die Rübenanbauer."
Dominik Risser, Sprecher Südzucker AG

Das nährt die Hoffnung der fränkischen Rübenbauern auf höhere Verkaufserlöse der Südzucker AG und damit höhere Rübenpreise. Konzernsprecher Dominik Risser bleibt aber vorsichtig mit Vorhersagen. "Die Daten sprechen für einen Preisanstieg, den wir uns ebenso wünschen würden wie die Rübenanbauer", sagt er. Allerdings würden die Börsennotierungen nicht anhand realer Warengeschäfte gebildet, sondern aufgrund von Optionen auf die künftige Preisentwicklung. "Wir verhandeln derzeit über langfristige Lieferverträge, erst nach deren Abschluss kann man wirklich solide Prognosen treffen", so Risser.

 
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  • M. Z.
    ....... ist natürlich klar. Vor ca. 30 Jahren war der südliche Landkreis Würzburg / Ochsenfurter Gau alles ein riesengroßes Moor. Durch den Zuckerrübenanbau haben wir jetzt eine Sahara und übrig geblieben ist das Zeubelrieder Moor und als einziges Gewässer / Bach der Main grinsen Ironie aus grinsen Leute glaubt doch nicht wirklich, dass durch die Einstellung des Zuckerrübenanbaus das Weltklima gerettet werden kann ! Der Zucker, welcher in unterschiedlicher Form auch für Nichtlebensmittel verwendet werden kann bzw. schon wird, kommt dann aus Asien / Südamerika und da werden Wälder / Regenwald abgeholzt. Und wie kommt der Zucker nach Europa ? Nicht der Nikolaus bringt die Zuckerstangen sondern das geschieht mit Dampfer, die mit Öl / Schweröl angetrieben werden. Also bitte sachlich bleiben. Zur sehr schlechten CO2 Bilanz des importierten Zucker will ich nix sagen da wir hier sonst noch ewig diskutieren
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    Lieber Apfelbaum, in MacPomm sind 30% der CO2 Emmissionen auf trockengelegte Moore zurückzuführen. Würde man diese bewässern, könnte recht schnell ein Batzen an CO2 eingespart werden. Ein großer Teil davon sind landwirtschaftlich genutzte Flächen.
    Was halten Sie davon mal über den Rand des Zeubelrieder Moores hinauszudenken?
    Was halten Sie davon nicht Zucker zu importieren, sondern einfach darauf zu verzichten? Bzw. Zu ersetzen?
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  • M. F.
    @rasputin32
    Lass uns zusammen alle Wälder abholzen und alle Moore trockenlegen und Zuckerrüben anbauen. Aber was machen wir dann mit dem ganzen Zucker? Wobei wenn man es sich recht überlegt könnten wir Cola billiger machen. Dann bekommen wir auch die dann größeren Mengen an Zucker wieder verkauft. Also Leute trinkt mehr Cola. Wir wollen Rüben anbauen.
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  • H. B.
    Die Zuckerrübe heuer groß und süß…. Eigentlich ne schöne Meldung, aber die Landwirte werden schon wieder einen Grund zum Jammern finden 😉
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    Schlage vor, die geschundenen Böden des Ochsenfurter Gaus stärker für Photovoltaikanlagen zu nutzen. Dann können sie sich langfristig erholen, bei Starkregenfällen deutlich mehr Wasser speichern und andererseits die Austrocknung deutlich reduzieren. Bauern könnte darüber hinaus zum umweltfreundlichen Energieproduzenten werden. Deshalb Photovoltaik statt Zuckerrübe.
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  • H. S.
    "Die geschundenen und ausgelaugten Böden des Ochsenfurter Gaus"...........
    gerade hat man in Gaukönigshofen "den Acker der Superlative" gefunden.
    Und diese Böden sind entstanden, weil vor 10000 Jahren öfters die Savanne abbrannte.
    Überlegt sich eigentlich noch jemand, welcher Schmarrn in jede Richtung verzapft wird?
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    Für das Lebensmittelgift Zucker werden in Ochsenfurt während der Kampagne täglich ca. 300to Kohle in die Luft geblasen, jährlich quatratkilometerweise ein eigentlich verbotenes Gift in den Boden eingebracht, täglich tankwagenweise Diesel für Landwirtschaftliche Maschinen und Transportfahrzeuge durch den Motor gejagt und nur damit ein krankmachendes Süssungsmittel, für das es schon längst gesündere Alternativen gibt, im Übermaß unters Volk gebracht wird.
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  • J. H.
    @Arcus
    ...Aber denken Sie doch mal an die ganzen Arbeitsplätze im Gesundheitswesen, die durch die Folgeerkrankungen der dicken Deutschen und den Krebserkrankungen durch die chemischen Kampfstoffe ihr Auskommen haben!

    Auch die Rentenkasse wird durch vorzeitigen Verfettungs- und Krebstot enorm entlastet. Einen Zuckerausstieg können wir uns gar nicht leisten!!!
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  • H. S.
    @Arcus...das einzige was krank macht sind solche Sprüche wie sie ständig von sich geben...es wird Zucker produziert, weil er gebraucht wird und nicht weil es uns krank macht!
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    So so……und warum wird dann in vielen Lebensmitteln Zucker „versteckt“? Warum wehrt sich die Zuckerlobby, dass Hersteller von Fertigprodukten angeben müssen, welche Mengen des krankmachenden Zuckers in ihren Produkten „versteckt“ ist.
    Sicher wird Zucker nicht deshalb produziert um Menschen krank zu machen. Aber es wird alles versucht möglichst viel des krankmachenden Zuckers unters Volk zu bringen.
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  • H. S.
    @Arcus...ihre Verschwörungstheorien sind schon peinlich...übertreffen kann sie nur der Wendler!
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    😂😉😘
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  • H. S.
    Bei soviel Fachwissen wissen Sie bestimmt auch, dass 1ha Zuckerrübenfläche über 20 to CO2 bindet und 14 to Sauerstoff freisetzt.
    Mehr als der Wald oder Moore.
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    Moore binden CO2 dauerhaft, solange sie nicht für landwirtschaftliche Flächen entwässert werden. Beim Wald zumindest solange, wie der Baum wächst und nicht für weitere Flächenversiegelung niedergemacht wird. Bei der Zuckerrübe befürchte ich wird CO2 spätestens dann wieder freigesetzt, wenn er den Darm passiert hat. Möglicherweise sogar auch als CO2 Methan Gemisch und anderen Gasen. Die vielen Tonnen CO2 die beim Anbau, Transport und Verarbeitung freigesetzt werden, müssen noch addiert werden. Also die Zuckerrübe bindet für ganz wenige Monate CO2 , setzt aber wieder nach Verzehr frei. Durch Transport und Verarbeitung der Rübe wird deutlich mehr CO2freigesetut als die Rübe gebunden hat.
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  • H. S.
    Bei 1 mm Wachstum im Jahr produziert das Mor gerade mal 10m³ Masse, da bleibt bei Zuckerrüben mehr Wurzel- und Blattmasse auf dem Feld. Und wo wurden Moore, seit man von Klimawandel spricht , entwässert?
    Beim Wald ist es halt auch so, dass das CO2, das in 150 Jahren gespeichert wurde, in ein paar Wochen durch den Kamin gejagt wird. Und das nennt sich noch ökologisch heizen.
    Was den Darm betrifft kann kann man sich fragen ist es sinnvoller ist, regionales CO2 "freizusetzen" oder welches aus Übersee das mit Ananas, Bananen, Kaffee usw importiert wird.
    Für diese Produkte werden übrigens genauso Regenwälder gerodet wie für Sojaanbau.
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