Die Stimmung in Güntersleben scheint aufgeheizt, nachdem die Gemeinde vor wenigen Tagen auf ihrer Homepage informierte, dass das Landratsamt eine Notunterkunft für Geflüchtete im Fahrental plant. Die Unterkunft im Gewerbegebiet, im Gebäude der ehemaligen Veranstaltungshalle Königsallee, so die Information auf der Gemeindeseite, sei dem Landratsamt angeboten worden. Hier könnten etwa 70 Personen vorübergehend untergebracht werden.
Hintergrund ist: Dem Landratsamt werden von der Regierung von Unterfranken weiterhin Asylsuchende und Flüchtlinge zugewiesen, der Landkreis verfügt aber nicht über genügend Gebäude, die angemietet werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts sind ständig auf der Suche nach leerstehenden Büroräumen, Logistikhallen, Gewerbehallen oder weiteren geeigneten Alternativen.
Gespräche mit dem Landrat
Wie Günterslebens Bürgermeisterin Klara Schömig auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilte, gab es vergangene Woche einen Termin mit Landrat Thomas Eberth, ihr selbst, ihren zwei Stellvertretern und dem neu gewählten Bürgermeister Michael Freudenberger, der am 8. Oktober sein Amt antreten wird. Auch die Fraktionssprecher der Gemeinderatsfraktionen waren dabei. "Wir wurden hierbei über die Pläne des Landratsamtes informiert, dass die Halle ab Oktober angemietet werden soll", so Schömig.
Es seien Bedenken über weitere Zugänge von Asylsuchenden und Flüchtlingen in Güntersleben geäußert worden, da im Ort bereits eine größere Anzahl von Personen (Anmerkung der Redaktion: 144 Geflüchtete) angesiedelt sei, so die Information auf der Gemeindeseite. Landrat Eberth habe jedoch deutlich gemacht, "dass es keine Möglichkeiten der Einflussnahme" durch die Gemeinde gebe. Das Landratsamt handle in diesem Falle staatlich für den Bund beziehungsweise den Freistaat Bayern, so Eberth auf Nachfrage.
Security-Team soll vor Ort sein
Weiter wurde bekannt gemacht, dass – um "Bedenken, Ängste und Nöte der Bevölkerung ernst zu nehmen" – ein Security-Team durchgehend vor Ort sein werde und ein so genannter "Kümmerer" als Ansprechpartner für alle sozialen Belange der Bewohnerinnen und Bewohner zur Verfügung stehen soll. Zusätzlich sei die Polizeiinspektion Würzburg-Land über den Standort und die Kapazität der Notunterkunft informiert. Wie Landrat Eberth mitteilte, wurden aber bisher hinsichtlich der weiteren Notunterkünfte im Landkreis keine Belästigungen der Nachbarschaft an ihn herangetragen.
Trotzdem scheint das einigen Bürgern und Bürgerinnen nicht zu reichen. Nach Informationen der Redaktion wurde eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen, die verhindern soll, dass die Königsallee zur Notunterkunft wird. Unter dem Namen "Zur Verhinderung einer menschenunwürdigen Notunterkunft in Güntersleben/Fahrental" sollen derzeit Listen zur Unterstützung der Bürgerinitiative in Geschäften ausliegen.
Zur Begründung heißt es auf der Facebook-Seite "Wir Günterslebener" von einer Mitorganisierenden: "Die Tatsache, dass geflüchteten Menschen Zuflucht gegeben werden muss, ist unstrittig." Allerdings plane das Landratsamt Würzburg im Fahrental eine Unterbringung von 70 erwachsenen Flüchtlingen auf gerade einmal 300 Quadratmetern. "Wir – die Anwohner – betrachten diese Unterbringung als menschenunwürdig und sehen massive Probleme auf die Bewohner und Anwohner sowie die Gemeinde zukommen."
Befürchtungen der Bürger und Bürgerinnen
Dutzende Kommentare reihen sich unter dem Eintrag auf der Facebook-Seite aneinander. Eine FB-Nutzerin schreibt, "bei so vielen Leuten, die in eine Halle gepresst werden, kommt es früher oder später zu Ärger". Ausbaden dürften diesen dann die Bewohner. Eine weitere Userin äußert schriftlich: "Wir haben große Sorgen und Ängste um uns, die dort lebenden Kinder und Jugendlichen und um die Ausführung unseres Gewerbes." Offenbar gibt es auch grundsätzliche Bedenken gegen die Unterbringung weiterer geflüchteter Menschen, so heißt es in einem Kommentar, die Leute wollten keine Zuwanderung mehr, "man soll die, die schon da sind, erstmal integrieren (...)".
