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Reichenberg
Starkregen in der Region Würzburg: Land unter in Reichenberg
In Reichenberg sorgten massive Regenfälle für Hochwasser und überflutete Keller. Die Ortsmitte war am Freitagmittag unpassierbar. Auch in anderen Gemeinden kam es zu Überschwemmungen.
In Reichenberg wurde aufgrund der starken Regenfälle das Dorfzentrum überflutet. Das Wasser kam großenteils aus dem Guttenberger Forst über die Straße ins Dorf.
Foto: Thomas Obermeier | In Reichenberg wurde aufgrund der starken Regenfälle das Dorfzentrum überflutet. Das Wasser kam großenteils aus dem Guttenberger Forst über die Straße ins Dorf.
Claudia Schuhmann
,  Gerhard Krämer
,  Irene Konrad
,  Marcel Dinkel
 und  Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:10 Uhr

Augenzeugen sprachen von Überschwemmungen, wie sie der Ort seit langem nicht mehr erlebt hat: In Reichenberg sorgten am Freitag massive Regenfälle für Hochwasser und überflutete Straßen. Die Ortsdurchfahrt war gesperrt. Es bestand jedoch keine Gefahr für Personen.

Die Gemeinde und Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei baten die Verkehrsteilnehmer, Reichenberg weitläufig zu umfahren. Von der Gemeinde Kist kommend war die Durchfahrt abgesperrt und der Verkehr wurde über die Autobahn umgeleitet. Auch alle weiteren Zufahrtsstraßen nach Reichenberg mussten im Lauf des Freitags gesperrt werden, so dass es unter anderem zu Verkehrsbehinderungen an der Kreuzung der B 19 Richtung Würzburg kam. Dort herrschte am Freitagmittag ein massives Stauaufkommen.

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Die Durchfahrtsstraße in Reichenberg stand komplett unter Wasser. "Mehrere Keller waren überschwemmt und auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Bauhofs befanden sich im Einsatz", bestätigt Bürgermeister Stefan Hemmerich auf Anfrage dieser Redaktion. Er ging davon aus, dass sich die Lage frühestens in den Abendstunden entspannen werde.

Fotoserie

Anwohner: Seit 30 Jahren keine solche Überschwemmung erlebt

Gegenüber der Redaktion berichteten Anwohner, dass sie eine solche Überflutung in den vergangenen 30 Jahren nicht mehr erlebt hätten. Es gebe in Reichenberg zwar immer mal wieder leichte Überschwemmungen, doch keinesfalls in diesem Ausmaß. Betroffen war neben Wohngebäuden auch das Gasthaus "Brunnenbäck", das schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sei.

Im Ort machte man drei Wasserströme aus. Der stärkste floss aus Richtung Kist in die Guttenberger Straße, ein weiterer bewegte sich aus dem Wald durch das Wohngebiet Guttenberger Grund, einen dritten und schwächeren Strom gab es im Sichelsgrund. Die Wassermassen sammelten sich in der Senke in der Ortsmitte an der Dorflinde.

Feuerwehr seit 10 Uhr im Einsatz 

"Wir hoffen, dass sich die Lage langsam beruhigt", sagte Einsatzleiter Benedikt Schmidt von der Feuerwehr Reichenberg am Freitagmittag. Seit 10 Uhr befand sich diese mit 25 Kräften im Einsatz. Zwischenzeitlich habe man über 20 Einsatzstellen im Ort gehabt, Tendenz steigend. "Wir arbeiten uns derzeit systematisch von außen nach innen in den Ort vor und pumpen die Keller aus", sagte Schmidt. Stark betroffen waren die Guttenberger Straße, Bahnhofsstraße, die Würzburger Straße und der untere Weinberg.  

Wassermassen suchen sich ihren Weg auf der Guttenberger Straße in Richtung Reichenberg.
Foto: Peter Krones | Wassermassen suchen sich ihren Weg auf der Guttenberger Straße in Richtung Reichenberg.

Der Einsatzleiter rechnete damit, dass der Pegel weiter ansteige. Das Kanalsystem sei überlastet und auch die Regenrückhaltebecken seien für solche Wassermassen nicht ausgelegt. "Das Oberflächenwasser drückt aus allen Richtungen", erklärte Schmidt. Das Problem sei in erster Linie nicht der anhaltende Regen, sondern die ausgelastete Speicherfähigkeit der Böden. "Die Böden sind voll und können kein Wasser mehr aufnehmen", so Schmidt. Auch sein Keller und die zahlreicher Kollegen waren voll gelaufen. Der Regenmesser in Schmidts Hof zeigte gegen 13 Uhr über 65 Liter an. 

Bürgermeister Hemmerich erklärte, dass seine Gemeinde für derartige Ereignisse sensibilisiert sei und viele Einwohner bereits Pumpen und Rücksaugventile installiert hätten. Am 15. Oktober findet in der Wolffskeel-Halle ein Informationsabend der bayrischen Ingenieurskammer zum Thema Starkregenschutz statt. "Auf derartige Massen waren wir aber nicht vorbereitet", erklärte Hemmerich.

Überflutungen auch in der Stadt Würzburg und im Raum Ochsenfurt

In der Stadt Würzburg war die Schweinfurter Straße teilweise nicht passierbar, weil die Pleichach über die Ufer getreten war. Im Steinbachtal, am Ludwigkai und andernorts kam es ebenfalls zu Überflutungen. 

Auch in anderen Gemeinden im südlichen Landkreis Würzburg musste die Feuerwehr wegen des Starkregens ausrücken. Die Ochsenfurter Wehr etwa war am Freitagvormittag schwerpunktmäßig im Bärental bis zur Polisina im Einsatz. Dort seien hauptsächlich Keller vollgelaufen und Straßen überflutet worden, sagte Zugführer Wolfgang Raps. Unter anderem stand die Unterführung Richtung Zuckerfabrik unter Wasser. In Darstadt jedoch, wo das Starkregenereignis vom Mai 2016 viele Schäden angerichtet hatte, sei es diesmal ruhig geblieben, sagt Raps. Acht Einsätze verzeichnete die Freiwillige Feuerwehr Ochsenfurt bis zum Mittag.

In Frickenhausen sei die Staatsstraße vor dem Tor Richtung Ochsenfurt sowie auf der anderen Seite Richtung Segnitz überflutet worden, berichtet der stellvertretende Kommandant Christian Müller. Die Wehrleute mussten die Straße sperren und dafür sorgen, dass unbekümmerte Autofahrer nicht trotz der erheblichen Strömung durch die Fluten fuhren. Bis zum Nachmittag habe sich die Lage aber bereits wieder entspannt.

Kommandant Marco Seynstahl von der Eibelstadter Feuerwehr hat in seinem Bereich bis Freitagnachmittag keine Einsätze verzeichnet. Allerdings seien Wehrleute aus Eibelstadt Kollegen im ebenfalls stark betroffenen Nachbarlandkreis Kitzingen zu Hilfe geeilt. Die Auber Feuerwehr war in Ostheim im Einsatz, wo der Bach übergelaufen war und abgepumpt werden musste. Im Bereich Röttingen gab es zumindest bis zum Nachmittag keine starkregenbedingten Einsätze, teilte Kommandant Christian Lochner mit. Allerdings führe die Tauber ziemlich viel Wasser.

Brenzliche Situation in den nördlichen Gemeinden

In den nördlichen Gemeinden im Landkreis Würzburg kam es zu teils brenzligen Situationen: Bürgermeister Bernd Schraud von der Gemeinde Hausen berichtete, dass in der Lindenstraße in Rieden der Mühlbach bis zur Kante voll war. "Zum Glück hat der Regen am Mittag nachgelassen und der Pegelstand ist wieder etwas gefallen", so Schraud. "Ich bin zuversichtlich, dass der Mühlbach nun nicht mehr über die Ufer steigt." Größere Schäden seien derzeit noch nicht bekannt.

