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Würzburg
Kommentar: Nur heftig geblufft? Das Vorgehen der australischen Ermittler im Fall Simone Strobel war eine einzige Pleite
Das Mitgefühl für die Familie von Simone Strobel war und ist bei den Menschen im australischen Lismore groß. Warum der Plan zur Klärung ihres Todes scheitern musste.
Im australischen Lismore steht diese Gedenktafel für die deutsche Rucksacktouristin Simone Strobel. Die junge Erzieherin aus Unterfranken war 2005 ums Leben gekommen - auf ungeklärte Weise.
Foto: Jason O'brien, dpa | Im australischen Lismore steht diese Gedenktafel für die deutsche Rucksacktouristin Simone Strobel. Die junge Erzieherin aus Unterfranken war 2005 ums Leben gekommen - auf ungeklärte Weise.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 09.02.2024 02:36 Uhr

Man könnte meinen, Lismore habe ganz andere Probleme als das Schicksal einer Touristin von einem anderen Kontinent. Die australische Stadt ist vor kurzem von gewaltigen Hochwassern heimgesucht worden. Mit der Beseitigung der Schäden haben die Menschen noch immer hart zu kämpfen. Doch das Schicksal der jungen Erzieherin Simone Strobel aus Deutschland hat die Einwohner von Lismore zu keiner Zeit kalt gelassen.

Das zeigen zahlreiche Leserbriefe zur Berichterstattung über 18 Jahre hinweg, die ihr Mitgefühl für Simons Familie ausdrücken. Als 2005 der Leichnam der vermissten Touristin gefunden wurde, wuchsen die Blumen, die aus Anteilnahme dort niedergelegt wurden, zu Bergen. Als Simones Freund Tobias Schwierigkeiten hatte, den Heimflug mit dem Leichnam zu finanzieren, sammelte man in Lismore Spenden für ihn - ein respektabler Akt der Solidarität. Und ein Gedenkstein mit einem Lieblingszitat von Simone ziert heute zur Erinnerung an sie einen Park.

Für Simones Familie in Unterfranken war das alles ein Trost. Und ein Zeichen, dass sie in dieser schwierigen Zeit mit ihrer Trauer nicht allein war.

Aber welcher Teufel ritt die australischen Ermittler im vorigen Jahr, den Fall wieder aufleben zu lassen auf diese Art - mit Karacho, nur um am Ende so kläglich zu scheitern?

Bei allem Respekt vor hartnäckigen Ermittlern: Selbst wenn sie wirklich belastbare neue Beweise gegen Tobias hatten, woran man inzwischen zweifeln muss, wäre es angebracht gewesen, erst einmal leise alle Fakten zu sammeln. Stattdessen wurde auf die Pauke gehauen, erst mit der Verhaftung des Verdächtigen vor laufenden Kameras, dann mit dem tagelangem Feilschen um die Freilassung gegen Kaution. Und schließlich mit einer skurrilen Pressekonferenz, auf der Polizeichef Scott Tanner den Eindruck erweckte, mit deutscher Hilfe (nämlich der Auslieferung von Simones deutschen Reisebegleitern) sei der Fall so gut wie gelöst.

Blöd nur, dass seinen großen Sprüchen von australisch-deutscher Zusammenarbeit bis heute keine Taten folgten. Fast ein Jahr später warten Würzburger Ermittler noch immer vergeblich darauf, dass die australischen Behörden sie teilhaben lassen an neuen Erkenntnissen.

Vorgehen der Ermittler: Eine Hängepartie und am Ende der Offenbarungseid

Vielleicht deshalb, weil es sie gar nicht gibt? Im Nachhinein erweckt das Vorgehen den Eindruck, als habe man in Lismore nur heftig geblufft – in der Hoffnung, dass doch noch einer der drei Reisebegleiter Simones auspacken werde.

Wenn das der Plan war, ist er schief gegangen. Als dem Gericht die Beweise zur Vorprüfung vorgelegt werden sollten, wurde es immer peinlicher. Immer wieder mussten die Ermittler um mehr Zeit betteln, bis es jetzt zum Offenbarungseid kam: Der Staatsanwalt musste seine Anklageschrift mangels Beweisen zurückziehen.

Hätte nur noch gefehlt, dass man die Schuld den deutschen Kollegen zugeschoben hätte, die zwei deutsche Staatsbürger - ohne jede rechtliche Grundlage - nicht nach Australien ausgeliefert hatten.

Die Familie in Unterfranken: Hin und her getrieben zwischen Ungewissheit und Verzweiflung 

So wurde viel Porzellan zerschlagen. Nun steht man da wie vorher - und der Fall bleibt ungelöst. Was diese Luftnummer und die Pleite mit den Eltern und Geschwistern von Simone Strobel macht, die ständig zwischen Ungewissheit, Bangen und Verzweiflung hin und her getrieben wurden - als Außenstehender kann man dies kaum ermessen.

 
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  • U. S.
    Simones Fall ist doch nicht der einzige wo mächtig auf die Pauke gehauen wird und letzten Endes keine stichhaltigen Beweise vorliegen. Jemand auszudeuten und zu sagen "der wars" genügt halt nicht. Sieht man auch am Fall Rebekka Reusch.
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  • B. F.
    fakt ist ....dass der Verdächtige bereits mehrmals frei gekauft wurde von dem Vater seiner Frau.....vielleicht hat ja auch die australische Behörde von diesem Mann Geld bekommen !
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  • E. K.
    Oder vielleicht war er es ja wirklich nicht.... zwinkern
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  • G. K.
    nur Mutmaßung, man ist solange unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist.
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  • M. W.
    Meine ganz eigene Meinung...
    Die Reichen und mächtigen haben wieder einmal an den richtigen Hebeln gezogen, an den richtigen Stellschrauben gedreht, so dass dieses Ergebnis dabei raus kam...
    Aber! Vielleicht gibt es ja noch irgendeinen Ermittler oder Menschen der nicht aufhört zu bohren und stochern...
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  • G. B.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (Behauptung ohne Beleg) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • M. S.
    Die Vorwürfe die den australischen Behörden von Seiten der Mainpost gemacht werden mögen zwar teilweise berechtigt sein aber es gilt: "Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen!"

    So zuversichtlich die Mainpost immer in ihren Artikeln gewesen ist so zuversichtlich klang es in australischen Medien nicht!

    Nicht nur die australischen Behörden wollten sich möglicherweise einen Erfolg herbeiphantasieren sondern auch die Mainpost!

    Zitat: "Im Nachhinein erweckt das Vorgehen den Eindruck, als habe man in Lismore nur heftig geblufft – in der Hoffnung, dass doch noch einer der drei Reisebegleiter Simones auspacken werde."
    Was wäre daran so falsch? So etwas hat schon oft genug zum Erfolg geführt! Hätte jemand ausgepackt wäre die Mainpost sicher voll des Lobes über die Vorgehensweise der australischen Behörden!
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