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Würzburg
Warum wurde die KU-Vorständin freigestellt? CSU-Fraktion und Landrat Eberth nennen Gründe für Abberufung
Im Landkreis Würzburg sorgt die überraschende Freistellung von Eva von Vietinghoff-Scheel als KU-Vorständin für Diskussionen. Was sind die Hintergründe?
Zwischen Landrat Thomas Eberth und der mittlerweile freigestellten KU-Vorständin Eva von Vietinghoff-Scheel ist das Tischtuch schon lange zerschnitten. 
Foto: Rene Ruprecht, Andreas Jungbauer; Collage: Daniel Biscan | Zwischen Landrat Thomas Eberth und der mittlerweile freigestellten KU-Vorständin Eva von Vietinghoff-Scheel ist das Tischtuch schon lange zerschnitten. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.12.2024 02:31 Uhr

"Welche objektiven Gründe gibt es, Eva von Vietinghoff-Scheel in ihrer Funktion als Vorständin des landkreiseigenen Kommunalunternehmens (KU) zu belassen?" In einem Pressegespräch der CSU-Fraktion beantwortete Landrat Thomas Eberth diese Frage. Im Vorfeld hatten die Fraktionschefs von SPD, Grüne und UWG/FW erklärt, warum sie hinter Vietinghoff-Scheel stehen. 

Die drei Fraktionschefs halten die dringliche Entscheidung des Verwaltungsrats, der am 25. Oktober nichtöffentlich mit einer Mehrheit von acht zu sechs Stimmen Vietinghoff-Scheel überraschend und unmittelbar bei Fortzahlung ihrer Bezüge als Vorständin abberufen hat, für falsch und rechtswidrig. Die Regierung von Unterfranken bestätigt aber die Rechtsauffassung des Landrats, dass er den notwendigen Kreistagsbeschluss durch eine dringliche Anordnung ersetzen durfte.   

CSU-Fraktionschef und Landtagsabgeordneter Björn Jungbauer, der ehemalige Landtagsabgeordnete und CSU-Kreisrat Manfred Ländner und Eberth informieren nun erstmals über die Gründe, die zur Abberufung der Vorständin geführt haben. Dabei gehe es um einen Datenschutzverstoß und falsche Verdächtigungen. 

Sensible Steuerdaten des Landrats weitergegeben

"Im Frühjahr hat Vietinghoff-Scheel Unterlagen, die als vertraulich gekennzeichnet waren und sensible persönlichen Daten enthielten, unberechtigt an die Verwaltungsrätinnen und -räte weitergegeben", sagt Jungbauer. Dies sei später vom Bayerischen Datenschutzbeauftragten beanstandet worden. "Das ist die schärfste Form der Sanktionierung", so der CSU-Fraktionschef.

Nach Informationen dieser Redaktion handelt es sich dabei um Steuerdaten des Landrats und seinem Vorgänger Eberhard Nuß. Bei einer Lohnsteueraußenprüfung des Finanzamtes im Kommunalunternehmen, das auch für die Lohn- und Gehaltsabrechnungen der Landratsamts-Mitarbeiter zuständig ist, sind Unstimmigkeiten in den Fahrtenbüchern für ihre Dienstfahrzeuge aufgefallen.

Eberth räumt das ein und erklärt: "Es wurde nicht gekennzeichnet, ob es sich um dienstlich veranlasste oder um private Fahrten handelt." Nach Informationen dieser Redaktion standen zunächst auch hohe Steuer-Nachforderungen im Raum, weil das Finanzamt alle Fahrten als dienstlich ansah. 

Haltlose und nicht begründete Anschuldigungen in der Sitzungsvorlage

Vietinghoff-Scheel sah sich als Vorständin verpflichtet, den Verwaltungsrat darüber zu informieren und hat nach Rücksprache mit der Regierung von Unterfranken die Unterlagen an die Mitglieder versandt. Mittlerweile, so Eberth, habe der zuständige Fachbereich seiner Behörde aber alles "sauber aufgearbeitet und das Finanzamt auch bestätigt, dass alles in Ordnung ist. Das Thema ist erledigt", sagt er. 

