Die Temperaturen steigen. Der Frühling naht. Die ersten Igel erwachen aus dem Winterschlaf. Für Gudrun und Herbert Martin aus Gerbrunn im Landkreis Würzburg bedeutet das seit 31 Jahren vor allem eines: viel Arbeit. Bis zu 300 hilfsbedürftige, verletzte oder verwaiste Igel werden jedes Jahr zu ihnen gebracht. Die Martins sind für Igel-Freunde aus ganz Unterfranken und darüber hinaus oft die erste Anlaufstelle. Vielmehr: Sie waren es. Denn die Igel-Auffangstation in Gerbrunn bleibt ab sofort geschlossen.
Das Ehepaar Martin hört auf. "Aus gesundheitlichen Gründen", sagt Gudrun Martin. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge würden sie und ihr Mann auf mehr als drei Jahrzehnte ehrenamtlichen Einsatz zurückblicken. Denn ausgerechnet zum Schluss gab es Ärger. Und den nicht zu knapp.
Ausgewilderte Igel fielen Baumaßnahmen zum Opfer
Was war passiert? Im vergangenen Jahr wandte sich das Ehepaar an die Presse. "Aus Verzweiflung", wie sie sagen. Das einst verwilderte Nachbargrundstück, auf das die Igelstation seit Jahren ihre mühsam aufgepäppelten Tiere in die Freiheit entlassen hatte, wurde von einem auf den anderen Tag gerodet, die Igel wohl größtenteils gemulcht. Von den wild wuchernden Hecken war am Ende nichts mehr übrig. Die Bagger hatten den Boden planiert.
Rechtlich gesehen war das in Ordnung. Den Bauantrag hatte die Gemeinde genehmigt. Ehepaar Martin hatte ihn unterschrieben. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände würden in diesem Fall nicht greifen, so das Würzburger Landratsamt. Zumindest nicht für den "nur national" geschützten Igel. Die Tierart steht seit 2017 auf der Vorwarnliste, einer Vorstufe der Roten Liste für Bayerns Säugetiere. Und ob auch europarechtlich geschützte Arten wie die Zauneidechse auf dem Grundstück gelebt haben, kann im nachhinein niemand mehr nachvollziehen. Auch nicht, ob die Martins, wie sie sagen, vom Bauherren die mündliche Zusicherung erhalten hätten, die Igel zu retten - bevor die Bagger anrücken.
Igel-Auffangstation in Gerbrunn wird nicht mehr gefördert
Doch der Streit zwischen Igel-Auffangstation, Gemeinde und Unterer Naturschutzbehörde beschäftigte die Presse. Das war im Oktober 2021. Im November bekam das Ehepaar Martin dann einen Brief aus dem Würzburger Landratsamt: Darin wurde ihr Antrag auf Förderung der Igelstation für das Haushaltsjahr 2022 schriftlich abgelehnt. Es geht um 500 Euro jährlich, die Familie Martin zur Förderung des Natur- und Artenschutzes in den vergangenen drei Jahren erhalten hatte. Eine Retourkutsche?
"Nein", schreibt das Landratsamt auf Anfrage dieser Redaktion. Einer Sitzungsniederschrift vom 26. November ist zu entnehmen, dass die Mitglieder des Umweltausschusses "die Förderung von Privatpersonen eher kritisch" sehen. Wörtlich heißt es: "Es bestehe die Gefahr, dass weitere Anträge folgen und somit ein Fass ohne Boden aufgemacht werde." Warum die Station bislang trotzdem Gelder erhielt, bleibt offen.
Die Igelstation in Gerbrunn ist kein eingetragener Verein. Die Martins arbeiten aber seit Jahrzehnten eng mit dem Würzburger Tierheim zusammen. "Bei dem Arbeitsaufwand, den wir betrieben haben, hätten wir nicht auch noch Vereinsarbeit leisten können", sagt Herbert Martin. Steffen Jodl, Regionalreferent für Unterfranken beim Bund Naturschutz, hält die Entscheidung der Unteren Naturschutzbehörde für "falsch und nicht nachvollziehbar".
Bis zu 300 Igel pro Jahr aufgepäppelt
Mehr als drei Jahrzehnte kümmerten sich die Martins um die geschützte Tierart. Hunderte Igel in der Region haben sie wohl jedes Jahr durch ihre Arbeit vor dem Tod bewahrt. Tierschützer brachten jeden Sommer Dutzende verwaiste Igelbabys nach Gerbrunn. Wochenlang versorgte das Ehepaar dann die Igelsäuglinge alle zwei Stunden mit Spezialnahrung. Wenn die Tiere größer waren, wurden sie aufgepäppelt, entwurmt und in ehrenamtliche Pflegestellen vermittelt, die sie ab einem bestimmten Gewicht wieder in die Freiheit entließen. Rund 50 Ehrenamtliche aus den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart standen dafür in ständigem Austausch mit der Igelstation.
