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Fährbrück
Das Kloster Fährbrück als Flüchtlingsunterkunft? Würzburgs Landrat Thomas Eberth will das nicht ausschließen
Der Landrat hat das Kloster besichtigt, weil er Flüchtlingsunterkünfte braucht. Sein erster Eindruck ist gut, doch der Widerstand in der Bevölkerung groß.
Ab August steht das Kloster im kleinen Weiler Fährbrück leer. Dann könnten hier vorübergehend Flüchtlinge untergebracht werden. 
Foto: René Ruprecht | Ab August steht das Kloster im kleinen Weiler Fährbrück leer. Dann könnten hier vorübergehend Flüchtlinge untergebracht werden. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:54 Uhr

Noch zwei Augustiner-Patres leben im Kloster Fährbrück. Ein paar Wochen noch. Ab August steht das Kloster leer. Und dann? Eigentümer des großen Anwesens, zu dem die bekannte Wallfahrtskirche und auch ein Bauernhof gehört, ist der Bischöfliche Stuhl. Dieser möchte nach dem Auszug der Augustiner erst einmal ein Wertgutachten erstellen lassen. Ziel sei es, Grundstück und Gebäude zu verkaufen, sagte Landrat Thomas Eberth in einem Pressegespräch und erklärte auch seine weiteren Überlegungen zum Konventgebäude.

Immer wieder stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes vor dem Problem, Geflüchtete im Landkreis Würzburg unterzubringen. "Im Moment haben wir zwar Luft", sagt Eberth. Für etwa 100 Menschen stünden gerade Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung. "Aber, man weiß nie was kommt und wie sich die Flüchtlingsbewegungen entwickeln werden."

Hotelschiff oder Kloster? Wie der Landkreis Würzburg Flüchtlinge unterbringen möchte

Vor einem halben Jahr, im Dezember 2022, stand Eberth wieder einmal vor der Frage, wie es gelingen könnte, Flüchtlinge unterzubringen, ohne, dass Turnhallen wieder zu Notunterkünften würden. Offen kritisierte er, dass einige Gemeinden in seinem Landkreis sehr stark, andere kaum oder manche Kommunen gar keine Emigranten aufnehmen. Die Möglichkeit, ein Hotelschiff zu mieten, schließt Eberth bis heute nicht aus. 

Dazu kam Enttäuschung, weil kirchliche Instiutionen gar nicht auf ein Schreiben des Landratsamtes reagierten, leerstehende Gebäude, die sich zur Unterbringung Geflüchteter eignen würden, zu melden. Wohlwissend, dass es solche gibt, hatte Eberth wie bereits 2015 die Kirche um Hilfe gebeten. Im Sinn hatte er dabei auch das Kloster Fährbrück. 

Wann das Kloster Fährbrück als Flüchtlingsunterkunft in Frage kommt

Als er sich dann Ende Mai vor Ort umsah, "weil ich neugierig war", traf er auf gut 150 besorgte Bürgerinnen und Bürger. Vorstellungen, dass 180 Flüchtlinge im kleinen Weiler Fährbrück bald untergebracht würden, die Kirche schließe, ihre Gebühren für Wasser und Abwasser steigen könnten und Sicherheitsbedenken trieben sie um - auch angestachelt durch ein anonymes Flugblatt, das vorher die Runde machte. 

Gut 150 Bürgerinnen und Bürger kamen am 24. Mai in den kleinen Weiler Fährbrück, um mit Landrat Thomas Eberth über die mögliche  Unterbringung von Flüchtlingen im Klostergebäude zu diskutieren. 
Foto: René Ruprecht | Gut 150 Bürgerinnen und Bürger kamen am 24. Mai in den kleinen Weiler Fährbrück, um mit Landrat Thomas Eberth über die mögliche  Unterbringung von Flüchtlingen im Klostergebäude zu diskutieren. 

Eberth beruhigte, besänftigte, klärte auf. Ähnliche Sorgen hat er schon auf einer Bürgerversammlung in Unterpleichfeld gehört, wo es seit dem 1. April eine Notunterkuft gibt. Dass Flüchtlinge ins Fährbrücker Kloster einziehen werden, will er aber nicht ausschließen. Weder vor Ort noch einen Tag später in der Pressekonferenz. "Wenn wir weiterhin Druck auf dem Kessel haben, ist Fährbrück als Flüchtlingsunterkunft geeignet", sagt er vor Journalistinnen und Journalisten. Wieviele im Kloster untergebracht werden können, lässt er aber offen. "

Wieviele Flüchtlinge könnten im Kloster Fährbrück untergebracht werden

180 werden es aber nicht sein", versichert er. Und für 15 bis 20 Menschen lohne sich der Aufwand nicht. Die Struktur des Klosters ließe es zu, dass relativ schnell Familien mit zwei oder drei Kindern, aber auch Einzeplpersonen untergebracht werden könnten, ohne viel zu investieren. Anderswo sei der Aufwand oft größer, so Eberth. 

