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Rieden
Nach Absage von Prozess zum Mordfall Simone Strobel: Gericht spricht Ex-Freund sechsstellige Entschädigung zu
Nach der Einstellung eines Verfahrens zum Mordfall Strobel in Australien bleibt für die Familie im Landkreis Würzburg eine Hoffnung: Kommen alle Indizien auf den Tisch?
Nach 18 Jahren ist der Tod von Simone Strobel aus Rieden im Landkreis Würzburg noch immer ungeklärt. Kommen neue Beweise jetzt doch noch auf den Tisch?
Foto: Thomas Obermeier | Nach 18 Jahren ist der Tod von Simone Strobel aus Rieden im Landkreis Würzburg noch immer ungeklärt. Kommen neue Beweise jetzt doch noch auf den Tisch?
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:13 Uhr

Reichlich blamiert waren australische Ermittler, als sie im Juni diesen Jahres in letzter Minuten einen geplanten Prozesses zum Tod der in Australien getöteten Simone Strobel abgesagt haben. Ein Jahr lang hatten sie gegen den Ex-Freund der Erzieherin ermittelt – und standen am Ende mit leeren Händen da.

Nun kommt es noch bitterer: Das Gericht im australischen Lismore sprach dem Ex-Freund Tobias M., der aus dem Landkreis Main-Spessart stammt und inzwischen in Australien verheiratet ist, jetzt sogar eine sechsstellige Summe als Entschädigung zu.

190.000 Dollar Gerichtskosten-Erstattung für Ex-Freund von Simone Strobel

Ein Artikel von Cathy Adams, Reporterin der örtlichen Tageszeitung "Lismore City News", bestätigt den Vorgang. Tobias M. "wurden Gerichtskosten in Höhe von 190.000 US-Dollar zugesprochen, nachdem das Amtsgericht Lismore festgestellt hatte, dass es keinen vernünftigen Grund dafür gebe, ihn wegen ihres Todes anzuklagen", schrieb Adams auf Nachfrage der Main-Post.

Justiz und Polizei im australischen Bundesstaat New South Wales ließen eine Anfrage unserer Redaktion dazu unbeantwortet.

Simone Strobel wurde 2005 in Lismore vermisst und nach sechs Tagen tot aufgefunden

Simone Strobel war 2005 mit ihrem langjährigen Freund Tobias, seiner Schwester und einem weiteren Freund auf Rundreise in Australien, als sie am 11. Februar in Lismore vermisst gemeldet wurde. Sechs Tage später wurde ihre unbekleidete Leiche nur 100 Meter entfernt, unter Zweigen versteckt, auf einem Sportgelände gefunden.

Eine Gedenktafel für Simone Strobel steht vor dem Lismore Centra Tourist Park in Lismore. Sie erinnert noch immer an den ungeklärten Fall, der in Australien für großes Aufsehen sorgte.
Foto: Jason O'brien/dpa | Eine Gedenktafel für Simone Strobel steht vor dem Lismore Centra Tourist Park in Lismore. Sie erinnert noch immer an den ungeklärten Fall, der in Australien für großes Aufsehen sorgte.

Weil Tobias in ersten Befragungen die Polizei über einen Streit mit Simone täuschte, geriet er rasch in Verdacht, für ihren Tod verantwortlich zu sein. Doch langjährige Ermittlungen in Lismore und Würzburg konnten dies nicht ausreichend erhärten.

Neue Ermittlungen gegen den Ex-Freund von Simone Strobel im Jahr 2022

Schon bei einer gerichtlichen Voruntersuchung im Jahr 2007 entschied der damalige Gerichtsmediziner Paul McMahon: Es gebe nicht genügend Beweise, um Anklage wegen Simone Strobels Tod zu erheben.

Selbst eine Belohnung von einer Million australischer Dollar brachte 2020 keine neuen zielführenden Hinweise.

2022 wurden die Ermittlungen – offenbar mit neuen Beweisen – überraschend wieder aufgenommen und Tobias M. vor laufender Kamera festgenommen.

In Lismore gaben sich im Juli 2022 nach der Festnahme von Tobias M. der Innenminister Paul Toole und Superintendent Scott Tanner noch optimistisch, dass sich der Fall der getöteten Simone Strobel lösen lässt. Inzwischen ist das Verfahren gegen Simones Ex-Freund eingestellt.
Foto: Jason O'brien, dpa | In Lismore gaben sich im Juli 2022 nach der Festnahme von Tobias M. der Innenminister Paul Toole und Superintendent Scott Tanner noch optimistisch, dass sich der Fall der getöteten Simone Strobel lösen lässt.

Staatsanwaltschaft in Australien vertagte Prozess gegen Tobias M. immer wieder

Die australischen Ermittler forderten per Fernseh-Interview ihre Würzburger Kollegen auf, Simones wieder in Deutschland lebende Reisebegleiter ebenso zu verhaften – ohne aber neue belastende Indizien zur Verfügung zu stellen.

Monatelang sichtete das Gericht in Lismore die neuen belastenden Fakten. Immer wieder bat die Staatsanwaltschaft um mehr Zeit, um Beweise vorlegen zu können. Immer wieder wurde ein Prozessbeginn vertagt – und im Juni 2023 schließlich abgesagt.

Tobias M. hat stets jegliche Beteiligung am Tod von Simone Strobel bestritten. Nachdem die Anklage im Juni fallen gelassen wurde, veröffentlichten seine Anwälte eine Erklärung. Darin hieß es: Die Konzentration der Polizei auf ihn als Verdächtigen sei eine weitere "verpasste Chance auf Gerechtigkeit für Simone".

Simones Eltern hoffen noch immer auf Aufklärung

Simones trauernde Eltern hoffen in ihrer Heimatgemeinde Rieden weiter. Sie geben den Glauben nicht auf, dass die Umstände, die zum Tod ihrer Tochter geführt haben, doch noch aufgeklärt werden.

Sie setzen dabei auf eine Erklärung der Ermittler in Australien nach Einstellung des Prozesses: Diese hatten eine Präsentation aller bekannten Fakten zu dem Fall in einer öffentlichen Anhörung in Aussicht gestellt. Simones Familie bat ausdrücklich darum, diesen Plan in die Tat umzusetzen.

Dabei könnten auch DNA-Spuren am Fundort der Leiche zur Sprache kommen, die auf andere Verdächtige hinweisen, heißt es aus Kreisen der hiesigen Verteidiger der damaligen Mitreisenden gegenüber dieser Redaktion. Diesen Angaben zufolge sind die DNA-Spuren mit keinem der drei Mitreisenden von Simone identisch. Auch Reporterin Cathy Adams in Lismore liegt diese Information vor, wie sie sagte.

 
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  • Jochen Freihold
    Immer und immer wieder in Endlos-Schleife ausführlichste Berichterstattung.
    Die so tragisch Verstorbene wird jedoch erst am Jüngsten Tag wieder lebendig werden. Lasst sie doch bitte allesamt endolich ruhen in Frieden!
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  • Manfred Schweidler
    Sie ist nicht tragisch verstorben, sondern nach Angaben der Ermittler durch ein Verbrechen. Da ist wegschauen die falsche Haltung.
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  • Alexander Hopf
    Dieser Fall wird wahrscheinlich nie geklärt werden!
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  • Johannes Metzger
    Die Beweise reichen für eine Anklage nicht aus. Die Vorverurteilung aber, auch in der MP, hat schon längst stattgefunden.
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  • Barbara Fersch
    da fehlen einem die Worte , eigentlich müsste die australische Behörde den Eltern eine Entschädigung auszahlen, für all die Ermittlungsfehler, die man dort begangen hat.....und ob dieser Ex-Freund ein Gewissen hat, das kann glauben wer will.
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  • Oliver Seitz
    Ich kann mich als Familienvater nur im Ansatz rein versetzen was diese Familie durchmacht.
    Es nimmt und nimmt kein Ende. Das der Hauptverdächtige jetzt auch noch eine hohe Summe Entschädigung bekommt ist ein weiterer tiefer Schlag.
    Ich wünsche der Familie Strobel alle erdenkliche Kraft.
    Irgendwann wird die Gerechtigkeit siegen
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  • Nun ist der Hauptverdächtige nicht automatisch auch der Schuldige...
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  • Michael Füller
    Unfassbar…
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