Große Worte, nichts dahinter? Das fragen sich inzwischen nicht nur die Eltern von Simone Strobel, die 2005 in Australien getötet worden war. Ende Juli weckte die australische Polizei am Tatort in Lismore vor laufender Kamera Hoffnungen, dass im ungeklärten Fall der 25-jährigen Kindergärtnerin aus Unterfranken – mit Hilfe aus Würzburg - nach 17 Jahren doch eine Lösung nahe ist. Doch acht Wochen später warten Polizei und Staatsanwalt in Würzburg noch immer auf die angekündigten Auslieferungsanträge.
Würzburger Staatsanwaltschaft bittet aktiv um Rechtshilfe
Die Dokumente müssten belegen, welche belastenden Indizien die Ermittler in Australien jetzt gegen Simones damaligen Freund Tobias und zwei Mitreisende haben. Zwei Monate nach den vollmundigen Ankündigungen in Lismore sind die Ermittlungsbehörden in Würzburg des Wartens müde - und haben selbst Initiative ergriffen.
Man habe ein Rechtshilfe-Ersuchen an die zuständigen Behörden in Australien gerichtet, bestätigt Thorsten Seebach, Sprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg. "Wir wollen endlich die Haftbefehle gegen die Beteiligten sehen, um beurteilen zu können, auf welcher Grundlage sie beruhen. Und wir wollen wissen, welche neuen Erkenntnisse die australischen Kollegen aktuell haben."
Die Australier hatten mit ihrer überraschenden Offensive zur Lösung des rätselhaften Falles Ende Juli weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Tobias, der aus dem Landkreis Main-Spessart stammende Freund von Simone Strobel, wurde an seinem Wohnort in Perth festgenommen und nach ein paar Tagen gegen Kaution wieder freigelassen.
Behörden in Deutschland warten bislang vergeblich auf Post aus Australien
Scott Tanner, Polizeichef in Lismore, nahm die deutschen Ermittlungsbehörden mit in die Pflicht: Er forderte vor laufenden Kameras in Anwesenheit des regionalen Innenministers Paul Toole die Festnahme und Auslieferung der zwei in Unterfranken lebenden damaligen Reisebegleiter von Simone. Sie stünden unter Verdacht der Beihilfe zur Tötung und Vertuschung.
Bis jetzt jedoch sind in Würzburg keine Auslieferungsanträge oder konkrete Informationen über angebliche neue Beweise eingetroffen. Auch im Bundesjustizministerium ist darüber nichts bekannt.
Verdächtigter Freund beteuert seine Unschuld
Simone Strobel verschwand am 11. Februar 2005 auf einem Campingplatz in Lismore. Sechs Tage später wurde ihre Leiche auf einem nahen Sportplatz gefunden. Ihr Freund Tobias geriet rasch in den Fokus der Ermittler. Er bestreitet, mit Simones Verschwinden und Tod etwas zu tun zu haben, machte sich aber verdächtig. Wie später herauskam, log er die Polizei über tagelange Streitereien mit Simone vor ihrem Tod an und kontrollierte auch, dass die beiden weiteren Reisebegleiter später bei Vernehmungen nicht darüber sprachen.
Inzwischen kursieren viele Details aus den Akten der Ermittler öffentlich: Beispielsweise Videos der Überwachungskamera an einem Hotel in Lismore, die Simone letztmals lebend zeigen - in einem Streit mit Tobias. Außerdem gibt es Aufnahmen von seiner Vernehmung oder Bilder der beschlagnahmten Tagebücher von Simone und Tobias.
Gerichtliche Untersuchung steht an - möglicher Prozess erst 2024?
Ende September soll in Lismore eine gerichtliche Untersuchung des Falles stattfinden, Tobias wird dort als Beschuldigter geführt. Legen die australischen Ermittler dann ausreichend Beweise vor? Ein Prozess könnte – wenn überhaupt - wegen Überlastung des Gerichts wohl erst 2024 beginnen, hieß es in Lismore zuletzt. Dann zumindest wäre eine Aussage der beiden Mitreisenden hilfreich. Doch ein Auslieferungsabkommen für deutsche Staatsbürger nach Australien gibt es nicht.
Peinlich, dass der Verdächtige verhaftet mit Bild gezeigt wurde, und dann kamen keine entscheidenden Indizien.