zurück
Würzburg
Würzburger Bauerndemo: 1000 Traktoren legen Verkehr lahm
Die Bauern in Unterfranken wollten sich Gehör verschaffen, aber die Kundgebung am Dienstag wurde frühzeitig abgebrochen, weil zu viele Teilnehmer nach Würzburg kamen.
Über 1000 Traktoren legten am Dienstag den Verkehr auf dem Stadtring, den Bundesstraßen 19 und 27, sowie in Teilen der Stadt lahm.
Foto: Thomas Obermeier | Über 1000 Traktoren legten am Dienstag den Verkehr auf dem Stadtring, den Bundesstraßen 19 und 27, sowie in Teilen der Stadt lahm.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:30 Uhr

Am Dienstagvormittag sorgte die Demonstration des Bündnisses "Land schafft Verbindungen" für ein Verkehrschaos in Würzburg. Laut Polizei kamen rund 1000 Landwirte mit ihren Traktoren in die Stadt und brachten den Verkehr auf den Bundesstraßen 19 und 27, am Stadtring Süd, sowie rund um die Rottendorfer Straße und den Rennweg teilweise komplett zum Erliegen. Das Ordnungsamt und die Polizei lösten die Veranstaltung auf, bevor sie überhaupt begann, weil die Fahrzeuge Behinderungen für Rettungsdienste und Feuerwehr verursachten. 

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

In einer ersten Stellungnahme bedauerten die Veranstalter, dass die Veranstaltung so aus dem Ruder lief, betonten jedoch auch, dass sie wieder kommen wollen, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. "Wir sind überrannt worden von der Veranstaltung", so Claus Hochrein vom Organisationsteam. 

Verlegung an einen anderen Ort war nicht möglich

Ursprünglich angemeldet hatten die Veranstalter 50 Traktoren und etwa 200 Demonstranten. Dementsprechend teilte die Stadt den Demonstranten die Philipp-Schrepfer-Allee als Versammlungsort zu. Am Montag meldeten sich dann die Veranstalter bei der Stadt, weil sie befürchteten, dass etwa 500 Traktoren sich auf den Weg nach Würzburg machen könnten.

Umfrage
Ted wird geladen, bitte warten...

"Eine Verlegung an einen anderen Ort war so kurzfristig nicht möglich", so Stadtsprecher Georg Wagenbrenner. Die Mainwiesen, ein möglicher Ausweichstandort, sind aktuell noch mit dem Abbau der Mainfrankenmesse belegt. Deshalb einigten sich Stadt und Veranstalter auf 50 Schlepper in der genannten Straße. Die restlichen Traktoren sollten entweder auf legale Weise im Stadtgebiet abgestellt werden, oder außerhalb, beispielsweise am Gut Wöllrieder Hof geparkt werden.

Über 1000 Traktoren in Würzburg unterwegs

Tatsächlich bewegten sich aber über 1000, laut Veranstalter sogar über 1500, Bulldogs in Richtung Stadt. Bereits um 9.30 war die Rottendorfer Straße komplett blockiert. Laut einer Pressemitteilung des Bayerischen Roten Kreuz (BRK) kam es zu Problemen auf Rettungswegen der Hilfsdienste. Einsatzfahrzeuge konnten nicht rechtzeitig besetzt werden, weil Mitarbeiter im Stau steckten und einige Stadtteile konnten zeitweise überhaupt nicht angefahren werden. Laut BRK kam es in der Zeit glücklicherweise zu keinerlei medizinischen Notfällen. Normale Krankentransporte mussten jedoch mit Blaulicht durchgeführt werden. Einsatzleiter Paul Justice sah sich gegen 11.30 Uhr genötigt, selbst die Bühne im Ringpark zu betreten und die Landwirte zu bitten, die Straßen zu räumen. 

Fotoserie

Als sich die Situation rund um den Rennweg beruhigt hatte, kam es am Berliner Ring noch zu einem Vorfall, weil rund 20 Traktoren dort den Verkehr komplett blockierten. "Nicht nur auf dem Hinweg und während der Teilnahme an Versammlungen sind die Versammlungsteilnehmer rechtlich besonders geschützt, auch auf die Phase nach der Versammlung wirkt sich dieser Schutz aus", so Polizeioberkomissar Enrico Ball. Aus diesem Grund werden diese Vorfälle nicht strafrechtlich verfolgt.

Im Anschluss beruhigte sich der Verkehr im Stadtgebiet wieder. Die Rückfahrt der Landwirte in mehreren Kolonnen zog sich bis 12.30 Uhr hin, verlief aber laut Polizei dann ohne Störungen. Wie die Polizei außerdem bekannt gab, waren gut 70 Einsatzkräfte der regionalen Inspektionen und der Bereitschaftspolizei im Einsatz.

