zurück
Würzburg/Schweinfurt
Starkregen: Land unter in Unterfranken
Straßen wurden überflutet, Keller waren vollgelaufen und Bäche über die Ufer getreten: Den ganzen Freitag waren Feuerwehren in Mainfranken im Dauereinsatz.
In der Fachwerkstadt Zeil (Lkr. Hassberge) standen am Freitag Teile der Altstadt unter Wasser. Etwa 120 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW versuchten, dem aus der Altach tretenden Wasser mit Hilfe einer aus Forchheim angerückten  Hochleistungspumpe Herr zu werden.
Foto: Christian Licha | In der Fachwerkstadt Zeil (Lkr. Hassberge) standen am Freitag Teile der Altstadt unter Wasser. Etwa 120 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW versuchten, dem aus der Altach tretenden Wasser mit Hilfe einer aus ...
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:13 Uhr

Es regnete – in manchen Orten Unterfrankens fast zwölf Stunden lang. Vom frühen Freitagmorgen bis zum Abend waren die Feuerwehren im Raum Würzburg, Kitzingen, Main-Spessart, Schweinfurt und in den Hassbergen teilweise im Dauereinsatz. Dies bestätigten die Integrierten Leitstellen Würzburg und Schweinfurt. 

Überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller

"Wir haben extrem viele Einsätze, mittlerweile mehr als 60 seit fünf Uhr heute Morgen", sagte der Pressesprecher der Berufsfeuerwehr Würzburg, Alfred Schubert, noch am Freitagmorgen. Nur wenige Stunden später zählte er bereits 159 Einsätze im Leitstellengebiet, darunter allein 28 im Stadtgebiet Würzburg. Viele Straßen wurden überschwemmt. Keller liefen voll. 

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

So war im Stadtgebiet Würzburg beispielsweise die Schweinfurter Straße teilweise nicht passierbar, weil die Pleichach über die Ufer getreten war. Hier wurde die Feuerwehr durch Mitarbeiter des städtischen Entwässerungsbetriebs unterstützt, die Kanaleinläufe frei von Ästen oder Zweigen räumten, damit das Wasser abfließen konnte. Aus zahlreichen Kellern musste Wasser abgepumpt werden.

Fotoserie

In Reichenberg (Lkr. Würzburg) waren am Mittag weite Teile des Altorts überflutet. Die Ortsdurchfahrt war unpassierbar, der Verkehr wurde über die Autobahn umgeleitet. Die Wassermassen flossen vor allem aus Richtung Kist in den Ort und sammelten sich in der Dorfmitte. Anwohner berichteten, dass sie eine solche Überflutung in den vergangenen 30 Jahren nicht erlebt hätten. Bürgermeister Stephan Hemmerich sprach gegenüber der Redaktion aber von einer beherrschbaren Lage. 

Auch im Landkreis Kitzingen waren die Einsatzkräfte im Dauerdienst – sogar Unterstützung aus den Landkreisen Würzburg und Schweinfurt war nötig. Zahlreiche Straßen mussten gesperrt werden. Besonders stark getroffen hat es im Lauf des Freitags die Marktgemeinde Wiesentheid und Stadelschwarzach. Viele Häuser waren von Hochwasser bedroht. Für den Abend rechnete Kreisbrandrat Dirk Albrecht zudem mit einer Zuspitzung der Lage im Schwarzacher Becken. 

In Wiesentheid hat die Gemeinde über Facebook die betroffenen Bürger aufgefordert, sich an der Steigerwaldhalle Sandsäcke abzuholen sollten. "Schließen Sie sich gerne mit Nachbarn oder Bekannten zusammen, um überschwemmungsbedrohte Bereiche zu sichern", lautete die Aufforderung. Da diese jedoch nicht ausreichten für den hohen Bedarf, packten Freiwillige mit an und halfen Feuerwehr und Bauhof beim Befüllen der Säcke.

Die Sander Straße in Knetzgau mit Bushaltestelle überflutet. Ein Auto ist fast unter Wasser.
Foto: René Ruprecht | Die Sander Straße in Knetzgau mit Bushaltestelle überflutet. Ein Auto ist fast unter Wasser.

