
Wer will, kann in diesen Tagen einen kleinen Rundflug zu wichtigen Stationen der Menschheitsgeschichte machen. Und braucht dazu Unterfranken noch nicht mal zu verlassen. Das Museum für Franken zeigt, wie vor 7500 unsere Region erstmals besiedelt wurde. Der Kulturspeicher zeigt, wie sich das Bild der Frau in den letzten 500 Jahren gewandelt hat. Und das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt zeigt, wie der Mensch erstmals ein Gespür für die Schönheit der Natur entwickelte. Um nur ein paar Beispiele für derzeit laufende Ausstellungen zu nennen.
Für Zeitreisende: Das Museum für Franken zeigt, wie der Mensch sesshaft wurde

Vor 7500 Jahren begann in der Region, die sehr viel später einmal Unterfranken heißen sollte, eine Entwicklung, die die Zivilisation, wie wir sie heute kennen, überhaupt erst möglich machte: Die Menschen wurden auch hier sesshaft. Sie waren nicht mehr Jäger und Sammler, sondern betrieben Ackerbau und Viehzucht. Sie zogen nicht mehr im jahreszeitlichen Wechsel umher, sondern rodeten den Wald, legten Felder an, bauten große Häuser, die sie mit Palisaden umgaben. Die Idee entstand vor 12.000 Jahren im Vorderen Orient. Ins heutige Unterfranken brachten sie Siedler in der Jungsteinzeit aus der Region des heutigen Ungarn und Rumänien. Das Museum für Franken auf der Würzburger Festung zeichnet in der Ausstellung "Ackern statt Jagen" diese Entwicklung mit vielen Fundstücken, Rekonstruktionen und Mitmachstationen nach.
Bis 7. April. Geöffnet: Di.-So. 10-16 Uhr, ab 1. April bis 17 Uhr
Für Freunde der Schönheit: Das Museum Georg Schäfer hat idyllische Orte aufgespürt

Es gab eine Zeit, da fanden die Menschen die unberührte Natur hässlich. Dann kam Ende des 18. Jahrhunderts die Romantik. Plötzlich waren schroffe Felsen oder wilde Wasserfälle begehrte Motive. Und noch ein paar Jahre später entdeckten die Menschen das Idyll: friedliche Orte an der Berührungskante von Natur und Zivilisation - Burgen auf grünen Hügeln, Mühlen am Bach. Fürsten schickten Künstler los, um festzuhalten, was ihre Ländereien zu bieten hatten. Das Museum Georg Schäfer zeigt in seiner Winterausstellung "Esthetic Places" die Zeichnungen von drei Künstlern, die sich in Franken, Thüringen und Sachsen auf Wanderschaft begaben. Der Clou: Dazu gibt es aktuelle Fotografien, die den Zeichnungen gegenübergestellt werden, und die zeigen, wie sich die Orte seither verändert haben. Das Ergebnis ist überraschend.
Bis 25. Februar. Geöffnet: Di. 10-20 Uhr, Mi.-So. 10-17 Uhr
Für Lichthungrige: Inge Gutbrod verwandelt mit ihren Wachsobjekten die Kunsthalle Schweinfurt

Die 1963 in Nürnberg geborene Künstlerin Inge Gutbrod befasst sich seit vielen Jahren mit Licht. Genauer: Wie Licht Materialien durchdringt. Zum Beispiel Wachs. In der Schweinfurter Kunsthalle ist derzeit in der großen Ausstellung "take a bath in my light-soaked bodies, vol.1" (Nimm ein Bad in meinen lichtdurchfluteten Körpern) zu erleben, wie Licht nicht nur die Gegenstände unterschiedlichster Formen und Farben verändert, durch die es geschickt wird, sondern wie es ganze Räume verwandelt. So wird die ehemalige Schwimmhalle des Ernst-Sachs-Bades zum Gesamtkunstwerk und die Besucherinnen und Besucher werden ein Teil davon. Und wem das noch nicht weihnachtlich genug ist, für den oder die gibt es einen Bonus: Rhöner Krippen von drei Holzschnitzern werden für einige Wochen der zeitgenössischen Kunst in der Sammlung gegenübergestellt.
Bis 21. Januar. Geöffnet: Di.-So. 10-17 (Do. bis 21) Uhr
Für Harry, Hermine & Co.: Der Kulturspeicher zeigt, wie sich unser Hexenbild verändert hat

Altes Weib mit warziger Nase wie in "Hänsel und Gretel" oder smarte Nachwuchszauberin wie Hermine in "Harry Potter" - es scheint, als sei die Figur der Hexe nahezu willkürlich interpretierbar. Ein Trugschluss: Über die Jahrhunderte lässt sich ein roter Faden ausmachen - das Würzburger Museum im Kulturspeicher geht ihm in seiner Ausstellung "Hexen! Über Körper, Wissen und Macht" anhand einer Fülle von Objekten alter und neuer Kunst nach. Deutlich wird dabei, wie sich das Bild der Hexe in der Kunst seit dem 15. Jahrhundert gewandelt hat. So ist das Konzept Hexe ursprünglich ein Druckmittel der Männer, um unangepasste oder sonstwie auffällige Frauen zu kontrollieren. Schnell wird in der Ausstellung klar: Die Darstellung der Hexe sagt immer auch etwas aus über das vorherrschende Frauenbild einer Epoche. Erst spät wird die Hexe schließlich vom verfemten Opfer zur feministischen Ikone.
Bis 14. Januar. Geöffnet: Di. 13-18 Uhr, Mi., Fr.-So. 11-18 Uhr, Do. 11-19 Uhr.
Für Dialogfreudige: Marco Wagner trifft auf die Sammlung des Museums am Dom

Zuerst sollte es nur eine Intervention werden, also ein kleiner Eingriff in die ständige Ausstellung im Würzburger Museum am Dom. Doch dann wurde es mehr: Mit rund 50 Arbeiten hat der 1982 in Würzburg geborene Künstler Marco Wagner nun unter dem Titel "leaving paradise" seine erste Ausstellung in seiner Geburtsstadt. Wagner, der als Illustrator für Magazine wie "Cicero" etliche Preise gewonnen hat, ist längst auch als freier Künstler erfolgreich, es vertreten ihn Galerien in Hamburg, Leipzig und Frankfurt. Museumsleiter Jürgen Emmert hat Wagners Bilder teils übers ganze Museum verteilt, wo sie in verblüffend pointierte Dialoge mit der historischen Kunst treten. Eine große Werkgruppe wiederum ist im "Labor" zusammengefasst, das für diesen Anlass in Volière umbenannt wurde. Die Motive hier: Vögel. Und sonst? Menschen, Pflanzen, Ornamente, mal scheinbar plakativ naiv, mal hintergründig und vieldeutig, mal meisterhaft naturalistisch. Nicht selten mit merkwürdig vertrauten Anklängen an die Gebrauchsästhetik der Nachkriegszeit und der Boomer-Jahre. Marco Wagner spielt mit Stilen, Situationen, Deutungen. Und stellt dabei immer die grundsätzlichen Fragen nach unserer Vergänglichkeit, unserem Umgang miteinander und mit der Natur.
Bis 25. Februar. Geöffnet: Di.-So. 12-17 Uhr