Es ist der größte und härteste Forschungswettbewerb für Hochschulen in Deutschland, es geht um zig Millionen Euro und um jede Menge Prestige. Bei der "Exzellenzstrategie" von Bund und Ländern mischt auch die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) mit.
In der laufenden Runde für den Förderzeitraum 2026-2032 hat sie jetzt einen Teilerfolg verbucht. Die JMU könnte die dritte Exzellenzuniversität in Bayern werden – neben der Technischen Universität (TU) und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Alle anderen bayerischen Hochschulen sind dafür aus dem Rennen.
Würzburg hofft auf zweites Exzellenzcluster nach den Quantenmaterialien
Eine international besetzte Expertenkommission hatte in den vergangenen Monaten 143 Skizzen aus 59 deutschen Hochschulen für so genannte Exzellenzcluster begutachtet. Dies sind hochspezialisierte Projekte der Spitzenforschung, die die Unis allein oder im Verbund mit anderen umsetzen. Würzburg hat seit 2019 bereits einen solchen Cluster: Bei der Entwicklung von Quantenmaterialien arbeitet man mit der TU Dresden zusammen.
Nun könnte ein zweiter Exzellenzcluster hinzukommen: Die Kommission gab grünes Licht für ein Projekt zur Erforschung von Nukleinsäuren, sie spielen eine wichtige Rolle für die Medizin. Eingereicht wurde die Skizze von der Uni Würzburg bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft gemeinsam mit TU und LMU in München. Zusammen dürfen sie nun einen Vollantrag für das Projekt ausarbeiten, ehe im Mai 2025 die endgültige Entscheidung fällt.
Von den deutschlandweit 143 eingereichten Vorschlägen haben es nur 41 in die Endauswahl geschafft – ihre Zahl wird dann voraussichtlich nochmal halbiert. Denn um insgesamt 70 Exzellenzcluster konkurrieren nicht nur die Neubewerbungen, sondern auch die 57 bestehenden Projekte. Sie haben gute Aussichten auf eine Fortführung.
Zwei Cluster als Voraussetzung für eine Bewerbung als Exzellenzuniversität
Aus Bayern waren 26 Skizzen im Wettbewerb, davon verblieben sind nur sechs. Auch die Unis in Regensburg und Erlangen-Nürnberg sind mit jeweils einem Projekt noch dabei. Aber: Neben den beiden Münchner Exzellenzuniversitäten könnte nur noch Würzburg zwei Cluster holen. Und dies ist die Mindestzahl, um sich später auch als "Exzellenzuniversität" bewerben zu können. Der Titel wird in einem eigenen Wettbewerb vergeben.
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) hatte mehrfach betont, man strebe eine dritte Exzellenzuni für den Freistaat an – in Nordbayern. Nach der aktuellen Vorentscheidung kommt dafür einzig die Würzburger JMU in Frage, ein Antrag soll vorbereitet werden. Die Auslese ist allerdings noch strenger als bei den Clustern: Elf deutsche Exzellenzuniversitäten gibt es bereits, ab 2027 sollen es deutschlandweit maximal 15 sein.
Der Exzellenztitel ist für eine Uni höchst lukrativ: Er ist ein Qualitätssiegel für Spitzenforschung, internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lassen sich leichter gewinnen. Außerdem erhalten Exzellenzunis über einen längeren Zeitraum eine millionenschwere Förderung. Im Verhältnis 3:1 stellen Bund und Länder jährlich 208 Millionen Euro für sie bereit. Für die maximal 70 Exzellenzcluster wurde der Etat auf 539 Millionen Euro pro Jahr angehoben. Die einzelnen Projekte können drei bis zehn Millionen Euro einstreichen.
Nach dem mageren Abschneiden Bayerns bei der vorherigen Exzellenzrunde zeigte sich Wissenschaftsminister Blume mit dem Zwischenergebnis diesmal zufrieden. Mit sechs Clustern aus fünf beteiligten Universitäten liege der Freistaat "gut im Rennen".
Baden-Württemberg erneut deutlich stärker als Bayern
Deutlich besser schnitt erneut Baden-Württemberg ab: Aktuell blieb man mit zehn Clustern im Rennen, davon allein sechs aus Tübingen – und damit so viele wie die bayerischen Unis zusammen. Im Ländle ist schon jetzt mehr Exzellenzförderung auf mehr Hochschulen verteilt als in Bayern.
An der Uni Würzburg freut man sich über den Teilerfolg, das erhoffte zweite Cluster bleibt möglich. Insgeheim dürften sich die Beteiligten aber noch etwas mehr erhofft haben. Fünf Skizzen aus verschiedenen Forschungsbereichen hatte man eingereicht, vier davon wurden aussortiert – darunter so zukunftsweisende wie aus der Immuntherapie oder der Entwicklung von Biomaterialien.
Hier zählen die Würzburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur nationalen und teils zur internationalen Spitze. Doch das Niveau der Bewerbungen war laut Deutscher Forschungsgemeinschaft insgesamt sehr hoch: "Die Auswahl war auch mit manchen knappen Entscheidungen verbunden."
Würzburgs Uni-Präsident Paul Pauli sieht das Positive: "Wir sind stolz auf diesen Erfolg. Dass eines unserer Forschungsvorhaben in diesem harten Wissenschaftswettbewerb überzeugen konnte, zeigt: Unsere Universität ist ein international anerkannter Standort für Spitzenforschung." Er sei zuversichtlich, auch die letzte, entscheidende Hürde zu nehmen.
Die viele Arbeit, die in jeden der vier nicht berücksichtigen Projektvorschläge gesteckt wurde, sei in keinem Fall umsonst, so Pauli. Man habe dadurch bestehende Kooperationen vertieft und neue – über Fach- und Universitätsgrenzen hinweg – ins Leben gerufen.