Der Bürgerentscheid zur geplanten Bewirtschaftung des Großparkplatzes an der Würzburger Talavera spaltet den Stadtrat in zwei Fronten: Auf der einen Seite CSU und AfD, die hinter dem Bürgerbegehren "Kostenloses Parken auf der der Talavera" stehen. Auf der anderen Seite die Verkehrskoalition aus Grünen, FWG, FDP, Bürgerforum, Linke, ÖDP und ZfW. Diese starteten am Donnerstag mit einer Stimmenmehrheit von 29 zu 20 im Stadtrat das Ratsbegehren "Besser in den Bischofshut".
Die Initiatoren des Bürgerbegehrens wollen die von der Verkehrskoalition beschlossene Bewirtschaftung der Talavera aufheben. Die Stadträte des Ratsbegehrens wollen das verhindern.
Für die Verschärfung dieser Fronten sorgte im Plenum zunächst die CSU-Fraktion. So warf Aaron Schuster den Initiatoren des Ratsbegehrens "Trickserei" und "Bauernfängerei" vor, weil sie mit der Überschrift "Kostenlos in den Bischofshut" die Bürger verwirren wollten. Joachim Spatz (FDP) wehrte sich gegen diese Wortwahl und betonte, es sei legitim, mit "Vorteilen zu werben".
Das Parkticket für die Talavera soll alle Autoinsassen zum kostenlosen Nutzen der Straßenbahn berechtigen. Mit den Einnahmen aus der Bewirtschaftung soll außerdem eine City-Zone finanziert werden: kostenloses Straba-Fahren für alle zwischen Hauptbahnhof, Talavera und Sanderring.
Doch "kostenlos" sei die Straba-Fahrt mit dem Talavera-Parkticket nicht, weil dieses 30 Cent pro halbe Stunde koste, nannte OB Christian Schuchardt rechtliche Bedenken. Im Laufe der Debatte änderten die Initiatoren den Titel in "Besser in den Bischofshut".
Inhaltliche Debatte über die Bewirtschaftung der Talavera
Schuster wandte sich gegen die "ökologischen Gründe" der Bewirtschaftung: "Die Zeiten haben sich geändert." Der Ukraine-Krieg führe zu überall spürbaren Kostensteigerungen, deutschlandweit versuche man die Bürger zu entlasten, nur: "In Würzburg belasten wir unsere Arbeitnehmer".
Landtagsabgeordneter Patrick Friedl (Grüne) erwiderte, dass die neue Verkehrspolitik die "Belastung der Menschen, die in der Stadt leben" reduzieren soll. Die Bewirtschaftung solle Einnahmen generieren, die in den ÖPNV fließen. Raimund Binder (ÖDP): "Für die ökologischen Argumente schämen wir uns nicht."
CSU-Fraktionschef Wolfgang Roth wiederholte die Kritik am Zeitplan: Erst müssten ÖPNV gestärkt und Parkhäuser am Stadtrand geschaffen werden, damit Krankenschwestern, Bedienungen oder Verkäuferinnen im Einzelhandel weiterhin in die Stadt kommen können. Erst dann dürfe man Parkgebühren einführen.
Wolfgang Baumann (ZfW) sagte: "Der Trott, der hier zehn Jahre lang alles blockiert hat, muss aufgebrochen werden." Es sei ein "Geschenk" an alle die Bahn nutzenden Pendler, dass diese dann ab dem Bahnhof kostenlos mit der Straba in die Innenstadt könnten.
Machtpolitische Frage sorgt für Wallung
Für Wallung sorgte der Antrag der Verkehrskoalition, dass nicht OB Schuchardt sondern Bürgermeister und Umweltreferent Martin Heilig (Grüne) im Namen der Stadt das Ratsbegehren vertreten soll. Matthias Pilz (Grüne) begründete das mit der einmaligen Situation, dass zwar die Stadtratsmehrheit aber nicht Schuchardt (CDU) hinter dem Ratsbegehren stehe.
