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Landkreis Würzburg
Landkreis Würzburg vor großer Herausforderung: Wöchentlich müssen wieder mehr Flüchtlinge aufgenommen werden
Die Kapazitäten sind fast erschöpft. Warum der Landkreis dennoch verpflichtet ist, wieder mehr Geflüchtete aufzunehmen und aktuell eine Task Force gebildet hat.
Geflüchtete Menschen aus der Ukraine kamen im März 2022 am Jugendgästehaus Leinach im Landkreis Würzburg an. Aktuell wird händeringend nach Räumlichkeiten gesucht, um neu zugewiesene Flüchtlinge im Landkreis unterzubringen. 
Foto: Archivbild Thomas Obermeier | Geflüchtete Menschen aus der Ukraine kamen im März 2022 am Jugendgästehaus Leinach im Landkreis Würzburg an. Aktuell wird händeringend nach Räumlichkeiten gesucht, um neu zugewiesene Flüchtlinge im Landkreis ...
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 17:24 Uhr

Seit vergangener Woche steht die neu eingerichtete Notunterkunft in Güntersleben Geflüchteten zur Verfügung, doch auch weiterhin ist das Landratsamt Würzburg dringend auf der Suche nach Unterkünften, um Menschen, die nach Deutschland fliehen, unterzubringen. Besonders die Suche nach sozialem Wohnraum gestalte sich dramatisch, aktuell würden dem Landkreis wöchentlich über 50 Geflüchtete aus dem Ankerzentrum zugewiesen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes.

Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt die Pressestelle des Landratsamtes, dass es wegen der sich zuspitzenden Flüchtlingssituation nun eine Anweisung der Regierung von Unterfranken gibt, dass wöchentlich mindestens 50 Flüchtlinge aufzunehmen seien. Und das sei eine wesentliche Veränderung zu den vergangenen Wochen, wo es noch weniger waren. Dies stelle eine große Herausforderung dar, es sei nicht unwahrscheinlich, dass auch Turnhallen wieder für geflüchtete Menschen gebraucht würden.

Belegung von Turnhallen kann nicht mehr ausgeschlossen werden

Zwar merkte Landrat Thomas Eberth laut Pressemitteilung an, dass er eine Belegung von Turnhallen vermeiden möchte und Industriehallen priorisiere, "doch leider kann ich das nicht mehr ausschließen". Sorge bereite ihm, dass die Integration von geflüchteten Menschen aktuell keine Rolle spiele, sondern nur deren Unterbringung und Versorgung.

Auch die langfristige Wohnraumbeschaffung sei ein Problem: "Selbst wenn eine Turnhalle zunächst als Notunterkunft mit 80 Migranten belegt wird, wo bringen wir die Menschen danach unter? Wir brauchen also sehr schnell ein sehr gut ausgestattetes Wohnungsbauprogramm für Sozialwohnraum für sozial schwache Familien und Migranten, um die Unterkünfte wieder freizubekommen. Nur so können wir uns auf die Hilfen für die Menschen konzentrieren, die das Asylrecht vorsieht", wird Eberth in der Pressemitteilung zitiert.

Landrat Thomas Eberth (rechts) mit Fabian Hollmann und Objektbetreuer Harald Brandt (links) in der neu eingerichteten Notunterkunft in Güntersleben.
Foto: Thomas Obermeier | Landrat Thomas Eberth (rechts) mit Fabian Hollmann und Objektbetreuer Harald Brandt (links) in der neu eingerichteten Notunterkunft in Güntersleben.

Zwischenzeitlich wurde im Landratsamt Würzburg eine Task Force gebildet, die verfügbaren Wohnraum in den Gemeinden gemeinsam mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ausfindig machen soll. In weiteren Schritten seien dann Themen wie Sicherheit, Kümmerer und Caterer zu lösen.

Signale aus den Ländern erst spät beim Bund angekommen

In puncto Migrationsgipfel in Berlin stellt Eberth fest, dass die Hilferufe aus den Kommunen den Bund nun endlich erreicht hätten, der Gipfel aber deutlich zu spät komme, denn "wir in den Gemeinden, Städten und Landkreisen müssen uns der Problematik von Unterbringung und Integration schon geraume Zeit stellen und auch die Überfremdungsdiskussion wird in der Gesellschaft schon längst geführt. Deshalb ist nun schnelleres Handeln erforderlich", appelliert der Würzburger Landrat an den Bund.

Positiv wertet Eberth, dass nun angekommen sei, dass Migration die Systeme Geld kostet und damit die Städte und Gemeinden belastet sind: "Diese 7.500 Euro Versorgungspauschale pro Asylerstantragsteller lindern zwar den Schmerz, helfen aber nicht bei der Frage der Unterbringung."

Landrat Eberth appeliert: Keine unkontrollierte Zuwanderung 

Der Würzburger Landrat plädiert deshalb für eine schnellere und härtere Linie in der Zuwanderungspolitik. Menschen, die keine Bleibeperspektive hätten, sollten auch konsequent aus den Notunterkünften und Ankerzentren abgeschoben werden. Es brauche, so Eberth, ein Signal, das aussagt: "Die Integrationsfähigkeit in Deutschland ist erschöpft und wir können wirklich nur noch Menschen in extremen Notsituationen Asyl gewähren."

Eberth fordert in Einklang mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus anderen bayerischen Landkreisen zusätzlich ein schnelles, höchstgefördertes soziales Wohnungsbauprogramm, ein Entlastungskonzept für die Kommunen und besonders ein Integrationskonzept mit kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Maßnahmen.

 
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  • Dominik Temming
    Die Kritik an der Flüchtlingspolitik ist mittlerweile so unüberhörbar laut, dass die Pauschalantwort "Du bist ausländerfeindlich" nicht mehr funktioniert.
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  • Tanja Ehrensberger
    Vielleicht sollte man erstmal die jenigen abschieben, die hier keinen Schutzstatus bekommen.
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  • Hans-Georg Heim
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  • Jürgen Gittel
    Wo will man die alle unterbringen? Bezahlbare Wohnungen sind eher ein Wunschdenken. Was man allerdings feststellen muss, dass jeder von der Unterbringung der Flüchtlinge soricht, aber kaum jemand davon, dass es hier grnug Menschen gibt, die auch eine bezahlbare Wohnung suchen. Die werden vom Staat mehr oder weniger allein gelassen. Dann wundert man sich, dass immer mehr sozialer Unfrieden entsteht. Eine Frage sei doch erlaubt: Warum flüchten alle nach Deutschland? Es gibt ja auch Polen, Tschechien. Slowakei usw. Alles Länder, die sicher sind. Bei uns gibt es halt mehr Leistungen als dort.
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  • Dietmar Eberth
    Gemessen an der eigenen Bevölkerungsgröße beherbergt Tschechien die meisten Ukraine-Flüchtlinge (32,2 pro 1.000 Einwohner). Es folgen Polen (26,6), Estland (25,8), Bulgarien (24,9) und Litauen (24,7). Im EU-Schnitt sind es 9,1 geflohenen Menschen aus der Ukraine pro 1.000 Einwohner. Deutschland liegt mit einem Wert von 13,2 im Mittelfeld aller EU-Länder.
    Bayern etwa 11,4 Ukraine-Flüchtlinge pro 1.000 Einwohner.

    von 2006 bis 2022 haben sich die Sozialwohnungen halbiert von 2,1 Millionen auf nicht mal mehr 1,1 Millionen.

    PS: Asylanträge in Deutschland
    2015 722.370
    2016 441.899
    ...
    2022 217.774
    2023 267.384 (bis Oktober)
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154286/umfrage/asylantraege-erstantraege-in-deutschland-seit-1995
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  • Thomas Müller
    Mal nur als Beispiel Bulgarien!

    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/hotels-in-bulgarien-wollen-urlauber-statt-ukrainer-5630260.html

    Dort scheint es wohl auch keine ausreichenden Wohnungen zu geben …..
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  • Erwin Deppisch
    Trotzdem zu viele.
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  • Jochen Behr
    Aus welchen Ländern kommen die Menschen, die in Unterfranken zugeteilt werden? Kann man das wo nachlesen?
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  • Thomas Hemmerich
    Meine Tochter sucht seit Monaten eine bezahlbare Wohnung, aber keine Chance. Hilfe von den Behörden? Fehlanzeige!

    Jetzt wurde eine Task Force gebildet, die verfügbaren Wohnraum in den Gemeinden gemeinsam mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ausfindig machen soll. Für Sekunden hatte ich die Hoffnung, dass meine Tochter nun hier Hilfe finden könnte, aber halt, es geht ja nur um Wohnraum für die unzähligen Neubürger. Also nix wars mit Hilfe.

    Nun gibt es auch noch eine Anweisung von der Regierung von Unterfranken, dass wöchentlich mindestens 50 Flüchtlinge aufzunehmen sind und sofort wird alles getan, um dies umzusetzen. Warum gibt es keine Anweisung, auch oder erstmal den eigenen Bürgern zu helfen? Warum auch, die sollen arbeiten gehen, möglichst noch ein paar Jahre länger als bisher und und die Klappe halten.

    Merkt man denn nicht, dass es nicht nur langsam zu viel des Guten ist, was da passiert, sondern schon jetzt zu viel ist?
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  • Barbara Fersch
    Interessiert es Landräte auch wie groß die Wohnungsnot für das eigene Volk ist? Bezahlbare Wohnungen zu finden, selbst wenn beide Partner arbeiten, ist es schwer eine Wohnung zu finden.
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  • Astrid Geiger-Schmitt
    Beim Sozialen Wohnungsbau darf man aber auch die eigene Bevölkerung nicht vergessen !!!
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  • Dietmar Eberth
    Das hat man schon in den letzten 20 Jahren vergessen/versemmelt !!!

    2006 gab es 2,1 Millionen Sozialwohnungen
    2022 gab es nicht mal mehr 1,1 Mio Sozialwohnungen

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/892789/umfrage/sozialwohnungen-in-deutschland/

    Man stelle sich vor, man hätte in den letzten Jahrzehnten nur den Bestand GEHALTEN. Das wären Sozialwohnungen für mindestens 2-3 Millionen Bedürftige...
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  • Thomas Müller
    Hat man denn die Sozialwohnungen abgerissen, oder stehen die jetzt leer? Ich sehe jedenfalls in Würzburg keine Baulücken. Also ist der Wohnraum noch da, bzw. er vermehrt sich siehe Hubland!
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  • Dietmar Eberth
    Sind aus der Preisbindung gefallen und werden jetzt wesentlich teurer vermietet. Und das muss man sich halt leisten können.
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  • Stefan Wolz
    Die Ukraine ist 1, 5 mal so groß wie Deutschland. Der Krieg herrscht nur in einem sehr kleinen Teil der Ukraine im Osten der Ukraine. Warum unterstützt Europa nicht beim beim Bau von Flüchtlingsunterkünften im Westen der Ukraine? Von der Bevölkerung ist die Ukraine halb so groß wie Deutschland.
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  • Dietmar Eberth
    Zu Hochzeiten gab es über 8 Millionen Binnenflüchtlinge in der Ukraine. Zum Vergleich, nach Deutschland sind etwa 1,1 Millionen Ukrainer geflüchtet.

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1304878/umfrage/anzahl-der-binnenfluechtlinge-in-der-ukraine-nach-herkunftsregion/
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  • Detlef Erhard
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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