Die Krankenhausreform und die finanzielle Schieflage vieler Kliniken fordern in Unterfranken erste Opfer. Die Erlöserschwestern geben in Würzburg die Theresienklinik als Belegkrankenhaus auf. Dies bestätigte Generaloberin Monika Edinger am Donnerstag auf Anfrage.
Das Haus soll vom Klinikum Würzburg Mitte (KWM) nur noch als Zentrum für ambulante Operationen fortgeführt werden. Konkrete Gespräche dazu habe man aufgenommen, heißt es. Details stünden noch nicht fest.
Man müsse nun prüfen, was inhaltlich und räumlich in der Theresienklinik möglich ist, sagt KWM-Geschäftsführer Dominik Landeck. Auch das Gesundheitsministerium sei einzubinden, es gehe um Versorgungsauftrag und Fördermittel.
Die 75 in der Theresienklinik beschäftigten Pflegekräfte sollen übernommen werden, versichert Walter Herberth, Oberpflegamtsdirektor der Stiftung Juliusspital. Sie ist Hauptgesellschafterin des Klinikums Würzburg Mitte, zu dem das Juliusspital-Krankenhaus und die Missio-Klinik gehören.
Generaloberin der Erlöserschwestern übt deutliche Kritik an der Politik
"Wir müssen Wege beschreiten, die wir uns nicht gewünscht haben", sagt Monika Edinger von der Kongregation der Schwestern des Erlösers. Es sei verantwortungslos von der Politik, Kliniken einfach ausbluten zu lassen, "da muss sich etwas ändern". Freigemeinnützige Träger wie ihre Kongregation hätten keine Möglichkeit, die entstehenden Finanzierungslücken zu stopfen – anders als kommunale oder staatliche Träger über Steuermittel.
"Belegkliniken fallen sowieso hinten runter, um die kümmert man sich gar nicht", sagt die Generaloberin. Der Schwerpunkt der Krankenhausreform der Bundesregierung liege auf den großen Zentren. Die neuen sogenannten Leistungsgruppen und die politisch gewünschte Ambulantisierung lassen für die Theresienklinik erhebliche Einbußen erwarten. Der Druck steigt, es fehlt die Perspektive. "Wir können nicht allein weitermachen", sagt Edinger.
Die Mitarbeitenden sind über die anstehende Veränderung bereits informiert worden. Sie seien wie die Kongregation froh, dass am Standort auch in Zukunft Patientinnen und Patienten versorgt werden sollen, sagt Edinger.
Stationärer und ambulanter Bereich im Klinikum Würzburg Mitte sollen getrennt werden
Die Theresienklinik besteht seit 1906 in der Würzburger Innenstadt. Das Haus hat derzeit 40 Betten, drei OP-Säle und wird von 30 Belegärzten genutzt. Ihnen soll die Durchführung stationärer Operationen im Juliusspital-Krankenhaus angeboten werden, sagt Stiftungschef Herberth. Er sieht einer Zusammenarbeit ebenso positiv entgegen wie die Generaloberin. Man teile die gleichen christlichen Werte und habe durch die Lage in der Stadtmitte kurze Wege.
Das KWM soll, so der Plan, die Theresienklinik für das ambulante OP-Zentrum nur anmieten. Das Gebäude bleibt im Eigentum der Erlöserschwestern. Perspektivisch soll das Klinikum Würzburg Mitte in der Theresienklinik alle ambulanten Eingriffe konzentrieren. Durch eine enge Taktung erwartet man einen Betrieb mit schwarzen Zahlen. Auch das Klinikum Würzburg Mitte selbst steht wegen der Unterfinanzierung unter massivem Druck.
Herberth verspricht sich von der Trennung des stationären und des rein ambulanten Bereiches auch organisatorische Vorteile. Geschäftsführer Landeck verweist auf den Druck aus der Politik, die ambulante Versorgung aus dem stationären Bereich herauszulösen. Erlöserschwestern und Klinikum Würzburg Mitte gehen von mehrwöchigen intensiven Gesprächen zur Zusammenarbeit aus.
Schon im Oktober wurde bekannt: Erlöserschwestern geben auch Josef-Krankenhaus in Schweinfurt auf
Neben der Theresienklinik geben die Erlöserschwestern auch das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt als eigenständige Einrichtung auf. Dort laufen bereits seit mehreren Wochen Verhandlungen mit der Stadt und dem Leopoldina-Krankenhaus für eine Übernahme.
Die Häuser seien in ihrer Struktur nicht vergleichbar, sagt Monika Edinger. Das Josef-Krankenhaus habe als Klinik der Grund- und Regelversorgung 280 Betten und beschäftige eigenes ärztliches Personal – sei also viel größer als die Theresienklinik in Würzburg. Aber ja: Anstoß sei in beiden Fällen der Druck durch die politischen Reformen bzw. die Unterfinanzierung.
Das die katholische Kirche kein Geld mehr hat ist ja schon länger bekannt.
So werden auch versprochene Lohnerhöhung vom Bischof auf die lange Bank geschoben und um Monate verzögert, Käufer für Kitas gesucht.
Nächstes Jahr werden noch mehr Kliniken in die Insolvenz gehen.
Viel Spass beim Suchen eines dringenden Op-Termins.
Schöne neue Welt......
Anzahl der Krankenhäuser in Deutschland:
1991 2411
2001 2240
2011 2045
2021 1887
Und trotzdem sehr hohes Niveau bei Klinikbetten pro 1000 Einwohner:
Deutschland 7,8
Schweiz 4,5
Italien 3,2
USA 2,8
Dänemark 2,5
https://www.zeit.de/2023/28/krankenhausreform-medizinische-versorgung-personalmangel