Demos auch in anderen Städten

Die Veranstalter, die vor allem Aufmerksamkeit auf ihre Probleme richten wollten, haben ihr Ziel damit auf jeden Fall erreicht. Da die Kundgebung aber schon vor dem wirklichen Beginn abgebrochen wurde, blieben die Ansprachen aus. Jens Wasmuth vom Organisations-Team erklärte: "Es ging bei der Kundgebung darum, dass wir gegen das nicht fachgerechte Agrapaket demonstrieren und, dass wir von Politik, den NGOs und der Presse als Buhmann der Nation dargestellt werden." 

Zu ähnlichen Demonstrationen kam es auch in anderen Städten in Bayern unter anderem in München und Bayreuth. Laut Polizeipräsidium Oberfranken versammelten sich in Bayreuth ebenfalls über 1000 Landwirte. Aufgrund der kilometerlangen Kolonne sei es zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen gekommen. Bei der zentralen Kundgebung in Bonn waren am Dienstag sogar 10 000 Landwirte auf der Straße.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Tim Eisenberger
Bauernproteste
Bereitschaftspolizei
Berliner Ring
Demonstrationen
Einsatzfahrzeuge
Fahrzeuge und Verkehrsmittel
Feuerwehren
Landwirte und Bauern
Mainfrankenmesse
Polizei
Rotes Kreuz
Verkehr
Verkehrchaos
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Hugo54
    Einer der sich selbst Tilleulenspiegel nennt ist wirklich ein Eulenspiegel,da er die Wahrheit und die Ursache nicht kennt oder verleugnet.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • a.genser@freenet.de
    @Hugo Wikipedia schreibt zu Till Eulenspiegel - … Allerdings ist er nicht einfach als ausgewiesener Narr anzusehen. In den Geschichten scheint er vielmehr seinen Mitmenschen an Geisteskraft, Durchblick und Witz überlegen. grinsen
    Was ist bitte Ihre Wahrheit? Den von mir genannten Zahlen und Fakten können Sie wohl kaum widersprechen. Wenn die Bauern sich trotz Subventionen und Automatisierung in einem Teufelskreis befinden läuft in Politik und bei den Interessenvertretern (BBV) etwas falsch. Ursache? Ei oder Henne, was war zu erst. Zeit wird es die Fehler zu erkennen und nicht an alten Zöpfen fest zu halten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • a.genser@freenet.de
    Vielleicht wäre der BBV in München der richtigere Ort für Demos.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • a.genser@freenet.de
    Der BBV schreibt, die Aktionen sollen Verbraucher zum Nachdenken anregen u. auf die aktuelle schwierige Situation der Bauern aufmerksam machen. Die meisten Menschen wissen um die Situation der Bauern. Die meisten wissen auch, dass da Jahrzehnte schon etwas schief läuft. In Bayern hat in den letzten 20 Jahren ein dramatisches Höfesterben stattgefunden, von 1999 - 2016 um 42%. Im Gegenzug sind die verbliebenen Betriebe immer größer geworden u. halten immer mehr Tiere. Die EU gibt für nichts soviel Geld aus, wie für die Agrarpolitik, rund 40 Prozent des Haushalts. Etwa 6,45 Milliarden Euro gehen jährl. an deutsche Bauern. Das Geld wird nach der Fläche des Betriebes bemessen u. belohnt die, die ihre Flächen noch vergrößern. Subventionen, Lobbyarbeit, Automatisierung, optimierter Dünger u. Pestizideinsatz konnten dies nicht verhindern. Auf der anderen Seite Nitrat im Grundwasser, ausgeräumte Landschaften, Monokulturen, Massentierhaltung u. andere div. Begleiterscheinungen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Bad-Andy
    Die wohl coolste Demo die ich je gesehen habe. Das sind die wahren Helden unserer Zeit Jeder Landwirt verdient meinen größten Respekt. Diese Menschen buckeln 365 Tage im Jahr um uns zu ernähren. Sie haben keine 40 Stunden Wochen und keine 35 Tage Urlaub im Jahr. Die Politiker, Diskounter und Möchtegern-UMWELRETTER haben nichts besseres zu tun wie sie auszusaugen und zu kritisieren.

    Unsere Möchtegernhelden ala Future for Friday oder die restlichen Umweltinfluenzer werden sich noch schwer umschauen. Aktuell sägen diese Hosenscheißer an ihrem eigenen Stuhl. Benutzen aber selber Artikel und die dazugehörige Infrastruktur aus Fernost. Ob etwas mehr Bildung hier helfen würde?

