Unter dem Motto "Tradition und Zukunft" feierten die Gäste aus Medizin, Politik und Gesellschaft, darunter Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, nicht nur die Erfolgsgeschichte der Main-Klinik Ochsenfurt (MKO), sondern gleichzeitig auch das Richtfest für den ersten Bauabschnitt ihrer Generalsanierung. Diese besteht aus vier Bauabschnitten und wird am Ende mehr als 100 Millionen Euro kosten. Sanierungsstart war 2021 nach einer mehrjährigen Planungsphase; Ziel ist ein neues Gesicht und ein zeitgemäßes Innenleben für die Klinik, da ein Teil der heutigen Bausubstanz im Kern noch auf den Bau von 1962 zurückgeht.
Vor der Feier im Festzelt neben der Klinik, mit zahlreichen Reden und einem unterhaltsamen Interviewformat, das die Gäste aus den verschiedenen Bereichen auch teils unvorbereitet traf, gab es einen Rundgang über die Baustelle. Im Rohbau des neuen Pflegetrakts nutzen einige der Gäste die Gelegenheit für ein Selfie mit dem Minister – stilecht mit Bauhelm samt Schriftzug der Klinik. Holetschek ließ sich von MKO-Geschäftsführer Christian Schell erklären, dass der neue Westflügel, dessen Kosten sich auf rund 30 Millionen Euro belaufen, bis Ende 2023 bezugsfertig sein soll; anschließend brach er zum Festzelt auf, wo er als Festredner den Anfang machte.
Dabei betonte Holetschek die Rolle der Main-Klinik für die Gesundheitsversorgung in der Region beziehungsweise im ländlichen Raum. Mit der MKO investiere man in die Zukunft, so der Minister. "In Bayern haben wir überall leistungsfähige Krankenhäuser – unser Ziel ist, dass das so bleibt." Daher investiere der Freistaat kontinuierlich in die Gebäude und die Ausstattung der Kliniken – bei der Main-Klinik handle es sich dabei um fast 25 Millionen für den ersten Bauabschnitt der Generalsanierung, und um mehr als 18 Millionen Euro für den zweiten Bauabschnitt.
Die Sanierung, die von einem der Gäste mit einer "Operation am offenen Herzen" verglichen wurde – schließlich müsse neben den Bauarbeiten der laufende Betrieb der Klinik aufrecht erhalten werden –, dauere über die nächsten zehn Jahre hinaus an. "Das wird jeden Umfang, den wir bisher an Sanierung hatten, sprengen", betonte Alexander Schraml, Vorstand des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg, das für die Main-Klinik verantwortlich ist.
Landrat Thomas Ebert bezeichnete die Eröffnung des Krankenhauses auf dem Greinberg im Jahr 1962 als "einen der weitreichendsten Beschlüsse des Altlandkreises Würzburg". Damit sich die Main-Klinik auf dem heutigen Gesundheitsmarkt behaupten und den gemeinnützigen Anspruch bewahren kann, bedürfe es immer wieder Anpassungen und Weiterentwicklungen. "Stark sein, mit starken Partnern", sei die Devise – was unter anderem durch Kooperationen wie etwa mit der Main-Kardiologie und der Uniklinik Würzburg realisiert werde. "Das sind die Pfeiler unserer regionalen fachärztlichen Versorgung", so Eberth.
"Wir erhoffen uns von Bund und Land eine stärkere finanzielle Unterstützung für kleine Kliniken der Grundversorgung", sagte der Landrat. Denn: "Gesundheit braucht Nähe" – der familiäre Charakter der Main-Klinik unterstütze die Heilung der Patienten, zeigte er sich überzeugt.