Der OB müsse die Mehrheitsmeinung vertreten, aber das werde ihm wohl schwerfallen. "In den Grenzen der Sachlichkeit ist es das Recht des Rats, für seine Position zu werben." Das könne nicht mit jemandem an der Spitze gelingen, "den man zum Jagen tragen muss".
OB Schuchardt wehrte sich vehement. Er werde an der Verwaltungsspitze die Argumente des Ratsbegehrens professionell vertreten: "Ich werde mich auf den Marktplatz stellen und dafür werben, wenn es sein muss." Für den Fall, dass die Verkehrskoalition ihren Antrag durchsetze, drohte er mit juristischen Mitteln. Der sonst eher vermittelnd auftretende Schuchardt ließ den Antragsstellern seinen Ärger spüren: "Sie kommen daher und wollen mir bestimmen, wer das leitet. Was erwarten sie eigentlich?"
Was hält OB Schuchardt persönlich von der Bewirtschaftung?
SPD-Fraktionschef Alexander Kolbow, dessen Fraktion sich noch nicht festgelegt hat, ob sie das Ratsbegehren unterstützt, kritisierte den Vorstoß der Verkehrskoalition als eine "machtpolitische Fragestellung". Am Ende der Debatte erklärte Pilz, den Antrag zurückzuziehen. Die Konfliktsituation um den obersten Vertreter des Ratsbegehrens versuche man durch Gespräche zu lösen.
Und wie ist die persönliche Haltung Schuchardts? "Die geplante Tarifierung ist in Teilen unsozial und handwerklich ungeschickt. Schade, dass man darüber nicht reden wollte. Nun gilt es für mich, den Beschluss für das Ratsbegehren umzusetzen. Der attraktivste Nutzervorteil ist dabei natürlich, dass man für ein Parkentgelt die Straßenbahn mit allen Mitfahrenden nutzen darf. Das ist gerade für Touristen als Dauerparker sehr gut", erklärte der OB auf Anfrage der Redaktion.
Die Grossmundig in den Raum gestellten Parkmöglichkeiten, die geschaffen werden sollen sind bis heute in ferner Zukunft. Die angedachte Talaveralösung wird die Situation noch einmal verschlechtern und verschärfen.
Ungeklärt auch wie viele der Arztbesucher, die in der Innenstadt auf die Arztpraxen angewiesen sind, diese Praxen erreichen sollen. Für Behinderte zeichnet sich m.E. auch keine akzeptable Lösung ab.
Ja denn mal „zieht alle in den Bischofshut“.
zumindest in Würzburg. Egal wer gerade im Stadtrat das Sagen hat, nichts wird in einer vernünftigen Reihenfolge und angemessenem Zeitraum realisiert, immer müssen Leute abgezockt und ihnen was vermiest werden statt ihnen echte(!!) Vorteile zu bieten.
Würzburg ist ein Bahnknotenpunkt, rundherum(!) gibt es eine zweistellige Anzahl möglicher "Stützpunkte", aber wenn irgendwo P+R angeboten wird, dann nur, weil man sich vor Ort(!) dazu entschlossen hat. Ein System? Fehlanzeige. Seit Jahrzehnten.
Was die Ortsansässigen angeht, erinnere ich hier nur kurz an das unsägliche System, irgendwelche Straßen auf Kosten der Anwohner/innen luxusmäßig auszubauen und den Leuten ggf. zu sagen, wenn sie das nicht bezahlen können, müssen sie halt ihr Haus verkaufen (stand vor etlichen Jahren so in der MP) statt sich auf das Notwendige zu beschränken.
Ach ja, und dann das Gedamel mit der Linie 6, die zur LGS fertig sein sollte...
...mannmannmann...
Aber was geht es uns noch an... Frau hat Arbeitsplatz in WÜ gekündigt, ein Pendler-Parkplatz mehr auf der Talavera ab Sommer. Nun dann im LK MSP deutlich entspannter zum Job im Gesundheitswesen unterwegs. Und Flanieren und Shoppen in WÜ ist eh schon unatraktiv geworden.