    Diese Demo war berechtigt. Schade das sie so schnell beendet war. Sie hätten die Traktoren 2 Tage in der gesamten Stadt liegen lassen sollen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • a.genser@freenet.de
    @Bad-Andy: Die wohl coolste Demo … 35 Tage Urlaub im Jahr. Bis dahin könnte ich noch zustimmen. Kritik an der derzeitigen Landwirtschaft ist völlig berechtigt. Doch wer Kritik übt, wird abgekanzelt. Böden, Pflanzen u. Tiere werden teils rücksichtslos ausbeutet. Die Landwirtschaft ist im Missklang mit der Natur. Wir alle haben unseren Anteil an dieser Entwicklung. Lebensmittel zu immer günstigeren Preisen u. das 'Wachse oder weiche" zwingt Bauern in diesen Teufelskreis. Dem BBV geht es um mehr Geld u. weniger Umweltauflagen. Seine Macht bezieht der Verband aus einem Geflecht von Politik u. Agrarindustrie. Seine Funktionäre haben Posten in Fleisch-, Düngemittel- u. Pestizidfirmen, sie haben ihre Leute in Agrarausschüssen der Landtage und des Bundestags. So wird Fortschritt im Umwelt- u. Tierschutz weitgehend verhindert. Gelder für die industrielle Landwirtschaft müssen hinterfragt werden. Ein „Weiter-so" hilft keinen "kleinen" Bauern. Es ist eine andere Agrarpolitik gefragt!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • marent1@hotmail.de
    Einen Traktor kann man eben nicht so leicht wegtragen, wie einen sitzenden Demonstranten- das sollten die Landwirte aber wissen und nicht Rettungswege blockieren und Menschenleben gefährden. Wer respektvoll mit Tier und Pflanzen umgeht, braucht keine Angst vor dem Agrarpaket zu haben - ich kaufe meine Produkte von Biobauern und umstellen kann jeder noch. Ich habe keine Lust auf Pestizide und gequälte Tiere.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Doedi.wue
    Dieser Kommentar trägt nicht zu Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • MartinMacke
    Warum schreiben Sie fast nichts über die Forderungen der Landwirte?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • lukaswill@yahoo.de
    Hallo MartinMacke,

    wir haben heute zwei regionale Artikel mit Interviews veröffentlicht:
    www.mainpost.de/10337277
    www.mainpost.de/10337284

    Viele Grüße
    Lukas Will
    Digitales Management
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Mainheini
    Schade dass die Polizei die Demo aufgelöst hat. Sie hätte bis in die Nacht dauern müssen, damit auch alle Bürger sie bemerken. Die Regierung und selbsternannte "Umwelt- uhd Tierschützer" strangulieren die Bauern so lange, bis uns allen sowohl Luft als auch Essen ausgehen. Kein Landwirt, kein Essen, keine Zukunft. Unsere Jugend will das wohl so.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Die Polizei hat die Demonstration aufgelöst, weil die Arbeit der Rettungsdienste nicht mehr gewährleistet war, was somit völlig richtig war!

    Ich möchte Sie mal sehen, wenn bei Ihnen oder Ihren Angehörigen ein medizinischer Notfall eintritt und Sie dann am Notruftelefon zu hören bekommen, dass die Rettungsdienste gerade nicht kommen können, weil die wegen einer Demo festsitzen.

    Ich sag nur: "Holla die Waldfee"
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • komsan
    Die einzige vernüntige Demonstration die letzten Wochen.
    Bei den anderen Demonstrationen sage ich nur: Denn sie wissen nicht was sie tung
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Albatros
    @komsan, wie, Sie verweigern sich der Klimahysterie? Ganz dünnes Eis sag ich Ihnen, mit so einer Einstellung werden Sie ganz schnell zum AfD-Sympathisanten gemacht und das Ende, na ja, das kennen wir ja mittlerweile. Also Sie haben jetzt noch die Chance alles wieder rückgängig zu machen, dann gehören Sie auch zu den Guten. Wenn nicht, dann können Sie auf jeden Fall in den Spiegel schauen und sich sagen, "ich hab mich nicht zum Deppen gemacht".
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Mal über den Tellerrand kucken - @ Vorredner/innen -

    merken Sie nicht, dass das alles zusammenhängt?!

    Egal ob es um den ungebremsten CO2-Ausstoß oder die schleichende Zerstörung der Umwelt durch Agrarversteppung, Agrogifte im Boden, NO3 im Grundwasser geht:

    Wir gehen mit "unserem" Planeten/ den Lebensgrundlagen um, als gäbe es entweder kein (über)morgen oder/ und irgendwer würde uns das was wir verdummen täglich neu in unbegrenzter Menge zuschießen.

    Dass beides nicht zutrifft, weiß eigentlich jede/r, aber wahrhaben will es niemand, und deswegen schimpfen alle über die einschlägigen Mahner.

    Entweder die Menschheit kapiert es rechtzeitig und zieht die richtigen Konsequenzen (die sich sicherlich nicht darauf beschränken werden, halt einen kleineren SUV zu fahren und einen Tag in der Woche nur 250 g Billigfleisch statt ein Pfund zu essen), oder für unsere Enkelgeneration werden die Zeiten wieder ähnlich teuer wie für unsere Vorfahren vor ein paar hundert Jahren...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten