zurück
Würzburg
Erweiterung der Uniklinik Würzburg: Warum die Planungen für dieses Milliardenprojekt so aufwändig sind
Es ist ein Mammut-Bau, allein im ersten Abschnitt entstehen vier Kliniken und 1500 Räume. Die Planer haben viel zu berücksichtigen. Kommt dann auch das Geld vom Freistaat?
Würzburger Uniklinik der Zukunft: Baudirektorin Grit Liebau (links), Bereichsleiterin Universitätsbau beim Staatlichen Bauamt, und Projektleiterin Eva Sacher arbeiten derzeit jede Menge Pläne für die Klinikerweiterung aus.
Foto: Thomas Obermeier | Würzburger Uniklinik der Zukunft: Baudirektorin Grit Liebau (links), Bereichsleiterin Universitätsbau beim Staatlichen Bauamt, und Projektleiterin Eva Sacher arbeiten derzeit jede Menge Pläne für die ...
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 22.03.2024 02:56 Uhr

Die Dimensionen sind gewaltig, die Anforderungen enorm. Die Erweiterung des Würzburger Universitätsklinikums nach Norden gilt als das größte Hochbauprojekt in Unterfranken nach dem Zweiten Weltkrieg. Kosten: über eine Milliarde Euro, allein für den ersten Bauabschnitt.

In den kommenden Jahren sollen in zwei Abschnitten die Kopfkliniken, ein Zentrum Frauen-Mutter-Kind und eine Energiezentrale neu gebaut werden. Davor muss das Grundstück dafür erschlossen werden. Der Freistaat hatte nach langwierigen Verhandlungen vor fünf Jahren eine Fläche von zehn Hektar angekauft. Seitdem laufen Vorbereitungen und Planungen – aber wann wird gebaut?

Planungs- und Bauzeit über das Jahr 2030 hinaus

Noch vor zweieinhalb Jahren dachte man im Staatlichen Bauamt Würzburg, 2025 könnten die ersten Bagger für vorbereitende Maßnahmen rollen. Damals waren die Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs frisch gekürt, aus dem Siegerentwurf entstand ein Masterplan. Für den ersten Abschnitt wurden fünf Jahre Bauzeit veranschlagt, ein weiteres Jahr für die Inbetriebnahmen. 

Grit Liebau, seit 2022 im Bauamt verantwortlich für den Universitätsbau, ist bei der Frage des Zeitplans zurückhaltend. Fest steht: Vor 2030 werden die neuen Kliniken nicht in Betrieb gehen, erst im Sommer 2022 bekam man den Planungsauftrag für die Erschließung. Ein solches Großprojekt sei höchstkomplex. Unwägbarkeiten gebe es allein wegen der Vielzahl an Beteiligten, sagt Liebau.

An der Vorplanung sind laut Bauamt allein für die Klinikbauten im Moment rund 40 Fachplaner beteiligt, darunter Architektur- und Ingenieurbüros, Sachverständige und Gutachter. 15 weitere kommen für die Erschließung dazu. Mit den künftigen Nutzern – also Ärzten, Pflegepersonal, Logistikern – gab es schon 150 Besprechungen. 1500 Räume in vier Kliniken (Augen-, HNO-, Frauenklinik, Anästhesie und Radiologie) sind im ersten Bauabschnitt zu planen: eine Nutzfläche von 30.000 Quadratmetern, 275 Betten, 16 Operations- und fünf Kreißsäle.

Die Erweiterung des Würzburger Uniklinikums nach Norden: Der Siegerentwurf des Planungswettbewerbs, im  Vordergrund die Zentren für Operative und Innere Medizin.
Foto: H.-P. Wuthenow | Die Erweiterung des Würzburger Uniklinikums nach Norden: Der Siegerentwurf des Planungswettbewerbs, im  Vordergrund die Zentren für Operative und Innere Medizin.

Trotzdem: Warum dauert eine solche Planung so lange? Ein Großklinikum ist kein Wohnhaus, es ist ein "lebender" Bau mit unzähligen Leitungen und Schnittstellen, technisch und medizinisch muss alles funktionieren. "Die Herausforderung liegt in der Verzahnung mit der erforderlichen Infrastruktur, der Erschließung, den unterirdischen Medienkanälen und der Energiezentrale", sagt Liebau.