365 Tage im Jahr drehte sich bei den Martins alles um die Igel. Wärmeboxen, Heu, Spezialnahrung, Gehegebau, Reinigungstücher, Futter, Tierarztkosten, Medikamente, die Beratung der Ehrenamtlichen - all das leisteten und finanzierten die Martins auf eigene Kosten, mit Spenden sowie mit Unterstützung des Würzburger Tierheims.
Ehepaar Martin vom Bayerischen Umweltministerium ausgezeichnet
2012 wurde das Ehepaar mit der Europatagmedaille ausgezeichnet. Vor zwei Jahren erhielten Gudrun und Herbert Martin für ihren "herausragenden Einsatz für Natur und Umwelt" von Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) den "Grünen Engel 2020" des Bayerischen Umweltministeriums. Der Würzburger Landrat Thomas Ebert (CSU) gratulierte den Martins, die er als "leuchtende Vorbilder der Gesellschaft" bezeichnete, für ihr langjähriges Engagement.
Heute schreibt er auf Anfrage dieser Redaktion, es gebe auch noch andere Tierauffangstationen in der Region und der Ausschuss habe sich zurecht schwer damit getan, sämtliche private Initiativen für Tierschutz zu fördern. Unabhängig davon zolle er aber dem Ehepaar Martin "höchste Anerkennung und Respekt". Er hoffe, dass sich viele ehrenamtliche Initiativen weiter um das Tierwohl im Landkreis Würzburg kümmern.
Das wünschen sich auch die Martins: Dass alle Igelfreunde aus der Region sowie ihre 50 ehrenamtlichen Pflegestellen ab sofort eng mit dem Würzburger Tierheim zusammenarbeiten. Jetzt, wo es die Igelstation in Gerbrunn nicht mehr gibt.
Aber warum sollten sich nicht auch andere Gruppierungen und Parteien kümmern?
- Die CDU/CSU mit der JU vielleicht? Christliche Parteien mit Verantwortung für die Schöpfung! Nur ein Igel? Soso.
- Die SPD mit den Jusos? Partei der kleinen Leute? Achso, der Igel ist zu klein... Och schade.
- FDP und Junge Liberale? Äh, die sind raus, Igel haben nicht genug Strahlkraft. Wenn überhaupt sind Igel Eigenbrötler wie Lindtner.
- Die Linke: Mist, die sind auch raus. Die einen müssen Wunden lecken, während die anderen den vom Aussterben bedrohten PUTIN-Vogel zu retten versuchen.
- Die AfD mit der JA: Ach Mist, die sind auch raus. Als Grund fällt mir nur ein, dass ich deren Denkweise und Gedankengut keinem Lebewesen antun will. Und ich rechne jedem einzelnen Igel mehr Verstand und Empathie zu, als der der AfD-Gruppe in Summe.
Jetzt ist meine Zynikerseele wieder etwas befreiter.
Grünen-Bashing? Wo? Ich erkenne keines.
Sind es nicht die Grünen die sich so ausdrücklich und vehement für Fauna und Flora einsetzen? Insofern hat der Vor-Kommentator doch recht. Für die Igelhilfe hätte sich die grüne Jugend tatsächlich einsetzen und somit etwas sinnvolles tun können.
doch.
Hauptsache sich mal wieder über diejenigen mokiert, die den hehren aber leeren Worten aus der Politik Taten folgen lassen statt darüber nachgedacht, was man selber beitragen könnte.
Der homo "sapiens" bringt es wahrscheinlich fertig, an seiner eigenen Ignoranz zugrundezugehen, indem er das eigentlich perfekte Nest zerstört, in das er gesetzt wurde, und auch noch stolz darauf zu sein, den blöden Grünen bis zuletzt eine Nase gedreht zu haben. Naja, dass die Erde auch ohne ihn auskommt, hat sie schon Milliarden Jahre lang bewiesen.
Jedem seine Sensibilität. Wenn Sie den Hintergrund meiner Botschft an mppthi nicht verstehen wollen, hat es keinen Sinn darüber zu diskutieren. Sollten Sie die Botschaft (noch) nicht vertsehen können, rate ich die sprachlichen Stilmittel Satire, Zynismus und Sarkasmus einmal zu studieren.
Und jetzt lasse ich Sie gerne mit genau dem selben ratlosen Gesichtsausdruck stehen, wie Sie mich.
Schönen Tag noch.
PS: Um offen zu sein, ich habe den Eindruck, dass Sie sich weniger intelligent darstellen wollen als Sie sind. Mein Rat, lassen Sie das. Es passt nicht zu Ihnen.
Sowas nennt sich dann Naturschutzbehörde. Buh.