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Heuchelhof
Toleranz, Naturschutz, Kultur: 6 Würzburger vom Heuchelhof sagen, was sie sich für ihren Stadtteil wünschen
Seitdem es das Wohnviertel am Heuchelhof in Würzburg gibt, begleitet der Bürgerverein die Entwicklung dort. Was treibt die Aktiven an und wofür setzen sie sich ein?
Setzen sich für die Gemeinschaft am Würzburger Heuchelhof ein : (von links oben) Teresa Horn, Egon Kitz, Reiner Maier, Martin Herrlein, Christiane Kerner und Alexander Kühn.
Foto: Daniel Peter | Setzen sich für die Gemeinschaft am Würzburger Heuchelhof ein : (von links oben) Teresa Horn, Egon Kitz, Reiner Maier, Martin Herrlein, Christiane Kerner und Alexander Kühn.
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 10.10.2024 02:39 Uhr

Im Dezember 1972 wurde der Bürgerverein Heuchelhof gegründet. "In der Sportgaststätte der Kickers, weil es hier oben noch keine gab", sagt Egon Kitz. Der "erste Bewohner" des ersten Hochhauses von 1973 sagt: "Der Bürgerverein begleitet die Entwicklung des Stadtteils von Anfang an."

Nicht nur wegen seiner markanten "Skyline" ist der Heuchelhof in Würzburgs besonders. Menschen mit Migrationsgeschichte aus dutzenden Ländern leben seit Jahrzehnten hier. Der Krieg in der Ukraine spaltet das Viertel, in dem viele Menschen aus Russland wohnen. Die AfD ist hier besonders erfolgreich. Bei der Landtagswahl 2023 holte sie 26 Prozent, in einem Wahlbezirk sogar 60 Prozent der Stimmen. 

Gleichzeitig setzen sich viele Menschen für das Viertel und ihre Bewohner ein. Sechs Aktive des Bürgervereins sagen, wofür sie sich engagieren und was sie sich für die Zukunft am Heuchelhof wünschen.

1. Alexander Kühn wohnt seit 2020 am Heuchelhof: "Toleranz und Offenheit"

Alexander Kühn (50)  wohnt seit 2020 am Heuchelhof und setzt sich aus ganz persönlichen Gründen für das Viertel ein.
Foto: Daniel Peter | Alexander Kühn (50)  wohnt seit 2020 am Heuchelhof und setzt sich aus ganz persönlichen Gründen für das Viertel ein.

"Ich kämpfe hier für mehr Toleranz und Offenheit. Dafür, dass andere Meinungen und Denkweisen akzeptiert werden. Weil ich eigentlich aus der Sowjetunion komme, sehe ich eine Möglichkeit für mich, etwas für die Integration zu unternehmen. Die Integrationsstärke macht das Viertel auch so besonders. Ein zweiter persönlicher Grund, warum ich mich für den Stadtteil einsetze, ist, dass meine Frau aus einer alteingesessenen Familie aus Heidingsfeld und vom Heuchelhof kommt." 

2. Teresa Horn wohnt seit 2013 wieder am Heuchelhof: "Erhalt von Grünflächen und Natur"

Teresa Horn (42) wohnt nach zehn Jahren Unterbrechung seit 2013 wieder am Heuchelhof. Sie organisiert Umweltbildung für Kinder.
Foto: Daniel Peter | Teresa Horn (42) wohnt nach zehn Jahren Unterbrechung seit 2013 wieder am Heuchelhof. Sie organisiert Umweltbildung für Kinder.

"Ich arbeite an einer Grundschule und das ist auch mein Schwerpunkt hier: die Kinder aufmerksam auf ihr Umfeld und die Natur machen. Ich habe das Gefühlt, da kann man viel bewirken. Wir organisieren zum Beispiel Müllsammlungen und Umweltbildung. Auch so gestaltet man den Stadtteil mit. Für mich ist der Erhalt der Grünflächen und der Natur total wichtig. Die letzten zwei, drei Jahre waren hier politisch herausfordernd. Das Zusammentreffen unterschiedlicher Nationen, die Fragen, die man aneinander hat, da muss man schon im Kindesalter aktiv anpacken und schauen, dass es in die richtige Richtung geht."

3. Christiane Kerner wohnt seit 1992 am Heuchelhof: "Ein friedliches Miteinander"

Christiane Kerner (66) wohnt seit 1992 am Heuchelhof und sieht sich selbst als 'Netzwerkknüpferin'.
Foto: Daniel Peter | Christiane Kerner (66) wohnt seit 1992 am Heuchelhof und sieht sich selbst als "Netzwerkknüpferin".