Main-Klinik: Generalität als Spezialität
Dr. Joachim Stenzel, ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin an der Main-Klinik, plädierte in seinem Statement dafür, die Identität der Klinik zu bewahren: "Unsere Spezialität ist die Generalität". Man müsse sich immer die Frage stellen, "bis wo können wir, und ab wo brauchen wir Unterstützung?" Es sei weiter notwendig, sich zu verknüpfen und zu verpartnern – etwa bei der Versorgung eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts. Auch MKO-Geschäftsführer Christian Schell bestätigt nach den offiziellen Reden im Gespräch: "Unser Schwerpunkt ist die Grund- und Regelversorgung – wir sind nur 20 Kilometer von der Uniklinik Würzburg entfernt, da ergibt eine Spezialisierung keinen Sinn."
Auf das Thema Fachkräftemangel und die Lage der Pflegekräfte ging Susanne Saemann in ihrer emotionalen und persönlichen Rede ein, die viel Applaus erhielt. Die Pflegekoordinatorin arbeitet seit 30 Jahren in der Main-Klinik und kennt den Klinik-Alltag auch noch aus ganz anderen Zeiten: "Ich habe noch schwer verqualmte Mehrbettzimmer erlebt", erzählte sie – und freute sich, dass der Bau des neuen Pflegebereichs am Start der langjährigen Sanierung steht. Das Gebäude, das in den 60er Jahren gebaut wurde, tauge nicht mehr für den Betrieb einer modernen Klinik und sei "zu klein, zu eng, mit zu wenig Platz für die immer aufwändigere Pflege am Patienten".
Laut Saemann steht die Klinik vor riesigen Herausforderungen: Personalmangel sei an der MKO erst mit der Pandemie ein richtiges Problem geworden. "Wir diskutieren jeden Tag, was heute möglich sein könnte, und was nicht", sagt sie. Gerne würde der ärztliche Dienst mehr Patienten behandeln, als der Pflegedienst mit gutem Gewissen betreuen könne und dürfe. "Wir Pflegekräfte wollen gute Arbeit machen, das geht aber nicht, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen und die Personaldecke zu dünn ist."
Sie ist überzeugt, dass die Politik die falschen Anreize setzt: "So, wie das Geld für die Pflege aktuell ausgegeben wird, wird es keinen nachhaltigen Nutzen haben." Bonuszahlungen würden Neid und Unzufriedenheit zwischen den einzelnen Berufsgruppen stiften. Vergessen würden stets diejenigen, die im Alltag oft unsichtbar blieben, wie beispielsweise angelernte Hilfskräfte und Reinigungskräfte, ohne die eine Pflege nach heutigem Standard aber nicht möglich wäre.
"Mehr Geld allein wird aber auch niemanden in die Pflege bringen und nachhaltig Zufriedenheit steigern", meinte Saemann. Sie wünschte sich für ihren Berufsstand mehr Verbindlichkeit, "dass ein 'frei' im Dienstplan auch frei bleibt, dass das Handy nach Feierabend ohne schlechtes Gewissen aus bleiben kann". "Ohne Hunderte von Überstunden würden wir uns im Job wohler fühlen", so ihr ernüchterndes Fazit.
Letztlich helfe nur, möglichst viele junge Leute für den Pflegebereich zu begeistern und ihnen eine fundierte Ausbildung mitzugeben, sagte Saemann. Dass die MKO mit der neuen Pflegeschule, an der im September das erste Ausbildungsjahr begonnen hat, dazu beitrage, erfülle sie mit Stolz.
Rettungshubschrauber "Christoph 18" lockt Fachärzte an die Main-Klinik
Dr. Manfred Knof, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin, betonte in seiner Rede die Bedeutung des Rettungshubschraubers "Christoph 18" für die Main-Klinik. Seit 1980 fliegt dieser Einsätze vom Greinberg aus, und ist laut Knof Anreiz für Kolleginnen und Kollegen, an der Main-Klinik zu arbeiten. "Ich generiere durch den Hubschrauber mein Facharzt-Team", so Knof.
60 Jahre Main-Klinik – für MKO-Geschäftsführer Christian Schell besteht die Besonderheit seines Arbeitsplatzes im Miteinander: "Ich bin schon so lange da", sagt Schell, der 1998 im Rechnungswesen der Klinik begann, "wir haben hier ein tolles Team und unterstützen uns auch im klinischen Alltag."