"Die Datenweitergabe war unrechtmäßig", sagt Jungbauer trotzdem und geht auch auf Sitzungsvorlagen ein, in denen Vietinghoff-Scheel aufgrund der fehlerhaft geführten Fahrtenbücher "haltlose und unbegründete Vorwürfe von Straftaten gegen Landrat Eberth und zwei weiteren Mitarbeitern des Landratsamtes" erhebt.

"Alles ist aus dem Ruder gelaufen", stellt Jungbauer fest. Und Ländner kritisiert, dass nicht mehr auf der sachlichen, sondern auf der emotionalen Ebene diskutiert werde. "Das KU ist ein Unternehmen des Landkreises, für das wir sieben Prozent der Kreisumlage ausgeben. Der Kreistag muss doch eine Chance haben, das Unternehmen analytisch zu begleiten", sagt Eberth.

CSU-Fraktion hat ihre Mitglieder informiert

Mittlerweile haben Jungbauer, seine Stellvertreter und der Fraktionsgeschäftsführer die CSU-Mitglieder im Landkreis schriftlich über die Vorgänge im KU informiert. Dabei machen sie deutlich, dass einzelne Beschlüsse nicht politisch motiviert gewesen seien, sondern "nach intensiver Abklärung faktenbasiert und nachvollziehbar erfolgten".   

Eva von Vietinghoff-Scheel will sich noch im Dezember ausführlich zu den Vorwürfen äußern. Gegen ihre Freistellung hat sie Widerspruch eingelegt. Das Bewerbungsverfahren für den neuen Vorstand läuft. Noch drei Männer sind im Rennen. Einer davon soll noch im Dezember berufen werden, damit er zum 1. April 2025 mit seiner Arbeit beginnen kann. 

 
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  • Gerhard Zwierlein
    "und hat nach Rücksprache mit der Regierung von Unterfranken die Unterlagen an die Mitglieder versandt" - wird die Regierung von Unterfranken nun entlassen ????? Oder liebe MainPost habt ihr da was "mißverstanden"? . Also wenn ich bei der Regierung von Unterfranken rückfrage, dass ich der Meinung bin, das zu versenden und die widerspricht da nicht, dann hab ich doch die übergeordnete Aufsichtsbehörde gefragt....und da rollt dann kein Kopf? Aber was noch wichtiger ist....Eigentlich ist der betroffene Landrat nicht nur betroffen, sondern auch befangen. Das man Fahrtenbücher in einem solchem Fall "heilen" kann widerspricht meiner persönlichen Berufserfahrung, der Lehrmeinung und der Rechtsprechung des BFH. Solche Unkenntnis des " Rechts " soll schon öfters vorgekommen sein. Meist bei den Juristen.
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  • Alfred Neumann
    Es ist immer wieder erstaunlich, wie unbeteiligte Laien an einem Vorgang völlig klar Ihre Meinung bestätigt sehen, während sich juristische Fachleute tagelang darüber auseinandersetzen dürfen, um zu einem rechtssicheren Urteil zu kommen.
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  • Günter Lutz
    Wenn der Landrat nichts zu verbergen hätte, würde er es ja öffentlich kommunizieren.
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  • Alfred Neumann
    Es gibt einen öffentlichen Teil und aus gutem Grund einen nicht-öffentlichen Teil, auch zum Schutz der betreffenden Persönlichkeiten. Nur weil im nicht-öffentlichen Teil etwas besprochen wird, heißt es nicht, daß etwas zu verbergen ist.
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  • Martin Deeg
    Vielleicht geht es ja weniger um juristische Expertise als vielmehr um Sozialkompetenz bzw. Defizite in diesem Bereich und um Doppelstandards „in eigener Sache“….?
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  • Ralf Eberhardt
    Nur zur Ergänzung: im wirtschaftlichem Umfeld wird die falsche Reisekostenabrechnung - und das sind die Einträge im Fahrtenbuch - oft "herangezogen", um fristlose Entlassungen zu begründen. Im öffentlichen Umfeld ticken da die Uhren anders.
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  • Walter Stöckl-Manger
    Ich bin von Herzen froh, so eindrucksvoll vorgeführt zu bekommen, dass Amigos keine rein oberbayrischen Erscheinungen sind. Auch hier erfreuen den geneigten Leser deren typische Machenschaften in all ihrer famosen Vorhersehbarkeit. Gekrönt wird das dann noch durch den an Lapidarität kaum zu übertreffenden, schulterzuckend zum Besten gegebene Satz "Es wurde nicht gekennzeichnet, ob es sich um dienstlich veranlasste oder um private Fahrten handelt."
    Tja, genau darum ginge es halt, dienstliche von privaten Nutzungen zu unterscheiden. Aber jetzt ist ja alles bestens in Ordnung (gebracht). Realsatire.
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  • Gerhard Zwierlein
    was glaubt Ihr denn, wofür ein Fahrtenbuch da ist: Den Unterschied zwischen einer steuerfreien Dienstfahrt und einer steuerpflichtigen Privatfahrt...sonst bräuchte man das Fahrtenbuch nicht....Tatsache ist doch, dass es gar nicht möglich ist eine Fahrt ÜBERHAUPT nicht zu kennzeichnen! Da muss man eine Spalte auswählen. Oder es fehlten einfach Kilometer? Es gibt Bürgermeister die führen überhaupt kein Fahrtenbuch...die machen übrigens gar nix falsch....oder sollte man das doch mal juristisch überprüfen lassen?
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Eigentlich Stoff für die Elferratssitzung oder den politischen Aschermittwoch

