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Würzburg
Spitzenforschung: Wo steht Bayern und kann Würzburg die dritte Exzellenz-Uni werden, Herr Blume?
München top, Freistaat Flop? Stimmt nicht, sagt der Wissenschaftsminister. Wie er mehr Uni-Exzellenz in die Fläche bringen will und was er zu Würzburgs Chancen sagt.
Hofft, dass die Würzburger Julius-Maximilians-Universität die dritte bayerische Exzellenz-Universität nach TU und LMU in München wird: Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU).
Foto: Thomas Obermeier | Hofft, dass die Würzburger Julius-Maximilians-Universität die dritte bayerische Exzellenz-Universität nach TU und LMU in München wird: Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU).
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 30.03.2024 02:42 Uhr

Im Exzellenzwettbewerb von Bund und Ländern mussten sich Bayerns Hochschulen mit vielen Projekten schon in der ersten Ausscheidungsrunde verabschieden. Baden-Württemberg steht deutlich besser da. Warum ist das so und welche Rolle spielt die Universität Würzburg samt ihrer Uniklinik? Fragen an Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU).

Frage: Sind Sie als Wissenschaftsminister enttäuscht über das bayerische Abschneiden in der laufenden Exzellenzrunde? Im Vorentscheid sind nur sechs von 26 eingereichten Cluster-Vorschlägen weitergekommen.

Markus Blume: Ich bin mit dem Abschneiden in der ersten Runde durchaus zufrieden. Die bayerischen Universitäten konnten ihre Stärken zeigen. Natürlich wünscht man sich als begeisterter Wissenschaftsminister immer noch mehr. Und es ist tatsächlich ein Wermutstropfen, dass es gerade in Erlangen nicht gelungen ist, noch einen weiteren Antrag in die nächste Runde zu bringen. Umso mehr freue ich mich, dass Würzburg weiterhin im Rennen ist um den zweiten Exzellenzcluster.

Alle Hoffnungen für eine dritte bayerische Exzellenz-Uni ruhen nun einzig auf Würzburg. Welche Chancen räumen Sie der Julius-Maximilians-Universität ein?

Blume: Würzburg hat alle Möglichkeiten, Exzellenz-Universitätsstadt zu werden. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Der Exzellenz-Wettbewerb ist der härteste, den es im Wissenschaftsbereich in Deutschland gibt. Würzburg kann als älteste Universität Bayerns und gleichzeitig als jüngste bayerische Bewerberin neben TU und LMU München noch Exzellenz-Universität werden. Das eigentlich harte Rennen hat die Uni Würzburg noch vor sich. Deutschlandweit konkurrieren mehr als 20 Universitäten um die maximal vier Plätze, die zu besetzen sind.

Um an dem Rennen teilnehmen zu können, muss die JMU den zweiten Exzellenzcluster tatsächlich erst noch holen. Was können Sie als Wissenschaftsminister tun, um die Universität für den verbleibenden Wettbewerb zu unterstützen?

Blume: Wir sind mit der Universität Würzburg im engen Austausch. Ich bin Präsident Pauli und der ganzen Hochschulleitung sehr dankbar, dass sie diese Chance so beherzt beim Schopfe packen. Aufgabe ist jetzt, dass wir den schon vorhandenen Cluster zu Quantenmaterialien sichern und den zweiten Exzellenzcluster zum Thema Nukleinsäuren holen – dazu braucht es herausragende Köpfe. Wir unterstützen, wo wir können: bei Berufungsverhandlungen, mit Ausstattungspaketen, und am Ende drücken wir natürlich auch die Daumen.

Wie wichtig ist es Ihnen, dass Bayern eine dritte Exzellenz-Universität bekommt?

Blume: Aus gesamtbayerischer Sicht wäre es sehr gerechtfertigt, wenn in Nordbayern – nach den beiden herausragenden Münchner Unis – eine weitere Exzellenz-Universität hinzukäme. Exzellente Forschung haben wir an vielen Orten im Freistaat.

Warum ist Baden-Württemberg in der Fläche so viel besser? Hier ist die Exzellenz viel dezentraler verteilt.

Blume: Baden-Württemberg hat eine andere wissenschaftspolitische Historie. In Bayern ist traditionell München sehr stark – nicht nur mit den Top-Universitäten, sondern auch mit exzellenten außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie Max-Planck- oder Fraunhofer-Institut und sogar mit ihren Generalverwaltungen. Inzwischen sehen wir, dass gerade dieses kongeniale Miteinander von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Kampf um die besten Köpfe international den Unterschied macht. Ich möchte perspektivisch, dass wir ähnlich zu Baden-Württemberg auch in anderen Regionen Max-Planck-Institute haben, zum Beispiel in Würzburg und in Erlangen. Das geht natürlich nur im Schulterschluss mit der Max-Planck-Gesellschaft. So können wir weiter an der Exzellenz der Universitäten feilen.

Für die außeruniversitären Einrichtungen ist das Wirtschaftsministerium zuständig. Wie klappt hier die Zusammenarbeit mit Ihrem Kollegen Hubert Aiwanger?

Blume: Wir sind da inzwischen gut abgestimmt und haben ein gemeinsames Verständnis davon, warum gerade auch die Außeruniversitären so wichtig für Bayern sind. Wir ziehen an einem Strang.

Die Universität Tübingen hat allein so viele Exzellenzcluster im Rennen behalten wie alle bayerischen Unis zusammen. Das tut schon weh, oder?

Blume: Das zeigt nur, dass ein solcher Wettbewerb nicht politisch gesteuert, sondern wissenschaftsgeleitet ist. Mal kommt die eine und mal die andere Universität mit mehr Skizzen weiter. Eine Skizze ist aber noch kein erfolgreicher Vollantrag. Deshalb ist es wie im Fußball: Das Spiel dauert 90 Minuten.

