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Würzburg
Tödliche Stiche vor Würzburger Club: Was der "wichtigste Zeuge" vor Gericht jetzt über die Tatnacht aussagt
Ehemalige Mitarbeiter des Würzburger Clubs "Studio" haben zu den tödlichen Messerstichen ausgesagt. Nun zeichnet sich am Landgericht die "Kernfrage" des Verfahrens ab.
Was genau passierte bei den tödlichen Messerstichen im September 2023 vor einem Würzburger Club? Das Gericht um den Vorsitzenden Richter Thomas Schuster (Mitte) muss schwierige Fragen klären. 
Foto: Thomas Obermeier | Was genau passierte bei den tödlichen Messerstichen im September 2023 vor einem Würzburger Club? Das Gericht um den Vorsitzenden Richter Thomas Schuster (Mitte) muss schwierige Fragen klären. 
Aaron Niemeyer
 und  Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 22.06.2024 02:36 Uhr

Die Erinnerungen an die tödlichen Messerstiche im September 2023 machen dem Zeugen sichtlich zu schaffen. Mehrfach muss der damalige Türsteher des Würzburger Clubs "Studio" am Dienstag vor Gericht schildern, wie er den Tumult vor dem Club erlebt hat. Er berichtet, dass sein Kollege dem Angeklagten zwei "Schellen" ins Gesicht verpasst habe. Schildert, wie er selbst deeskaliert habe. Und wie der Angeklagte ihm nach den Stichen mit dem blutigen Messer in der Hand in die Augen blickte. 

Dass er einen 28-Jährigen getötet und zwei weitere Personen schwer verletzt hat, gestand der 22-jährige Angeklagte zu Prozessbeginn am Landgericht Würzburg. Doch war es Totschlag, wie es in der Anklage heißt? Oder handelte der Angeklagte aus Notwehr, wie die Verteidigung sagt? Der Antwort darauf kann sich das Gericht laut eigener Aussage nur mithilfe der zahlreichen, teils widersprüchlichen Angaben von Zeugen annähern.

Seit Monatsbeginn läuft der Prozess, viele Augenzeugen und Augenzeuginnen wurden seitdem angehört. Doch die Aufklärung läuft schleppend. Nach Auffassung des Gerichts haben sich viele Zeuginnen und Zeugen im Vorfeld abgesprochen. Der Türsteher, der an diesem Dienstag gehört wird, sei als einer von nur wenigen Zeugen in der Tatnacht nüchtern gewesen, sagt der Vorsitzende Richter, Thomas Schuster.

Türsteher beschreibt Angeklagten nach Tat als "frech und arrogant"

Der frühere Studio-Mitarbeiter bestätigt zunächst, was in den Verhandlungen bereits zu hören war: Der Angeklagte habe vor dem Club die Freundin eines anderen Türstehers belästigt. Dieser habe daraufhin dem 22-Jährigen zwei Schläge ins Gesicht verpasst. Kurz habe sich die Situation scheinbar beruhigt. Dann habe sich das Geschehen jedoch zum Kreisverkehr vor Stift Haug verlagert, wo es zu den Stichen kam.

Tödliche Stiche vor Würzburger Club: Was der 'wichtigste Zeuge' vor Gericht jetzt über die Tatnacht aussagt

Die Stiche selbst habe er nicht gesehen, sagt der Türsteher. Auch nicht, wie der Konflikt am Kreisverkehr konkret abgelaufen war. Er habe jedoch den schrillen Schrei einer Frau gehört – und dann gesehen, wie mehrere Personen auf den Angeklagten einschlugen. Auf dem Boden habe er Blut gesehen. Der Angeklagte habe ihm mit dem Messer in der Hand direkt ins Gesicht geschaut und "frech und arrogant" gesagt: "Was habt ihr erwartet, Digga?"

Augenzeugin muss erneut am Landgericht Würzburg aussagen

Hatte eine Augenzeugin, die mit dem Getöteten und mit der Familie des Angeklagten befreundet war, geschrien, als der 22-Jährige zustach? Oder hatte sie geschrien, weil auf den Angeklagten eingeschlagen wurde? "Das dürfte die Kernfrage des gesamten Verfahrens sein", sagt der Vorsitzende Richter. 

In ihrer Aussage am zweiten Prozesstag hatte die Zeugin selbst ihren Schrei mit den Stichen verknüpft, jedoch auch von Erinnerungslücken gesprochen. Sie soll am Freitag erneut aussagen.

Nach dem Türsteher hört das Gericht an diesem Dienstag den laut Schuster "wohl wichtigsten Zeugen". Er hatte in der Tatnacht an der Garderobe gearbeitet und gehört nach eigener Angabe weder zum Freundeskreis des Getöteten noch des Türstehers oder seiner Freundin. An den Ablauf am Kreisverkehr könne er sich nicht mehr genau erinnern. "Ich weiß nur, dass beide sich definitiv geschlagen haben", hatte er unmittelbar nach der Tat bei der Polizei ausgesagt. Jetzt sagt er, die Frau, die schrie, sei selbst am Konflikt beteiligt gewesen. Dies würde ihrer bisherigen Aussage widersprechen.

Verletzter Nebenkläger: "Ich bin mit dem Fuß voraus reingesprungen" 

Auch der zweite Nebenkläger, der durch die Stiche verletzt worden war, sagt am Dienstag aus. Er ist mit dem Türsteher befreundet, der den 22-Jährigen geschlagen hat. Beim Verlassen des Clubs sei er mit Freunden an der Gruppe Frauen um die Freundin dieses Türstehers vorbeigekommen. Sie habe lautstark mit dem Angeklagten diskutiert und ihn zum Gehen aufgefordert. Wie andere Zeugen auch habe er dann Schläge des Türstehers gegen den Angeklagten mitbekommen.

Kurz darauf habe er den Angeklagten und den Getöteten in einer Schlägerei gesehen und sei zu ihnen gerannt. "Ich bin mit dem Fuß voraus reingesprungen, damit hier Ruhe ist", schildert der Nebenkläger. Der 22-Jährige sei zu Boden gegangen, wieder aufgestanden und habe versucht, ihn anzugreifen. Den Angriff mit dem Messer habe er mit den Händen abgewehrt und dann eine Schnittwunde bemerkt. Wie es zu einer Schnittwunde an der Schulter kam, daran könne er sich nicht mehr erinnern. 

Der Prozess vor dem Landgericht Würzburg wird am Freitag, 21. Juni, um 8 Uhr fortgesetzt.

 
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Die beste Reklame insbesondere für Frauen, daheimzubleiben -

    wenn man keine Ambitionen darauf hat, von Typen angemacht zu werden, die "zur Sicherheit" ein Messer in der Tasche haben. Natürlich sind es nur theoretische Überlegungen, was passieren hätte können, wenn sich die Frauen körperlich zur Wehr gesetzt hätten und der arme Mensch sich in einer Notwehrsituation gewähnt hätte.

    Ich bin einfach nur entsetzt über die Leichtigkeit, mit der hier eine tödliche(!) Waffe gegen so ziemlich alle im erreichbaren Umkreis eingesetzt wurde. Muss man befürchten, die nächste Eskalation ist dann die illegale "Wumme vom Tschechenmarkt", die man einfach braucht, um nachts noch sicher ausgehen zu können?
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  • Gertraud Behringer
    Tolle Türsteher, die den Konflikt durch ihren tätlichen Angriff erst richtig angefacht haben. Statt zu deeskalieren hauen sie einfach zwei mal hin - das dürfte den Mann erst richtig in einen Ausnahmezustand versetzt haben.
    Das soll keine Rechtfertigung sein, jemanden mit dem Messer anzugreifen oder gar zu töten - aber eine mögliche Erklärung, warum es so eskaliert sein könnte.
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  • Gerhard Zwierlein
    Wichtigste Frage: Mit Messer unterwegs? Woher kam das Messer. Wenn einer in die DISCO oder zum Tanzen mit Messer geht, will es auch benutzen. Wenn er dann zusticht ists Notwehr? Und das wusste er schon vorher, deswegen hat er auch das Messer mitgenommen. Oder wollte er Apfel schälen und hatte noch zwei Äpfel dabei und es war ein Obstmesser. Welches Messer war es denn? Schade, dass man in Deutschland die einfachsten Fragen nicht stellt oder in der MP nicht darüber berichtet. Mich wundert, dass solche Fragen nicht gestellt werden. Ich bin immer ohne Messer unterwegs. Sie liebe Leser der MP? Kennen Sie jemanden, der zum Tanzen mit Waffe geht? Wenn jemand das Messer, das er zum Tanzen mitnimmt benutzt, dann macht er nur das, was er vor hatte. Notwehr? Ob eine Frau schreit nachdem oder vor Ihr Freund niedergestochen wurde, ob sie schreit, weil sie selbst mit schlägert - hat was mit dem Messerstecher zu tun? Ins Gericht würde man einen Herrn mit Messer nicht lassen-warum wohl?
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  • Peter Koch
    „Jeder Anständige sollte ein Messer in der Tasche haben dürfen" sagte Hubert Aiwanger 2019 in einer Rede. Wer anständig ist wird ja nicht geprüft und ein Messerverbot wird von FW und CSU abgelehnt. Also laufen viele mit Messer rum.
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  • Gerhard Zwierlein
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Alfred Mahler
    Entgegen Ihrer Aussage ist dieser Fall doch ein klares Votum für ein Messer. Zukünftig habe ich definitiv immer eins dabei, um mich vernünftig verteidigen zu können.
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  • Peter Koch
    Ein Türsteher hat also zunächst den Angeklagten geschlagen und ein weiterer Türsteher hat den Angeklagten mit gestrecktem Fuß angesprungen. Da kann man schon mal in Panik geraten und wild um sich stechen. Ich würde gerne mal Bilder von den Türstehern sehen um das Bedrohungspotential zu erahnen das von ihnen ausgehen könnte.
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  • Gaby Sillmann
    „Ein weiterer Türsteher hat den Angeklagten mit gestrecktem Fuß angesprungen“
    Wo genau steht das in Text?
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  • Gertraud Behringer
    angesprungen hat den Angeklagten der (nachher verletzte) Nebenkläger. Aber einer der Türsteher hat zweimal ins Gesicht geschlagen - was sicher nicht zur Deeskalation ( genau das ist der Job der Türsteher) beigetragen hat.
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  • Aaron Niemeyer
    Guten Tag Herr Koch und Frau Sillmann,

    das Verfahren ist wahrlich komplex und viele Personen spielen eine Rolle. Der zuletzt genannte Nebenkläger ist selbst nicht Türsteher, steht mit den Studio-Leuten allerdings in Verbindung.

    Beste Grüße,
    Aaron Niemeyer (Autor)
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