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Würzburg
Prozess geplatzt: Australische Ermittler kapitulieren im Mordfall Simone Strobel – Eltern sind fassungslos
18 Jahre nach dem Tod der Erzieherin hat die Staatsanwaltschaft in Lismore ihre Anklage gegen Simones Ex-Freund zurückgezogen. Die Beweise reichten nicht.
Rieden im Landkreis Würzburg ist der Geburtsort von Simone Strobel, die 2005 in Australien ermordet wurde. Dort befindet sich auch das Grab der jungen Frau.
Foto: Thomas Obermeier | Rieden im Landkreis Würzburg ist der Geburtsort von Simone Strobel, die 2005 in Australien ermordet wurde. Dort befindet sich auch das Grab der jungen Frau.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 20.06.2023 02:40 Uhr

Bittere Nachricht für die Familie der in Australien getöteten Simone Strobel aus Rieden (Lkr. Würzburg): Es wird - 18 Jahre nach Simones Tod - keinen Prozess zur Klärung des Falles in Lismore geben. Am Mittwoch kapitulierte der Chef der regionalen Staatsanwaltschaft mangels Beweisen. Sie zog vor Gericht offiziell die Mordanklage gegen Simons Ex-Freund Tobias zurück.

Verteidigung informierte schon am Vorabend über Aus der Anklage

Dies hatte die Verteidigung bereits am späten Dienstagabend deutscher Zeit in einer Pressemitteilung angekündigt, die auch an diese Redaktion ging. Dass die Staatsanwaltschaft dann am Mittwochmorgen vor Gericht tatsächlich das Handtuch warf, bestätigen Cathy Adams, Reporterin der Zeitung "Lismore City News", und Tiffiny Genders vom Sender "9news". Beide waren im Gericht anwesend.

Gustl Strobel, der Vater der getöteten Simone, aus Rieden (Lkr. Würzburg)
Foto: Peter Johannsen Sat1/Bayern | Gustl Strobel, der Vater der getöteten Simone, aus Rieden (Lkr. Würzburg)

Simones Eltern waren bereits am Vorabend von der australischen Staatsanwaltschaft informiert worden. "Unsere Enttäuschung ist natürlich riesengroß", sagt Gustl Strobel im Gespräch mit der Redaktion. "Wir wissen noch gar nicht, wie uns geschieht".

Simones Vater empört über Äußerung des Ex-Freundes

Empört wies Simones Vater Äußerungen des Ex-Freundes seiner Tochter zurück, er denke jeden Tag an Simone und hoffe, man werde nun gemeinsam weiter nach der Wahrheit suchen. "Das setzt dem ganzen die Krone auf und zeigt seinen Charakter", ärgert sich Strobel und fragt: "Warum ist er dann nicht 2007 bei der ersten Anhörung zu Simones Tod aufgetaucht, wenn ihm so an der Aufklärung liegt?"

Laut seinen Anwälten erklärte Tobias: Er sei "besorgt darüber, dass die Polizei von New South Wales nach 17 Jahren Ermittlungen der Lösung des Falls nicht näher gekommen ist". Dies sei eine "verpasste Chance auf Gerechtigkeit für Simone".

Ermittler bettelten um mehr Zeit

Auch in Australien hatte der Fall zuletzt immer mehr für Kopfschütteln gesorgt. Ein Gericht prüfte wochenlang, welche Aussicht auf Erfolg ein Mordprozess haben würde. Mehrfach musste Richter Michael Dakin in den vergangenen Wochen die Entscheidung über den Start eines Mordverfahrens gegen Simones Ex-Freund verschieben. Der 43-Jährige, der aus dem Landkreis Main-Spessart kommt, lebt in Australien. Bei dessen Verhaftung vor einem Jahr hatte sich der örtliche Polizeichef Scott Tanner noch optimistisch gezeigt, dass die Beweise nach 17 Jahren nun für einen Mordprozess reichen.

Doch in den vergangenen Wochen wurde eine Entscheidung darüber immer wieder verschoben. Die Staatsanwaltschaft bat das Gericht immer wieder um mehr Zeit, um Beweise zu beschaffen. Nun kam das endgültige Aus in dem international viel beachteten Fall. Der Chef der Staatsanwaltschaft behielt sich künftige weitere Ermittlungen in dem Fall allerdings vor.

Ex-Freund verschwieg Ermittlern einen Streit

Tobias war sehr schnell nach dem Fund von Simones Leiche unter Verdacht geraten. Er war 2005 mit seiner Freundin auf einer Rundreise, als sie unter ungeklärten Umständen verschwand und fünf Tage später in der Nähe tot aufgefunden wurde.

Verdächtig hatte sich der Ex-Freund gemacht, weil er den Ermittlern einen Streit mit Simone verschwieg und auch zwei Reisebegleiter anwies, nichts von der Auseinandersetzung zu erzählen. Doch davon abgesehen blieb der Verdacht gegen ihn dünn - auch deshalb, weil bis heute nicht einmal genau feststeht, wie Simone zu Tode kam.

