Derzeit geschieht viel in der Würzburger Gastro-Szene, alteingesessene Gastronomen hören auf, traditionelle Familienbetriebe schließen. So jedoch nicht am Würzburger Schützenhof. Mit Lorenz Berndt und seiner Frau Lisa wird der Traditionsbetrieb am Nikolausberg jetzt in dritter Generation weiter geführt.
Gudrun Berndt zieht sich nach fast 40 Jahren als Chefin zurück. Mit den alten und den jungen Wirten hat diese Redaktion über die Herausforderungen eines Familienbetriebs und der Gastronomie gesprochen und darüber, was am Schützenhof so bleibt, wie es ist und was sich ändert.
Gudrun Berndt: Zunächst einmal bewundere ich Lorenz und Lisa für ihren Mut, in diesen Zeiten so viel zu wagen. Ich habe mich auch gerne aus dem Tagesgeschäft zurück gezogen. Aber bei manchen Veränderungen muss man schon schlucken, weil man es selbst halt anders machen würde.
Lorenz Berndt: Wir haben jetzt einen festen Ruhetag in der Woche und werden auch im Sommer erstmals eine Woche zumachen. Das wünschen sich unsere Mitarbeiter, die auch mal in den Ferien mit ihrer Familie Urlaub machen wollen. Wir haben auch einen kleinen Sohn und möchten ab und zu etwas Zeit füreinander haben.
Gudrun Berndt: Das Leben auf dem Hof, mit den Tieren, haben wir alle genossen. Ich hatte unheimlich reiche Begegnungen mit Menschen und konnte vieles ausprobieren. Es war das Leben, das ich wollte. Als Familie haben wir vor allem die Betriebsferien im Winter geliebt.
Lorenz Berndt: Für mich war es auch ein Vorteil, dass meine Eltern viel gearbeitet haben. Ich hatte große Freiheiten, war viel in der Natur, hatte eine Werkstatt und habe gelernt, mich zu beschäftigen.
Gudrun Berndt: Wichtig ist, dass man miteinander redet, auch mal nicht über das Geschäft, und immer wieder etwas Schönes zusammen macht. Meine Tochter, Schwiegertochter Lisa mit Enkelkind und ich haben zum Beispiel im Herbst einige Tage in Südtirol verbracht und wir frühstücken häufig alle miteinander. Wir wohnen ja alle auf dem Schützenhof.
Lisa Berndt: Wir haben zehn feste Mitarbeiter. Zusätzliche Kräfte brauchen wir im Sommer. Ich habe selbst vor zwölf Jahren als Aushilfskellnerin hier oben angefangen.
Gudrun Berndt: Bis Ende der 90er Jahre haben vorwiegend Studenten bei uns ausgeholfen. Dann wurde es immer schwieriger, zuverlässige und flexible Leute zu finden. Deshalb freuen wir uns, dass wir tüchtige Saisonkräfte aus dem Ausland gefunden haben.
Lisa Berndt: Hoffentlich klappt das heuer auch wieder. Kürzlich hatte ich den Albtraum, dass ich ganz alleine den vollen Garten bedienen musste. Mit Unsicherheit und Ängsten muss man in diesem Job lernen, umzugehen.
Lorenz Berndt: So mutig finde ich uns ja gar nicht. Klar sind die Zeiten gerade unsicher. Aber es bleibt doch auch viel stabil. Wir haben unser Stammpublikum, ein tolles, junges Team an Mitarbeitern und wir machen eine gute, ehrliche Küche, die Menschen immer schätzen werden. Die Entscheidung, den Betrieb zu übernehmen ist bei meiner Frau und mir allmählich gereift. Wir haben immer mehr Lust bekommen, hier gemeinsam etwas zu gestalten.
Gudrun Berndt: Und natürlich war auch mein Start manchmal hart und ich wusste manchmal nicht wie es weiter gehen soll. Manche unserer Neuerungen, wie zum Beispiel das Theater am Schützenhof im Sommer oder das Gans-Essen im Herbst haben super funktioniert, andere halt nicht. Man darf auch mal bei etwas scheitern. Ich glaube das Wichtigste ist, dass man das hier mit Leidenschaft macht.
Lorenz Bernd: Mein Faible für gute Lebensmittel und Essen. Durch meine Ausbildung in der Landwirtschaft habe ich Respekt gegenüber Nahrungsmitteln. Ich weiß, wie viel Arbeit und Energie darin steckt und koche am liebsten mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln. Das will ich meinen Gäste zeigen.
Gudrun Berndt: Man muss viel schneller immer wieder etwas Neues bieten.
Lisa Berndt: Ich kann ja nicht so lange zurück blicken, finde aber, die Wertschätzung unserer Gäste ist in jüngster Zeit total gestiegen. Gerade nach Corona haben viele gesagt, wie dankbar sie sind, dass wir noch da sind.
Lorenz Berndt: Wir wollen ein Treffpunkt für ein gemischtes Publikum und für Familien bleiben, wo man eine gute Brotzeit und selbst gebackenen Kuchen bekommt, aber auch ein feines Menu. Die roten Tische im Garten bleiben, die Kastanienbäume, der Ausblick...
Lisa Berndt: ...die Atmosphäre. Über den Dächern von Würzburg kann man am Schützenhof eine Auszeit vom Alltag nehmen. Das werden wir und unsere Gäste auch in Zukunft genießen.
Was früher schöner war ist der Ausblick auf die Stadt, der halt jetzt nur noch von wenigen Tischen möglich ist. Aber das liegt an den hohen Bäumen auf den Nachbargrundstücken.
Auch eine Kindheitserinnerung Anfang der 60er Jahre war der freilaufende Esel, der die Attraktion für uns Kinder war. Immer ein schöner Sonntagsausflug zu Fuß von der Sanderau über das Käppele zum Schützenhof und über das Steinbachtal samt Fähre zurück.
Viel Erfolg weiterhin.
Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte.
Der Schützenhof ist seit Jahren fast die einzige Lokalität in Würzburg wo ich noch freiwillig hin gehe.