In Rieden in der Lindenstraße war der Mühlbach kurz vor dem Übertritt.
Foto: Irene Konrad | In Rieden in der Lindenstraße war der Mühlbach kurz vor dem Übertritt.

Auch in Unterpleichfeld verlief die Situation glimpflich: "Die Pleichach stand bei uns zwar bis am Limit, aber unser Bauhof hatte die Lage im Griff, auch was den Vorfluter bei der Kläranlage betrifft", versichert Alois Fischer, Bürgermeister in Unterpleichfeld. "Toi toi toi, dass nicht noch etwas Schlimmeres passiert ist." 

In Bergtheim habe man ebenfalls Glück gehabt, meinte Bürgermeister Konrad Schlier auf Anfrage dieser Redaktion. "Wir hatten Glück", so Schlier. "Ich bin gerade unsere Bäche abgefahren. Sie sind voll, aber nicht über ihr Bachbrett getreten." Auch aus Oberpleichfeld seien ihm derzeit keine Hochwasserschäden bekannt. 

Großschadensereignislage im Landkreis Neustadt an der Aisch Bad Windsheim 

Der starke Dauerregen forderte im Landkreis Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim alle Einsatzkräfte. Zeitweise waren rund 465 im Landkreis aktiv. Um 10 Uhr stellte das Landratsamt die Großschadensereignislage fest. Der Unterricht an den Schulen wurde eingestellt und die Schüler wurden, soweit möglich, mit Schulbussen nach Hause befördert. Für die übrigen Schüler gab es eine Notbetreuung.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurden zahlreiche Straßen und Wege überflutet und damit für den Verkehr unpassierbar. Es kam nach Angaben des Landratsamtes vereinzelt zu Erdabrutschen und entwurzelten Bäumen. Auch zahlreiche Grundstücke und Keller standen unter Wasser. Das Hochwasser bedroht dem Landratsamt zufolge auch Firmengelände, auf denen teilweise Gefahrenstoffe gelagert werden.

Die Mühlstraße in Uffenheim musste gesperrt werden, da sie von der Gollach überflutet wurde.
Foto: Gerhard Krämer | Die Mühlstraße in Uffenheim musste gesperrt werden, da sie von der Gollach überflutet wurde.

Personen wurden in ihren Fahrzeugen in Unterführungen vom Wasser eingeschlossen und mussten geborgen werden. Das Wasser drang vereinzelt auch in elektrische Anlagen ein. Laut Landratsamt kam es bereits zu Rauchentwicklungen und einem Brand. Die Feuerwehren, die Polizei, das Technische Hilfswerk, die Bauhöfe und weitere Hilfsorganisationen waren kreisweit im Dauereinsatz. 

Die Einsatzleitung bat die Bevölkerung, so weit wie möglich, zu Hause zu bleiben und die betroffenen Gebiete zu meiden oder weiträumig zu umfahren. Weiterhin wurde empfohlen, Strom und Heizungen in Hochwasser gefährdeten Räumen abzuschalten, da die Gefahr eines Stromschlags drohen könne.  Die Bevölkerung sei außerdem dazu angehalten worden, Tiefgaragen und Keller nicht zu betreten. 

 
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Kommentare
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  • K. D.
    Nicht immer jammern und an die Hautbräunung denken- der Wasserhaushalt und der Stand des Grundwassers sind wichtiger!
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  • K. F.
    wie sang in den 80er Jahren einmal Rudi Carel: "Wann wird es wieder richtig Sommer!" Die Regengüsse und Gewitter sind momentan schon nervenaufreibend, nicht nur für diejenigen, die es trifft, die quasi fast absaufen, sondern auch für die Landwirtschaft. Wintergerste wären zum dreschen bereit, aber solange es so feucht und nass ist, geht ja gar nichts.
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