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Greußenheim
Übergriffe in der Kita Greußenheim: Jetzt sagt Erzieherin aus – Polizei ermittelt wegen Körperverletzung
Die Ermittlungen im Fall Greußenheim kommen nach einer wichtigen Vernehmung offenbar voran. In der Kita rumort es, die Gemeinde mauert. Das wiederum spaltet die Elternschaft.
Nach mutmaßlichen Übergriffen in der Kita Greußenheim ermittelt die Polizei nun unter anderem wegen des Verdachts einer möglichen Körperverletzung.
Foto: Thomas Obermeier | Nach mutmaßlichen Übergriffen in der Kita Greußenheim ermittelt die Polizei nun unter anderem wegen des Verdachts einer möglichen Körperverletzung.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:02 Uhr

Auch wenn Greußenheims Bürgermeisterin Karin Kuhn wichtige Fragen zu den mutmaßlichen Übergriffen in der Kita der Gemeinde nicht beantwortet, kristallisiert sich allmählich ein klares Bild heraus. Im Dezember hatte die Gemeinde im Landkreis Würzburg zwei Erzieherinnen wegen "fragwürdiger Erziehungsmethoden" suspendiert. Recherchen ergaben, dass Kita-Leitung und die Gemeinde als Träger trotz bekannter Vorwürfe gegen insbesondere eine Erzieherin offenbar kaum Maßnahmen ergriffen haben.

Wie das Polizeipräsidium Unterfranken nun bestätigt, wird gegen beide suspendierten Erzieherinnen ermittelt: Nach Information der Redaktion soll die Hauptbeschuldigte unter anderem ein Kind bis zum Erbrechen gefüttert haben. Sie soll grob mit Kindern umgegangen sein oder sie als Strafe in einen dunklen Raum eingesperrt haben. Diese Vorwürfe gehen aus Chatverläufen und Gesprächsprotokollen, die der Redaktion vorliegen, sowie aus Gesprächen mit Betroffenen hervor.

Staatsanwaltschaft Würzburg war bei Vernehmung von Erzieherin beteiligt

"In diesem Verfahren werden die Ermittlungen hinsichtlich einer möglichen Körperverletzung und Nötigung geführt", teilt das Polizeipräsidium auf Anfrage mit. Ermittelt werde jedoch auch gegen die zweite suspendierte Erzieherin: "Der Tatvorwurf bezieht sich gegenwärtig auf eine mögliche Nötigungshandlung." Die Erzieherin war maßgeblich daran beteiligt, die Vorwürfe gegen die hauptbeschuldigte Kollegin bekannt zu machen. Welche konkreten Vorwürfe ihr selbst zur Last gelegt werden, teilt die Polizei nicht mit. Und auch die Gemeinde hat dazu keine Angaben gemacht.

Nach Information der Redaktion hat die zweite Erzieherin inzwischen in einer Vernehmung unter Beteiligung der Staatsanwaltschaft ausführlich ausgesagt. Über den Inhalt gibt die Behörde keine Auskunft. Aus Ermittlerkreisen heißt es, dass die geäußerten Vorwürfe ernst genommen würden. Man arbeite "mit Hochdruck" an dem Fall.

Die Erzieherin hat ihre Beobachtungen in einem schriftlichen Dokument festgehalten, das der Redaktion vorliegt. Darin heißt es unter anderem: "Es ging schleichend im Juli 21 los. (...) Kinder wurden gepackt und grob auf den Boden geknallt, den Kindern wurde Essen reingestopft, bis sie gewürgt oder sogar gebrochen haben. (...) Ein Kind wurde aus dem oberen Gitterbett gerissen, nur am Arm, sodass man meinte, die Schulter kugelt gleich aus und der Kopf ist dabei ungebremst auf dem Boden geschlagen."

Bürgermeisterin: Leiterin der Kita Greußenheim ist aktuell "im Krankenstand"

Sowohl die Kita-Leitung als auch die Gemeinde hatte die Erzieherin nach eigener Aussage im September über diese Vorwürfe informiert. Die hauptbeschuldigte Erzieherin wurde daraufhin von der Kita-Leiterin als Springerin eingeteilt, "um ihre persönlichen Erfahrungsfelder zu erweitern", wie es in einer Mitteilung an die Eltern hieß. Die Hintergründe wurden den Eltern - nach allem was bekannt ist - nicht mitgeteilt. Stattdessen erhielten die Eltern und die Bürgermeisterin im Dezember eine Mail vom Account der Kita-Leitung, in der eine Beförderung der Erzieherin angekündigt wurde.

Sie habe sich von der Leitung der Einrichtung ausreichend informiert gefühlt, sagte Bürgermeisterin Karin Kuhn zuletzt gegenüber dieser Redaktion. Sie habe jedoch Erfahrungsberichte von Eltern bekommen, die sie prüfen wolle. "Wir haben mittlerweile die Vorwürfe von Eltern alle zusammengetragen", teilte Kuhn Ende März mit. Die Nachfrage, was die Auswertung ergeben hat, beantwortete Kuhn nicht.

Nach Aussage von Eltern ist die Leiterin aktuell nicht mehr in der Kita tätig. Die Bürgermeisterin bestätigt auf Anfrage lediglich, dass sich die Leiterin "im Krankenstand" befinde. Ob die Gemeinde als Träger weiterhin Vertrauen in sie habe, will Kuhn "aus arbeitsrechtlichen Gründen" nicht beantworten.

Der Elternbeirat teilt auf die Frage, ob er sich von Kita und Träger ausreichend informiert fühle, mit: "Wir wurden durch die Bürgermeisterin über die aktuelle Lage im Kindergarten informiert. Aus unserer Sicht wird seitens des Trägers alles Erforderliche getan, um das Thema aufzuarbeiten." Explizit danken wolle man den Erzieherinnen, die "bewundernswerte Arbeit in dieser belastenden Situation" leisten würden.

Elternteil: "Bürgermeisterin deckt Kita-Leiterin weil sie selbst mit drin steckt"

Offenbar spricht der Elternbeirat zumindest in Teilen damit nicht für alle Eltern. "Keinesfalls" fühlten sie sich ausreichend informiert, sagen Betroffene gegenüber der Redaktion. Die Gerüchteküche brodele schon viele Tage, Informationen aber gebe es "leider bisher wieder keine". Unter anderem heißt es, man sei "erschüttert darüber, dass solch harte Vorwürfe verschleiert wurden".

Tatsächlich hatte die Bürgermeisterin Maßnahmen nur zögerlich ergriffen und beschwichtigt: "Ich kann Sie dahingehend beruhigen, daß (...) keinerlei körperliche Gewalt vorliegt", hatte Kuhn noch im Januar an Eltern geschrieben. "Wir haben Angst, dass das unter den Teppich gekehrt werden soll", sagt dazu ein betroffenes Elternteil. Die Bürgermeisterin decke die Kita-Leiterin "nur noch, weil sie selbst mit drin steckt".

Die Redaktion hat Karin Kuhn erneut um eine aktuelle Stellungnahme zu diesen Vorwürfen gebeten. Kuhn hat die Anfrage nicht beantwortet. Auch die hauptbeschuldigte Erzieherin sowie die Kita-Leiterin haben mehrere Anfragen nicht beantwortet.

 
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  • B. G.
    Schon erstaunlich was hier für eine Hexenjagt statt findet.
    Wenn die Erzieherin welche die Gruppenleitung war, gegen Ihre Mitarbeiterin in der Zeitung berichtet, sollte man sich tatsächlich fragen was diese damit beabsichtigt.

    Damit gehe ich zur Leitung und zur Bürgermeisterin und zwar spätestens beim zweiten Fehlverhalten.
    So wie sich das aber liest hat ja die Gruppenleitung ihre Kollegin über Wochen/Monate gedeckt.
    Will sie auf diese Art und Weise ihren*******retten und ihr eigenes Versagen jetzt die Schuld der Kiga-Leitung unterschieben. Das ist wohl mehr wie dreist.

    Was die Bürgermeisterin sich hier erlaubt und Stellung zu einzelnen Themen bezieht/weiter gibt, ist für mich mehr als Rufschädigend.
    Sie sollte solange die Ermittlungen laufen einfach keine Aussagen machen.

    Respekt an die Kiga-Leitung hierzu nichts zu sagen.
    Denn egal was sie sagen würde, es würde ihr doch mit Sicherheit das Wort im Mund rum gedreht.

    Ich verurteile jegliche Art Kinder so zu behandeln!!!
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  • R. G.
    die kitta in greusenheim hat überhaupt nix mit dem friedenreich (ul) zu tun. der träger der kitta ist die gemeinde greusenheim.
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  • S. B.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • U. S.
    Wenn Ehemalige "auspacken" ist das immer mit Vorsicht zu behandeln.

    Wobei ich immer wieder der Meinung bin: Kinder gehören ins Elternhaus und nicht in die Betreuung. Schon gar nicht den ganzen Tag. Ein paar Stunden Kindergarten so wie früher war durchaus in Ordnung. Die Kinder mussten seinerzeit mind 3 Jahre alt und sauber sein. Das sollte man wieder einführen. Dann passieren solche Dinge von überlasteten Erzieher:innen nicht. Wobei diese im Grunde gar nicht erziehen dürfen denn ein Erziehungsversuch führt heutzutage zu einem Trauma und Aufstand der jeweiligen Eltern.
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  • H. H.
    Das alles hört sich für mich nicht nach einem Friedensreich an.
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  • A. N.
    In welchem Zusammenhang steht die Kita und das Friedensreich? Das Gut Terra Nova erstreckt sich auf Gemarkungen von Greußenheim, Leinach und Hettstadt.
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  • E. B.
    Als unbeteiligter und nur über die Berichte finde ich muss hier schon festgehalten werden das bei einem öffentlichen Träger auch ein anderes öffentliches Interesse besteht. Als Elternteil finde ich es höchst bedenklich das die Kita Leitung noch arbeiteten darf, auch wenn sie jetzt krank ist. Des Weiteren scheinen ja bis dato nicht mal die betroffenen Eltern zu 100 % informiert worden, daher stellt sich doch für mich auch die Vertrauensfrage an die Bürgermeisterin.
    Wie kann es heute sein das die kleinste über Monate misshandelt oder zumindest nicht behütet werden. Wie sollen Eltern wieder vertrauen in die Leitung und den Träger des Kindergartens haben, wenn sich nichts bewegt…
    Ich finde es aber toll das all die fürsorglichen Erzieherinnen und Erzieher ihren Job gut und gerne machen
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  • A. R.
    Ich als KitaLeitung sage hier knallhart: Vertuschen u Versagen der Leitung und des Trägers!
    Jede Kita muss ein Schutzkonzept und einen Verhaltenskodex vorweisen. Dieses wird im Team gemeinsam erarbeitet und alle neu dazu kommenden Mitarbeiter müssen diesen lesen und unterschreiben! Und: bei jeglichem Verdacht eine Meldung machen!!!
    In der Kita in Greussenheim handelt es sich ganz klar um Kindeswohlgefährdung!!!

    Auch die Leitung hat versagt!!!

    Es muss einen Neuanfang geben! Wie kann man sonst als Eltern sein Kind mit ruhigem Gewissen dort in die Betreuung geben?!
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  • J. S.
    Da wäre sogar ein Berufsverbot angesagt angesichts dieser Umstände
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  • A. R.
    Da stimme ich zu! Ein Berufsverbot für beide Erzieherinnen!
    Was sich die Leitung dazu dachte , so grundlegend falsch handelte macht mich immer noch sprachlos !
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  • R. E.
    Mir drängt sich der Eindruck auf, dass nicht die Staatsanwaltschaft, sondern die Main-Post ermittelt.
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  • A. N.
    Hallo mainemainung,

    die Redaktion ermittelt nicht, sondern berichtet über krisenhafte Zustände in einem von öffentlicher Hand finanziertem Kinderhaus, die monatelang verschwiegen worden sein sollen. Wie Sie der Berichterstattung entnehmen können, fühlen einige betroffene Eltern sich von Träger und Kita nicht informiert und sind auf Informationen durch die Berichterstattung angewiesen.

    Beste Grüße,
    Aaron Niemeyer (Redaktion)
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  • R. E.
    Sehr geehrter Herr Niemeyer, ich hatte mich wohl ein wenig ungeschickt ausgedrückt. Meine Position war, dass hier EHER SIE = die Mainpost ermitteln/t als die Staatsanwaltschaft. Zumal nach der langen Zeit, in der die Vorwürfe im Raum bzw. in der Mainpost stehen. Schönes Wochenende!
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  • S. G.
    Wenn die suspendierte Erzieherin „alles“ über ihre Kollegin auspackt, warum erwähnt sie denn dann mit keiner Silbe weshalb sie suspendiert wurde und schildert ihre Taten? 🤔
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  • A. N.
    Hallo Helgawillswissen,

    ich habe bezüglich der Hintergründe zur Ermittlung gegen die zweite Erzieherin neue Informationen der Polizei erhalten und werde zeitnah berichten.

    Beste Grüße,
    Aaron Niemeyer (Redaktion)
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  • W. M.
    Wenn man als nichtbeteiligter diesen Artikel liest kommt man zu dem Ergebnis, dass im Kindergarten in Greußenheim wohl vieles im argen liegt. Insbesondere scheint es auch so zu sein, dass die Bürgermeisterin nicht alle Informationen "auf den Tisch legt" und nur die Informationen an die Öffentlichkeit gibt, die bereits von anderer Seite schon durchgesickert sind. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern der Kindergartenkinder liegt hier meines Erachtens nicht vor.
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  • H. S.
    Wieso soll hier KiGa-Leitung oder die Bürgermeisterin den Medien oder der Öffentlichkeit Informationen geben, während Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln?
    Hört man nicht ständig "Keine Aussage zu einem schwebenden Verfahren"
    Erfährt die Mainpost dort nichts und gießt ständig Öl ins Feuer?
    Dass das verbliebene Personal unter den derzeitigen Umständen keine Freude bei der Arbeit hat,dürfte klar sein.
    Vielleicht sollte man den Kindergarten schließen, bis alle Vorwürfe ermittelt oder ausgeräumt sind.
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  • A. N.
    Hallo rasputin32,

    das Argument eines "schwebenden Verfahrens" wird in der Praxis häufig vorgeschoben, um sich vor einer Stellungnahme zu drücken. Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen von öffentlicher Hand finanzierten Kindergarten, in dem ernsthafte Übergriffe gegen Kinder monatelang verschwiegen worden sein sollen. Daraus ergibt sich das öffentliche Interesse, das der Berichterstattung zugrunde liegt.

    Beste Grüße,
    Aaron Niemeyer (Redaktion)
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  • G. S.
    Sollten die Anschuldigungen tatsächlich an die KiTa Leitung herangetragen worden sein und denen wurden nicht oder nicht zeitnah nachgegangen worden, muss das aus meiner Sicht Konsequenzen haben. Wegloben kann ja wohl nicht das Mitten der Wahl sein
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Was ist da los in Greußenheim?
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