Ein von der australischen Polizei zur Verfügung gestelltes Bild zeigt die Festnahme von Simones Ex-Freund im Juli 2022 in seinem Haus in Perth, wo er heute lebt.
Foto: dpa | Ein von der australischen Polizei zur Verfügung gestelltes Bild zeigt die Festnahme von Simones Ex-Freund im Juli 2022 in seinem Haus in Perth, wo er heute lebt.

Tobias habe "stets jegliche Beteiligung am Tod seiner Freundin bestritten", betont jetzt eine PR-Agentur in seinem Namen. Schon Richterin Margaret Quinn, die ihn vergangenes Jahr nach seiner überraschenden Verhaftung auf Kaution schnell wieder freiließ, beschrieb die Faktenlage der Staatsanwaltschaft im Vorfeld als "schwach". Sie stellte fest, dass es "keine direkten oder indirekten Beweise" zu geben schien, die ihn mit dem Verbrechen in Verbindung brachten.

Bericht des Profilers wirkte auf einen Experten wie aus der Hand lesen

Verteidiger Tim Game betonte: Keine der 53 mit modernsten Methoden ausgewerteten DNA-Spuren stimme mit der von Simones Freund überein. Es gebe aber die DNA eines "unbekannten Mannes", die aus einem Kleidungsstück von Simone Strobel gewonnen worden sei. Dies deute darauf hin, dass jemand anderes für den Tod von Simone Strobel verantwortlich war.

Die Theorie, dass Simone Strobel durch Ersticken gestorben sei, basiert laut den Anwälten des Ex-Freundes auf einer Untersuchung aus dem Jahr 2007. Dabei habe es eine fehlerhafte Tatort-Analyse gegeben, die laut dem führenden Kriminologen Professor Mark Kebbell "eher wie ein aus der Hand lesen" wirke. Kebbell erklärte: "Es war, als hätte die Polizei dem Profiler ihren Verdacht mitgeteilt, und dann hätte der ihnen gesagt, was sie hören wollten." Sein Bericht sei darauf angelegt, andere Personen als Simones damaligen Freund auszuschließen.

Wer muss für das Verfahren zahlen?

Tobias stellte sich gemeinsam mit seiner Frau Samantha am Mittwochmorgen den Kameras. Auf Fragen antwortete ausschließlich die Frau und Mutter der drei gemeinsamen Kinder: Die ganze Familie sei nun erleichtert nach dem harten Jahr, das sie durchgemacht habe, erklärte sie.

Am 28. Juni ist der Fall noch einmal in Lismore vor Gericht. Dann wird entschieden, wer die Kosten für das Verfahren zu zahlen hat.

Parallel dazu ist wegen des Tötungsdeliktes bei der Staatsanwaltschaft Würzburg noch ein Ermittlungsverfahren gegen Tobias und eine seiner damaligen Reisebegleiterinnen (seine  Schwester) im Gange. Hier wüsste man gerne, über welche Informationen die Ermittlungsbehörde in Lismore verfügt. Doch außer einer Ankündigung zur Kooperation vor laufender TV-Kamera ist trotz mehrfacher Anfrage keine Information gekommen.   

 
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Ich habe seit geraum Zeit die Vermutung, dass der Mainpost in diesem Fall leider die Objektivität abhanden gekommen ist!

    Natürlich wünscht sich jeder die Ergreifung des Mörders und es spricht auch viel gegen den Ex Freund von Simone Strobel.

    Allerdings macht man es nicht besser wenn man ein Gerichtsverfahren "herbeischreiben" möchte. Damit tut man niemanden einen Gefallen, sicherlich am wenigsten den Angehörigen und Freunden von Simone Strobel.

    Wie gut oder wie schlecht die australischen Behörden grundsätzlich im Vergleich zu deutschen Behörden arbeiten und gearbeitet haben vermag ich nicht zu beurteilen. Ich gehe allerdings davon aus, dass es die Mainpost ebensowenig kann!
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  • Arcus
    Warum ist es eine bittere Nachricht, wenn ein Gericht keine Anklage erhebt, weil es keine ausreichenden Beweise gibt? Ich finde das gut.
    Nicht auszudenken wenn es anders wäre.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @Arcus: Sicher ist aber auch, dass die drei Mitreisenden etwas verheimlichen, was wohl mit dem Tod von Simone zu tun hat!🤔
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  • Arcus
    Wo sind die Beweise dafür?
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  • dbuettner0815@gmail.com
    In den Akten!
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  • Arcus
    Das sind keine Beweise, sondern Vermutungen.
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  • ra.kellermann@gmx.de
    Er wurde nicht freigesprochen. Die Anklage wurde lediglich zurückgezogen. Theoretisch wäre eine neue Anklage bei neuen Beweismitteln denkbar, aber wohl eher unwahrscheinlich. Bitter.
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  • freihold
    Es wäre zu wünschen, dass die schier endlos ausführliche Berichterstattung auch im ehrlichen Interesse der leidgeprüften Angehörigen nunmehr bis auf weiteres abgeschlossen werden kann.
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  • germannewspaper
    "…zu einem Verfahren kommen würde. Insbesondere wenn man die Berichte in der Main Post gelesen hat."
    Und das ist der springende Punkt: alle Berichte in der Main Post zu diesem Fall waren hochgradig tendenziös. Auch der Aktuelle. In den australischen Zeitungen steht , dass der Angeklagte von allen Punkten freigesprochen wurde, weil die vorgelegten 'Beweise’ nicht stichhaltig waren. Aber hier wird lapidar berichtet, die Staatsanwaltschaft hat 'das Handtuch geworfen.' Schon wieder eine gefärbte Aussage.
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  • ManfredSchweidler
    Ich weiß ja nicht, aus welchen australischen Zeitungen Sie was herauslesen. In denen, die ich sehe, steht nirgends was von Freispruch. Wie auch, der eigentliche Prozess hat ja gar nicht begonnen.
    Der Autor
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  • achim.muth@mainpost.de
    Ich wüsste gerne, wie Sie zu dem Vorwurf kommen, alle Berichte seien „hochgradig tendenziös“? Der Verdächtige kann nicht, wie Sie schreiben, „von allen Punkten freigesprochen“ werden, weil er gar nicht vor Gericht stand. Denn die Staatsanwaltschaft hat ihre Anklage zurückgezogen. Offenbar, weil sie zu dünn aufgebaut war und stichhaltige Beweise fehlen. All das steht im Artikel. Ebenso wie ein ausführliches Statement des Anwalts des Verteidigers. Hier wird eben nicht „lapidar“ berichtet, wie Sie schreiben, sondern seit Jahren sehr fundiert. Unser Autor begleitet den Fall seit 18 Jahren intensiv. Er hält nicht nur Kontakt zu den Ermittlungsbehörden, sondern auch zu australischen Kollegen, den Verteidigern und zur Familie des Opfers. Seiner hintergründigen Berichterstattung ist es zu verdanken, dass die Öffentlichkeit über die vielen Irrungen und Wendungen in diesem außergewöhnlichen Fall immer wieder informiert wurde und sich so ein Bild machen konnte.
    Achim Muth (stv. Chefredakteur)
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @german: Jetzt mal ganz langsam! Nur weil man nicht beweisen kann, dass er etwas mit dem Tod von Simone zu tun hat ist der Kerl nicht zwingend unschuldig! 🤔
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  • Gunder Kluge
    aber auch nicht schuldig
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  • jutta.noether@web.de
    Ja - im Zweifel für den Angeklagten. Bitter, aber grundsätzlich kann man nicht viel dagegen sagen.

    Denn, auch wenn für uns alle der Herr als Täter quasi feststeht und er in der Berichterstattung durchaus nicht als Sympathieträger rüberkommt: ein Gericht muss sich ausschließlich an Beweise halten.
    Und das ist auch gut so.

    Hoffen wir mal, dass irgendwann doch noch die Wahrheit herauskommt. Ich vermute, auch in Australien gibt es Cold Case Abteilungen.

    Mein Mitgefühl den Angehörigen.
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  • Albatros
    Ich verfolge diesen Fall von Beginn an, und ich habe auf einer Feier zufällig den Beschuldigten beiläufig kennengelernt. Er ist definitiv alles andere als sympathisch, aber das ist kein Beweis für die Schuld oder Unschuld. Der Fall Simone wird nicht mehr aufgeklärt, da bin ich mir sehr sicher. Ich wünsche der Familie dass sie ihren Frieden in irgend einer Weise finden kann, den Verlust werden sie nie verschmerzen.
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  • Arcus
    Es gibt keine Beweise, aber eine Vorverurteilung.
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  • Ironic
    Moment - die Beweise sind nicht ausreichend - es gibt durchaus Indizien, die eine Person als "Verdächtigen" erscheinen lassen - verurteilt wurde niemand - und das ist in einem Rechtsstaat so - und das ist gut so.

    Ein Freispruch erster Klasse (also erwiesene Unschuld) liegt nun einmal nicht vor. Solange wird immer etwas hängen bleiben am Verdächtigen.
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  • stefan.mantel@gmx.net
    "Freispruch erster Klasse" kann es auch nur für jemanden geben, der angeklagt und rechtskräftig freigesprochen wurde.

    In diesem Fall wurde nicht einmal Anklage erhoben.
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  • Arcus
    Richtig
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  • Ironic
    Die Unschuld ist aber trotzdem nicht bewiesen - deshalb bleibt es bei einem zwielichtigen Verdächtigen.
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