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OCHSENFURT
Wie die Main-Klinik Energie sparen kann
Der Bau eines neuen Verwaltungstrakts hat die Energiekosten der Main-Klinik bereits um 36 000 Euro entlastet, weil das schlecht isolierte ehemalige Personalwohnheim nicht mehr beheizt werden muss. Weitere 24 000 Euro könnte die Klinik pro Jahr durch den Einsatz eines Blockheizkraftwerks einsparen.
Großverbraucher: In der Energiezentrale der Ochsenfurter Main-Klinik stecken noch viele Einspar-Möglichkeiten, wie Prof. Markus Brautsch von der Hochschule Amberg-Weiden in einer Untersuchung herausgefunden hat. Im Bild von links: Kreisrat Bernhard Rhein, Klinik-Geschäftsführer Christian Schell, Markus Brautsch, Geschäftsführer Alexander Schraml und technischer Leiter Hubert Laschütz.
Foto: Gerhard Meissner | Großverbraucher: In der Energiezentrale der Ochsenfurter Main-Klinik stecken noch viele Einspar-Möglichkeiten, wie Prof. Markus Brautsch von der Hochschule Amberg-Weiden in einer Untersuchung herausgefunden hat.
Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Meissner
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:53 Uhr

Die Zahlen stammen aus einem Energieeinsparkonzept, den die Main-Klinik beim Institut für Energietechnik an der Hochschule Amberg-Weiden in Auftrag gegeben hat. Vor Mitarbeitern und Mitgliedern des Klinik-Aufsichtsrats stellte Professor Markus Brautsch die Ergebnisse der Untersuchung vor.

Den Verbrauch untersucht

Die Ingenieure des Instituts waren allen Energieverbräuchen in der Klinik auf den Grund gegangen. Neben Strom und Heizwärme produziert die Energiezentrale der Klinik auch Kälte für die Klimatisierung und Dampf für die Wäscherei und die Sterilisation der medizinischen Geräte. Aufs Jahr gesehen kommt dabei ein Verbrauch von 3,5 Millionen Kilowattstunden Heizenergie und 1,9 Millionen Kilowattstunden Strom zusammen. Insgesamt 457 000 Euro gibt die landkreiseigene Klinik dafür im Jahr aus.

300 Kilowatt Leistung verlangen Heizung und Warmwasser den Gas-Heizkesseln in den kalten Wintermonaten ab. Doch auch während des Sommers sinkt der Wärmebedarf nicht unter einen Wert von 100 Kilowatt. Auch der Bedarf an elektrischer Energie unterschreitet im Jahresverlauf nie den Wert von 130 Kilowatt. Beste Voraussetzungen für den Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung also, wie Brautsch verdeutlichte.

Ein Blockheizkraftwerk liefert diesen Mix aus elektrischer und Heiz-Energie. Herzstück ist ein mit Gas betriebener Motor, der einen Generator antreibt. Der dort erzeugte Strom wird ins Hausnetz eingespeist, die entstehende Abwärme des Motors für die Heizung genutzt. Energieverluste, wie sie bei der getrennten Erzeugung von Strom und Wärme zwangsläufig entstehen, reduzieren sich so auf ein Minimum.

In einem umfangreichen Verfahren hatte das Institut sämtliche Energieverbräuche über einen längeren Zeitraum hinweg aufgezeichnet. In den nächsten Schritten wurde das System auf Schwachstellen untersucht und schließlich Vorschläge für eine möglichst effiziente Energieerzeugung in der Zukunft erarbeitet. Am Ende steht nun eine praxisnahe Empfehlung, die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Varianten mit berücksichtigt – Energiesparen soll sich schließlich auszahlen.

Den Königsweg, den Professor Markus Brautsch gemeinsam mit seinen Mitarbeitern entwickelt hat, erfüllt diese Anforderungen. Ein Blockheizkraftwerk mit 100 Kilowatt elektrischer Leistung schlägt der vor. Der Strom und die rund 170 Kilowatt Heizleistung, die die Anlage abgibt, können vollständig in der Klinik verbraucht werden. Auf rund 300 000 Euro schätzt Brautsch die erforderlichen Investitionen.

Rund 57 Prozent des Wärmebedarfs könnte die Klinik auf diese Weise decken. An kalten Tagen fangen zwei zusätzliche Gas-Heizkessel die Spitzenlast ab. Dafür könnten sogar die vorhandenen Kessel eingesetzt werden, so Brautsch. Und den zusätzlich erforderlichen Strom holt sich die Klinik, wie bisher aus dem öffentlichen Netz.

Weiterer Strom könnte auch vom Dach der Klinik kommen. Eine Fotovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von 40 Kilowatt ist dort bereits installiert.

Für weitere 500 Quadratmeter Solarfläche oder 60 Kilowatt Leistung wäre noch Platz. Die Klinik würde sich dadurch ein Stück weiter unabhängig vom öffentlichen Netz machen. Mehr noch: Bei steigenden Strompreisen würde der finanzielle Vorteil sogar noch größer.

Und auch ein Anstieg des Erdgas-Preises könne die Klinik, zumindest auf absehbare Zeit nicht schrecken. Selbst wenn das Gas um 50 Prozent teurer würde, läge man mit dem Blockheizkraftwerk noch in der Gewinnzone, so Brautsch.

Hohe Kosten

Der jährliche CO2-Ausstoß der Klinik würde durch den Einsatz von Blockheizkraftwerken von derzeit 320 Tonnen auf 210 Tonnen sinken. Ein bessere CO2-Bilanz verspricht der Einsatz von Bio-Methan oder der Einbau einer Holzpellet-Heizanlage – auch diese Varianten hat das Institut untersucht. Die Kosten für die regenerativen Energielieferanten sind aber unverhältnismäßig hoch, so der Energieforscher.

Klinik-Geschäftsführer Christian Schell hat Brautsch mit seiner Studie überzeugt. Das Konzept soll demnächst dem Aufsichtsrat der Main-Klinik vorgeschlagen werden. Ohnehin sei die Erweiterung der Intensivstation und und die Reparatur des Dachs über dem OP-Trakt geplant. In diesem Zug könnten die ersten Schritte des Einsparkonzepts bereits umgesetzt werden.

Den Anstoß zur Erstellung eines Energieeinsparkonzepts hatte die Genossenschaft Klinik-Kompetenz Bayern gegeben, der die Main-Klinik gemeinsam mit 41 weiteren kommunalen und freigemeinnützigen Kliniken angehört. Gefördert wurde die Studie vom Freistaat Bayern.

 
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