Selten wurden im Rathaus getroffene Beschlüsse so in der Öffentlichkeit so diskutiert, wie die Gutachten der Stadtratsausschüsse der vergangenen Woche. Wie berichtet soll auf dem mit knapp 1000 Stellplätzen größten kostenlosen Pendlerparkplatz auf der Talavera das Parken künftig pro angefangene halbe Stunde 50 Cent kosten. Als Tageshöchstpreis sind zwölf Euro vorgesehen. Der Vorschlag ist ein Teil des Konzepts "Besser leben im Bischofshut".
Im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses (PUMA) am Dienstag war eine knappe Mehrheit für die Bewirtschaftung, im Hauptausschusses am Donnerstag war eine knappe Mehrheit dagegen. Entschieden wird am Donnerstag vom Gesamtstadtrat. Auf mainpost.de und in den sozialen Medien wurde sehr viel diskutiert, eine Online-Petition gegen das kostenpflichtige Parken erhielt bis Sonntagabend knapp 6000 Unterschriften. Auch Institutionen und Verbände melden sich zu Wort.
Aus Sicht der Würzburger Wirtschaft sei der Grundgedanke von „Besser leben im Bischofshut“ insgesamt positiv zu bewerten, bezieht die Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt (IHK) in einer Pressemitteilung Stellung. Doch hätten schon im November zahlreiche Wirtschaftsvertreter umfassend auf wichtige Fragen hingewiesen. Das Ergebnis aus dem PUMA ließe nun befürchten, dass die Kritik aus der Wirtschaft nicht mit einbezogen werde.
IHK: Erst mit guten Datengrundlagen kann man entsprechende Angebote schaffen
Parkgebühren zu erhöhen oder Flächen neu zu bewirtschaften, ohne zunächst das regionale Park & Ride- oder ÖPNV-Angebot zu verbessern, sei nicht dienlich, erklärt Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK. „Rund 60 000 Einpendler wollen täglich zur Arbeit nach Würzburg. Dazu kommen jährlich zwölf Millionen Tagestouristen und fast eine Million Übernachtungsgäste. Wenn die Innenstadt nicht gut erreichbar bleibt, sind die wirtschaftlichen Folgen für Gewerbetreibende verheerend."
Es fehle ein klares Bild, welche Mobilitäts- und Verkehrsbedürfnisse überhaupt konkret bestünden, beklagt der Geschäftsführer. Erst mit guten Datengrundlagen könne man entsprechende Angebote schaffen. Teil des Maßnahmenpakets müsse daher zwingend eine Ist- und Bedarfsanalyse der Mobilitätsbedürfnisse für verschiedene Zielgruppen sein. "Nur so kann zum Beispiel ein attraktives ÖPNV-Angebot geschaffen werden, das von Besuchern und Pendlern auch wirklich angenommen wird", meint Genders.
SPD Zellerau: Bewirtschaftung erhöht Parkdruck in der Zellerau
Auch Christian Schulz, unterfränkischer Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, kritisiert in einer Mitteilung die geplante Reihenfolge. Denn betroffen sind unter anderem die Pendler der Belegschaft der mit 300 Beamtinnen und Beamten größten Polizeiinspektion Bayerns in der Würzburger Augustinerstraße. Auch viele der jungen Bereitschaftspolizistinnen und Polizisten, die in der Kaserne in der Weißenburgstraße ihren Dienst tun, würden auf der Talavera parken. In der heutigen Zeit, in der das Leben spürbar für jeden teurer werde, förmlich Raubbau an den Pendlern, denen keine Alternativen blieben, zu betreiben, sei "unsittlich", meint der Bezirksvorsitzende.
Der SPD-Ortsverein Würzburg-Zellerau mit Mainviertel und Steinbachtal spricht sich gegen eine Bewirtschaftung der Talavera aus, solange nicht Alternativen geschaffen worden seien. Die Bewirtschaftung würde den bereits hohen Parkdruck in den angrenzenden Wohnstraßen weiter erhöhen, die teilweise Nutzung als Quartiersparkplatz beenden und diejenigen treffen, die für das Erreichen ihres Arbeitsplatzes in der Stadt auf ihr Fahrzeug angewiesen sind, befürchtet man.
