Sterben jetzt auch die Igel? Zum Jahresende 2017 veröffentlichte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) eine aktualisierte Rote Liste für Bayerns Säugetiere– mit dem Ergebnis: Über 40 Prozent der insgesamt 79 in Bayern heimischen Säugetierarten sind gefährdet. Ein Drittel gilt als sehr selten oder extrem selten.
Vom Aussterben bedroht sind beispielsweise der Luchs und die Fledermausart „Große Hufeisennase“. Erschreckend: Auch der Igel als einstige Allerweltsart steht jetzt auf der Vorwarnliste, einem Teil dieser Roten Liste. Die Art ist zwar noch nicht gefährdet, ihr Bestand aber rückläufig.
Bestätigen können das Gudrun und Herbert Martin, Leiter der unterfränkischen Igelstation in Gerbrunn (Lkr. Würzburg).
Die beiden kümmern sich seit 27 Jahren ehrenamtlich um verwaiste, verletzte, kranke oder zu magere Igel. Ihr Einzugsgebiet deckt ganz Unterfranken ab und reicht von Frankfurt bis nach Nürnberg. Durchschnittlich päppelt das Ehepaar mit seinen ehrenamtlichen Igel-Helfern pro Jahr 300 bis 330 Igel wieder auf.
Immer weniger Tiere in Unterfrankens Igelstation
Doch es werden von Jahr zu Jahr weniger. In rasantem Tempo: Waren es 2016 bereits 40 Igel weniger als in den Vorjahren, konnten die Martins 2017 bereits 140 Igel weniger retten. Auch die Anrufe besorgter Unterfranken, die bei den Igel-Experten anrufen, weil sie vergebens auf Igelfamilien warten, die in den Jahren zuvor ihre Gärten bevölkerten, deuten auf den Rückgang der Art hin.
Der Einsatz von Chemie und die strukturelle Verarmung der Landschaft machen es dem Igel schwer, sagt Martina Gehret vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Der Igel als Insektenfresser leide unter dem extremen Rückgang der Insekten auf den intensiv bewirtschafteten Flächen. Es fehle an Nahrung, aber auch an Hecken- und Randgehölzen, die als Schlafplätze und Winterquartiere für Igel dienen.
Die Folge: Die Tiere ziehen vor allem in private und Gemeindegärten. Doch Straßen, undurchlässige Gartenzäune und Bahntrassen machen es ihnen schwer. Auf der Suche nach Nahrung überquere der Igel durchschnittlich bis zu zwölf Straßen pro Nacht. Er schafft das nicht immer lebend: Der Igel zählt zu den häufigsten überfahrenen Säugetieren in Bayern.
Gärten sind zu aufgeräumt
99 Prozent aller Gärten seien Wohnzimmer, sagt Gudrun Martin. Das neueste seien Steinwüsten. Dort finden Igel weder Unterschlupf, um Junge zu gebären oder Winterschlaf zu halten, noch finden sie Futter. Selbst draußen in der Flur werde fast schon jeder Zweig und jedes Blatt weggeschnitten, unter denen sich Käfer, Würmer oder Weinbergschnecken – die Nahrungsgrundlage für Igel – verstecken könnten.
Helfen könnten Gartenbesitzer, indem sie zumindest eine Ecke ihres Gartens nicht aufräumen, einen Reisighaufen und Laub aufschichten. Auch ein offener Kompost, der leider viel zu oft von der Biotonne ersetzt werde, sei wichtig für das Überleben von Käfern und Würmern, so Martin.
Auf Schneckenkorn, Blaukorn oder Gifte sollten Gartenbesitzer, denen die Kleintiere am Herzen liegen, verzichten.
Wer Igel füttern will, sollte täglich 400 Gramm nasses Katzenfutter und eine Schale Wasser (keine Milch) ins Freie stellen. Um Nachbars Katze fern zu halten, kann man über den Napf eine einfache Baumarkt-Box mit einem Einschlupfloch stülpen. Igel fressen in 24 Stunden so viel, wie sie selbst wiegen.
Nicht, weil es von uns bewusst aus dem Weg geräumt wird wie die großen Beutegreifer (Sog. Nahrungskonkurrenten) sondern weil wir ihm seine Lebensgrundlage nehmen - Stichwort: aufgeräumte Gärten (aber schö is er scho, unser sauberer Tuja-Wald).
Der Weg zu uns wird immer kürzer!
Jetzt glaub ich es kaum, neulich haben Sie noch den Glyphosat - Schmidt verteidigt.
Wie passt das zusammen?
Wenn das Establishment der Mächtigen das nicht einsehen will, muss es weg. Zugunsten weitblickenderer politischer Kräfte.
Der Igel hingegen um noch einmal darauf zurückzukommen ist darauf angewiesen, dass wir ihm das lassen, was er braucht.