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Würzburg
Mit fünf Themen will die Uni Würzburg sich in der neuen Exzellenz-Runde Prestige und viele Millionen Euro sichern
Es ist der wohl härteste Wettbewerb zwischen Deutschlands Hochschulen. Nur wenige erhalten einen Exzellenz-Status. Die Uni Würzburg will es diesmal wissen.
Die Würzburger Julius-Maximilians-Universität geht zuversichtlich in die neue Runde der Exzellenz-Strategie von Bund und Ländern.
Foto: Patty Varasano | Die Würzburger Julius-Maximilians-Universität geht zuversichtlich in die neue Runde der Exzellenz-Strategie von Bund und Ländern.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:14 Uhr

Ab jetzt gilt's: Die neue Exzellenz-Runde von Bund und Ländern ist gestartet. Bundesweit konkurrieren mehr als 50 Hochschulen um Prestige und viele Millionen Euro an Förderung. Sie hatten im Februar 145 neue Projekte angekündigt, 20 davon aus Bayern. Am 31. Mai war jetzt Antragsschluss. 

Die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) geht mit fünf neuen Anträgen für einen so genannten "Exzellenz-Cluster" (Forschungsfeld) ins Rennen. Und sie hofft, bei einem erfolgreichen Abschneiden vielleicht sogar die erste Exzellenz-Universität in Nordbayern zu werden. Im Freistaat sind dies bislang nur die beiden Münchner Unis TU und LMU, deutschlandweit gibt es elf.

Titel "Exzellenz-Uni" würde Würzburg viel Renommee und Geld bringen

Der Exzellenz-Titel ist für eine Universität höchst lukrativ: Er ist ein Qualitätssiegel für Spitzenforschung, internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lassen sich leichter gewinnen. Außerdem erhalten Exzellenz-Unis eine dauerhafte finanzielle Förderung in zweistelliger Millionenhöhe.

Uni-Präsident Prof. Paul Pauli (hier beim Richtfest des neuen Chemie-Zentralbaus im Juli 2022) unterstreicht die große Bandbreite starker Forschung an der JMU.
Foto: Silvia Gralla | Uni-Präsident Prof. Paul Pauli (hier beim Richtfest des neuen Chemie-Zentralbaus im Juli 2022) unterstreicht die große Bandbreite starker Forschung an der JMU.

Würzburgs Uni-Präsident Paul Pauli freut sich, dass mit den fünf eingereichten Antragsskizzen aus den Lebens-, Natur- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften "die Universität in ihrer Breite als Volluniversität abgebildet wird."

Die Erfolgsaussichten seien gut. Jedes einzelne Projekt stehe für exzellente Forschung und werde von den Verantwortlichen mit großem Einsatz betrieben. Die Bewerbung sei für die Uni eine wichtige Treibfeder im internationalen Wettbewerb um die besten Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Studierenden.

Die fünf Anträge der Julius-Maximilians-Universität Würzburg für die Exzellenz-Runde

Wie Uni-Sprecherin Esther Knemeyer auf Anfrage dieser Redaktion mitteilte, bewirbt sich die Julius-Maximilians-Universität mit nachfolgenden fünf Projekten als neue Exzellenz-Cluster. Einen Antrag stellt die Uni allein, die vier anderen jeweils mit zwei oder drei Partner-Unis:

  • 1. Geistes- und Sozialwissenschaftliche Forschung:
    Der Cluster untersucht verschiedene Wege für eine sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft.
  • 2. Biodiversität und Ökosystemfunktionen:
    In dem naturwissenschaftlich orientierten Cluster wollen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Zusammenspiel der wichtigsten Triebkräfte des globalen Wandels verstehen, um dessen Folgen abzumildern.
  • 3. Biomaterialien:
    In einem ingenieurwissenschaftlich orientierten Cluster wollen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Biomaterialien mit Hilfe von Zellen so funktionalisieren, dass damit bisher nicht mögliche Anwendungen in der Gewebe-Rekonstruktion ermöglicht werden.
  • 4. Nukleinsäureforschung und -technologien:
    Ein weiterer Clustervorschlag stammt aus den Lebenswissenschaften. In diesem geht es um die Erforschung von Nukleinsäuren, die in Zellen sehr viel mehr Aufgaben übernehmen als bislang gedacht. Dadurch wollen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Verständnis grundlegender biologischer Prozesse tiefgreifend verändern und neue Technologien und Medikamente entwickeln, die auf Nukleinsäuren basieren.
  • 5. Immunforschung:
    In einem medizinisch ausgerichteten Cluster sollen durch ein besseres molekulares Verständnis des Immunsystems neue Therapieansätze entwickelt werden.

Exzellenz-Anträge von Universitäten werden in den kommenden zwei Jahren geprüft

Die Exzellenz-Strategie – seit 2019 Nachfolgerin der bundesweiten Exzellenz-Initiative – soll den Wissenschaftsstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb stärken und Dynamik in die Spitzenforschung bringen. Dafür nehmen Bund und Länder im Verhältnis 3:1 viel Geld in die Hand. Jährlich 539 Millionen Euro sind für bis zu 70 Exzellenz-Cluster ab 2026 vorgesehen, sieben Jahre lang. Die einzelnen Projekte können pro Jahr drei bis zehn Millionen Euro einstreichen.

Bewerbung, Prüfung und Vergabe laufen über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Das Verfahren ist aufwändig. Nach Prüfung der nun eingereichten Skizzen wird im Februar 2024 bekanntgegeben, für welche Projekte überhaupt ein Vollantrag gestellt werden darf.

Am Ende, im Mai 2025, entscheidet dann eine international besetzte Kommission. Die Auslese ist hart. Experten erwarten, dass die allermeisten der bestehenden 57 Projekte für weitere sieben Jahre gefördert werden. Damit blieben bundesweit wohl nur rund 20 Neuzusagen.

Bayern hatte bei der letzten Runde enttäuschend abgeschnitten und war hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Zwar holten die beiden Münchner Unis im Verbund vier Exzellenz-Custer.

Daneben kam im Freistaat aber nur die Uni Bayreuth mit ihrer Afrikanistik zum Zuge. Und: Die Universität Würzburg war erfolgreich mit einem spannenden Forschungsprojekt in der Physik, gemeinsam mit der TU Dresden.

Bei dem 2018 erfolgreichen Cluster "Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien" geht es um neue Materialien als Grundlage moderner Hochtechnologien. Die Unis in Würzburg und Dresden wollen ein weltweit führendes Zentrum für die Erforschung von Quantenmaterialien schaffen. 

Die Hochschulleitung hofft ebenso wie das bayerische Wissenschaftsministerium, dass dieses Würzburger Exzellenz-Projekt über 2025 hinaus gefördert wird. Aber geht noch mehr? Das ist zumindest der Anspruch von Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU). In einer Regierungserklärung sagte er jüngst: "Wir streben nach noch mehr Exzellenz!" Elite sei in Bayern kein Schimpfwort, sondern eine Anerkennung.

Bayerns Wissenschaftsminister will eine dritte Exzellenz-Universität für den Freistaat

Zwar prüft das Ministerium die 20 neuen Anträge aus Bayern nur formal und nicht inhaltlich. Aber "wir unterstützen unsere Hochschulen, wo wir können", so Blume, "weil das die Voraussetzung ist, Exzellenz-Uni zu bleiben oder zu werden". Hintergrund: Nur wer als Hochschule mindestens zwei Exzellenz-Cluster vorzuweisen hat, kann sich später in einem eigenen Wettbewerb als Exzellenz-Universität bewerben.

Als solche wolle man die beiden Münchner Unis halten, gibt Blume vor. Aber der CSU-Minister, selbst aus der Landeshauptstadt, strebt nach einer weiteren Exzellenz-Uni für Nordbayern. "Die fränkischen Universitäten haben dank der Hightech Agenda eine herausragende Ausgangslage", befand er im Landtag.

Im Gespräch mit dieser Redaktion gab er sich jüngst erneut sehr zuversichtlich: Würzburg und Erlangen hätten hervorragende Anträge für neue Exzellenz-Cluster eingereicht. "Wir werden eine weitere Exzellenz-Uni in Nordbayern bekommen", sagt Blume.

Würzburg oder Erlangen? Oder doch Bayreuth? Kommt die JMU mit nur einem ihrer fünf neuen Anträge durch und wird der bestehende Physik-Cluster verlängert, wäre sie im Rennen.

Auch die Bewerbung im Verbund mit einer anderen Uni wäre möglich, Voraussetzung sind dann drei Exzellenz-Cluster. Allerdings: Die Zahl der Exzellenz-Unis in Deutschland soll laut Deutscher Forschungsgemeinschaft nur von derzeit elf auf maximal 15 steigen. Höchstens vier neue Hochschulen kommen also hinzu, der Wettbewerbsdruck ist hoch.

 
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