Mehr als 60 Einsätze im Bereich Knetzgau

"Wir ertrinken in Einsätzen", sagte Klaus Wörner, stellvertretender Leiter der Integrierten Leitstelle in Schweinfurt. Besonders betroffen war der Landkreis Hassberge und hier der Bereich Knetzgau mit mehr als 180 Feuerwehreinsätzen bis zum Freitagnachmittag. Dort forderte die Gemeinde die Bürgerinnen und Bürger im Kernort auf, ihre Keller leer zu räumen, weil ein Damm überlief und Wassermassen auf den Ort zuströmten. Auch in Zeil stand ein Teil der Altstadt unter Wasser.

Besonders betroffen im Landkreis Schweinfurt war der Raum Gerolzhofen mit acht Einsatzschwerpunkten und weit über 250 Einsatzkräften, darunter Ortschaften wie Michelau, die komplett vom Verkehr abgeschnitten waren und wo die Wasserwacht für Notfälle zur Verfügung stand. Am Freitagmorgen war auch der Bahnübergang in Rentweinsdorf, Markt der Verwaltungsgemeinschaft Ebern (Lkr. Hassberge) überflutet. Ein Notfallmanager der Deutschen Bahn musste kommen.

Region Gerolzhofen stark betroffen

Auch im Raum Gerolzhofen standen Straßen und Keller unter Wasser, Bäche traten über die Ufer. Das Wasser, das der stark angeschwollene Volkach-Bach aus dem Steigerwald und dem Vorland transportierte, sorgte in Gerolzhofen für überflutete Wege. Mehrere Straßen mussten gesperrt werden. Annähernd 300 Einsatzkräfte von Feuerwehren und THW sperrten Straßen, pumpten Keller aus, schützten Anwesen gegen Hochwasser, füllten Sandsäcke im Akkord und sicherten aufgeschwemmte Öltanks.

Fotoserie

Nachdem am Donnerstagabend Starkregen bereits in den Ortsteilen der Gemeinde Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt) zu überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern geführt hatte, sorgte der Starkregen auch Freitag am Fuß der nördlichen Ausläufer des Steigerwalds und im südlichen Landkreis Schweinfurt zu zahlreichen Überschwemmungen. Besonders betroffen waren die Gemeinden Michelau, wo die Ortsdurchfahrt komplett überflutet war, und Dingolshausen, wo mehrere Straßen und Anwesen unter Wasser standen. Auch ein Kunstdüngerlager drohte geflutet zu werden.

Hochwasserwarnung für Mittelfranken

Der Hochwassernachrichtendienst Bayern warnte vor allem in Mittelfranken vor "unwetterartigem Starkregen". Es könne örtlich zu Überschwemmungen und extremen Sturzfluten kommen. Aber auch in Unterfranken bestehe in den Landkreisen Main-Spessart und Kitzingen (Warnstufe gelb) Hochwassergefahr. Im Raum Würzburg und Raum Hassberge (Warnstufe orange) sei mit Überschwemmungen zu rechnen. 

Fotoserie

Wetteraussichten: Gehen die Starkregen am Wochenende weiter?

Laut Guido Wolz, Meteorologe und Leiter des Referats Regionale Wetterberatung beim Deutschen Wetterdienst in München, sollen erst in der Nacht auf Samstag die Niederschläge in ganz Franken abklingen. Dann sei, was die Regenfälle angeht, erstmal Ruhe bis Samstagabend.

Im Laufe der ersten Nachthälfte zum Sonntag werde allerdings von Westen her erneut ein Atlantischer Tiefausläufer auch auf Unterfranken übergreifen mit Gewittern und schauerartig verstärkten Regenfällen. Am Sonntag werde es, so rechnet der Meteorologe – abgesehen von kleinen örtlichen Schauern – weitgehend trocken bleiben. Ein massiver großflächiger Dauerregen wie am Freitag sei am Wochenende nicht mehr zu erwarten. "Die kommende Woche gehe es wechselhaft weiter", sagt Wolz. "Ein dauerhaftes Hoch ist bis zum kommenden Freitag nicht in Sicht." Die Temperaturen werden sich voraussichtlich knapp unter 25 Grad einpendeln.

