Es war der bisher größte Grundstückskauf der Gemeinde Höchberg und ist für Bürgermeister Alexander Knahn (parteilos) eine Herzensangelegenheit: 80 Hektar Fläche, verteilt auf 50 Hektar Acker sowie 30 Hektar Wald zwischen der B 27 und der Kreisstraße Richtung Eisingen, hatte die Gemeinde Ende des Jahres 2019 für eine nicht näher bezifferte Summe von der Südzucker AG erworben. Aus den Ackerflächen soll ein Gewerbegebiet der Zukunft entstehen.
"Denkt man als Vision zum Beispiel an die Ansiedlung von hochwertigen Arbeitsplätzen, so bringen diese in der Zukunft ganz andere, neue Qualitätsmerkmale mit sich: Kinderbetreuung in unmittelbarer Nähe, Wohnen am Arbeitsplatz, Freizeit am Arbeitsplatz oder kulturelle Angebote nebenan", sagt Knahn. Eine solche Gebietsentwicklung sei eine Chance für die ganze Region: "Das, was dort entwickelt wird, muss als Vermächtnis für die Generationen nach uns verstanden werden."
Mit seiner Vision ist Knahn nicht alleine: Der Gemeinderat hat einem ersten Entwurf für die Gesamtfortschreibung des Flächennutzungsplans im Februar zugestimmt. Parallel habe man ein Dialogverfahren mit Expertinnen und Experten für Ökologie, Ökonomie und Nachbarschaft ins Leben gerufen, erläutert Knahn.
Höchberger Gemeinderat bezeichnet Projekt als "wertvoll und außergewöhnlich"
Erste Ergebnisse gibt es bereits: Das Ökologie-Forum war von SPD-Gemeinderat Martin Benthe begleitet worden. Er sagt: "Für mich kam sehr deutlich heraus, dass allen bewusst war, dass sich auf den Südzuckerflächen etwas entwickelt, das man nur als wertvoll und außergewöhnlich bezeichnen kann." Es habe Einigkeit darüber bestanden, dass das Gelände ökologisch nicht an Wert verlieren würde, wenn Arten- und Naturschutz berücksichtigt würden.
Anders sieht das der Bund Naturschutz Würzburg, der sich kürzlich mit einer Pressemitteilung zu Wort gemeldet hat: "Gigantismus in Höchberg", ist die Mitteilung betitelt. Der Bund sei "bestürzt" darüber, dass Höchberg "über 60 Hektar Fläche überplanen" wolle. Dies stelle einen "gigantischen Verlust an landwirtschaftlichen Böden und Lebensraum vor allem für Arten der Agrarflur" dar.
"Vor allem ein rund 23 Hektar großes Gewerbegebiet Richtung Eisingen kritisiert der Bund Naturschutz als verschwenderischen Verbrauch landwirtschaftlicher Nutzflächen", wird der Vorsitzende Armin Amrehn zitiert. "Gerade die guten landwirtschaftlichen Böden zwischen Eisingen und der B 27 müssen für die Landwirtschaft erhalten werden," fordert Geschäftsführer Steffen Jodl.
Bürgermeister Knahn: Weiterentwicklung unumgänglich für Lebensstandard
"Natürlich funktioniert die Realisierung eines solchen Projektes nicht ohne die Versiegelung", entgegnet Knahn auf Anfrage. Er könne die Sorge verstehen. Die Mitteilung lasse jedoch "völlig außer Acht, dass eine geordnete und durchdachte Weiterentwicklung von Gemeinden und Städten zur Sicherung unserer aller Existenz und zur Erhaltung unseres Lebensstandard unumgänglich ist."
Außerdem, betont Knahn, handele es sich bei fast der Hälfte der erworbenen 80 Hektar um Waldfläche, "die selbstverständlich nicht im Plangebiet mit einbezogen werden." Lediglich 23 Hektar sollten als Gewerbefläche ausgewiesen werden.
Als Nachbargemeinde sei Eisingen an der Aufstellung des Flächenutzungsplans beteiligt worden, bestätigt Bürgermeisterin Ursula Engert (Unabhängige Bürger Eisingen) auf Anfrage. Bürgermeister Knahn habe das Projekt im Februar vorgestellt: "Im Gemeinderat Eisingen wurde das Vorhaben grundsätzlich positiv aufgenommen", sagt Engert.
Eisingen grenze jedoch nicht nur an das Gebiet an, erläutert Engert: Ein Teil des ehemaligen Südzuckergebiets zwischen dem Eisinger Erbachshof und der B 27 gehöre sogar zur Eisinger Gemarkung. Die Gemeinde Höchberg habe zwar auch diesen Teil gekauft: "Aber Eisingen hat die Planungshoheit."
So äußert sich Eisingens Bürgermeisterin Ursula Engert zum Höchberger Projekt
Sie könne die Bedenken des Bund Naturschutz nachvollziehen, sagt Engert. Dennoch stehe sie dem Projekt grundsätzlich offen gegenüber: "Bei einer Entwicklung dieses Bereichs müsste allergrößter Wert auf eine naturnahe Einbindung gelegt werden", sagt Engert. Sie erwarte "großzügige Grün- und Pflanzstreifen, möglichst auch intensive Begrünung der Gebäude". Versiegelung müsse auf ein Mindestmaß beschränkt werden.
Eingebunden in die interkommunale Planung sind auch die Stadt Würzburg und der Landkreis. Auf Anfrage schreibt die Pressestelle der Stadt von einem "rechnerisch hohen Bedarf an Gewerbeflächen, der über städtische Flächen nicht mehr gedeckt werden kann." Die Stadt Würzburg befürchte Abwanderungen von Gewerbe aus der Region und wolle dem mit der Kooperation begegnen.
Ähnlich äußert sich das Landratsamt. Zur Kritik könne man aufgrund des nicht abgeschlossenen Verfahrens keine Stellung nehmen, schreibt die Pressestelle. Der Landkreis begrüße jedoch die interkommunale Zusammenarbeit: "Auf diese Art und Weise können sich neue Ansiedlungsmöglichkeiten bilden, die die heimische Produktion und den Wirtschafts- und Lebensstandort der Region Würzburg stärken."
Am Donnerstag, 18 Uhr, stellt die Gemeinde Höchberg im Sitzungssaal Rathaus II (Hauptstraße 65) die bisherigen Ergebnisse des Ökologie-Forums vor. Die Veranstaltung ist öffentlich.
Naja, daß ist wohl eine Sache die man kritisieren kann. Aber letztendlich sind diese Flächen ja in Privatbesitz. Wahrscheinlich ist der monetäre Anreiz/Gewinn für die Besitzer so groß, daß man möglicherweise als Privatier sorgloser leben kann, als diese Felder zu bestellen. Ob der Bund Naturschutz als Hemmschuh gesehen wird ist jedem selbst überlassen. Für meinen Teil kann ich den Verkauf schon verstehen, denn Höchberg ruft schöne m² Preise auf, die den einen oder anderen dann doch eher bewegt, zu verkaufen.