    da werden Gesetze, Verordnungen, Selbstverpflichtungen etc. zur "Compliance" noch und nöcher in Umlauf gebracht, aber wer mal auf die Idee kommt bei "Unklarheiten" nachzufragen, ist gleich den besten Sanktionen ausgesetzt (die jemand an den Haaren herbeizerren kann?). Also am besten die drei Affen, insbesondere wenn man es sonst mit der CSU (und ihrem Netzwerk) zu tun bekommen würde? Alle sind gleich, aber einige einfach gleicher, und mia san sowieso mia?

    Also wenn der Herr Landrat geglaubt haben sollte, mit dieser "Erklärung" bei mir punkten zu können, liegt er aber sowas von dermaßen daneben.

    Tä-tää!
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  • Barbara Fersch
    Traurig, wie in der Politik gelogen wird zu gunsten eigener Macht !
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  • Gerhard Lenz
    Zu den Merkwürdigkeiten der Main-Post-Berichterstattung gehört inzwischen auch das konsequente Ausblenden der Rolle des Gründungsvorstands Prof. Alexander Schraml (SPD) . Er holte die abberufene Vorständin 2016 ins KU, baute sie im Zuge eines angeblich kostengünstigeren "gleitenden Übergangs"" zur alleinigen Nachfolgerin auf und wechselte schließlich von wohldotierten Vorstandsposten als bezahlter "Vorstandsreferent" an ihre Seite. Alles mit Billigung der zuständigen Kreistagsgremien.
    Im Bayerischen Rundfunk bestätigte Schraml nun, dass ihm das KU als Referent gekündigt habe. Er werde dagegen vor dem Arbeitsgericht klagen. Die Entlassung sei eine rechtlich unzulässige Reaktion auf seine Bemühungen, im KU einen Personalrat zu gründen.
    Landrat Eberth hält die Kündigung für juristisch korrekt und notwendig: Nach der Abberufung der Vorständin werde auch kein Referent mehr für sie benötigt, erklärte er in der Radio-Sendung. Vielleicht auch Stoff für die Main-Post...
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  • Martin Deeg
    Viel erhellender in dem besagten BR-Bericht finde ich folgende Aussage:

    … "Viele Dinge mehr wurden nicht mehr zum Wohle des Landkreises getätigt", erklärt Verwaltungsratsvorsitzender und Landrat Thomas Eberth.“….

