Bittere Nachricht für die Familie der in Australien getöteten Simone Strobel aus Rieden (Lkr. Würzburg): Es wird - 18 Jahre nach Simones Tod - keinen Prozess zur Klärung des Falles in Lismore geben. Am Mittwoch kapitulierte der Chef der regionalen Staatsanwaltschaft mangels Beweisen. Sie zog vor Gericht offiziell die Mordanklage gegen Simons Ex-Freund Tobias zurück.
Verteidigung informierte schon am Vorabend über Aus der Anklage
Dies hatte die Verteidigung bereits am späten Dienstagabend deutscher Zeit in einer Pressemitteilung angekündigt, die auch an diese Redaktion ging. Dass die Staatsanwaltschaft dann am Mittwochmorgen vor Gericht tatsächlich das Handtuch warf, bestätigen Cathy Adams, Reporterin der Zeitung "Lismore City News", und Tiffiny Genders vom Sender "9news". Beide waren im Gericht anwesend.
Simones Eltern waren bereits am Vorabend von der australischen Staatsanwaltschaft informiert worden. "Unsere Enttäuschung ist natürlich riesengroß", sagt Gustl Strobel im Gespräch mit der Redaktion. "Wir wissen noch gar nicht, wie uns geschieht".
Simones Vater empört über Äußerung des Ex-Freundes
Empört wies Simones Vater Äußerungen des Ex-Freundes seiner Tochter zurück, er denke jeden Tag an Simone und hoffe, man werde nun gemeinsam weiter nach der Wahrheit suchen. "Das setzt dem ganzen die Krone auf und zeigt seinen Charakter", ärgert sich Strobel und fragt: "Warum ist er dann nicht 2007 bei der ersten Anhörung zu Simones Tod aufgetaucht, wenn ihm so an der Aufklärung liegt?"
Laut seinen Anwälten erklärte Tobias: Er sei "besorgt darüber, dass die Polizei von New South Wales nach 17 Jahren Ermittlungen der Lösung des Falls nicht näher gekommen ist". Dies sei eine "verpasste Chance auf Gerechtigkeit für Simone".
Ermittler bettelten um mehr Zeit
Auch in Australien hatte der Fall zuletzt immer mehr für Kopfschütteln gesorgt. Ein Gericht prüfte wochenlang, welche Aussicht auf Erfolg ein Mordprozess haben würde. Mehrfach musste Richter Michael Dakin in den vergangenen Wochen die Entscheidung über den Start eines Mordverfahrens gegen Simones Ex-Freund verschieben. Der 43-Jährige, der aus dem Landkreis Main-Spessart kommt, lebt in Australien. Bei dessen Verhaftung vor einem Jahr hatte sich der örtliche Polizeichef Scott Tanner noch optimistisch gezeigt, dass die Beweise nach 17 Jahren nun für einen Mordprozess reichen.
Doch in den vergangenen Wochen wurde eine Entscheidung darüber immer wieder verschoben. Die Staatsanwaltschaft bat das Gericht immer wieder um mehr Zeit, um Beweise zu beschaffen. Nun kam das endgültige Aus in dem international viel beachteten Fall. Der Chef der Staatsanwaltschaft behielt sich künftige weitere Ermittlungen in dem Fall allerdings vor.
Ex-Freund verschwieg Ermittlern einen Streit
Tobias war sehr schnell nach dem Fund von Simones Leiche unter Verdacht geraten. Er war 2005 mit seiner Freundin auf einer Rundreise, als sie unter ungeklärten Umständen verschwand und fünf Tage später in der Nähe tot aufgefunden wurde.
Verdächtig hatte sich der Ex-Freund gemacht, weil er den Ermittlern einen Streit mit Simone verschwieg und auch zwei Reisebegleiter anwies, nichts von der Auseinandersetzung zu erzählen. Doch davon abgesehen blieb der Verdacht gegen ihn dünn - auch deshalb, weil bis heute nicht einmal genau feststeht, wie Simone zu Tode kam.
Tobias habe "stets jegliche Beteiligung am Tod seiner Freundin bestritten", betont jetzt eine PR-Agentur in seinem Namen. Schon Richterin Margaret Quinn, die ihn vergangenes Jahr nach seiner überraschenden Verhaftung auf Kaution schnell wieder freiließ, beschrieb die Faktenlage der Staatsanwaltschaft im Vorfeld als "schwach". Sie stellte fest, dass es "keine direkten oder indirekten Beweise" zu geben schien, die ihn mit dem Verbrechen in Verbindung brachten.