Eine Userin stellt fest, es scheine bei der Diskussion um die Unterschriftenaktion nicht wirklich um eine mögliche Platznot zu gehen: "Die Platzfrage...das hört sich auf dem Zettel einfach besser an, als zu schreiben, dass man die Leute hier nicht will."
Bürgermeisterin Schömig: Einrichtung der Notunterkunft ist gesellschaftliche Pflicht
Bürgermeisterin Schömig zeigt auf Nachfrage Verständnis für die Sorgen der Menschen vor Ort, "oft sind ja Ängste da, vor dem, das man nicht kennt". Dennoch sehe sie die Einrichtung der Notunterkunft als gesellschaftliche Pflicht. "Irgendwo müssen die geflüchteten Menschen ja unterkommen, da sind wir in der Verantwortung." Und sie weist darauf hin, dass es sich bei der Einrichtung um eine Notunterkunft handle, wie es sie auch in Rottendorf und seit Kurzem in Unterpleichfeld gibt, "das heißt die Menschen werden dann in dezentrale Unterkünfte verteilt".
Dass Geflüchtete in der Königsallee menschenunwürdig untergebracht werden könnten, wie die Initiatoren der Unterschriftenaktion wohl befürchten, empfindet sie als "Quatsch", es gebe Anforderungen und Kriterien für Notunterkünfte, die eingehalten werden müssen. Schömig wies auch darauf hin, dass mit den bisher in Güntersleben ansässigen Flüchtlingen ein gutes Miteinander und Integration gelungen sei.
Nachgefragt beim zukünftigen Bürgermeister Michael Freudenberger möchte dieser sich zum Thema nicht äußern. Für ein gemeinsames Gespräch mit der Redaktion und dem Landrat sei er offen. Nur soviel: Es handle sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem.
Appell des Landrats – solidarisch zusammenstehen
Landrat Eberth betonte auf Nachfrage, dass er dankbar sei für die Akzeptanz, die die Bürgerinnen und Bürgern den bisher eingerichteten Unterkünften entgegengebracht hätten. "Mir ist bewusst, dass die Einrichtung einer Unterkunft für Geflüchtete in einer Gemeinde auch für Unsicherheit sorgen kann. Aber es gilt jetzt, solidarisch anzupacken, um die angespannte Lage gemeinsam meistern zu können." Eines sei klar: Alles sei besser als die Unterbringung von Geflüchteten in Turnhallen – sowohl für die Betroffenen selbst als auch für die Bürgerinnen und Bürger und das gemeindliche Miteinander.
Laut Eberth beachtet die Unterkunftsverwaltung des Landratsamts als zukünftiger Betreiber der Königsallee als Notunterkunft sowohl bei der Einrichtung als auch während des Betriebs "selbstverständlich alle einschlägigen gesetzlichen Regelungen und anwendbaren Richtlinien". Vor diesem Hintergrund sei die genannte Zahl von 70 Personen als Maximal- und Planungsgröße zu verstehen. Es könne sein, dass aufgrund der genannten Anforderungen weniger Personen vor Ort untergebracht werden können.
Die Befürchtung einer "menschenunwürdigen Unterbringung" weist er zurück, "wir räumen jedoch ein, dass Notunterkünfte im Hinblick auf Komfort und Privatsphäre unterhalb des Niveaus liegen, das in den regulären Unterkünften des Landratsamts für Geflüchtete erreicht wird". Man sei bemüht, den Bestand dezentraler Unterkünfte zu vergrößern. Dies gelinge angesichts des großen Zustroms aber nicht in einem Maß, das die Notwendigkeit von Notunterkünften entfallen ließe.
Mit anderen, eilgst zusammengeflickten Gesetzen, tut sich diese Ampel leichter!
Will die Ampel weiter diese unsägliche Partei stärken?
Menschen brauch eine Unterkunft. Aber wer sorgt dann letztendlich für sie? Vermutlich
kein deutsch oder englisch, fern von ihrer Heimat.