Ein volles Haus der Jugend und viele Erinnerungen an das Jahr 2015: In Gaukönigshofen sollen wieder Menschen untergebracht werden, die aus ihrer Heimat geflohen sind. Nur, dass dieses Mal nicht alle notdürftig in einem Saal leben müssen, sondern in einem ehemaligen Gasthaus unterkommen. "Eine der schönsten Einrichtungen, die es im Landkreis Würzburg für Geflüchtete gibt", schwärmt Landrat Thomas Eberth bei einer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend.
Dass der Landkreis Würzburg jetzt das ehemalige Gasthaus und Hotel Zehnter in Gaukönigshofen mieten kann, stimmt Eberth froh. Denn gerade werden dem Landkreis Würzburg aus der Anker-Einrichtung in Geldersheim wöchentlich 50 Personen zugewiesen, die untergebracht werden müssen. Eine Herausforderung. "Im Moment nehme ich alles, wo einigermaßen das Dach dicht ist und eine menschenwürdige Unterbringung möglich ist", konstatiert Eberth.
Erdbebenopfer aus der Türkei finden Zuflucht in Gaukönigshofen
Und damit kommt dem ehemaligen Hotel und Gasthaus Zehnter, dessen Ära als Wirtshaus 2015 zu Ende ging, eine wesentliche Bedeutung in der Flüchtlingsunterbringung zu. Bis vor einem halben Jahr waren hier noch Bauarbeiter untergebracht. An diesem Donnerstag werden dort vor allem Menschen aus der Türkei einziehen, deren Zuhause durch das verheerende Erdbeben im Februar dieses Jahres zerstört worden ist. Gut 50 Personen, wahrscheinlich auch Familien, werden es in der nächsten Woche sein. Weitere 30 sollen eine Woche später folgen.
Der Gebäudekomplex sei optimal geeignet, so Eberth, weil Speisesaal, Aufenthaltsraum und Zimmer mit Duschen vorhanden sind. Dass im ehemaligen Hotel Platz für 80 Personen ist, zweifeln manche an. Doch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes versichern, dass alles - vom Brandschutz bis hin zur Nutzung als Flüchtlingsunterkunft im Mischgebiet - auch den Vorschriften entspreche.
Nicht für jede Erklärung bekommen Eberth und seine Leute aus dem Amt tosenden Beifall. "Das war auch nicht anders zu erwarten", sagt Bürgermeister Johannes Menth. Die Stimmung im Haus der Jugend passe gut zur Stimmung im Ort, sagt er und beschreibt sie aus seiner Wahrnehmung als eher gemischt. "Eher wenige sind komplett dagegen, viele sehen es skeptisch, andere überlegen schon, wie sie unterstützen können." Der Sportverein will Angebote unterbreiten und vielleicht findet sich ja auch wieder ein rühriger Kreis aus Helfern, um die geflüchteten Menschen zu unterstützen, hofft der Bürgermeister. "Wir werden das wuppen", ist er überzegt.
Und er könnte damit gar nicht falsch liegen. Denn schon am Abend sitzen einige Frauen und Männer beisammen, die überlegen, wie sie helfen können. Und auch während der Informationsveranstaltung redet niemand schlecht über Geflüchtete. Einige äußern Sorgen: Einem direkten Anwohner geht es um die Nachtruhe. Ein Vater fragt, ob das Kultusministerium mit Lehrkräften unterstützen wird, wenn die Schulklassen überfüllt sind. Eine Mutter sorgt sich um Kinder, die Hort, Kindergarten und Schule besuchen, die alle in der Nähe der Unterkunft sind.
Wie in Gaukönigshofen über Geflüchtete diskutiert wird
Und ein Mann sagt: "Gaukönigshofen hat nichts zu bieten" und vergleicht den Ort mit Güntersleben, wo in der vergangenen Woche eine Notunterkunft bezogen worden ist. "Der Verteilungsschlüssel passt nicht zur Realität."
Der Landrat beruhigt. Es wird rund um die Uhr Sicherheitspersonal und einen Kümmerer für die Unterkunft geben, die dafür sorgten, dass Regeln eingehalten werden. Überfüllte Schulklassen schließe er aus, weil er nicht davon ausgeht, dass die Geflüchteten Bleiberecht bekommen und schließlich ginge es auch darum, wieviel Menschen er unterbringen kann. "Wir haben keinen Spielraum mehr."
Er wird das vermutlich auch an diesem Montag um 19.30 Uhr im Bürgersaal in Sommerhausen bei einer ähnlichen Veranstaltung sagen, weil dort im ehemaligen Gasthaus "Zum Schwanen" vor wenigen Tagen 50 Menschen in eine Notunterkunft eingezogen sind.