Hinzu kommt die Erwartung von Patientinnen und Patienten: Sie sollen gesund werden. Deshalb werde bei den Räumen heute auf mehr Qualität und Komfort geachtet, erklärt die Baudirektorin. So versucht man auch, mehr Tageslicht in die Untersuchungs- und Behandlungsräume zu bringen, ohne dass sie sich im Sommer zu sehr erwärmen.

Bauministerium will fossile durch regenerative Energien ersetzen

Und dann ergeben sich Änderungen, die vor drei Jahren noch weniger dringlich schienen. Bei der Energieversorgung will Bayern jetzt loskommen von fossilen Trägern wie Erdgas und fordert aufgrund umweltpolitischer Ziele die Umstellung auf regenerative Energien. Klimawandel und Ukraine-Krieg lassen grüßen.

"Ein Klinikum benötigt sehr viel Energie", erklärt Liebau – und zwar weniger zum Heizen, sondern vor allem für die Kälte- und Dampferzeugung sowie für einen permanenten Luftaustausch. Eigentlich war für die neue Energiezentrale eine hocheffiziente Gasanlage geplant. Nun sollen Wärme und Kälte fast ausschließlich regenerativ erzeugt werden – mittels zahlreicher Wärme- und Kältepumpen, Geothermie, Photovoltaik und Eisspeicher.

Mit  Neubauten wächst das Würzburger Uniklinikum nach Norden. So könnte einmal die zentrale Eingangshalle aussehen. 
Foto: Loomn Architektur Visualisierung | Mit  Neubauten wächst das Würzburger Uniklinikum nach Norden. So könnte einmal die zentrale Eingangshalle aussehen. 

Für Nachhaltigkeit und Klimaschutz werden Dächer und teilweise auch Fassaden begrünt, der Sonnenschutz wird immer wichtiger. Grundrisse, Schnitte, Ansichten: Die Pläne auf dem großen Besprechungstisch zeigen, wie kleinteilig und umfangreich die Planung für den Klinikausbau ist. "Wir müssen bei jedem Schritt auch die Wirtschaftlichkeit nachweisen", sagt Projektgruppenleiterin Eva Sacher, "und jede Menge Gutachten einholen".

Nach der Vorplanung muss der Landtag die Gelder freigeben

All dies koste Zeit. Wegen der Dimension und der Art des Baus könne man sich kaum auf vergleichbare Beispiele stützen. Für die Stromversorgung muss ein eigenes Umspannwerk errichtet werden.

Ist die aktuell laufende Vorplanung abgeschlossen, können die Kosten neu geschätzt werden. Dann geht das Vorhaben ins bayerische Kabinett und in den Haushaltsausschuss des Landtags. Nach dortiger Freigabe folgt die Entwurfsphase einer weiterführenden Planung.

Einer, der seit Jahren politisch Druck macht für einen zügigen Klinikausbau, ist der Ochsenfurter SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib. Jüngst wandte er sich mit einer parlamentarischen Anfrage dazu an die Staatsregierung. In der gemeinsamen Antwort von Wissenschafts- und Bauministerium hieß es, die Planung der Norderweiterung werde "mit Hochdruck verfolgt".

Der Grundsatzbeschluss für den Ausbau der Uniklinik ist demnach im Haushaltsausschuss für die erste Sitzung nach der Sommerpause im September oder Oktober vorgesehen. Mitte 2025 sollen die Projektunterlagen für die Erschließung und die Energiezentrale folgen. Ausweichend äußern sich die Ministerien allerdings zum weiteren Fortgang: "Aussagen zum Zeitplan können belastbar erst zu einem späteren Zeitpunkt getroffen werden."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Grombühl
Andreas Jungbauer
Frauenkliniken
Geothermie
Photovoltaik
Stromversorgung
Uniklinik Würzburg
Universitätsklinikum Würzburg
Volkmar Halbleib
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Barbara Fersch
    hinzu kommt die Anbindung der Strabalinie, die schon über 10 Jahre fällig ist.....ob man dies dann bis 2040 auf die Reihe bringt ?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Walter Seubert
    Es werden noch viele Jahre ins Land gehen bis das alles mal bezugsfertig ist.
    Es gab schon einmal einen ehrgeizigen Plan für den Neubau der Kopfklinik. Laut diesem Plan müsste sie eigentlich schon fast fertig sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten