
Erneut versuchen Ermittler in Sydney, den Mord an der Würzburger Erzieherin Simone Strobel im Jahr 2005 aufzuklären. Ein Prozess gegen Strobels Ex-Freund Tobias war im vorigen Jahr aus Mangel an Beweisen gescheitert. Jetzt haben australische Behörden für November eine öffentliche Anhörung angesetzt. Auch Strobels Ex-Freund Tobias M. und zwei weitere Reisebegleiter aus Unterfranken sind für Befragungen geladen, wie diese Redaktion erfuhr.
Die fünftägige Anhörung soll vom 11. bis 15. November vor dem State Coroners Court in Lidcombe, einem Vorort von Sydney, stattfinden. Das bestätigte Cathy Adams von der lokalen Zeitung "Lismore City News".
In den fünf Tagen sollen alle relevanten Fakten zum Tod der Touristin aus Unterfranken öffentlich erörtert werden. Die Erörterungen der Beweislage zum Fall Strobel waren 2023 noch geheim gehalten worden.
Simone Strobel aus Unterfranken war 2005 bei einer Reise in Australien getötet worden
Die damals 25 Jahre alte Simone Strobel aus Rieden (Lkr. Würzburg) war 2005 mit drei Reisebegleitern aus Unterfranken in Australien unterwegs. Am 11. Februar verschwand sie nach einem nächtlichen Streit in der Gruppe vom Campingplatz. Sechs Tage später wurde ihre Leiche auf einem benachbarten Sportgelände gefunden.
Rasch geriet ihr damaliger Freund Tobias M. aus dem Landkreis Main-Spessart unter Verdacht. Er soll die Polizei über den Streit belogen haben und auch seine Mitreisenden dazu gebracht haben, falsche Angaben zu machen. Obwohl auch bei der Staatsanwaltschaft Würzburg Ermittlungen begannen, gab es jahrelang nicht genug Beweise als Grundlage für einen Prozess.
Anhörung zwei Jahre nach Strobels Tod in Australien: Nicht genug Beweise
2022 nahm der Fall wieder Fahrt auf: Strobels Ex-Freund, der inzwischen mit einer Australierin verheiratet ist, wurde in Perth festgenommen und des Mordes angeklagt. Vor laufenden Kameras bat der Polizeichef von Lismore die Würzburger Behörden um Unterstützung bei der Auslieferung von Strobels Reisegefährten. Er lieferte aber keine Ermittlungsergebnisse, die rechtliche Grundlage für diesen Schritt hätten sein müssen.

Die Konsequenz: Nach Sichtung der Hinweise sagte das Gericht in Australien im Juni 2023 den Prozess ab. Tobias M. bekam sogar eine Haftentschädigung.
Gibt es wirklich neue Hinweise im Mordfall Simone Strobel?
Nun soll also eine öffentliche Erörterung der Beweislage weiterhelfen. Insider versichern im Gespräch mit unserer Redaktion, dass es neue Fakten in dem Fall gebe - ohne sie zu benennen. DNA-Treffer am Tatort können es kaum sein. Eine erneute Untersuchung habe keinen DNA-Treffer bei Simone Strobels drei Reisebegleitern ergeben, erfuhr diese Redaktion.
Tobias M. und eine weitere Reisebegleiterin hatten sich 2007 geweigert, zu einer ersten Anhörung zu kommen. Nur der dritte Reisebegleiter hatte damals ausgesagt und fragwürdige Verhaltensweisen der Reisegruppe enthüllt.
Trägt Strobels Ex-Freund zur Wahrheitsfindung bei?
Die Frage ist jetzt, ob Strobels Ex-Freund dieses Mal zur Wahrheitsfindung beiträgt. Als im vorigen Jahr die Anklage gegen ihn fallengelassen worden war, hatte er mit seiner Frau vor australischen Kameras erklärt: Die Fixierung auf ihn als Mordverdächtigen sei eine weitere "verpasste Chance auf Gerechtigkeit für Simone". Er setze seine Hoffnung in die Anhörung.
Simone Strobels Eltern Gabi und Gustl Strobel hatten damals betont: Die Familie erwarte von Tobias M., dass er dann als Zeuge auftrete. Das Anwaltsteam von Tobias M. ließ eine Anfrage dazu bislang unbeantwortet, ob er an der neuen Anhörung teilnehmen wird.
Ich finde gerade diese oft nur mit dem Leid von Menschen Klicks generierenden spekulativen „True-Crime“- und „Cold-Case“-Formate absolut widerwärtig.
Wichtigtuerische, eifernde „Strafverfolger“ sind das andere. Und damit meine ich nicht die stillen und klugen Ermittler, die tatsächlich beharrlich versuchen, einen Fall aufzuklären….
Ich kann mir gut vorstellen, daß andere, die sich dadurch nicht genervt fühlen, an der Berichterstattung zu diesem mysteriösen Fall Interesse zeigen könnten.