Wie viel Regen ging in Unterfranken nieder?

Wie viel Regen ging in der Region Unterfranken nieder? Dies sei trotz des großflächigen Dauerregens örtlich sehr unterschiedlich, so der Sprecher des Deutschen Wetterdienstes. Besonders hohe Werte wurden in Kolitzheim im Landkreis Schweinfurt mit 93 Litern pro Quadratmeter gemessen, gefolgt von Schwarzach am Main im Landkreis Kitzingen mit 74 Litern und der Stadt Würzburg mit 66 Litern.

Dieser Artikel wird im Laufe des Tages aktualisiert.



 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Kitzingen
Knetzgau
Kolitzheim
Gerolzhofen
Rentweinsdorf
Angelika Kleinhenz
Berufsfeuerwehren
Bäche
Deutsche Bahn AG
Feuerwehren
Hochwasser und Überschwemmung
Instagram-Inhalte
Starkregen
Unterfranken
Unwetter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • peterjw.forster@web.de
    Ich kann meinen Vorrednern nur beipflichten:. Meinen allerhöchsten Respekt und Dank an alle Helfer und Freiwilligen. Ich war selber auch viele Jahre ini einer freiwilligen Feuerwehr: Man/Frau investiert dort seine Freizeit, um im Ernstfall auch bei Nacht und Nebel oder Wochende zu helfen, und sich potenziell auch selber in Gefahr zu bringen. Und das als Dienst für den nicht immer bekannten Nachbarn! Nur durch solche eine Solidarität kommt eine Gesellschaft zu etwas. Nicht durch das Behindern oder Beschimpfen solcher Menschen!
    Also nochmal: Respekt und Dank!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • norbert.zirnsak@igmetall.de
    Was kann ich tun? Samstags die Straße kehren. Unkraut aus den Flußkannen vorm Haus wegmachen. Den Gulli in der Flusskanne sauberhalten. Schlicht auch darauf achten, dass Wasser sauber weglaufen kann und einfach mal mit dafür sorgen, dass öffentliches Eigentum von allen so behandelt wird, wie es sich gehört: Sauber und ordentlich. Einige Keller und einige Häuser wären nämlich verschont geblieben, wenn jeder einmal vor seiner eigenen Haustüre mithilft.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Baetz_Johannes@t-online.de
    Mainheini: Sie sprechen mir aus der Seele, sowas kann man nicht oft genug sagen. So wie es ausschaut ist doch für viele die Hilfe für in Notgeratene eine Selbstverständlichkeit. deshalb auch von mir ein ganz ganz großes Dankeschön an alle Einsatzkräfte, Helfer und Nachbarn der Betroffenen. Mögen sich all die Schäden in Grenzen halten und vorallem wieder zu beheben sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 691969
    Sie müssten sich fragen was kann ich tun, um der Feuerwehr zu helfen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mainpost@swamp.franken.de
    Wer müßte sich das fragen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Laeufer61
    Hallo MP...

    ...habe grad im Radio gehört das die Schweinfurter-Str. stadteinwärts von der Pleichach überspült wurde.
    Wenn dem so ist, dann später mal viel Spaß in der geplanten Mehrzweck-Arena...

    MfG
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Mainheini
    Herzlichen Dank an alle Einsatzkräfte, nicht nur der Berufsfeuerwehr, sondern auch den vielen ehrenamtlichen Rettungsdiensten, die sich für ihre Nachbarn und Bewohner zur Vefügung stellen. Es ist leider nicht mehr selbstverständlich und wird oft nicht mehr honoriert, sondern sogar noch beschimpft. Viele erwarten, dass die Feuerwehr als Dienstleister da ist, aber fragen nicht, was eigentlich alles dahintersteckt. DANKE.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten