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Greußenheim
"Hätte viel früher einschreiten müssen": Warum die Polizei jetzt auch gegen die Gruppenleiterin der Kita Greußenheim ermittelt
Die Erzieherin hatte Vorwürfe gegen eine Kollegin öffentlich gemacht. Zu spät und zu zögerlich? Was das Polizeipräsidium Unterfranken jetzt im Fall Greußenheim mitteilt.
Angesichts der massiven Verwerfungen rund um die Kita in Greußenheim (Lkr. Würzburg) sind für viele Betroffene Spiel und Spaß längst in den Hintergrund gerückt.
Foto: Thomas Obermeier | Angesichts der massiven Verwerfungen rund um die Kita in Greußenheim (Lkr. Würzburg) sind für viele Betroffene Spiel und Spaß längst in den Hintergrund gerückt.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:20 Uhr

Warum ermittelt die Polizei in Zusammenhang mit den Übergriffen in der Kita Greußenheim (Lkr. Würzburg) gegen eine Erzieherin, die maßgeblich an der Aufarbeitung der Vorwürfe beteiligt ist? Diese Frage stellt sich, nachdem das Polizeipräsidium Unterfranken bestätigt hat, nicht nur gegen die hauptbeschuldigte Erzieherin zu ermitteln - sondern auch gegen die frühere Kollegin von ihr. 

Gegen die Hauptbeschuldigte wird laut Polizei wegen des Verdachts der Nötigung und der Körperverletzung ermittelt. Sie soll Kinder teils bis zum Erbrechen gefüttert, sie als Strafe in einem dunklen Raum festgehalten und auch sonst äußert grob behandelt haben. Es werde auch der Verdacht der Freiheitsberaubung geprüft, teilte Polizeiprecher Enrico Ball ergänzend am Donnerstag mit.

Gruppenleiterin der Kita Greußenheim wird Unterlassung vorgeworfen

Doch warum die Ermittlungen gegen die zweite Erzieherin? "Bei der zweiten Person handelt es sich um die Gruppenleiterin der beschuldigten Erzieherin", so Ball. Zwar habe die Gruppenleiterin über die Vorfälle offen Auskunft gegeben. Genau diese mutmaßlichen Delikte würden ihr nun jedoch ebenfalls vorgeworfen – "durch Unterlassung". Denn, sagt der Polizeisprecher: "Sie hätte viel früher  einschreiten müssen."

Nach Information der Redaktion reichen die Vorwürfe, die die Gruppenleiterin macht, in Teilen bis September 2021 zurück. Sie hat ihre Beobachtungen schriftlich festgehalten. In dem Dokument heißt es: "Ich habe immer wieder gesagt, dass [die Hauptbeschuldigte] sich nicht korrekt verhält." Aber auch: "Ich gebe zu, nie direkt die Fälle angesprochen" zu haben. Sie habe das Gefühl gehabt, dass die Hauptbeschuldigte von der Kita-Leiterin in Schutz genommen werde, weil die beiden "näherer privaten Kontakt" gehabt hätten. 

Gibt es Cliquen-Bildung und Mobbing innerhalb der Kita Greußenheim?

Im Gespräch mit der Redaktion sprach die Erzieherin von Cliquen-Bildung und Mobbingvorwürfen innerhalb der Kita Greußenheim. Im Ort würden Gerüchte und intime Details über ihr Privatleben verbreitet, seit sie im Herbst ihre Beobachtungen offengelegt habe. Unter anderem die Sorge genau davor habe sie davon abgehalten, dies früher zu tun.

Aus Ermittlerkreisen heißt es, die Schilderungen der Gruppenleiterin würden ernst genommen. Gegen sie selbst müsse wegen möglicher Unterlassung dennoch auch ermittelt werden. 

 
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  • heiger15512202
    Ich finde es spannend wie hier recherchiert wird. Ich lese hier immer nur das 1 suspendierte Mitarbeiterin Aussagen macht. Ich glaube die Dame ist nicht gut beraten, wenn Sie in der Zeitung alles Breittritt! Mir erscheint, das Bild das der Herr Niemeyer hier vielleicht auch etwas befangen sein könnte. Ich meine, dass das Verhalten der 2. suspendierten Dame wesentlich sinnvoller ist, denn sie schweigt gegenüber der Zeitung. Mein Respekt.
    Daher sollte man vielleicht auch einmal überdenken, die "Hetzte" erst einmal Ruhen zu lassen und erst wieder zu Berichten, wenn die Staatsanwaltschaft sich dazu äußert.
    Ich bin der Meinung, dass der, der am meisten "Dreck am Stecken" hat schon immer am lautesten ist.........
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  • Barbara
    was ist mit der Bürgermeisterin, die auch von den Vorfällen wusste, aber geschwiegen hat??? die Gemeinde ist Träger dieser Einrichtung!!
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  • davis
    Schlimmer und unmenschlicher als ausgerechnet in den Kirchen und "sozialen" Einrichtungen scheint es ja nirgends zuzugehen.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Zitat: "Sie habe das Gefühl gehabt, dass die Hauptbeschuldigte von der Kita-Leiterin in Schutz genommen werde, weil die beiden "näherer privaten Kontakt" gehabt hätten. "

    Salopp gesagt scheint hier einiges im Kindergarten im Argen zu liegen. Zum einen die möglichen Straftaten zum anderen das Drumherum was hier beschrieben wird: Cliquen-Bildung, Mobbingvorwürfe, Vermischung von Privat und Beruf.

    Oftmals sind mögliche Straftaten erst dann durchführbar wenn das drumherum d.h. die Führung und das professionelle Miteinander nicht mehr vernünftig funktionieren.

    Ginge es nicht um Kinder könnte man sagen "halb so schlimm". Hier geht es aber um Menschen denen möglicherweise Unrecht angetan wurde und deshalb muss hier alles hinterfragt und letztlich auch "aufgeräumt" werden. Kinder sind leichte Opfer die sich meist nicht angemessen wehren können gegen mögliche Fehlverhalten von Erwachsenen!
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  • Helgawillswissen
    Ich teile den ersten Eindruck mit einFranke.

    Wenn man sowas liest wird einem ja ganz anders.
    Spannend wäre vielleicht auch die Sicht des verbliebenen Kollegiums @Herr Niemeyer ?

    Es ist immer schwer eine Situation nach einseitigen Erzählungen „fair“ zu beurteilen.
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  • Aaron Niemeyer
    @Helgawillswissen, mein Postfach steht offen, meine Telefonnummer ist bekannt. Alles weitere wird sich mit der Zeit ergeben müssen, denn ich denke, dass die Aufarbeitung dieser Angelegenheit noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.

    Beste Grüße,
    AN
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