Und tschüss WÜ.
Kleine Veränderungen bewirken manchmal neue Perspektiven. Glückwunsch zum neuen Arbeitsplatz, kürzeren Fahrtzeiten und somit mehr Freizeit für die Famile. Winwin.
wenn nein, dann wissen sie gar nicht, wie teuer das autofahren im monat geworden ist.
denke fast jeder arbeiter der täglich mit dem auto fahren muss!, weil es keine andere alternative gibt, weiß wovon ich rede: rechnen wir mal pro woche eine tankfüllung, a 50 ltr. tank: 2 Euro pro liter ergibt 100 Euro pro Füllung, mal 4 ist dann 400 Euro. dazu kommen auch noch kfz-steuer, autwäsche, ölverbrauch (mitlerweile auch ca. 25 euro/liter die ölflasche.
im ganzen grob gerechnet mindestens mal 500 euro im monat nur zum täglichen verbrauch was das autofahren im monat betrifft.
Wer kassiert die Parkgebühren, wer führt Nutzungsentgeld für ÖPNV an die WSB ab? Was zahlen Betreiber von Rollern, Leihräder und Carsharing für die genutzten Abstellflächen ? Der Würzburger Bürger nimmt das alles nicht mehr so hin und spätestens 2026 bekommen die Bischofshutaktivisten ihre Antwort. Stadträte, deren Hauptberufe in Berlin und München sind stimmen nachtürlich in Würzburg gegen die Mehrzahl der Bürger. Gebt doch mal das Doppelmandat ab.
Von den 120 Euro muss man/frau/kind fairer Weise den Betrag eines Monatstickets für die jeweilige Zone/Wabe der WVV abziehen, da ja dann kostenlos. Bei Fahrgemeinschaften wirds richtig günstig.🙂
Wie kommen Sie eigentlich darauf, daß Ihnen jeder ihren abgaspestenden Verbrenner neidet???
ach dass doch immer alles so einfach wär... ich würde fast wetten, die meisten Autohasser sind (unabhängig von ihrer Bildung und Sozialstatus) zu solchen geworden, weil "alle" Autofahrer "überall" so tun als gehöre(!) ihnen der Grund auf dem sie unterwegs sind - auch wenn das der Radweg und/ oder der Gehsteig sind... bei mir würde z. B. jede/r wer meint innerhalb einer geschlossenen Ortschaft hupen zu müssen gleich mal eine Woche zu Fuß gehen, um Zeit zum Nachdenken zu haben, ob man wirklich immer "Bodenblech" fahren muss...
Und: Es ist nicht Aufgabe der Kommune Parkplätze für KFZ für Arbeitnehmer zur Verfügung zu stellen. Das ist immer noch Sache des Arbeitgebers. Und übrigens vor allem nicht für lau.
stellt sich auf den Standpunkt, die Mitarbeiter/innen "X" hätten selber zu sehen wie sie pünktlich und zuverlässig an den Arbeitsplatz kommen, um die geschuldete Leistung zu erbringen, und rein vom Gesetz her "kann ihm da keiner".
Man kann natürlich als Arbeitnehmer/in "X" versuchen, so zu wohnen, dass man mit dem ÖPNV vernünftig an den Arbeitsplatz kommt, aber wenn das - warum auch immer (Miete zu hoch, ÖPNV zu schlecht, unregelmäßige Arbeitszeiten) - nicht hinhaut, ist man ganz schön angeschmiert.
Ich glaube, es gehört wenig prophetische Gabe dazu vorauszusagen dass uns in den schlecht bezahlten Berufen (z. B. Pflege, Gastronomie, Logistik) in kurzer Zeit ein Arbeitskräftemangel droht, dass die heute beobachteten "Probleme" ein laues Lüftchen dagegen sein werden.
Sagt übrigens jemand, der es geschafft hat, einen Wohnort zu finden, wo der ÖPNV hinreichend ist und diesen (werk)täglich nutzt.