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Würzburg
Suche nach Notunterkünften im Landkreis: Könnten das Kloster Fährbrück und die Fuchsenmühle unter den nächsten sein?
Wie die neuen Unterkünfte angelaufen sind, warum es zu viele Fehlbeleger gibt und ob das Kloster Fährbrück bei Hausen und die Fuchsenmühle in Ochsenfurt noch im Fokus sind.
Ankunft einer kurdischen Flüchtlingsgruppe aus der Türkei in Gaukönigshofen bei Ochsenfurt.
Foto: Thomas Obermeier | Ankunft einer kurdischen Flüchtlingsgruppe aus der Türkei in Gaukönigshofen bei Ochsenfurt.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:29 Uhr

Seit Donnerstag sind im ehemaligen Hotel und Gasthaus Zehnter in Gaukönigshofen etwa 50 Geflüchtete - darunter auch Familien mit Kindern -untergebracht. Die meisten kommen aus der Türkei. Auf Nachfrage heißt es von Geschäftsbereichsleiter Fabian Hollmann aus dem Landratsamt, dass es sich vor allem um Opfer des verheerenden Erdbebens im Februar handeln soll, "die nun wegen des nahenden Winters und auslaufenden Hilfen in der Türkei das Land verlassen haben".

Weitere 30 Personen sollen nächste Woche folgen. Wenige Tage zuvor war eine neue Notunterkunft in Sommerhausen eingerichtet worden. Hintergrund ist, dass dem Landkreis Würzburg aus der Anker-Einrichtung in Geldersheim wöchentlich derzeit 50 Personen zugewiesen werden, die untergebracht werden müssen. Eine Herausforderung, die Landrat Thomas Eberth Sorgenfalten auf die Stirn treibt. "Wir brauchen Wohnraum, Wohnraum und nochmals Wohnraum", sagt er.

Turnhallen sollen als allerletzte Möglichkeit herangezogen werden

Beim Mediengespräch im Landratsamt Würzburg schildert er die aktuelle Lage, geht aber auch auf Gerüchte ein, die er direkt aus dem Weg räumen will: "Da werden Ängste geschürt, dass der Landrat den Kindern den Sportunterricht nehmen will, weil die Turnhalle oder Mehrzweckhalle für Geflüchtete gebraucht wird." Das stimme so nicht, denn erstens werde im Moment alles dafür getan, dass Turnhallen nicht herangezogen werden müssten und "zweitens, auch wenn es der Fall sein sollte, würden wir uns um Alternativen für den Sportunterricht oder auch Faschingsveranstaltungen kümmern", so Eberth.

Das ehemalige Hotel und Gasthaus Zehnter in Gaukönigshofen ist jetzt Notunterkunft des Landkreises.
Foto: Thomas Obermeier | Das ehemalige Hotel und Gasthaus Zehnter in Gaukönigshofen ist jetzt Notunterkunft des Landkreises.

Sorgen bereite ihm derzeit die etwas stockende Gesundheitsversorgung für die Geflüchteten. Bei so vielen Menschen auf engem Raum brauche es mehr medizinische Betreuung. Auch was zukünftiges Personal in Notunterkünften angeht - vom Kümmerer vor Ort über die Security bis hin zum Catering -werde es angesichts der großen Personalnot in vielen Bereichen nicht einfacher.   

Sommerhäuser Bürger wollen sich engagieren

Während es in Güntersleben kurz vor der Inbetriebnahme der dortigen Notunterkunft im Industriegebiet vor eineinhalb Monaten reichlich Wallung innerhalb der Bevölkerung gegeben hatte, sei es in Sommerhausen und Gaukönigshofen ruhiger verlaufen, teilt der Landrat auf Nachfrage mit. Es habe jeweils eine Infoveranstaltung gegeben. Zwar seien auch dort Bedenken von Seiten der Bevölkerung geäußert worden, so Eberth. Aber besonders in Sommerhausen sei spürbar gewesen, "dass die Bürgerinnen und Bürger sich dafür engagieren möchten, Geflüchteten Beschäftigungsangebote zu machen".      

Ankunft geflüchteter Menschen in Gaukönigshofen.
Foto: Thomas Obermeier | Ankunft geflüchteter Menschen in Gaukönigshofen.

Insgesamt 554 Menschen muss der Landkreis nach dem Königsteiner Schlüssel noch aufnehmen, um sein Soll zu erfüllen, so der Landrat. Die Situation wäre wesentlich entspannter, wenn es nicht 664 Fehlbelegungen gäbe, meint Eberth. Laut Geschäftsbereichsleiter Fabian Hollmann bezieht sich der Begriff auf diejenigen Geflüchteten, die bereits anerkannt sind und sich legal im Land aufhalten, aber auf dem schwer umkämpften Wohnungsmarkt keine geeignete Wohnung finden.      

Suche nach Notunterkünften im Landkreis: Könnten das Kloster Fährbrück und die Fuchsenmühle unter den nächsten sein?

Könnte das Kloster Fährbrück eine Lösung bringen?

Hoffnung äußert der Landrat in Richtung der Immobilie des Kloster Fährbrück in der Gemeinde Hausen. Wie berichtet ließe die Struktur des Klosters es zu, dass relativ schnell selbst Familien mit zwei oder drei Kindern dort untergebracht werden könnten. Eberth bestätigt, dass es diesbezüglich noch Gespräche mit der Diözese gebe. Überlegungen gingen derzeit dahin, dass der Ort der richtige sein könnte, um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterzubringen.      

Auch weitere Möglichkeiten der Flüchtlingsunterbringung in kirchlichen Räumlichkeiten wie beispielsweise in leer stehenden Pfarrhäusern wolle man ausloten und dabei versuchen, die Kirche mehr in die Pflicht zu nehmen.

Könnten im Kloster Fährbrück unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein vorübergehendes Zuhause finden? 
Foto: Irene Konrad | Könnten im Kloster Fährbrück unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein vorübergehendes Zuhause finden? 

Auch was die Fuchsenmühle in Ochsenfurt angeht, seien Überlegungen nicht vom Tisch, so Eberth. Das ehemalige Seniorenzentrum hatte im Januar dieses Jahr Insolvenz angemeldet, schon im April war die Einrichtung geschlossen worden. Der Eigentümer – die Immobiliengesellschaft Grand City Property (GCP) - hatte nach Informationen der Redaktion der Regierung von Unterfranken bereits im Februar signalisiert, sich vorstellen zu können, die Fuchsenmühle auch als Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende anzubieten. Konkretisiert hatte sich das aber zunächst nicht. Jetzt hat der Landkreis bei der Stadt Ochsenfurt aber eine Veränderungssperre beantragt - und steht in Verhandlungen.

Weitere Überlegungen gehen in Richtung Bungalows auf dem Campingplatz, Wohncontainer oder das Anmieten eines Tourismusschiffes. Die Situation jedenfalls bleibt angespannt: "Im Austausch mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern unserer Gemeinden kämpfen wir uns Woche für Woche weiter."

Geflüchtete im Landkreis Würzburg

Derzeit sind in Unterfranken 30 115 Geflüchtete untergebracht, im Landkreis Würzburg sind es 3200 Personen. 1515 Geflüchtete von ihnen leben in staatlichen Unterkünften, also in vier Gemeinschaftsunterkünften der Regierung von Unterfranken (269 Personen) und in 54 Einrichtungen des Landkreises (1246 Personen). Die meisten Menschen kommen derzeit aus der Ukraine (36 Prozent), aus Afghanistan (30 Prozent) und Syrien (13 Prozent) gefolgt von Somalia (12 Prozent). Nach Informationen des Landratsamtes wird der Anteil der Flüchtlinge aus der Türkei stark ansteigen.
Nach dem Königsteiner Schlüssel werden die Geflüchteten auf die Bundesländer verteilt. Der Landkreis Würzburg erfüllt seine Quote im Moment zu 85 Prozent, das heißt, es fehlen noch 554 Personen.
Quelle: Landratsamt Würzburg/kgh
 
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  • Monika Fischer
    Grundsatzfrage: Warum nimmt Deutschland Erdbebenopfer aus der mehr als doppelt so großen Türkei auf??? Hat die Türkei Menschen aus dem Ahrtal oder nach dem Ostseehochwasser aufgenommen??? Da haben auch viele alles verloren.
    Wenn die Ampel weiterhin die Weltretter spielen und Deutschland weiter vernachlässigt wird, dann gute nacht bei der nächsten bundestagswahl.
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  • Helga Scherendorn
    und was machen wir, wenn auch diese Unterkünfte voll sind? Die Zuwanderung hört ja nicht auf, ganz im Gegenteil
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  • Hans-Georg Heim
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  • Klaus Fiederling
    man muß doch zu allererst einmal froh darüber sein, dass diese Menschen beim Erdbeben in der Türkei überlebt haben. Und da handeln unsere Regierungen richtig, wenn sie dort eine Bleibe finden, wo räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Nur sollte man auch darauf hinweisen, dass dies kein Dauerzustand sein kann. Und wenn wie in kirchlichen Unterkünften Platz ist und die Hygienevorschriften dazu gegeben sind, warum nicht? Erst heute hieß es im
    Evangelium: Ich war obdachlos und ihr habt mir Wohnung gegeben, ein Aspekt den Jesus schon vor 2000 Jahren an seine Zeitgenossen weitergegeben hatte!
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  • Gerhard Kreßmann
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  • Hans-Georg Heim
    Wenn das die nächsten 2 Jahre so weitergeht, muss man für das Ergebnis der Bundestagswahlen 2025 kein großer Prophet sein.
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  • Stefan Krug
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  • Roland Rösch
    Da muss man nicht drauf sein sonder Realität ins Auge sehen und endlich vom eigenen Ego wegkommen . CSU/CDU sind langsam auch in der Realität angekommen und wollen Veränderungen.
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  • Wilfried Kneuer
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  • Roland Rösch
    Warum können Erdbeben Opfer nicht in ihrem demokratischen Heimatland Türkei bleiben . Da sind wir wieder bei den zu hohen Sozialleistungen in Deutschland.
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  • Martin Deeg
    Wie muss man eigentlich drauf sein um ernsthaft zu glauben, Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran und Afghanistan, die nun in der Türkei auch noch Opfer eines Erdbebens wurden, haben nichts anderes im Kopf als "Sozialleistungen" in Deutschland?

    Und warum beschäftigt dieser Gedanke eigentlich Menschen, die so gar nichts mit dieser Lebenswelt zu tun haben - aber sich offenbar ständig in irgendeiner Form - "zu hohe" (?) Leistungen - persönlich übervorteilt sehen.

    Man sollte eher fragen, wie die CSU, die ja permanent wider besseres Wissen in die gleiche Kerbe haut und damit "Politik" macht, denn nun die REALEN Probleme löst, die sich eben nicht erledigen, weil man CSU wählt.....
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  • Alfred Neumann
    Die Frage nach Flüchtlingen in der Türkei ist berechtigt, den wirtschaftliche Not ist kein Asylgrund. Außerdem haben wir als Deutschland direkt nach dem Erdbeben tatkräftige Hilfe geschickt und die Zelte, Schlafsäcke und Heizungen aus unseren Beständen sind auch dort geblieben (was ja völlig in Ordnung ist). Herr Erdogan kann sich als großer Macher sicher selber um seine Bevölkerung kümmern. Breitbeinig genug stand er ja zwischen den Trümmern.
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  • Martin Deeg
    Mit derselben "Argumentation" könnte man auch anführen, dass Bayern dreimal soviel Flüchtlinge aufnehmen muss, schließlich ist es ja laut CSU nah am Paradies und der "Himmel auf Erden".

    Und Söder inszeniert sich nicht weniger breitbeinig als großer Macher wie Erdogan....
    wir wissen allerdings das üblicherweise heiße Luft ist - und man sollte als vernünftig denkender Mensch politische Blendereien nicht an Flüchtenden auslassen. (Zumal das nicht Erdogans "Bevölkerung" ist).
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  • Hans-Georg Heim
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  • Harald Bach
    Richtig!
    Gerade im Winter stehen dort viele Hotels leer und es ist auch noch wesentlich wärmer als bei uns in diesem ungemütlichen nasskalten Deutschland.
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  • Martin Deeg
    Sie glauben, diese Hotels gehören dem Staat....?
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  • Harald Bach
    Glauben Sie ernsthaft, dass bei uns alle Flüchtlingsunterkünfte , Sporthallen usw dem Staat gehören?
    Sowas kann man anmieten , falls Ihnen das nicht bekannt sein sollte…….
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