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Würzburg/Schweinfurt
Studie zu drohendem Pflegekollaps: Wie viele Pflegekräfte es in Unterfranken gibt und wie sicher die Versorgung ist
Mehr Senioren, weniger Pflegende – die Pflege in Bayern könnte laut einer neuen Studie bald an Grenzen stoßen. Wie ist der Stand in Unterfranken? Ein Blick auf die Zahlen.
Die Pflege in Bayern steht nach Ansicht von Fachleuten noch in diesem Jahrzehnt personell auf der Kippe. Noch vor 2030 könne der Nachwuchs die Zahl derjenigen, die in Rente gehen, nicht mehr auffangen. 
Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild) | Die Pflege in Bayern steht nach Ansicht von Fachleuten noch in diesem Jahrzehnt personell auf der Kippe. Noch vor 2030 könne der Nachwuchs die Zahl derjenigen, die in Rente gehen, nicht mehr auffangen. 
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 03.02.2024 02:45 Uhr

Der Notstand in der Pflege verschärft sich in Bayern weiter. Noch vor 2030 würden neu ausgebildete Pflegekräfte diejenigen, die in Rente gehen, nicht mehr vollständig ersetzen können – es droht der Kollaps. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB). Was heißt das für Unterfranken?

Auch in der Region wird der Anteil der älteren Bevölkerung in den nächsten Jahren voraussichtlich deutlich steigen. So waren nach Daten des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2022 in Unterfranken 143.930 Menschen über 75 Jahre alt. Bis 2040 könnten es laut Prognosen etwa 206.200 Menschen sein.

Im Jahr 2022 waren in Unterfranken mehr als 17.000 Pflegekräfte beschäftigt

"Am deutlichsten fällt die Zunahme prozentual betrachtet im Landkreis Haßberge mit 60,3 Prozent und im Landkreis Kitzingen mit 56,3 Prozent aus", teilt Prof. Michael Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung, einer der Autoren der Studie, mit. Hingegen werde in Schweinfurt nur mit einem Plus von 22 Prozent gerechnet.

Demgegenüber waren im Jahr 2022 in Unterfranken insgesamt 4472 Beschäftigte in der Altenpflege sowie 12.984 Kranken- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger beschäftigt. Im Vergleich zu 2019 sind das zwar 370 Beschäftigte in der Kranken- und Kinderkrankenpflege mehr. In Bereich Altenpflege allerdings sank die Zahl leicht um 47.

Dieser Rückgang müsse "als natürliche Schwankung" betrachtet werden, sagt Isfort. Es sei kein Hinweis auf den häufig befürchteten "Pflexit", den massenhaften Berufsausstieg von Pflegekräften. Trotzdem bleibt die Frage: Reicht das?

Fakt ist: Der Arbeitsmarkt ist praktisch leergefegt. Im Jahresschnitt waren 2022 in Unterfranken lediglich 57 Krankenpflegende und 38 Altenpflegende arbeitslos gemeldet. Offene Stellen gab es hingegen 224 in der Kranken- du Kinderkrankenpflege und 234 in der Altenpflege.

Schon jetzt klaffen also Lücken. Und in Zukunft? Stabile Prognosen zur exakten Zahl der Beschäftigten in der Pflege in den kommenden Jahren seien schwierig, erklärt Studien-Autor Isfort. Ausbildung und der Versorgung entwickelten sich "enorm dynamisch".

Studie: Versorgungssicherheit in Unterfranken etwas besser als in südbayerischen Regionen

Allerdings stünden die drei unterfränkischen Planungsregionen Main-Rhön, Würzburg und Untermain im Bayern-Vergleich noch ganz gut da. Die Chancen, die Versorgung der älteren Bevölkerung zu sichern, werden von den Studienautoren etwas besser bewertet als etwa in südbayerischen Regionen. Wichtig werde es, Fachkräfte zu halten. So würden beispielsweise am Untermain im Verhältnis zur Anzahl der Pflegebedürftigen nur sehr wenig Pflegekräfte vor Ort leben und arbeiten.

Fazit: Durch die demografischen Entwicklungen wird Pflegepersonal knapp bleiben – selbst wenn sich Bezahlung und Arbeitsbedingungen verbessern würden, heißt es in der Studie. Die Branche müsse deshalb um jeden Ausbildungsplatz, der etwa durch schließende Krankenhäuser verloren gehen könnte, kämpfen.

 
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  • Klaus Fiederling
    Ich denke auch, dass es in den nächsten Jahren noch viel schlimmer wird, für ältere und pflegebedürftige Menschen. Ein altes Sprichwort sagte früher: eine Mutter kann viele
    Kinder großziehen und ernähren, aber nicht viele Kinder ihre eigene Mutter. Das ist auch
    das schlimme in unserer Gesellschaft. Solange ältere Menschen "gut funktionieren", also
    körperlich und geistig fitt sind, ist es kein Problem, da können sich viele noch selbst versorgen
    Sobald aber Gebrechlichkeit und/oder Demenz dazu kommt, hört halt die Selbständigkeit der
    älteren Herrschaften auf. Vater Staat müsste viel mehr Unterstützung für die Pflegekräfte in
    Punkto Verdienst, Anreize die dazu führen, für Jugendliche den Beruf einer/s Pfleger(in)
    zu ergreifen. Klar es ist kein leichter Job und führt oftmals an die Grenze des Einsatzes der
    Pflegekräfte. Ich fürchte, dass es in 15-20 Jahren kaum noch den Beruf eines Pflegers/in gibt,
    da sich unsere heutige Jugend für andere Werte interessiert.
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  • Karin Stratmann
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Erich Fritscher
    Auch diese Studie bringt nichts Neues ans Licht. Wie in den Bereichen Altersversorgung und Gesundheitswesen bedarf auch die Pflege einer grundsätzlichen Reform. Seit Jahren ist das bekannt, aber die Politik und deren Ministerialbeauftragte sägen doch nicht am eigenen Stuhl? 2-Klassengesellschaft? Lobbyismus? Pflege: Wertschätzung? ca. 3.000/3.500 Euro SB mtl.?

    Die globale Wirtschaft und die demographische Entwicklung sorgen mit dafür, dass immer weniger ihre Angehörige pflegen können. Die Menschen werden immer älter und die Jüngeren werden immer weniger. und wohnen häufiger nicht bei ihren Angehörigen.

    Die Lösungen sind doch einfach? Altersversorgung: Kombination aus den Rentenmodellen Österreich und Schweiz. Gesundheitswesen und Pflege: Zusammenlegen – ansonsten Verschiebebahnhof und unnötiger Bürokratismus. Alle zahlen ein, Grundlage sind alle Einkommensarten ohne Beitragsbemessungsgrenze. Bei der Pflege gibt es eine SB (höher/länger) wie bei einem Krankenhausaufenthalt.
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