Er möchte aber keinesfalls durch jahrelange Pachtverträge gefährden, dass ein potenzieller Käufer abgeschreckt würde. Der Landkreis Würzburg habe wohl eher keine Verwendung für das Kloster und seine Bestiztümer, erklärte Eberth. So könnte er sich die Unterbringung von Flüchtlingen dort auch nur so lange vorstellen, bis das Wertgutachten erstellt und ein Verkauf ansteht.  

Geflüchtete im Landkreis Würzburg

Im Landkreis Würzburg leben momentan 1138 Personen in Unterkünften. Die meisten davon in 40 dezentralen Asylunterkünften, quer über den Landkreis verteilt. Aktuell sind hier rund 830 Menschen untergebracht, 234 Bewohner und Bewohnerinnen leben in den vier Gemeinschaftsunterkünften der Regierung von Unterfranken. Zwei davon gibt es in Ochsenfurt, jeweils eine in Aub und Giebelstadt. Die Notunterkünfte Rottendorf und Unterpleichfeld sind aktuell von 74 Personen belegt.  Etwa 2400 Geflüchtete sind privat untergebracht. 
Nach wie vor kommen die meisten Geflüchteten aus der Ukraine (26 Prozent) in den Landkreis Würzburg. 25 Prozent sind Afghanen, aus Syrien kommen 19 Prozent, aus Somalia neun Prozent. 
Quelle: Landratsamt Würzburg, Stand Mai 2023
 
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  • jebusara@web.de
    Schade um das schöne Kloster!
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  • Alfisti
    @winnem: Kann man doch danach auf kosten der Steuerzahler wieder neu aufbauen bzw. renovieren, wenn noch etwas übrig geblieben ist.
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Die Situation ist schlicht SO: das Landratsamt braucht Platz(Puffer) und die Kiche Geld. Win-Win!
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  • Arcus
    Fährbrück eignet sich wunderbar.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Wenn der Widerstand im Ort so groß ist können ja alle die sich betroffenen fühlen zusammenlegen und das Kloster mir Nebengebäuden erwerben.
    Für den einzelnen wären die Kosten überschaubar.
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  • Albatros
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  • robert.erhard@gmx.de
    Wo ist denn das Problem?
    Warum soll denn dort keine Unterkunft entstehen? Die Menschen werden doch eh nicht lange dort sein, denn die meisten Flüchtlinge wollen eh in die Städte!
    Das Objekt ist doch eh da!
    Warum wird denn von vornherein mit fadenscheinigen und niederen Argumenten erst mal alles abgelehnt?
    Meins, meins, meins! Nein! Ausprobieren!
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  • robertkremling@web.de
    Fährbrück liegt doch günstig. Die Gemüsebauern von Hausen, Bergtheim, Unterpleichfeld und Eßleben suchen dringend Saisonarbeitskräfte. Dies ist doch eine Win-Win-Lösung. Und wer nicht arbeitet obwohl er/sie könnte, gleich wieder zurück.
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  • kleinhenz_philipp@web.de
    Wieso arbeiten denn die armen „eigenen Leute“ nicht dort?
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  • Alfisti
    Wäre Zeit dass die katholische Kirche anstelle immer nur die Hände aufzuhalten und rumzupalavern sich mal konstruktiv beteiligt. Wer ist den der größte Immobilien-Besitzer der Welt?

    Davon abgesehen bin ich auch der Meinung, dass wir uns zuerst um unsere eigenen armen Bedürfigen zu kümmern haben, bevor unsere Politiker die halbe Welt nach Deutschland locken / einladen.

    Und dann wundern sich viele / einige über die Wahlprognosen?!
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  • reutjo
    Der Wahltermin .....

    rückt näher ...... !
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  • to-mu@gmx.net
    Die Kirchen dürfen sich gerne großzügig bei der Unterbringung von Flüchtlingen beteiligen. Da gibts einige Scharten auszuwetzen! Die Kirchen verfügen über viele Immobilien mit zunehmend geringerer Auslastung. Ich finde die Idee gut!
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  • Eos123456
    Die Kirchen geben in der Regel Obdach nicht für Gotteslohn. Die verdienen ordentlich an der Gestellung von Unterbringungsmöglichkeiten.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Ist bei Ihnen nicht auch noch ein Platz frei, eos?🤭
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  • Eos123456
    Extra ecclesiam nulla salus.
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  • haba2908
    Haha, das klang aber in der MP vom 24.05. anders ……..da war der Herr Landrat nur aus Neugierde in Fährbrück! 🙈
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  • Eos123456
    Der ist anscheinend nicht so richtig ausgelastet im Job und hat viel Zeit für Ausflüge ohne Ziel und Zweck.
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  • Lebenhan1965
    @ haba2908

    Im Artikel stand, dass der Landrat wegen eines feigen anonymen Flugblatts in Fährbrück war, das vermutlich von extremistischen Organisationen dort verteilt wurde.

    Hegen Sie Sympathie für die Ersteller des Flugblatts?
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  • stefan.behringer@web.de
    Super!
    Dann kann der Orden auch leichter Kirchenasyl gewähren für Leute, die kein Aufenthaltsrecht haben.
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