Würzburg hatte fünf Clusterskizzen eingereicht und nur einen davon weitergebracht – die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen sogar von acht Vorschlägen nur einen. Hat Sie dieses schwache Abschneiden überrascht?

Blume: Ich finde es falsch, hier von schwachem Abschneiden zu reden. Bei Erlangen habe ich tatsächlich eine Träne im Auge gehabt, weil die FAU eine unserer stärksten Universitäten in Bayern ist, wie Wettbewerbe und Rankings zeigen. Deswegen tut es schon weh, dass das Ticket für die Champions League hier nicht gelöst werden konnte. Aber wie gesagt: Es ist ein knallharter Wettbewerb.

Das Center of Polymers for Life ist einer der größten und wichtigsten Forschungsneubauten der Uni Würzburg. Im März 2023 kam Wissenschaftsminister Markus Blume zum Richtfest.
Foto: Thomas Obermeier | Das Center of Polymers for Life ist einer der größten und wichtigsten Forschungsneubauten der Uni Würzburg. Im März 2023 kam Wissenschaftsminister Markus Blume zum Richtfest.
Dann muss es eben Würzburg herausreißen. Hier gibt es auch ohne Titel schon exzellente Forschungsbereiche, zum Beispiel in der Medizin an der Universitätsklinik, deren Aufsichtsratsvorsitzender Sie sind. Wo steht die Uniklinik im Bayernvergleich?

Blume: Die Uniklinik Würzburg ist eine unserer stärksten medizinischen Einrichtungen. Deshalb setzen wir jetzt alles daran, dass es bei der Errichtung des Kopfklinikums und des Zentrums Frauen-Mutter-Kind zügig vorangeht. Wir haben wichtige Fragen zum ersten Bauabschnitt in der letzten Aufsichtsratssitzung geklärt. Jetzt gehen wir mit Vollgas an die Umsetzung.

Es ist noch nicht lange her, da haben Sie von einem Baubeginn 2025/26 gesprochen. Das scheint im Moment eher unwahrscheinlich. Warum dauert die ganze Planung so lange?

Blume: Sie können sich sicher vorstellen: So ein Klinikneubau ist sehr komplex. Hinzu kommt: Wir sind umzingelt von Vorgaben auf europäischer Ebene, von Bürokratie in Deutschland und natürlich auch von den Vorgaben unseres Haushalts. Am Ende führt das dazu, dass in Deutschland einfach zu langsam gebaut wird. Ich bin der Meinung: Wer schneller baut, baut günstiger. Deshalb sind wir dabei, für das Bauen in der Hochschulmedizin neue Wege zu erschließen. Für Würzburg versuchen wir, maximal zu beschleunigen.

Die 1,4 Milliarden Euro, die Sie selbst für den ersten Bauabschnitt genannt haben, werden voraussichtlich nicht reichen. Steht der Freistaat zu seiner Zusage, die Erweiterung tatsächlich auch zu finanzieren?

Blume: Dieser Ausbau ist Beschlusslage des bayerischen Kabinetts – also fix. Und wenn wir es schaffen, ab jetzt im Zeitplan zu bleiben, spricht vieles dafür, dass die Kosten nicht explodieren. Ich werde alles daransetzen, dass nicht nur der erste Bauabschnitt, sondern auch der zweite so rasch wie möglich kommt. 

Würzburg muss keine Angst haben, dass die Prioritäten in der Medizin noch stärker nach München verschoben werden?

Blume: Das Vorhaben in Würzburg ist unter den richtig großen Baumaßnahmen für die Unimedizin in Bayern mit am weitesten fortgeschritten. Deshalb stehen die Zeichen für Würzburg komplett auf grün. Im Übrigen ist die Uniklinik gerade bei jeder unserer neuen Initiativen aus der Highmed Agenda Bayern dabei: beim Zentrum für komplementäre und integrative Medizin und beim Zentrum für Prävention von Infektionserkrankungen – das sogar mit Sitz in Würzburg. Die Uniklinik hat einfach ein großartiges Team. Und auch in der Krebsforschung ist die Universitätsmedizin in Würzburg mit dem Nationalen Tumorzentrum und dem Bayerischen Krebszentrum hervorragend aufgestellt. Es ist also fast andersherum: Nordbayern macht Südbayern Konkurrenz!

 
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  • Johannes Metzger
    Bayern ist doppelt so groß wie Baden-Württtemberg, hat aber nur halb so viele Eliteuniversitäten wie Baden-Württemberg. (Heidelberg, Konstanz und Tübingen sowie das KIT Karlsruhe).
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  • Alfred Holler
    Da ham se jetz aber nur die Fläche verglichen, nicht die Einwohnerzahl......
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  • Johannes Metzger
    Bayern hat auch bei den Einwohnerzahlen die Nase vorn. Über 2 mio Einwohner mehr als Baden-Württemberg.
    Bei den Eliteuniversitäten hinkt Bayern gewaltig hinterher.
    Dafür versenkt die bayrische Staatsregierung Milliarden in den münchner Untergrund (2.Stammstrecke; zu der es preiswertere Alternativen gegeben hätte)
    Kein Wunder, dass da kein Geld mehr für Spitzenforschung im Norden Bayerns übrig ist.
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  • Alfred Holler
    o.k, aber keine Verdoppelung , wie Sie uns oben suggerieren wollten, sondern etwa 15 % bei völlig anderen Strukturen.
    ansonsten gewohntes Bayern- und CSU-bashing halt...
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