Ende Juli ist es wieder soweit: Die Igel bekommen Nachwuchs. Für Gudrun und Herbert Martin aus Gerbrunn im Landkreis Würzburg bedeutet das erst einmal nur eines: viel Arbeit. Bis zu 300 hilfsbedürftige, verletzte oder verwaiste Igel aus ganz Unterfranken (und darüberhinaus) werden jedes Jahr zu ihnen gebracht. Das Ehepaar Martin ist für Igelfreunde oft die erste Anlaufstelle.
"Grüner Engel 2020" für Ehepaar Martin
Von den Martins werden Igelsäuglinge mehrere Wochen lang alle zwei Stunden gefüttert, größere Igel aufgepäppelt, entwurmt und in ehrenamtliche Pflegestellen vermittelt. Auf eigene Kosten. Seit 30 Jahren. 365 Tage im Jahr dreht sich bei den Martins alles um die Igel. Dafür werden sie nun vom Bayerischen Umweltministerium mit dem "Grünen Engel 2020" ausgezeichnet.
Die Ehrung erfolgt für "vorbildliche Leistungen und langjähriges, nachhaltiges, ehrenamtliches Engagement im Umweltbereich", teilt das Ministerium auf Anfrage mit. Seit 2011 wird die Urkunde jährlich bayernweit an maximal 100 Personen vergeben. Wegen der Coronapandemie soll die Verleihung durch Staatsminister Thorsten Glauber in diesem Jahr digital stattfinden.
Mit der Auszeichnung wird das Augenmerk auf den heimischen Igel gelenkt: Die einstige Allerweltsart steht auf der Vorwarnliste, einem Teil der Roten Liste für Bayerns Säugetiere. Die Art ist zwar noch nicht gefährdet, ihr Bestand aber rückläufig, meldete das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) zum Jahresende 2017. Daran hat sich trotz des Volksbegehrens Artenschutz bis heute nichts geändert."Die Bestände des Igels haben sich nicht erholt", bekräftigt der Landesbund für Vogelschutz in Unterfranken (LBV) und fügt hinzu: Die Umsetzung des Volksbegehrens komme jetzt erst in Fahrt. Bis populationsrelevante Tendenzen für einzelne Arten erkennbar seien, dauere es Jahre.
Mähroboter zerstören Artenvielfalt im Garten
Gudrun Martin sieht sich bestätigt: "Igel werden überfahren, fallen durch ungesicherte Kellerschächte, werden durch Mähroboter oder Laubsauger verletzt und getötet oder verhungern, weil es immer weniger Insekten gibt." Auch der Landesbund für Vogelschutz warnt: "Durch Rasenroboter haben kleine Säugetiere wie Igel, aber auch Blühpflanzen, Insekten, Amphibien und Spinnen keine Chance, im Garten zu überleben."
Laut Bayerischem Landesamt für Umwelt sind mehr als 40 Prozent der insgesamt 79 in Bayern heimischen Säugetierarten gefährdet. Ein Drittel gilt als sehr selten oder extrem selten. Vom Aussterben bedroht sind beispielsweise der Luchs und die Fledermausart „Große Hufeisennase“.