zurück
Würzburg
26 Prozent für die AfD am Heuchelhof – woran hat es gelegen? Eine Analyse der Ergebnisse der Landtagswahl in Würzburg
Ein "Klima der Angst" habe die AfD im Staddteil erzeugt, sagt ein Pfarrer über den Würzburger Heuchelhof. Welche Auffälligkeiten es bei der Landtagswahl in Würzburg außerdem gab.
Der Place de Caen am Würzburger Heuchelhof: Laut einem ortskundigen Seelsorger hatte die AfD hier vor der Landtagswahl massive Präsenz gezeigt und 'ein Klima der Angst' erzeugt.
Foto: Ulises Ruiz | Der Place de Caen am Würzburger Heuchelhof: Laut einem ortskundigen Seelsorger hatte die AfD hier vor der Landtagswahl massive Präsenz gezeigt und "ein Klima der Angst" erzeugt.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 13.10.2023 03:15 Uhr

Die Ergebnisse der Landtagswahl im Stimmkreis Würzburg stehen fest. CSU und Grüne hatten sich ein Rennen um das Direktmandat geliefert, das die CSU knapp gewonnen hat. Welche Trends gibt es in den Würzburger Stadtteilen? Und wie konnte die AfD am Heuchelhof 26 Prozent der Stimmen bekommen? Eine Einordnung.

71.787 Menschen haben im Stimmkreis Würzburg-Stadt – dazu zählen auch die Gemeinden Rottendorf und Gerbunn – gewählt. Wahlberechtigt sind laut Stadt Würzburg 104.907 Personen in insgesamt 191 Stimmbezirken. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 68,4 Prozent.

Das Direktmandat für den bayerischen Landtag hat CSU-Kandidatin Andrea Behr errungen. Sie lag während der Auszählung lange hinter ihrem Konkurrenten Patrick Friedl von den Grünen – bis schließlich die Auszählung aus der Gemeinde Gerbrunn vorlag und das Verhältnis dauerhaft kippte.

Grüne punkten in Würzburger Altstadt und Grombühl, die CSU in Rottendorf

Die frühzeitig ausgezählten Stadtteile Altstadt und Grombühl, in denen viele Studierende wohnen, sind klassische Hochburgen der Grünen. In der Altstadt konnten die Grünen 40,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, die CSU lediglich 25 Prozent. Im studentischen und gleichermaßen vom Arbeitermilieu geprägten Grombühl erreichten die Grünen 39,6 Prozent der Stimmen, die CSU 21 Prozent. Die AfD erreichte in der Altstadt lediglich 6,2 Prozent, in Grombühl sind es 9,1 Prozent.

Einen großen Anteil am Wahlsieg von CSU-Kandidatin Andrea Behr hatte die Gemeinde Rottendorf, in der bei einer hohen Wahlbeteiligung von 79 Prozent überdurchschnittlich viele Stimmen auf die CSU und unterdurchschnittlich viele Stimmen auf die Grünen entfielen. 2.718 Personen (41 Prozent) wählten CSU, jedoch nur 1.128 Personen (17 Prozent) die Grünen. Die AfD erreichte hier 12,4 Prozent.

Ein weiterer Ausreißer sind die Stadtteile Lindleinsmühle und Heuchelhof, wo die AfD besonders punkten konnte. 19,7 Prozent der Stimmen erreichte die AfD im Stadtteil Lindleinsmühle (CSU 35,2 und Grüne 16,3 Prozent). Im Stadtteil Heuchelhof war das Ergebnis mit 26 Prozent der Stimmen für die AfD besonders gut (CSU 36,9 Prozent, Grüne 14,4 Prozent). Was sind die Ursachen für diesen Ausreißer?

Pfarrer der Gethsemanekirche: AfD hat Klima der Angst am Heuchelhof erzeugt

Tobias Graßmann, Pfarrer der evangelischen Gethsemane-Kirche am Heuchelhof, hat sich viel mit diesem Thema beschäftigt. Er sagt: "Das Wahlergebnis der AfD hängt mit zwei Faktoren zusammen: die schlechte soziale Stellung vieler Menschen im Stadtteil und der große Anteil von Menschen mit einem antidemokratischen Weltbild in der Gruppe der Russlanddeutschen. Diese Menschen wurden mit Putin-Propaganda auf Telegram überschüttet, die die AfD als einzige wählbare Partei in Deutschland dargestellt hat."

Tobias Graßmann ist Pfarrer der Gethsemanekirche am Würzburger Heuchelhof.
Foto: Gisela Selbach | Tobias Graßmann ist Pfarrer der Gethsemanekirche am Würzburger Heuchelhof.

Die AfD, sagt Graßmann, habe in den vergangenen Monaten intensive Präsenz am Heuchelhof gezeigt und sei jeden Samstag mit einem Wahlstand vor Ort gewesen. "Die AfD hatte den Heuchelhof als Kampagnen-Schwerpunkt identifiziert und dort ein Klima der Angst und der Aggressivität erzeugt."

Das wünscht sich Pfarrer Graßmann von den Würzburger Parteien 

Politiker und Sprecher hätten auf dem Place de Caen umringt von Sicherheitsleuten Passantinnen und Passanten angesprochen. "Wenn es Widerspruch gab, hat sich schnell eine Traube gebildet, die Stimmung ist dann schnell gekippt." Er selbst habe sich im Rahmen der Initiative "Bunter Heuchelhof" vor der Wahl im Viertel engagiert, aber dies habe kaum Wirkung gezeigt.

"Bis wir gemerkt hatten, was da abgeht, war es ein Tag vor der Landtagswahl", sagt der Pfarrer. Andere Parteien hätten nach seiner Beobachtung weniger Ressourcen in den Heuchelhof investiert. Er könne dies nachvollziehen, aber mit den Auswirkungen müsse Würzburg nun leben. "Ich würde mir wünschen, dass die anderen Parteien diese Wohnblöcke am Heuchelhof nicht sich selbst überlassen."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Aaron Niemeyer
Alternative für Deutschland
Altstädte
Bayerischer Landtag
CSU Würzburg
Evangelische Kirche
Landtagswahl in Würzburg
Patrick Friedl
Russlanddeutsche
Stadt Würzburg
Weltbild-Verlag
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Klaus Kiesel
    Meine Bitte an die große, vernünftige Mehrheit der deutschen Mitbürger:
    Stellung beziehen, nicht klagen! Aufmucken, nicht ducken!
    Wir halten das aus, wenn sich Gruppen wie "Russlanddeutsche, Erdogantürken, u.v.a." nicht integrieren wollen.
    Wir halten das aus, wenn unsere Presse-und Redefreiheit von "andersdenkenden Minderheiten" ausgenutzt wird, um "Stimmung" zu machen.
    Wir halten das aus, wenn "Regierungsfehler" öffentlich werden und nicht vertuscht und die Whistleblower nicht in den Kerkern verschwinden.
    Es lohnt sich, für unsere Freiheit einzustehen.
    Und das beginnt damit, solchen Lautschreiern einfach die eigene Ansicht zu sagen,
    jeder kann mithören.
    Wenn die Mehrheit zusammen hält, kehrt auch wieder Respekt ein im Umgang miteinander.
    Ich meine damit ausdrücklich nicht "Zucht und Ordnung", sondern wirklichen Respekt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Harald Schwarzmann
    Putin steuert die Migration um Europa zu destabilisieren und unterstütz die AFD um Deutschland zu destabilisieren.
    Und zu den vielen AFD-Wählern unter den sozial schwachen: die AFD ist/war gegen die Erhöhung des Mindestlohns
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Stefan Gläßer
    Ich sag mal so: https://m.youtube.com/watch?v=syTt-Y8oINY
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Roland Albert
    Vermitteln Sie das den Unzufriedenen.
    Viel Glück.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus Fiederling
    vermitteln Sie das den Unzufriedenen:

    ich weiß, das mag für AFDAnhängern bzw. Protestwählern ziemlich unverständlich klingen.
    Aber: warum steigt die Zahl der Prozente aufeinmal so hoch nach obenbei der AFD? Das kann nicht nur mit unzufriedenen Wählern zusammenhängen, es gibt ja auch noch mehrere Parteien, wenn man nicht CSU oder SPD wählen will. Fakt ist: in der AFD ist genügend Potential für braunes Gedankengut vorhanden,und auch russlandfreundliche Politiker. Warum hätten im Heuchelhof soviele sonst die AFD wählen sollen. Da oben gibt es sehr sehr viele Russland-Deutsche. Ein Bekannter von mir, der im Heuchelhof seit über 50 Jahren eine Wohnung hat, sagte einmal: früher war es angenehm im Heuchelhof zu leben, aber jetzt mit über 50 % Russlanddeutschen ist es schon fast unmöglich. Es gibt zwar auch andere Imigranten, aber diese sind friedlicher und leben ruhiger. also, auch mal darüber nachdenken, werter Herr Albert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus Fiederling
    Man kann sagen was man will, ich glaube dass der Höhenflug der AFD auch mit Putin zusammenhängt. Man würde sich nicht wundern, wenn er in dieser Partei auch viele
    Anhänger hat und sie ihm mit seinen Krieg in der Ukraine unterstützen. Was wir vor
    80 Jahren in DL erlebt haben, gehen wir hoffentlich nicht noch einmal mit dieser
    Grupierung. Steckt ja genug braunes Gedankengut in den Köpfer so mancher Funktionäre der Partei.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steffen Cyran
    Alles ziemlich wirr und unverständlich. Können Sie vielleicht mal in klaren Sätzen erläutern, wie der Erfolg der AfD mit Putin zusammenhängen soll?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Die AfD fordert die Ukraine nicht mit Waffen zu unterstützen. Das ist nichts anderes als den Sieg Putins in einem verbrecherischen Krieg zu fordern. Wer das nicht verstehen will sollte lieber nach Russland auswandern.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steffen Cyran
    Mag sein, war aber nicht die Frage.

    Die Frage war, warum die AfD WEGEN PUTIN hohe Stimmenzuwächse erreicht haben soll.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Karl Weeth
    Eine repräsentative Umfrage von Pia Lamberty, Maheba Goedeke Tort und Corinne Heuer zeigt, wie stark russische Desinformation und Verschwörungsnarrative in unserer Gesellschaft verankert sind. Besonders anfällig dafür sind laut der Studie „Verschwörungsnarrative über den Angriffskrieg gegen die Ukraine in der Gesellschaft“ Personen, die nicht geimpft sind, sowie "Unterstützer der AfD".

    https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/studie-afd-ungeimpfte/
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus Fiederling
    man sollte schon denken können, immerhin fanden dies 9 User gut, ist es von der Hand zu weisen, dass dort in der AFD viel braunes Gedankengut herrscht und so manche russlandfreundlich orientiert sind? Problem ist doch fakt, seit dem Krieg in der Ukraine steigen die Prozentzahlen der AFD in die Höhe. Und: seine eigene Meinung darf man wohl hier auch noch kundtun, oder?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steffen Cyran
    Der Pfarrer darf hier behaupten was er will. Aber ich halte es für falsch.

    Die eigentliche Ursache für das gute Abschneiden der AfD am Heuchelhof, Lindleinsmühle etc. ist ein anderer: Hier wohnen einfache und nicht so wohlhabende Leute. Und die MÜSSEN sich eben wegen der desaströsen Ampelpolitik mehr Sorgen machen um ihre Zukunft. Sei es um ihr täglich Brot, um rasant steigende Preise oder um unkontrollierte Zuwanderung.

    Die wohlsituierten Grünenwähler in reichen Haushalten haben diese Sorgen nicht. Dann kostet die neue Heizung halt ein paar Zehntausend Euro, dann sind halt die Lebensmittel und die Energie teurer, na und? Und wenn wenn auf den Straßen und in den Schulen die Kriminalität zunimmt, fahren sie ihre Kinder eben mit dem SUV vor die Privatschule.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Diese "einfachen" Leute profitieren aber von Bürgergeld und Mindestlohn. Das sind doch Verbesserungen die sie SPD, CDU und CSU zu verdanken haben. Ja, auch CDU und CSU stimmten 2015 für den Mindestlohn. Trotzdem stimmen diese "einfachen" Leute für die AfD. Wie einfach gestrickt sind diese Leute eigentlich? Dass Putin daran schuld ist, dass wir gut ein Jahr heftige Inflation hatten kapieren offensichtlich weder diese Leute noch sie Herr Cyran.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    Lieber Herr Koch, sollen die armen Menschen noch dankbar sein? Diese Murks Regierung sucht ihresgleichen. Normale Menschen haben die Schnauze gestrichen voll, alles wird politisch und künstlich verteuert. Grüne Politik muss man sich leisten können, aber wie man sieht, haben ein Großteil der Bevölkerung nicht die Mittel dazu
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Verteuert hat es Putin und die AfD will, dass wir vor ihm kapitulieren um wieder billiges Gas und Öl zu bekommen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dominik Razlaff
    Verteuert hat es eben nicht nur Putin. Auch beispielsweise eine Co2 Besteuerung, die ärmeren Menschen zurückgezahlt werden sollte. Surprise, wird sie bis heute nicht, wird sogar zum Jahresende erhöht, es ist einfach nur eine Mehrbelastung. Freut sich ein Höcke und eine Weidel ins Fäustchen. Zusätzlich hat man die ärmere Bevölkerung monatelang im Regen stehen lassen. Erst mit Corona, dann mit dem Ukrainekrieg. Hat die AfD natürlich auch für sich genutzt. Dass das Bürgergeld eine riesige mentale Belastung für die Betroffenen darstellt ist doch auch klar, oder? Das würde ich nicht profitieren nennen, vor allem, wenn die eigene Arbeit so wenig wertgeschätzt wird, dass man aufstocken muss. Natürlich baut das Spannungen auf.
    Stichwort hohe Inflation, wie sie sagten. Hätte man schneller reagieren müssen. Wenn das Geld nicht mehr ausreicht um sich Essen leisten zu können, dann sind die eigenen Politiker dafür nicht unbedingt verantwortlich, auf jeden Fall aber zuständig. Und da wurde versagt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Walter Seubert
    ...und wer hat uns von Putin abhängig gemacht?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steffen Cyran
    Achso, in Wahrheit hat Putin unsere AKWs abgeschaltet und das Heizungsgesetz geschrieben.....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Putin hat uns das Gas abgedreht bevor die Pipelines zerstört wurden. Putin hat auch den Frieden zerstört.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hubert Endres
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten