Tonnenweise teerhaltiger Asphalt ist im Steinbruch des Schotterwerks illegal abgelagert. Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte dieses und andere Umweltvergehen Anfang 2016 angezeigt. Das Landratsamt Würzburg ordnete schließlich zwei Jahre später, im Juni 2018, an, dass das unzulässig abgelagerte Material entfernt und ordnungsgemäß entfernt werden muss. Die Betreiberin des Schotterwerks, eine GmbH & Co. KG, reichte kurz darauf gegen diesen Bescheid Klage beim Verwaltungsgericht Würzburg ein. Jetzt will sie Asphalt samt pechhaltigen Straßenaufbruch - das Landratsamt Würzburg spricht mit eingerechnetem Sicherheitszuschlag von 6600 Kubikmetern -, aber doch ausbauen und entsorgen lassen. Eine Kehrtwende?
Verwaltungsgerichtsverfahren ruht
Markus Figgen vertritt die Betreiberin. Der Kölner Rechtsanwalt bestätigt, dass derzeit der Rückbau und die Entsorgung der sogenannten Asphaltablagerung in enger Zusammenarbeit mit dem Landratsamt erfolge. Von einer "Kehrtwende" möchte er aber nicht sprechen. Denn die Klage gegen den Entsorgungsbescheid des Landratsamtes erfolgte "zunächst lediglich fristwahrend mit dem Ziel, in der Zwischenzeit sachgerechte Lösungen gemeinsam mit dem Landratsamt Würzburg zu erörtern und idealerweise auch umzusetzen". Das anhängige verwaltungsgerichtliche Verfahren sei derzeit ruhend gestellt, schreibt Figgen auf Nachfrage dieser Redaktion.
Dem Landratsamt liege ein Rückbau- und Entsorgungskonzept vor, teilt die Pressestelle mit. Die Vorgaben des Bescheids seien dabei berücksichtigt und im Detail mit dem Landratsamt Würzburg abgestimmt worden. Unter anderem enthalte das Rückbau- und Entsorgungskonzept Angaben über die Deklarationsflächen, die entsprechend der gelagerten Stoffe unterschiedlich ausgestaltet werden müssen; der Umgang mit Sickerwasser ist geregelt, und die Vorgehensweise beim Rückbau des Asphaltlagers sowie die geplanten Entsorgungswege sind angegeben. Das Landratsamt und das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg würden die Durchführung begleiten. Die Kreisbehörde betont: "Es werden alle Auflagen erfüllt."
Teer wird in Rotterdam thermisch verwertet
Bis wann der teerhaltige Asphalt abgetragen und entsorgt wird, kann das Landratsamt zur Zeit nicht genau abschätzen. "Der Rückbau geht an sich gut voran", so die Pressestelle. Allerdings gebe es derzeit Probleme auf den Entsorgungswegen. Wichtige Schifffahrtswege seien im Moment wegen des Niedrigwassers nicht befahrbar. "Die Abfälle können erst abtransportiert werden, wenn für die jeweiligen Chargen Abfallverwerter und -entsorger mit Annahmekapazitäten gefunden wurden." Nach Informationen der Redaktion soll der teerhaltige Asphalt in einer Anlage im Rotterdamer Hafen thermisch gereinigt werden. Dazu wird das Material bei einer Temperatur von etwa 1000 Grad Celsius behandelt. Hierbei verbrennen auch die krebserregenden, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK).
Hauptverhandlung auf März 2019 verschoben
Ob allerdings auch der gesamte illegal abgelagerte Teer aus dem Steinbruch abgebaut wird, ist fraglich. Im Moment wird nur das dem Landratsamt bekannte Asphaltlager zurückgebaut. Der ehemalige Mitarbeiter kennt aber noch weitere Bereiche im Steinbruch, wo teerhaltiger Straßenaufbruch in den Jahren 2000 bis 2002 verfüllt worden sein soll. Das Landratsamt Würzburg bestätigt, dass es solche Hinweise gibt. Da es sich aber um laufende Ermittlungen handelt, will das Landratsamt dazu im Moment noch keine Auskunft geben.
Gegen den Geschäftsführer des Schotterwerks hat die Staatsanwaltschaft Würzburg im Februar 2018 Anklage erhoben. Ihm wird Gewässer- und Bodenverunreinigung, unerlaubter Umgang mit Abfällen und der unerlaubte Betrieb von Anlagen vorgeworfen. Mit dem Beginn des Hauptverfahrens ist wohl erst im März 2019 zu rechnen, teilt der Pressesprecher des Amtsgerichts Würzburg mit. Der Termin habe sich wegen umfangreicher Ausführungen der Verteidigung und entsprechender Gegenstellungnahmen verzögert.