
Im Thüngersheimer Wald gibt es reichlich Muschelkalk. Die Baustoff-Firma Benkert hat sich bereits tief in das Gestein vorgearbeitet - und dehnt sich in den angrenzenden Wald aus, um den Bodenschatz abzubauen. 9,8 Hektar Wald wurden mittlerweile geschlagen, um den Steinbruch erweitern zu können. Umweltschützer und Teile der Bevölkerung kritisieren das. Die Genehmigung des Landratsamtes Würzburg dafür ist umstritten.
Um den gewonnenen Kies zu waschen, braucht die Firma Grundwasser. Drei Millionen Liter will sie dafür abpumpen. Firmenchef Helmut Benkert hat am 23. April einen entsprechenden Antrag beim Würzburger Landratsamt eingereicht. Dabei stellte sich jetzt heraus, dass die Firma schon seit Jahren Grundwasser entnimmt. Illegal.
Mehrere Millionen Liter Grundwasser werden im Steinbruch gebraucht
Dass Benkert überhaupt mehrere Millionen Liter Grundwasser braucht, kam durch eine Gemeinderatssitzung in Güntersleben ans Licht. Die Gemeinde sollte zur beabsichtigten Grundwasserentnahme Stellung beziehen. Der Gemeinderat verzichtete aber darauf. Mitglieder des Bündnisses "KeinHektarmehr" kritisierten das öffentlich. "Eine Grundwasserentnahme in der heutigen Zeit des Klimawandels ist nichts, was man leichtfertig durch Schweigen geschehen lassen sollte", heißt es dazu in einer Stellungnahme von "KeinHektarmehr".
Auch der Bund Naturschutz wurde aktiv. Geschäftsführer Steffen Jodl hat vom Landratsamt Würzburg Auskünfte nach dem Umweltinformationsgesetz eingefordert. Dabei wurde festgestellt, dass die Firma Benkert im Steinbruch bereits Grundwasser nutzt, dies aber nicht genehmigt ist. Das Landratsamt bestätigt das auf Nachfrage dieser Redaktion.
Landratsamt ermittelt den Sachverhalt
Im Steinbruch gibt es einen sogenannten Pumpensumpf. Hier wird hauptsächlich Oberflächenwasser für betriebliche Zwecke gesammelt. Doch das Wasserauffangbecken wurde scheinbar tiefer als erlaubt angelegt. Hinweise darauf, dass dieser Pumpensumpf einen Grundwasseranschluss hat, liegen dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg seit Oktober 2019 vor, teilt das Landratsamt Würzburg mit. Entsprechende Berichte über Grundwasserstände im Pumpensumpf ließen diesen Schluss zu.
Wieviel Grundwasser über die Jahre hinweg unerlaubt entnommen wurde, kann im Nachhinein nicht ermittelt werden. Die Firma Benkert habe ein Planungsbüro eingeschaltet. Dieses gehe von mehreren Millionen Litern aus, so die Pressestelle des Landratsamtes. Auch seit wann eine unerlaubte Wasserentnahme stattfindet, kann die Behörde zumindest im Moment noch nicht mitteilen, weil die Ermittlungen noch laufen.
BN kritsiert mangelnde Kontrollen
Bei der Genehmigung des Steinbruches sei eine Nutzung des Grundwassers zu betrieblichen Zwecken weder offensichtlich erforderlich noch beantragt gewesen. "Es gab daher seinerzeit keine Veranlassung für die Behörden zu überprüfen, ob eine Grundwasserbenutzung ohne die erforderliche Erlaubnis oder Bewilligung ausgeübt wurde", so das Landratsamt.
BN-Geschäftsführer Jodl kritisiert das. "Auch hier haben die Kontrollen des Landratsamtes wieder versagt", sagt er und wundert sich darüber, dass "zuvor nie ausreichend überprüft wurde, ob Grundwasser eingebunden ist". Jodl fordert, dass das Grundwasser vor Ort geschützt und die Grundwassernutzung sofort gestoppt wird.
Grundwassernutzung im Steinbruch ist nicht genehmigungsfähig
"Der Betreiber wurde darauf hingewiesen, dass eine Nutzung des Grundwassers aus dem Pumpensumpf ohne wasserrechtliche Erlaubnis nicht zulässig ist und dass die zuständigen Behörden aufgrund der mangelnden Genehmigungsfähigkeit keine Möglichkeit zur Duldung sehen", teilt das Landratsamt dazu mit. Außerdem prüft die Behörde derzeit, ob ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen den Betreiber eingeleitet wird.
Mitarbeiter des Umweltamtes werten darüber hinaus gerade auch eine Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes aus. Die Fachbehörde ist der Ansicht, dass die von Benkert beantragte Nutzung des Grundwassers nicht genehmigungsfähig ist. Die Behörde gehe davon aus, dass es bei höherem Wasserstand zu einer Exfiltration, also zu einem Austausch zwischen Oberflächenwasser und Grundwasser kommen könnte. Es besteht also die Gefahr, dass das Grundwasser verunreinigt wird, weiß Steffen Jodl.
Firmenchef Helmut Benkert war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
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