    Der gute (nicht „wohldotierte“?) und edle Landrat hat also nur das „Wohl des Landkreises“ im Sinn und es geht gar nicht um Merkwürdigkeiten mit Fahrtenbüchern und Persönliches….?

    Inwiefern dienen denn die Abberufung und die Kündigung dem „Wohl des Landkreises“…? Da gibt es ja offenbar stark abweichende Wahrnehmungen.
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  • Günter Lutz
    Im Landkreis gilt: "’État, c’est moi!“ - "Der Staat, das bin ich".
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  • Sebastian Hansen
    Es ist nicht korrekt, dass ein Kreistagsgremium Herrn Schramls Anstellung als Vorstandsreferent gebilligt hätte. Das liegt daran, dass hierfür laut der bis Sommer 2024 geltenden Satzung allein die Vorständin zuständig war.
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  • Gerhard Lenz
    Dank an Sebastian Hansen für die Richtigstellung. Als Kreisrat im KU-Verwaltungsrat kennt er Details dieser Auseinandersetzung wesentlich genauer als ich (75, Redakteur im Ruhestand, wohnhaft in einer Senioreneinrichtung des Landkreises).
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  • Georg Ries
    Herr Hansen, es ehrt Sie sehr, dass diese Richtigstellung kommt! Danke!!
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  • Martin Deeg
    Ihre Formulierung wird, auch wenn sie neutral formuliert ist, offenbar so interpretiert, dass die fehlende Billigung durch ein Kreistagsgremium gleichbedeutend damit sei, dass der Kreistag die Anstellung von Herrn Schraml als Referenten widersprochen hätte, dies gar „verhindert“ hätte, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte.

    Ist das denn so? Oder wäre dies ggf. nur eine letztlich irrelevante bürokratische Hürde gewesen?
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  • Georg Ries
    Ach Herr Deeg, darum geht es doch gar nicht! Der BR behauptet, der Kreistag habe Dr. Sch. eingestellt. Er war damals gar nicht zuständig! Das hat die Vorständin in eigener Zuständigkeit getan und dabei Herrn Schraml mit einer sehr üppigen Vergütung ausgestattet, wie man so hört. Man wollte nur ein schlechtes Licht auf die Gremien werfen. Da springen Sie natürlich sofort drauf an.
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  • Martin Deeg
    Man „hört“ ja oft so manches, vor allem wenn es um „üppige“ Gelder geht. Die damit oft verbundene Verantwortung sieht der Neider oft weniger.

    Aber zur Sache: genau behauptet der BR das?

    Und wieso sollten die Gremien in einem „schlechten Licht“ erscheinen, wenn sie einen Referenten einstellen würden?
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  • Günter Lutz
    Es scheint, dass unsere Landräte bei der Privatnutzung der Dienst-PKW nicht ganz so genau hingeschaut haben und versuchten, sich die 1%-Regel zu ersparen, um den geldwerten Vorteil der Privatnutzung nicht aus dem Netto bezahlen zu müssen oder die entsprechenden Fahrten korrekt zu versteuern.

    Für mich sieht es so aus, als ob hier ein Fehler der Landräte aufgedeckt wurde, den sie unbedingt aus der öffentlichen Diskussion heraushalten wollten. Deshalb wurde immer um die offiziellen Gründe herumgedruckst, da es sich bei dem Ursprungsproblem um den Landrat persönlich handelt.

    Nachdem diese Fehler offenbar von der KU-Vorständin öffentlich gemacht wurden, wurde unser Landrat offensichtlich etwas unruhig und griff zu drastischen Maßnahmen und entschied sich dafür mit einer groben Retourkutsche die Vorständin zu entfernen.
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