Auch aus dem Landkreis kommt Kritik
"Für die Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Würzburg hat die Stadt eine wichtige Zentralfunktion. Offensichtlich wird diese Tatsache von einer Mehrheit an Stadträtinnen und Stadträten ausgeblendet. Viele Menschen aus dem Landkreis arbeiten in der Stadt oder sorgen mit ihrem Konsum dort für Umsatz," kritisiert Fraktionsvorsitzende der CSU Fraktion im Kreistag, Björn Jungbauer, die geplante Bewirtschaftung der Talavera. Es sei nicht nachzuvollziehen, warum es noch unattraktiver und teurer werden soll, die Stadt anzufahren.
schon vor vielen Jahren wurden Konzepte gewälzt w.z.B. auch Strabalinien nach Versbach und Höchberg, aber die wollte (praktisch) niemand - "wir haben ja alle ein Auto". Bahnhalte sind verschwunden - Heimgarten, Heidingsfeld Ost und West, Randersacker, Rottenbauer (jaa, auch das gab es mal), die Gemeinden im Umland sind gewachsen, die Autoschlangen (Busse "natürlich" mit dabei) auch - bis jetzt. Und es wird sicherlich nicht die letzte Zumutung bleiben, wobei ich der Stadt WÜ noch einen der Spitzenplätze zugestehen würde, wenn es darum geht, Maßnahmen möglichst unkoordiniert oder in liebloser bzw. wenig menschenfreundlicher Weise umzusetzen (s. auch Thema "Fahrradachsen")... so nach dem Motto "eichendlich woll mer des ned, aber ganz ohne gehds hald irchendwie a ned"...
Wer das Parken in Würzburg erschwert, ohne eine sinnvolle, und auch gut funktionierende Alternative anbietet, trocknet den Handel in der Stadt vorsätzlich aus!
Zuerst muss eine Alternative her. Hinterher kann man sagen: Man braucht sein Auto in Würzburg nicht mehr, weil man mit dem OPNV ganz schnell von A nach B kommt.
Doch davon ist Würzburg noch Welten weit entfernt! Mit dem ÖPNV brauche ich derzeit eineinhalb Stunden (einfach) um ein Päckchen am Bahnhof abzuholen...
Päckchen, die ersatzweise am Bahnhof gelandet sind lasse ich daher lieber regelmäßig zurückgehen.
Denn um das abzuholen brauche ich mit dem ÖPNV ca. 3 Stunden.
Da bestelle ich lieber gleich neu... (Auch wenn zwischen meiner Wohnung, und dem Bahnhof, gerade mal nur ca. 6 Kilometer liegen...).
Der Stadtrat wird von den Bürgern gewählt und die Ausschüsse - auch PUMA - wird mit Personen aus den Reihen der Stadträte belegt. Also alles in Ordnung. Bürger wählen keine inkompetente Menschen - AfD mal ausgenommen - in den Stadtrat.
Dann müssen Sie halt nächstes Mal richtig wählen.
Räder sind doch die Zukunft in Würzburg
Nur weiter so in Richtung tote Innenstadt!!
ABER:
1. Der ÖPNV muss erst wesentlich ausgebaut und am besten günstiger werden.
2. VORHER müssen die P&R-Plätze geschaffen werden.
3. Das Parken außerhalb sollte fast nichts kosten müssen; dagegen sollte es umso teurer sein, je zentraler man parken möchte.
Und außerdem: Nur 2% aller Pendler beziehen ergänzend Sozialleistungen (das wurde mal anhand von Steuererklärungen ermittelt: Pendlerpauschale).
M.E. ist die Maßnahme i.E. richtig, kommt aber zum falschen Zeitpunkt.
Außerdem will die Stadt doch Autos aus dem Bischofshut raushalten. Da ist doch ein kostenloser Parkplatz außerhalb keine ganz dumme Idee.
Kommt, wir starten einfach noch eine Petitionen für:
- kostenloses Benzin!
- Abschaffung der Kfz Steuer!
- kostenfreie autowäsche für alle!!