"Für den Stadtteil möchte ich ein friedliches Miteinander erreichen, weil er sehr lebendig ist. Wir müssen hier oben viel aushalten, haben unseren Ruf nach Außen, aber kommen trotzdem gut miteinander zurecht. Viele sagen, hier oben gebe es so viele Konflikte. Das stimmt einfach nicht. Das Gesellige steht in unserem Mittelpunkt. Da gehört auch die demokratische Bildung dazu. Weil der Bürgerverein eine Ausstrahlung in den Stadtteil hat, haben die Leute ein Ohr dafür. Immer im Gespräch bleiben, ist da immer wichtig. Ich selbst bin dabei eine Netzwerkknüpferin. Als Vorsitzende seit 20 Jahren ist es jetzt auch meine Aufgabe, dass der Bürgerverein in die nächste Generation übergeht." 

4. Egon Kitz wohnt seit 1973 am Heuchelhof: "Kulturelle Vielfalt"

Egon Kitz (74) war 1973 einer der ersten Hochhaus-Bewohner am Heuchelhof und 16 Jahre Vorsitzender des Vereins.
Foto: Daniel Peter | Egon Kitz (74) war 1973 einer der ersten Hochhaus-Bewohner am Heuchelhof und 16 Jahre Vorsitzender des Vereins.

"Für mich bestimmen drei Themen den Heuchelhof: Die Integrationsfähigkeit, der Freizeitwert ist immens hoch und die kulturelle Vielfalt. Gerade der letzte Punkt ist ein Schwerpunkt des Bürgervereins Heuchelhof. Dafür haben wir verschiedenes organisiert, Kulturveranstaltungen, Konzerte, Führungen oder Vorträge, wo auch immer Bewohner ihre Verbindung zum Heuchelhof einbringen können. Im Stadtteil stecken Chancen, die man in den meisten Fällen auch genutzt hat. Aktuell ist ein Schwerpunktthema die Sanierung der Tiefgaragen."

5. Martin Herrlein wohnt seit 1987 am Heuchelhof: "Optimierung beim Fahrradfahren"

Martin Herrlein (39) wohnt seit 1987 am Heuchelhof und setzt sich für bessere Radwege dort ein.
Foto: Daniel Peter | Martin Herrlein (39) wohnt seit 1987 am Heuchelhof und setzt sich für bessere Radwege dort ein.

"Zum Bürgerverein bin ich gekommen, weil ich mitgestalten will bei dem, was hier am Heuchelhof passiert. Mein ganz persönliches Steckenpferd ist das Fahrradfahren. Wenn man sich den Heuchelhof anschaut, dann ist das eigentlich schon ganz toll, was das Radfahren angeht. Zum Beispiel beim neuen Mwanza-Weg wurden die Radfahrer von Anfang an mitgedacht. Aber es gibt immer noch Platz für Optimierung. Zum Beispiel ist der Athener Ring praktisch gar nicht an das Radnetz angeschlossen. Oder es fehlt eine Anbindung an den Rottenbauer Grund."Q 

6. Reiner Maier wohnt seit 1992 am Heuchelhof: "Das Wissen weitergeben"

Reiner Maier (71) wohnt seit 1992 am Heuchelhof und kümmert sich um technische Fragen.
Foto: Daniel Peter | Reiner Maier (71) wohnt seit 1992 am Heuchelhof und kümmert sich um technische Fragen.

"Ich sehe die technischen Fragen als meine Aufgabe hier im Bürgerverein. Immer, wenn zum Beispiel eine vermessungstechnische Frage auftaucht, wenn es um Grundstücksgrenzen oder Immobilienbewertungen geht, kann ich mein Wissen einbringen. Das Wissen möchte ich gerne weitergeben. Seit Jahren bin ich bei der Organisation des Maibaumfests dabei. Da geht es auch darum, Gelder zu sammeln, um hier Bäume zu pflanzen, Bänke aufzustellen oder an Organisationen hier vom Heuchelhof zu spenden." 

Die Aktion "Zeichen setzen!"

Die Aktion "Zeichen setzen!" zeichnet seit über 20 Jahren beispielhafte ehrenamtliche soziale Initiativen aus. Im Spätherbst werden vier Preise, dotiert mit 500 bis 3000 Euro, verliehen. Initiativen können sich selbst bewerben oder werden von Dritten vorgeschlagen. Eingereicht werden können Projekte und Initiativen aus Unterfranken und dem Main-Tauber-Kreis.
Bewerbungen sind für die nächste Runde 2025 möglich. Bitte schreiben Sie an: Main-Post, Aktion "Zeichen setzen!", Berner Straße 2, 97084 Würzburg, E-Mail: zeichensetzen@mainpost.de Oder: Lernwerk Volkersberg, Volkersberg 1, 97769 Bad Brückenau, E-Mail: zeichensetzen@volkersberg.de
Infos zur Aktion finden Sie unter www.mainpost.de/zeichensetzen und www.lernwerk.volkersberg.de.
MP
 
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