Bericht des Profilers wirkte auf einen Experten wie aus der Hand lesen
Verteidiger Tim Game betonte: Keine der 53 mit modernsten Methoden ausgewerteten DNA-Spuren stimme mit der von Simones Freund überein. Es gebe aber die DNA eines "unbekannten Mannes", die aus einem Kleidungsstück von Simone Strobel gewonnen worden sei. Dies deute darauf hin, dass jemand anderes für den Tod von Simone Strobel verantwortlich war.
Die Theorie, dass Simone Strobel durch Ersticken gestorben sei, basiert laut den Anwälten des Ex-Freundes auf einer Untersuchung aus dem Jahr 2007. Dabei habe es eine fehlerhafte Tatort-Analyse gegeben, die laut dem führenden Kriminologen Professor Mark Kebbell "eher wie ein aus der Hand lesen" wirke. Kebbell erklärte: "Es war, als hätte die Polizei dem Profiler ihren Verdacht mitgeteilt, und dann hätte der ihnen gesagt, was sie hören wollten." Sein Bericht sei darauf angelegt, andere Personen als Simones damaligen Freund auszuschließen.
Wer muss für das Verfahren zahlen?
Tobias stellte sich gemeinsam mit seiner Frau Samantha am Mittwochmorgen den Kameras. Auf Fragen antwortete ausschließlich die Frau und Mutter der drei gemeinsamen Kinder: Die ganze Familie sei nun erleichtert nach dem harten Jahr, das sie durchgemacht habe, erklärte sie.
Am 28. Juni ist der Fall noch einmal in Lismore vor Gericht. Dann wird entschieden, wer die Kosten für das Verfahren zu zahlen hat.
Parallel dazu ist wegen des Tötungsdeliktes bei der Staatsanwaltschaft Würzburg noch ein Ermittlungsverfahren gegen Tobias und eine seiner damaligen Reisebegleiterinnen (seine Schwester) im Gange. Hier wüsste man gerne, über welche Informationen die Ermittlungsbehörde in Lismore verfügt. Doch außer einer Ankündigung zur Kooperation vor laufender TV-Kamera ist trotz mehrfacher Anfrage keine Information gekommen.
Natürlich wünscht sich jeder die Ergreifung des Mörders und es spricht auch viel gegen den Ex Freund von Simone Strobel.
Allerdings macht man es nicht besser wenn man ein Gerichtsverfahren "herbeischreiben" möchte. Damit tut man niemanden einen Gefallen, sicherlich am wenigsten den Angehörigen und Freunden von Simone Strobel.
Wie gut oder wie schlecht die australischen Behörden grundsätzlich im Vergleich zu deutschen Behörden arbeiten und gearbeitet haben vermag ich nicht zu beurteilen. Ich gehe allerdings davon aus, dass es die Mainpost ebensowenig kann!
Nicht auszudenken wenn es anders wäre.
Und das ist der springende Punkt: alle Berichte in der Main Post zu diesem Fall waren hochgradig tendenziös. Auch der Aktuelle. In den australischen Zeitungen steht , dass der Angeklagte von allen Punkten freigesprochen wurde, weil die vorgelegten 'Beweise’ nicht stichhaltig waren. Aber hier wird lapidar berichtet, die Staatsanwaltschaft hat 'das Handtuch geworfen.' Schon wieder eine gefärbte Aussage.
Der Autor
Achim Muth (stv. Chefredakteur)
Denn, auch wenn für uns alle der Herr als Täter quasi feststeht und er in der Berichterstattung durchaus nicht als Sympathieträger rüberkommt: ein Gericht muss sich ausschließlich an Beweise halten.
Und das ist auch gut so.
Hoffen wir mal, dass irgendwann doch noch die Wahrheit herauskommt. Ich vermute, auch in Australien gibt es Cold Case Abteilungen.
Mein Mitgefühl den Angehörigen.
Ein Freispruch erster Klasse (also erwiesene Unschuld) liegt nun einmal nicht vor. Solange wird immer etwas hängen bleiben am Verdächtigen.
In diesem Fall wurde nicht einmal Anklage erhoben.